2014 “Corvey von A-Z” – Ein Kinderbuch- und Museumskofferprojekt zum UNESCO-Weltkulturerbe Corvey

Einleitung

Seit 2014 ist Corvey UNESCO-Weltkulturerbe. Aus diesem Anlass heraus haben sich die Studierenden des Seminars unter wissenschaftlicher Leitung von Larissa Eikermann M.A. und künstlerischer Betreuung von Sabrina Zimmerman von A bis Z mit Corvey befasst und so viele Facetten dieses neuen Welterbes beleuchtet sowie didaktisch aufbereitet. In gemeinsamer Seminararbeit ist ein Kinderbuch entstanden, welches Corvey für eine jüngere Zielgruppe erfahrbar macht. In Anknüpfung an die Themen des Kinderbuchs haben die Studierenden ebenfalls individuelle Museumskoffer konzipiert.

Inhaltsbeschreibung

Das Kinderbuchprojekt „Corvey von A bis Z“ – Das Alphabet der UNESCO Weltkulturerbestätten“ und das Bildungsportal für das UNESCO-Welterbe erreichen sie unter folgendem Link auf der Homepage von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender. 

 

Jacqueline Depping

Der Museumskoffer befasst sich mit der Corveyer Allee, deren Geschichte bis in das 18. Jahrhundert zurückgeht. Die Corveyer Allee ist auf das Jahr 1716 datiert. Damals bestand die Allee nur aus Kastanienbäumen. Damals nutzten die Mönche die Allee, um das Kloster mit Wasser zu versorgen. Mit der Erneuerung 1979, wurde ein neuer Baumbestand gepflanzt. Heute wachsen in der Allee Buchen und Linden. Es lässt sich vermuten, dass innerhalb der Allee ein Baumwechsel stattfindet, um das Kloster Corvey von der Stadt Höxter zu abzugrenzen.

Der Koffer richtet sich vor allem an SchülerInnen der Primarstufe, kann aber im Unterricht der Unterstufen anderer Schulformen angewendet werden. Die Themen des Museumskoffers sind für den Sachunterricht bzw. den Biologieunterricht geeignet. 

Mithilfe des Museumskoffers soll zunächst erläutert werden, was eine Allee ist und welche Funktionen sie hat. Zudem wird auch der Bezug zu Corvey dargestellt. In der Auseinandersetzung mit dem Thema „Baum/Bäume“ wird ein Bezug zur Natur, als ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, hergestellt. Wenn wir uns nicht um die Natur kümmern und sie schützen, zerstören wir gleichzeitig unsere eigene Lebensgrundlage. Mit dem Museumskoffer soll die Natur als Lebensgrundlage gezeigt und entdeckt werden: Welche Artenvielfalt von Bäumen gibt es? Welche Bäume tragen Früchte? Welche Früchte kann man selber im Garten anbauen und ernten und welche können nur im Supermarkt gekauft werden? Viele Kinder kennen die Herkunft von unserem Gemüse oder auch von Kräutern nicht, welche/s wir täglich auf unseren Tellern finden. Daher soll der Museumskoffer die Möglichkeit bieten, selbstständig Blumen, Gemüse oder Kräuter anzupflanzen. Dabei können die SuS den täglichen Wachstumsfortschritt beobachten und herausfinden, wie lange das Wachstum einer Pflanze bis zur essbaren Frucht dauert und wie viel Pflege die Pflanze braucht.


Bäume liefern außerdem einen wichtigen Rohstoff – das Holz. Holz umgibt uns überall in unserem Alltag. Sei es in Form von Blei- oder Buntstiften, Papier, Eisstielen, Möbeln oder auch Spielzeug. Die SuS sollen die Gelegenheit bekommen darüber nachzudenken, welche Gegenstände, die sie täglich benutzen aus Holz bestehen.


Der Museumskoffer soll bewusstmachen, welche wichtige Rolle die Natur und speziell die Bäume in unserm Leben einnehmen. Ziel ist es, bei SuS das Interesse an Pflanzen und Bäumen zu wecken. Die Kinder sollen die Vielfalt der Natur kennenlernen und diese schätzen.

Erika Schrainer

„ora et labora“
Der Begriff „Mönch“ leitet sich von dem griechischen Wort „monachos“ ab und bedeutet der „Einsiedler“ / „der Alleinlebende“. In ihrer Einsamkeit widmeten sich die Mönche dem Gebet und der Suche nach Gott. 
Die Benediktinermönche  lebten in ihrer brüderlichen Gemeinschaft nach den Regeln des Heiligen Benedikts. Der Heilige Benedikt von Nursia (480-547) ist der Namensgeber des Ordens. Die Regeln der Benediktiner verpflichten die Mönche zu Gehorsam, Demut, Beständigkeit und zur Schweigsamkeit. 
Der Museumskoffer gewährt Einblicke in die einst in Corvey stehende Benediktinerabtei und enthält Materialien, die den SchülerInnen ermöglichen das Leben eines Benediktinermönchs nachzuempfinden und sich dabei  mit den Regeln und der Lebensweise der Benediktiner auseinanderzusetzen. 
Beginnend mit einer Einführung in das christliche Mönchstum leitet ein Exkurs die SchülerInnen zum Leben des Heiligen Benedikt von Nursia und zur Historie Corveys. Anschließend werden die Ordensregeln des Heiligen Benedikts sowie das Leben hinter Klostermauern thematisiert. Dabei ermöglicht der Museumskoffer einen Perspektivenwechsel. 


Es werden u.a. folgende Fragen thematisiert: Wie haben die Mönche eigentlich gelebt? Und wie ist der Benediktinerorden entstanden? Insbesondere geht es aber um den allumfassenden Leitsatz Benedikts „ora et labora“ (bete und arbeite), der den SchülerInnen immer wieder im Museumskoffer begegnet. Die Auseinandersetzung mit dem Benediktinerorden und dem Leben als Mönch soll zum Nachdenken anregen und zeigen, welche Bedeutung der Benediktinerorden hat. 


Der Museumskoffer ist für die Jahrgangsstufe 9 ausgerichtet. Das Vermittlungskonzept des orientiert sich dabei an den acht Lernpfaden zum Welterbe, die von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender konzipiert wurden. Im Koffer wird vor allem ein Fokus auf die Lernpfade 
 „Annäherung durch Wissen“, „Kunsträume. Immateriell und Materiell“, „Unbekanntes. Ungewohntes. Andersartiges.“, „Alltagsleben. Vom Gebrauch der Dinge“, „Körper. Gesten. Inszenierungen“ und „Erben und Bewahren“ gelegt.

Marie-Luise Rusch

Außerhalb der Mauern von Schlosses Corvey befindet sich direkt an der Weser das „Dreizehnlindenkreuz“. 1750 wurde das Kreuz vom Bildhauer Johannes Pollmann erbaut. Das Denkmal erinnert heute an das „Dreizehnlinden“- Epos, der 1878 von Friedrich Wilhelm Weber verfasst wurde. Die Erzählung handelt von dem Sachsen Elmar, der in die gläubige Fränkin Hildegunde verliebt ist. Die Geschichte spielt im Jahr 822 n. Chr., während der Christianisierung der Sachsen. Der Heide Elmar wird im Streit um Hildegunde verletzt und findet im Kloster „Dreizehnlinden“ Hilfe und Schutz. Elmar erkennt dort seinen Glauben an Gott und an die Gewaltlosigkeit. Er lässt sich taufen und gewinnt so die gläubige Hildegunde zur Frau. 
Das Denkmal wurde erbaut, um an die Überwindung von Gewalt durch Nächstenliebe und Toleranz zu erinnern. Das Kloster ist dabei ein Symbol für einen christlichen Ort des Friedens. Mit dem Kloster „Dreizehnlinden“ aus dem Epos könnte das Schloss Corvey in Höxter gemeint sein, da es Übereinstimmungen zwischen den historischen Tatsachen und dem Epos gibt. 
Der Museumskoffer umfasst drei zentrale Themen: die Linde und ihr Holz, das Epos und seine regionalen Verknüpfungen sowie eine teils gegenwärtige Perspektive auf Religionskriege. 
Der erste Themenkreis umfasst den Lindenbaum: Zum einen ist die Linde ein kulturgeschichtlich aufgeladenes Symbol. Über und durch die kulturgeschichtliche Bedeutung der Linde lassen sich die Folgethemen erarbeiten. Die Linde spielt im Volksglauben schon lange eine bedeutende Rolle. Unter Linden wurde gespielt und geheitratet, aber auch Gericht gehalten. Man nennt so einen entsprechenden Baum deshalb auch „Gerichtslinde“ oder „Friedenslinde“. Zum anderen dient das Holz der Linde als künstlerisches Arbeitsmaterial. In einem künstlerisch-praktischen Kontext bietet sich ein ästhetischer Zugang über die Materialerfahrung mit Holz an. Lindenholz gilt als weich und ist daher bei Bildhauern sehr beliebt. Es kann leicht mit Hammer und Stecheisen sowie mit Schleifpapier oder Feilen bearbeitet werden. Ferner kann über die Rinde der Linde und deren facettenreiches Aussehen eine Einführung in  die über Malerei oder Zeichnung stattfinden.


Der zweite Themenkreis des Museumskoffers befasst sich mit dem „Dreizehnlinden“-Epos und dessen Verbindungen zu Schoss Corvey und zur Stadt Höxter. Näher betrachtet werden hier unter anderem das Epos und dessen Verfasser Friedrich Wilhelm Weber sowie das „Dreizehnlindenhaus“.


Als eine weiterführende Perspektive und dritter Themenkreis werden verschiedene Religionen thematisiert. Kriege mit religiöser Intention durchwachsen die Zeitgeschichte und verlieren auch heute nicht an Aktualität. Mit Hilfe des Museumskoffers können zum Beispiel folgende Fragen thematisiert werden: Darf es Gewalt im Namen der Religion geben? Stehen hinter aktuellen Glaubenskriegen nicht eigentlich politische Interessen? Kann in der heutigen Zeit, wie im „Dreizehnlinden“- Epos die Liebe die Gewalt überwinden?

Anabel Drolshagen

Der Museumskoffer widmet sich der Präsentation von den Engeln, die sich im Schloss Corvey befinden. In der Klosterkirche Corveys, die der Epoche des Barocks entstammt, können viele Engelsdarstellungen in verschiedenen künstlerischen Formen entdeckt werden.
Die Darstellungen der Engel sollen das sakrale Geschehen, wie ein Gebet oder einen Lobesgesang, in der Kirche unterstützen.
Engel weilen im Himmel neben dem Thron Gottes. Sie werden im Auftrag von Gott als Boten oder Verkünder auf die Erde gesandt, um den Menschen Botschaften mitzuteilen. „Das Eintauchen eines Engels in die irdische Raumwelt des Menschen, sein Erscheinen aus einer bestimmten Richtung, das Verweilen an dem jeweiligen Ort ermöglichen daher (...) die Herstellung von Bezügen zu seiner Botschaft.“1 Oft besitzen diese schwebenden Wesen besondere Attribute wie Früchte, Blumen oder Zweige.


Der Museumskoffer soll den SchülerInnen die Möglichkeit eröffnen, sich eigenständig mit der Thematik „Engel“ auseinanderzusetzen. Dazu bietet er zahlreiche Zugänge, um sich auf verschiedenen Wegen dem Thema des Koffers zu nähern. Beispielsweise bietet eine Fotogalerie einen Einblick in die Klosterkirche. Hier wird die Visualisierung verschiedener Engelsbilder in den Fokus gestellt. Die BetrachterInnen sollen an den Ort, an dem die Engel präsent sind geführt werden, indem sie zu BesucherInnen der Kirche werden. Die Innenseite des Koffers zeigt einen Scherenschnitt der Außenansicht der Kirche. Hier finden sich „Gottesbotschaften“, die von den Engeln „verkündet“ werden. 


Kunstgeschichtliches Grundlagenwissen soll durch das Buch „Engel“ von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender erarbeitet werden. Ausgewählte Bibelstellen geben Hinweise auf die Sicht auf Engel aus religiöser Perspektive. Der Museumskoffer soll von den SuS eigenständig erkundet werden. Dabei können sie sich durch verschiedene ästhetische Zugänge dem Thema „Engel“ annähern: Im Koffer werden zum Beispiel die unterschiedlichen Eigenschaften von Engeln dargestellt. Es finden sich skulpturale und malerische Darstellungen von Engeln, wie sie zur Zeit des Barocks signifikant gewesen sind.
Der Museumskoffer kann fächerübergreifend und interdisziplinär für die Fächer Kunst und Religion im Unterricht der Mittelstufe eingesetzt werden.

Inga Gerling
Angelina Dewenter

Der Museumskoffer beschäftigt sich mit dem Thema „Illumination“ sowie dem Skriptorium und der Buchmalerei in Corvey. 


Im Kloster Corvey gab es, wie in vielen anderen Klöstern, ein Skriptorium. In dieser Schreibstube arbeiteten die Mönche an der Abschrift von antiken und zeitgenössischen Schriftstücken und produzierten eigene Texte. Alle Seiten eines Buches wurden mit der Hand mittels selbst hergestellter Tinte und einer Schreibfeder auf Pergament geschrieben. 


„Illumination“ heißt „Erleuchtung“. Warum dieser Begriff für die kunstvollen Verzierungen und Malereien in den Büchern gewählt wurde, erklärt sich beim Anblick der strahlenden Farben. Wie wurde aus den einzelnen Seiten ein Buch hergestellt? Woraus kann man Tinte ganz einfach selbst herstellen? Was unterscheidet die damaligen Bücher von den heutigen? 


Der Museumskoffer bietet Anregungen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen und gibt Einblicke in die kunstvolle Ausgestaltung mittelalterlicher Buchseiten. Die SuS werden dazu angeregt sich handlungsorientiert, entdeckend und experimentell der Thematik der „Illumination“ zu nähern. Im Museumskoffer kann das Thema mit unterschiedlichsten Sinnen erschlossen werden. Er bietet den SuS die Möglichkeit eigene ästhetische Erfahrungen zu machen und verschiedene Zugänge zum Thema zu finden.

Britta Göke

Eine andere Art der Biografie: „Die Lebenspfade Karls des Großen“ 
Karl der Große… dieser Name ist fast jedem ein Begriff. Doch welcher Mensch steckt hinter dem Namen? Wer ist Karl der Große gewesen und was hat er bewirkt? Was macht ihn heute noch aktuell? Der Museumskoffer setzt sich mit diesen Fragestellungen auseinander und beleuchtet unterschiedlichste Facetten des Lebens Karls des Großen. 


Das Vermittlungskonzept des Museumskoffers orientiert sich an den von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender konzipierten acht Lernpfaden zum Weltkulturerbe, die durch ästhetische Zugänge ergänzt und vertieft werden. In der Umsetzung wurden die „Lernpfade“ in „Lebenspfade“ umbenannt, um so einen konkreten und differenzierten Bezug zur facettenreichen Persönlichkeit Karls des Großen zu ermöglichen. 
Anhand einer im Koffer zu entdeckenden „3-D-Biografie“ Karls des Großen, können die SuS zusammen mit der Handpuppe „Karl der Kleine“ die verschiedenen Lebenspfade des historischen Kaisers erarbeiten. So lernen sie mittels vielfältigen ästhetischen Zugängen und verschiedenen Materialien den „jungen“, „grausamen“, „mächtigen“, „reformatorischen“, „alltäglichen“, „legendären“, „regionalen“ und „europäischen“ Karl kennen. 


Ziel des Museumskoffers ist es, sowohl auf die historische Persönlichkeit Karls einzugehen, als auch dessen Wirken und Nachwirken für aktuelle Perspektiven und Problemfelder zu öffnen. Beispielsweise werden im Zusammenhang mit den von Karl dem Großen geführten „Missionierungskriegen“ in Sachsen auch aktuelle religiös motivierte Kriege und Anschläge zum Thema gemacht, wie zum Beispiel der Anschlag auf Satiremagazin „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2015 in Paris. 


Aktualität erhält der Koffer auch durch seine regionalen Bezüge. So war Karl der Große derjenige, der die Gründungsidee für das noch heute existierende Kloster Corvey hatte. In der Welterbestätte sowie in ihrer Umgebung lassen sich Erinnerungen an Karl den Großen entdecken. 
Zielgruppe des Museumskoffers sind SchülerInnen der Sekundarstufe I und II. Der Koffer dabei fächerübergreifend im Kunst-, Geschichts- und Politikunterricht genutzt werden.

Lilli Horn

Sowohl in Märchen als auch in Sagen tauchen Elemente des Magischen und Wunderbaren auf. Während die Sage jedoch einen historischen Kern hat – also einen konkreten Bezug zu realen Orten oder Personen hat – und somit einen Wirklichkeitsanspruch erhebt, ist das Märchen dem rein Wunderbaren anheimgegeben. Neben dem Unterhaltungswert, den eine Sage mit sich bringt, dient sie dazu, Sinnzusammenhänge unerklärlicher Phänomene (z. B.: Tod) und gesellschaftlicher Werte (z. B.: Gottergebenheit) zu vermitteln. 


In der Liliensage von Corvey wird die Todesthematik auf der Folie der christlich geprägten Glaubenslehre thematisiert. Die Sage spiegelt die Einstellung der damals im Kloster lebenden Mönche und der im Umkreis wohnenden Bevölkerung zum Thema Glauben und Tod wider: Gott ist existent und tritt auf wundersame Weise – in Form der Lilie – mit den Menschen in Kontakt. Gott ist es auch, der bestimmt, wann das irdische Dasein eines Menschen beendet ist. Gottes Bestimmung zu missachten wird bestraft – Verschwinden der Lilie –, sich ihr zu fügen, wird in der Vereinigung mit Gott belohnt. 


Der Museumskoffer richtet den Fokus in erster Linie auf die Sage der Klosterlilie von Corvey. Hierdurch soll Interesse geweckt und ein Zugang zur Vermittlung des Weltkulturerbes Schloss Corvey ermöglicht werden. Ausgehend von der Sage soll zudem die Pflanzensymbolik in Erzählungen behandelt werden. Der Kofferinhalt ermöglicht unterschiedliche ästhetische Erfahrungen, die unterschiedliche Sinne ansprechen. So können Samen oder Blumenzwiebeln gepflanzt werden, Gerüche diverser Pflanzen erschnuppert werden und die Kultur des Erzählens wiederbelebt. Der Kofferinhalt ermöglicht dabei unterschiedliche ästhetische Erfahrungen, die unterschiedliche Sinne ansprechen. So können beispielsweise Samen oder Blumenzwiebeln gepflanzt werden oder Gerüche diverser Pflanzen „erschnuppert“ werden. Mit dem Lesen und Vorlesen von Märchen und Sagen auf einer gemütlichen Decke kann die Kultur des Erzählens wiederbelebt werden.

Maria Nebeling

Der Museumskoffer soll SchülerInnen sowie anderen Interessierten das Corveyer Münzwesen näher bringen. Dabei illustriert der Koffer 1300 Jahre der Corveyer Münzgeschichte. 
Das Recht, Münzen prägen zu dürfen, wird als Hoheitsrecht des Staates angesehen. Das Prägerecht lag zunächst beim König. Erst ab dem 10. Jahrhundert kam es dann zu Münzrechtsverleihungen an die Bischöfe, allerdings unter königlichem Namen und dessen Vorgaben. Im 11. Jahrhundert erhielten die Bischöfe und Herzöge das volle Münzrecht. Verleihungen des Münzrechts gingen dann auch an Grafen, Städte und Abteien. Dabei hat die Abtei Corvey einen besonderen Status. Sie erlangte das Münzrecht schon im Jahre 833, durch eine Münzrechtsverleihung des Königs Ludwig den Frommen (814-833). Mit ihr zusammen bekam die Abtei auch die Erlaubnis Märkte abzuhalten und Zölle zu nehmen. Ludwig der Fromme wollte die Reichsabtei Corvey fördern und an die Krone binden. Zudem sollten dadurch auch der wirtschaftlichen Entwicklung des oberen Wesergebietes Impulse gegeben werden. Noch bis Mitte des 14. Jahrhunderts lassen sich in der Abtei geprägte Münzen nachweisen.

Danach ging das Münzrecht, nach einer nicht überlieferten Urkunde, als Pachtlehen an die Hauptstadt Corveys, die Stadt Höxter, über. Der Museumskoffer gibt Hintergrundinformationen zum Münzwesen über mehrere Epochen hinweg. Anhand des Zeitstrahls und der angefügten Texte, die sich jeweils auf beigefügte Münzen beziehen, ist es möglich, sich einen historischen Überblick zu verschaffen. Zudem befinden sich im Koffer verschiedene Gegenstände, die verdeutlichen, wie sehr das Münzwesen die Gesellschaft, Wirtschaft und das Leben der Menschen beeinflusste. Auch zur Veranschaulichung der Münzherstellung sind einige Gegenstände im Koffer zu finden. In diesem Zusammenhang wird die Organisation einer mittelalterlichen Münzstätte beschrieben. Zusätzliche werden noch Informationen zu den historischen Zähl- und Rechnungswerten gegeben, denn diese unterscheiden sich erheblich von den heutigen Werten. 

Wird der Koffer in der Schule angewendet, eignet er sich für einen fächerübergreifenden Einsatz im Kunst- und Geschichtsunterricht der Klassen 6 und 7, wobei er viele Anregungen zur Konzeption verschiedener Unterrichtsreihen bietet.

Luisa Schürmann

Der Museumskoffer behandelt das „Projekt Germania“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Corvey mehr als 800 Fotografien von Modellen für die Planung der „Welthauptstadt Germania“ gefunden. Adolf Hitler wünschte sich, vom Größenwahnsinn getrieben, eine pompöse Hauptstadt in dem von ihm angestrebten Großdeutschen nationalsozialistischen Weltreichs. Die Architektur und somit das Erscheinungsbild Berlins sollten stark verändert werden. Die gigantischen Gebäude sollten die Menschen einschüchtern und die Macht und Stärke des Nationalsozialismus symbolisieren. 


Die Spuren des Stabs, der über Jahrzehnte in Corvey an der Planung von „Germania“ arbeitete, sind verpackt in Kisten und nach der Flucht des Stabs, in Vergessenheit geraten. Nach der Wiederentdeckung der Kisten fanden die Fotografien wieder Beachtung und es folgte 1997 eine Ausstellung in Schloss Corvey. Um den Umstand des „Verpackens und Vergessens“ zu verdeutlichen, befinden sich die meisten Materialien ebenfalls in Kartons im unteren Teil des Koffers. 


Ein großer Teil der Innenstadt Berlins sollte für die geplanten Gebäude weichen. Ein wendbares Architekturmodell illustriert die massiven geplanten Eingriffe in das damalige/heutige Stadtbild Berlins. Menschen wurden umgesiedelt und Gräber verlegt, um Platz für die Gebäude zu gewinnen. Durch Kontrastierung und mithilfe von Karten, Zeichnungen und fiktiven Briefen der umgesiedelten Anwohner, sollen sich die SchülerInnen in die damalige Situation einfühlen und Inszenierungs- sowie Propagandamethoden der Nationalsozialisten kennenlernen und reflektieren. Zudem werden die SchülerInnen dazu angeregt über die Wirkweisen von Architektur auf verschiedenen Ebenen nachzudenken: Wie wirkt Architektur auf die Menschen? Was bedeuten architektonische Eingriffe für ein Stadtbild? 


Die Zielgruppe des Museumskoffers ist aufgrund der komplexen Thematik und der Anbindung an den Kernlehrplan NRW die 10. Klasse des Gymnasiums. Dabei orientiert sich die Vermittlungsstrategie des Koffers hauptsächlich am Lernpfad „Schattenseiten“. 

Mira Falke

In der ehemaligen Abtei- und Klosterkirche zu Corvey befindet sich eine der schönsten und bedeutendsten Orgeln Westfalens: die große Barockorgel von Corvey. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile der Anlage Corveys zerstört und so begann man 1667 mit dem Wiederaufbau. 
Einer der bedeutendsten Orgelbaumeister Westfalens, sein Name war Andreas Schneider, bekam den Auftrag eine Chororgel zu bauen. Aus diesem Grund wird die Orgel auch „Schneider-Orgel“ genannt. 1681 begann Schneider dann, ganz im Stil des Barock, diese Orgel mit aufwändigen Verzierungen auszuarbeiten. Die Orgel baute er mit der damals üblichen Methode der „Springladentechnik“. Andreas Schneider brauchte insgesamt 4 Jahre bis er die zweiteilige Orgel von Corvey mit ihren 50 Registern fertigstellte. Er verzierte das Instrument nicht nur mit Ornamenten, sondern auch mit kleinen und großen Engeln. Engelsköpfe schmücken die Bereiche neben den Orgelpfeifen. Unterhalb des Aufbaus befinden sich noch vier große Engel – es scheint so, als ob diese Engel die Orgel tragen würden. Diese vier Engel sind ein Symbol für die vier Himmelsrichtungen und ein Hinweis auf die vier Pforten des Paradieses, die auch Paradiesströme genannt werden. Sie sollen eine Verbindung zwischen dem Himmel und der Erde darstellen. Die Christen sagen, wenn die Engel herabsteigen bringen sie Ströme verschiedenfarbiger Lichtstrahlen und Klänge zu den Menschen. 
Heute gibt es von solchen Barockorgeln wie der in Corvey weltweit nur noch 7 Stück, die noch im Einsatz sind. Die Corveyer Barockorgel wurde bereits mehrfach repariert und restauriert. Die letzte größere Restaurierung von 1963- 1965 hatte das Ziel, die ursprüngliche Gestalt von 1681 wieder herzustellen. Die Orgel ist heute aufgrund des Befalls mit Bleizucker in einem schlechten Zustand. 


Der Museumskoffer umfasst zwei zentrale Themenbereiche: 1. Die Orgel als Instrument mit dessen Aufbau und Funktion, ihrem Erbauer und Stifter sowie ihre Verzierungen im Stil des Barocks und 2. Die Orgelmusik. Zum Einstieg in das Thema eignet sich das Abspielen der Orgelmusik. Durch die Musik, lässt sich ein Eindruck darüber gewinnen, wie sich das Instrument in einer Kirche anhört. Passend dazu sind zwei Notenblätter vorhanden. Der Museumskoffer bietet die Möglichkeit die Pfeifen einer Orgel näher zu betrachten. Zudem sind Informationen über den Aufbau einer Orgel vorhanden - hier wird auch nochmals näher auf die speziellen Windladen eingegangen, die die Orgel so besonders machen. Außerdem findet sich eine Anleitung zum Bau einer „Mini-Orgel“ aus Holz. 


Das Wappen des Abtes von Bellinghausen, welches in der Verzierung der Orgel immer wieder auftaucht, ist nochmal separat und detaillierter zu betrachten. Putten und Verzierungen schmücken den Koffer im Stil des Barock. Ein besonderes Merkmal dieser Gestaltung ist die Verwendung von Blattgold. Der Museumskoffer bietet die Möglichkeit die Technik des Vergoldens auszubrobieren. 
Der Museumkoffer thematisiert aber auch das aktuelle Hauptproblem der Barockorgel: die bevorstehende Restauration und die Spendensammlung um diese zu Finanzieren. Informationen zu diesem Themenschwerpunkt können unter folgendem Link eingesehen werden: Link

Rebekka Bröker

Der Museumskoffer bietet verschiedene Zugänge zum Thema „Wohnen und Reisen“ im Zeitalter des Barock und in heutiger Zeit. Dazu sind zum einen allgemeine Informationen über die Zeit zwischen 1575 und 1770 gegeben. Zum anderen wird beispielhaft das Leben des italienischen Stuckateurs Giacomo Perinetti beleuchtet. Auf einer Landkarte kann eine mögliche Wanderroute Perinettis von Italien aus nachvollzogen werden, was im Unterricht vertieft werden kann. 


Ein besonderer Fokus soll auf Stuck als plastisches Gestaltungsmittel in Räumen gelegt werden. Daran anschließend bietet sich die Möglichkeit, die erkundeten historischen Elemente des Stucks (Formen und Ornamente) in die heutige Zeit zu übertragen. Der Koffer ist in erster Linie für Schulklassen des Gymnasiums von der 5. bis zur 10. Klasse ausgearbeitet, lässt sich aber darüber hinaus auch erweitern. Die enthaltenen Materialien lassen sich vier Lernpfaden zuordnen: „Annäherung durch Wissen“, „Kunsträume. Immateriell und Materiell“, „Unbekanntes. Ungewohntes. Andersartiges“ und „Alltagsleben. Vom Gebrauch der Dinge“. So ist für den Lernpfad „Kunsträume“ beispielsweise das Materielle durch drei verschiedene Gipsplastiken, die sich an barocken Stuckformen orientieren, vertreten. Zusätzlich bieten fünf Fotobücher mit Stuckaturen von Perinetti sowie ein gemaltes Bild die Gelegenheit, die Wirkung von Stuck im Raum – also seine immaterielle Seite – nachzuvollziehen. Die Gestaltung des Kofferdeckels (Goldrand, Salzteig-Rahmung eines Porträts und gemalte Stuckelemente) kann über den Lernpfad „Alltagsleben. Vom Gebrauch der Dinge“ den Anlass geben, sich im Unterricht mit „Materialimitation“ und dem „Repräsentationsbestreben“ barocker Herrscher zu beschäftigen, um davon ausgehend über heutige Normen/Erscheinungen im Bereich des „Wohnens“ zu reflektieren. 


Die verschiedenen Materialien sollen Möglichkeiten eröffnen, den Museumskoffer für den Einstieg zu Unterrichtseinheiten zu nutzen. Die vorhandenen Arbeitsblätter und Anleitungen können für die Erarbeitung der Themen eingesetzt werden. 

Lena Heller

Die Weser ist nicht nur der längste ausschließlich durch Deutschland fließende Strom, sondern auch Deutschlands „Märchenfluss“. Viele der bekanntesten Märchenfiguren der Brüder Grimm, wie etwa „Frau Holle“, „der Rattenfänger von Hameln“ oder „die Bremer Stadtmusikanten“, sind entlang der Weser zuhause. Sagen und Märchen tauchen immer wieder in unserem Alltag auf und sind bis heute ein wichtiges Kulturgut, weshalb die Grimm´schen Kinder- und Hausmärchen 2005 durch die UNESCO-Kommission zum Weltdokumentenerbe ernannt wurden. 


Neben dem literarischen Wert ist auch die wirtschaftliche Bedeutung der Weser nicht zu vernachlässigen. Der Fluss war schon vor vielen Jahren eine der wichtigsten Handelsstraßen Deutschlands und noch heute ist er als Bundeswasserstraße gelistet. Früher wurden Güter wie Holz, Keramik und Sandstein über die Weser hin zur Nordsee und von dort aus in die Häfen der Welt verschifft. 


Der Museumskoffer bietet den SchülerInnen zahlreiche Möglichkeiten sowohl die Weser an sich, als auch die Sagen und Märchen, die sie beheimatet, kennenzulernen, für sich zu entdecken und selbst kreativ zu werden. Mit der Sammlung sollen die zentralen Aspekte der Weser behandelt werden, wobei unterschiedliche didaktische Zugänge einen Einstieg in die Thematik ermöglichen.

Lisa Kuntze-Fechner

Der Museumskoffer setzt sich mit der Herzoglichen Familie Ratibor auseinander. Für die Auseinandersetzung mit der Herzoglichen Familie bietet der Koffer eine Mischung aus der historischen und der modernen, amtierenden Herzoglichen Familie entschieden, welche ihren Wohnsitz im Schloß Corvey selbst hat. 
Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt dabei auf der Gegenwart, welche als besondere Chance des Themas wahrgenommen wird. Die Kombination des alten Koffers und dem neuen, farbenfrohen Innenleben soll die Brücke zwischen den Generationen schlagen. Zudem werden durch die Auswahl der bunten Farben die Kinder der Familie in den Mittelpunkt gestellt. Dies ist für die Zielgruppe von Vorteil, da das Leben von anderen Kindern eine gute Möglichkeit zur Identifizierung schafft und so das Interesse geweckt wird. 
Die Spuren des Koffers verweisen auf bereits Vergangenes und lassen Spielraum für Assoziationen von Reisen, Abenteuern, Umzügen aber auch negativen Erlebnissen wie Flucht. All diese Ereignisse kamen in der langen Geschichte der Herzoglichen Familie vor. Das bedeutendste Ereignis in Bezug auf den Koffer, war der Umzug von Ratibor nach Corvey. Die Bilderrahmen im Kofferdeckel bilden mit den Fotos eine Art „Ahnengalerie“ und zeigen Ausschnitte des Familienlebens. Es finden sich aktuelle Fotos der Familie mit ihren Kindern, gemischt mit alten Abbildungen von Vorfahren. Die Mischung aus alten Abbildungen und neuen Fotografien zeigt wie weit die Familiengeschichte zurück reicht. Dies lässt sich auch schnell bei der ersten Betrachtung des Museumskoffers feststellen, ohne dass es ein Einlesen in die Texte erfordert. Doch wird so eine mögliche Vertiefung in das beiliegende Informationsmaterial angeregt. Die Entwicklung auf den Fotos zeigt, dass Herzogtümer keineswegs altmodisch sind. Die Familie Ratibor wird in diversen Artikeln als besonders moderne Familie betitelt. Das Hobby der Kinder, das Gärtnern, wird in „Miniatur-Form“ aufgegriffen – die gerade sprießenden Pflanzen können dabei in – passend zum Farbkonzept des Koffers lackierten – Blumentöpfen entdeckt werden. Die Pflanzen und die Erde in den Töpfen sind dabei aus einer Mischung von echter Erde und Gips modelliert worden, sodass sie beim Transport des Koffers nicht beschädigt werden und auch mit den Händen „erkundet“ werden können. Besonders die Oberfläche aus echter Erde, welche zusätzlich mit Sprühkleber fixiert wurde, stellt einen besonderen Reiz dar. 


Die Diskrepanz zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird mit dem beiliegenden Informationsmaterial erneut aufgegriffen. Das Beiheft „Das Herzogliche Haus. Ratibor und Corvey“ bietet einen Überblick über die Entstehung der Herzoglichen Familie und schlägt den Bogen bis hin zur Gegenwart. An diese aktuellen Informationen wird mit einer Sammlung von Zeitungsartikeln angeknüpft, welche es so zur Gründungszeit nicht gab. Die breite Masse der Bevölkerung informiert sich heute über aktuelle Ereignisse auf dem Schloss über die Zeitung. Niederschriften von Ereignissen sind keine Rarität mehr und auch nicht nur den Gelehrten und Reichen zugänglich. Auch die alte Karte erinnert an die Zeit, in welcher Karten mühsam von Hand gezeichnet wurden und eine Vervielfältigung zeitaufwendig war. Dagegen wird eine Tabelle gestellt, welche komprimiert eine Verortung der Gegend, das Wappen und sämtliche nützlichen Informationen beinhaltet. Der Wegweiser durch das Schloss steht in indirektem Zusammenhang zur Familie. Der Wegweiser ist besonders spannend, da die wenigsten Kinder wohl einen Wegweiser durch ihr Zuhause käuflich erwerben können bzw. besitzen.

Dies verdeutlicht, wie besonders der Wohnsitz der Herzoglichen Kinder ist und unterstreicht den Aspekt, dass sie in einem Ausflugsziel wohnen, durch welches Touristen hindurch geführt werden.

Anna Lawnik

Das Thema „Schloss“ bietet vielfältige Aspekte, die von den Schülerinnen und Schülern der Grundschule fächerübergreifend erarbeitet werden können. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die fast vollständig zerstörte Benediktinerabtei Corvey als schlossähnliche Anlage wieder neu errichtet. Der Entwurf dieser Anlage geht auf den damaligen Abt Florenz von der Velde zurück, der im Museumskoffer als Handpuppe kurz durch die Geschichte Corveys führen soll. Die dreigeschossige Vierflügelanlage des Schlosses entspricht dem Stil der Zeit des Wiederaufbaus – dem Barock. 


Im Hinblick auf diese Epoche lassen sich Bezüge zu Architektur (Versailles), Malerei (Stillleben – Caravaggio, Claesz), Kleidermode am Hof und zeitgenössischer Musik etc. herstellen. Der Lernpfad: „Annäherung durch Wissen“ soll diesbezüglich im Vordergrund stehen. Es werden zeittypische Elemente des Barock über den Kofferinhalt aufgegriffen, welche mit kunsthandwerklichen Fertigkeiten verbunden sind, die die SuS selbst durchführen und erfahren sollen (modellieren, malen, nähen). 


Im Museumskoffer tritt das Schloss einerseits als Modell und andererseits in Form einer kolorierten Zeichnung in Erscheinung. Die farblich markierten Gebäudeteile verweisen auf die speziellen Räume des Schlosses (Bibliothek, Kaisersaal, Salons u.a.) und ermöglichen so die Orientierung bei der Erarbeitung der Kofferinhalte. In diesem Kontext können zum Beispiel Kaisersäle anderer Schlösser und die Funktion eines Kaisersaals besprochen werden. Ausgehend von einem Ornament, welches den Kofferdeckel schmückt, können die SuS sich mit Merkmalen von Ornamentik auseinandersetzen und mittels Schablone eigene Ornamente entwerfen. 


Das Thema „Schloss“ soll auch als Ausgangspunkt für den fächerübergreifenden Unterricht dienen. Mit dem Thema lassen sich nicht nur historische Geschichten verbinden, sondern auch einige Märchen, die Kindern bekannt sein dürften. Die Textsorte „Märchen“ kann im Fach Deutsch behandelt werden. Dazu findet sich im Koffer ein Schreibbuch, in das die SuS eigene Geschichten schreiben können. Ein beigefügtes Leporello zeigt einzelne Aspekte des Barocks auf und dient dem schnellen Überblick über die Epoche, während die beigefügte Literatur die kunstgeschichtlichen Hintergründe informiert.

Hannah Fernhomberg

Der Museumskoffer hat die Tapeten von Schloss Corvey zum Thema. Das Thema des Koffers hat eine konkrete Anbindung zur Lebenswelt der SchülerInnen und ermöglicht unterschiedliche ästhetische Zugänge. Die SuS werden haptisch, visuell und motorisch gefordert und gefördert. 
Die Geschichte „Niko entdeckt Corvey“ erzählt, illustriert durch Fotos, von einem Rundgang durch Corvey und dient als Einführung in die mit Corvey verbundenen Themen. Darüber hinaus gibt ein Lehrerhandbuch Informationen über mögliche Einsatzsmöglichkeiten des Museumskoffers im Unterricht sowie Arbeitsblätter. Das Buch „Geschichte der Tapeten“ gibt dabei einen historischen Überblick über die Entwicklung von Tapeten. 


Der Museumskoffer ist durch eine Trennwand in zwei Räume unterteilt: Der eine Raum bietet die Möglichkeit, Tapeten an drei Wänden anzubringen und die räumliche Wirkung unterschiedlicher Tapetenmuster wahrzunehmen. Zu diesem Zweck befindet sich an der Seite des Koffers ein durch Vorhänge verdecktes Fenster. Werden die Gardinen zur Seite geschoben, kann der Raum durch das Fenster betrachtet werden. Die Tapeten von den BetrachterInnen auf Augenhöhe wahrgenommen, sodass sie das Gefühl bekommen, im Raum zu stehen. Die unterschiedlichen Tapetenbeispiele sind zum einen gedruckte Papiere mit Anbindung an Motive aus Corvey und zum anderen moderne Muster. Die Tapetensammlung kann und soll durch weitere Tapetenmuster, die die SuS sammeln oder selber herstellen, ergänzt werden. Der zweite Raum des Koffers beinhaltet dazu die Anschauungs- und Umsetzungsmaterialien, die zur Produktion von Stempeln und selbstgeschöpftem Papier notwendig sind. 
Im Deckel des Koffers befindet sich ein drapierter Stoff. Dies soll an die damalige Kultur erinnern, Stoffe als Wandbekleidung aufzuhängen. Die Draperietapeten in Corvey, auf denen Stoffe realistisch nachgebildet wurden, sind eine Weiterentwicklung dieses Gedankens.

Mareena Hofmeister

Der Museumskoffer soll die verschiedenen Projekte vorstellen, in denen sich unterschiedliche Fachbereiche der Universität Paderborn mit Corvey auseinandersetzten. Der Koffer soll den Schülerinnen und Schüler einen Eindruck von der Arbeit der Universität Paderborn, die über die Grenzen Paderborns hinausgeht, vermitteln.


Die Aufteilung des Koffers orientiert sich dabei an den unterschiedlichen Projekten, die in einzelnen Fächer vorgestellt werden. Der Museumskoffer ist für das Fach Kunst in der Mittelstufe am Gymnasium geeignet. 


Der Museumskoffer thematisiert folgende Projekte: 
„Nova Corbeia – die virtuelle Bibliothek Corvey“. Sie ermöglicht erstmals den virtuellen Zugang zu den Buchbeständen der ehemaligen Klosterbibliothek der Reichsabtei Corvey. Realisiert wurde sie vom Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe der Universität Paderborn unter der Leitung von Prof. Dr. Eva-Maria Seng und der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn unter der Leitung von Dr. Hermann-Josef Schmalor. In diesem Kontext haben die Lernenden die Möglichkeit diese Plattform über ein iPad im Kofferdeckel zu besuchen. Zu diesem Thema findet sich im Koffer ein künstlich gealtertes Bastelbuch, das erklärt, wie ein altes Buch selbst hergestellt werden kann. 


Das Bastelbuch ist inspiriert von der „Kinder- und Jugendakademie Corvey“ (2007), die im Rahmen eines Lehr- und Forschungsprojektes von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender (Fach Kunst) und unter Leitung von Annette Wiegelmann-Bals konzipiert und durchgeführt wurde. In der Akademie konnten Kinder und Jugendliche Kulturerbe hautnah erleben. Zu Themen wie der Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner, dem Klosterleben der Benediktiner, zum Kaisersaal und der Kaiserkirche sowie den Geheimnissen der fürstlichen Bibliothek Corvey konnten die TeilnehmerInnen basteln, malen, bauen, schreiben, singen und tanzen. Angelehnt an die „Kinder- und Jugendakademie Corvey“ wird den SchülerInnen im Koffer vermittelt, wie Farbe selbst hergestellt werden kann. Entweder mit Farbpigmenten, so wie es die Mönche im Mittelalter taten, oder mit pflanzlichen Produkten wie Kaffee, Tee und Kakao. Mit den hergestellten Farben können die SchülerInnen dann in Anlehnung an die Initialen (Initiale = künstlerisch ausgestalteter/ verzierter Anfangsbuchstabe) mittelalterlicher Handschriften und Inkunabeln (Wiegedrucke) beispielsweise den Anfangsbuchstaben ihres Namens ausarbeiten. 
Der Museumskoffer thematisiert auch das „Letter-ART Projekt zu: Kunst. Krieg. Frieden.“, das von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender (Fach Kunst) initiiert wurde. Im Kofferdeckel befindet sich dazu eine „Letter-Art-Arbeit“ zum Thema „Corvey als Pilgerort – damals und heute“. Die Schülerinnen und Schüler können zu diesem Thema weitere Briefumschläge mittels Malerei, Zeichnung, Druck, Fotografie oder Mixed-Media gestalten. 


Auch die „World Heritage Education“ im Rahmen des „Museumskofferprojekts der Universität Paderborn“ ist ein Thema des Museumskoffers. Das kunst- und museumspädagogische Konzept der „Museumskoffer für das UNESCO-Welterbe“ gehört im Bereich des Kunstpädagogik-Studiums an der Universität Paderborn seit mehr als 12 Jahren zum Lehr- und Forschungsprogramm und besitzt einen bundesweiten Modellcharakter. Initiiert wurde das Projekt durch Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender (Professur „Kunst und ihre Didaktik“). In Anlehnung an das Museumskofferprojekt befindet sich im Koffer eine Karte, auf der alle UNESCO-Welterbestätten Deutschlands eingezeichnet sind. Nun können die SchülerInnen, nach der Idee des Projekts, eigene Museumkoffer (z.B. in einem Schuhkarton) oder einen „großen“ Museumskoffer gemeinschaftlich im Klassenverband (z.B. in einer Projektwoche) konzipieren. 


Zusätzlich „beherbergt“ der Museumskoffer einen kleinen Museumskoffer, der sich auf das Museumskoffer-Seminar „Corvey von A-Z“ (2014/15) bezieht. Unter der Leitung von Larissa Eikermann sind im Seminar ein Kinderbuch sowie Museumskoffer zum UNESCO-Weltkulturerbe Corvey entstanden. Im Rahmen eines Besuchs in Corvey bekommen die SchülerInnen ein Objekt aus dem kleinen Koffer und könnten dann in Gruppenarbeit den Zusammenhang zwischen dem Objekt (z.B. eine Münze) und Corvey ermitteln. Zudem befindet sich das Kinderbuch im Museumskoffer, in dem von A bis Z Aspekte Corveys künstlerisch-didaktisch vermittelt werden. Auch die SchülerInnen könnten ein eigenes Bilderbuch zu einer Welterbestätte entwerfen. 


Der Museumskoffer setzt sich auch mit dem kunstpraktischen Seminar „Werkstatt Malerei: Tapeten. Kunst. Räume und Wandgestaltungen. Motive im neuen UNESCO Welterbe Corvey (Höxter)“ (2014/15) von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender auseinander. In Anbindung an die Seminarinhalte können sich die Lernenden in einer Malereiwerkstatt mit den Tapeten Corveys sowie mit Materialimitation praktisch auseinandersetzen. 


Weiterführende Informationen zu einzelnen Projekten mit Bezug zur Corvey: 
Nova Corbeia – die virtuelle Bibliothek Corvey: nova-corbeia.uni-paderborn.de/ 
Museumskofferprojekt der Universität Paderborn: www.upb.de/museumskoffer

Melina Rösler

Der Museumskoffer thematisiert die Person Christoph Bernhard von Galen und seine Aufgaben in Corvey nach dem Dreißigjährigen Krieg. Mittels praktischer und theoretischer Zugänge sollen die historischen Gegebenheiten, nach und während des Krieges beleuchtet sowie die epochalen Kulturgüter betrachtet werden. 
Um der UNESCO-Welterbestätte Corvey im Rahmen des Lehr- und Forschungsprojektes „World Heritage Education“ gerecht zu werden, besteht der Fokus der Auseinandersetzung im Lernpfad „Schattenseiten“. Am Beispiel von Christoph Bernhard von Galen soll das Leben der Menschen während des Krieges und seine mitunter drastischen Folgen nachempfunden werden. Beim Öffnen des Koffers stoßen die BetrachterInnen im Kofferdeckel auf Porträts von Christoph B. v. Galen, die im Kontrast zu einer abgebrannten Karte, die Europa zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges zeigt, stehen. Im Museumskoffer befindet sich auch eine Handpuppe von Christoph Bernhard von Galen, die die SuS durch den Koffer und die Geschichte führen und begleiten soll. Ein fiktives Tagebuch, welches in der Ich-Perspektive geschrieben ist, versetzt die SuS zurück in das 17. Jahrhundert. 


Im Museumskoffer soll zudem mit verschiedenen Sinnen gelernt werden. So können die SuS beispielsweise „Geruchsproben“ von verschiedenen Materialien, wie zum Beispiel Schwefel, nehmen. Die Epoche des Barocks soll durch u.a. Zeichnungen nachempfunden werden. Des Weiteren sind Zugänge zum Friedensvertrag (Westfälischer Friede) zu finden. 


Verschiedene Arbeitsmaterialien laden zum Erkunden des Museumskoffers ein: Durch ästhetische und auch interdisziplinäre Zugänge, können sich die SuS in die damalige Zeit versetzen. Es werden u.a. folgende Fragen thematisiert: Wer führte den Krieg? Wie sahen die Lebensbedingungen der Menschen während des Krieges aus? Wie wurde damals Kälte empfunden? Und wie kam es letztlich zum Frieden? 
Der Fokus der Auseinandersetzung liegt auf den historischen Umständen des Krieges und seinen Folgen für Corvey sowie auf den Lebensbedingungen der Menschen. Der Koffer bietet einen sehr differenzierten Überblick über den Dreißigjährigen Krieg und bettet die Geschichte Corveys in die Betrachtung mit ein.

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