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‚Illegale Migration‘. Geschichte und Gegenwart von Wanderungen und ihrer Kontrolle

Nach der politischen Legitimation und der verwaltungstechnischen Etablierung der ‚Festung Europa‘, mithin der sukzessiven Übertragung nationalstaatlicher Migrationspolitik und -kontrolle an die suprastaatliche Institution EU werden in der gegenwärtigen Diskussion über ‚Flüchtlingsströme‘ und ‚Zuwandererfluten‘ europaweit Forderungen nach einer Re-Nationalisierung des Umgangs mit Migration laut. Das bestehende System europäischer Migrationskontrolle ist hoch technologisiert und martialisiert: unter anderem durch eine Satellitenüberwachung der Grenzen, vorgelagerte Kontrollen in den außereuropäischen Transitländern, ein europaweites Fingerabdruckverfahren und bis zu ‚Push-backs‘ reichender Schutz der grünen und blauen europäischen Außengrenzen durch Frontex und nationale Grenzschützer. Die geforderten nationalen Militäreinsätze zur Flüchtlingsabwehr werden – wie zum Beispiel in Ungarn – zum Teil durchgesetzt und Stacheldrahtzäune an den innereuropäischen Grenzen errichtet. Alle Maßnahmen führen zu einer vermehrten Illegalisierung von Migration auch im Innern Europas. Schon dieser kursorische Blick auf unsere Gegenwart zeigt, dass ‚illegale Migration‘ im Wechselverhältnis zwischen Wanderungen, die die unterschiedlichsten Ursachen haben und ihrer (supra)staatlichen Verwaltung konstruiert wird. Die Migrationsgeschichte bestätigt diese Gegenwartsdiagnose: Migrationskontrolle ist das Feld, auf dem sich der moderne Staat überhaupt erst entwickelte. Bemühungen, die räumliche, soziale und kulturelle Herkunft und damit auch die angenommene ökonomische Leistungsfähigkeit eigener Bevölkerungen zu bestimmen, werden als staatliche Kernaufgabe begriffen und führen zur Etablierung und Exekutierung von (Zu)Wanderungsverboten. Der Vortrag verdeutlicht diese Zusammenhänge insbesondere anhand der Geschichte ‚illegaler Migration‘ in den deutschen Staaten des 19. Jahrhunderts.

Zur Person

Dr. Michael Schubert ist Historiker und Politologe und wurde in Geschichte an der Universität Osnabrück promoviert. Dort war er am interfakultativen und interdisziplinären Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) tätig. Seit 2010 forscht und lehrt er im Bereich der Neuesten Geschichte/Zeitgeschichte am Historischen Institut der Universität Paderborn, wo er das DFG-Forschungsprojekt ‚Die Verwaltung des Illegalen. Migratorische und aufenthaltsrechtliche Illegalität in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert‘ durchführt.

Informationen

  • Zeit: Dienstag, 1. Dezember 2015, 19.30 Uhr
  • Ort: Hörsaal 2, Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, 33098 Paderborn
  • Veranstalter: Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn

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