Mythen – Irrtümer – Unwahrheiten. Essays über „ das Valsche“ in der Pädagogik

Auf der Suche nach einer treffenden Übersetzung widmet sich der Beitrag von Thomas Schroedter dem „Kampfbegriff“ antiautoritäre Pädagogik und dessen Deutung. Die Verwirrung hinsichtlich der Deutung von antiautoritärer Pädagogik zum Ausgang nehmend sucht Schroedter nach den Gründen eben dieser.

Zum einen verweist er richtigerweise auf den Versuch, den „Erziehungsnotstand“ mit „zu viel Individualität“ in der Erziehung zu erklären, wie es bei Bernhard Bueb[2] zu finden ist, zum anderen werde die antiautoritäre Pädagogik häufig schlichtweg mit Laissez-faire oder gar Antipädagogik übersetzt und damit gleichermaßen verwechselt. Auch Rousseaus Émile als Wegweiser der antiautoritären Erziehung anzugeben erscheint Schroedter irreführend. Er räumt ein, dass antiautoritäre Erziehung durchaus unterschiedliche Ausprägungen habe, von liberal bis sozialistisch, und sich Irritationen ob des antiautoritären Gehalts daher leicht einstellen könnten.

Mit Verweis auf die zentralen Vordenker/innen Siegfried Bernfeld, Wilhelm Reich, Otto Rühle, Wera Schmidt sowie auf die Studien des Instituts für Sozialforschung aus den 1940er-Jahren und deren Wiederentdeckung in den 1960er-Jahren als Grundlage für den Entwurf alternativer Erziehungsideen sei es jedoch verwunderlich, dass antiautoritäre Erziehung nach wie vor mit so vielen Mythen belegt sei, gleichwohl mythenfreie Definitionsversuche durchaus vorliegen.[3] Abschließend hält Schroedter fest, dass Kindheit und Jugend insgesamt sicherlich angenehmer verliefen, „je weniger autoritär und zwanghaft sie [sei], bei gleichzeitig hoher Empathie und Zuneigung seitens der Erziehenden“ (S. 181). Ob sich das dann antiautoritäre Erziehung nennt oder nicht, ist ja vielleicht auch zweitrangig.

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