Rechtspopulismus

Im Rahmen dieses Forschungsschwerpunkts werden die Ursachen des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen aus einer Ungleichheitsperspektive analysiert. Im Zentrum der Forschung steht die Frage, in welchem Zusammenhang rechtpopulistische Einstellungsmuster mit Prozessen sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Spaltungen stehen.

In der öffentlichen Debatte wird diese Entwicklung auf ein doppeltes Politikversagen zurückgeführt:

  • Erstens wird die wachsende Bedeutung des Rechtspopulismus als Ausdruck einer tiefgreifenden Krise der repräsentativen Demokratie interpretiert. In diesem Zusammenhang weist die Populismusforschung darauf hin, dass sich die Ablehnung keinesfalls nur gegen das politische System, sondern vor allem auch gegen dessen Vertreter, das politische Establishment, richtet. Die Kritik an der vermeintlichen Bürgerferne sogenannter abgeschotteter Eliten, welche sich über den Willen des Volkes hinwegsetzten, ist ein wesentliches Merkmal (rechts)populistischer Bewegungen.
  • Zweitens wird die Zunahme rechtspopulistischer Einstellungen als Reaktion auf eine wachsende soziale und kulturelle Spaltung innerhalb der Nationalstaaten, aber auch global und insbesondere innerhalb Europas gedeutet. Politik gelingt es somit nicht mehr in ausreichendem Maße, gesellschaftlich integrierend zu wirken. Dies bezieht sich sowohl auf die kulturellen als auch die sozialen Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Eine Variante dieser Deutung geht davon aus, dass rechtspopulistische Bewegungen ganz überwiegend von Modernisierungsverlierern, also Personen mit geringer Bildung und niedrigem beruflichen Status und Einkommen, unterstützt werden. Diese seien aufgrund der Globalisierung zunehmend von Wohlstandsverlusten betroffen und fühlten sich in ihren Belangen in öffentlichen Diskursen nicht mehr angemessen vertreten (vgl. z.B. Eribon). Andere Forschungszweige argumentieren hingegen, dass nicht nur die konkrete Erfahrung sozialer Ausgrenzung oder sozialen Abstiegs für das Erstarken rechtspopulistischer Einstellungen von Bedeutung sind, sondern vielmehr um die vor Statusverlusten (Kohlrausch, Manow). Autor*innen, die vor allem auf die Relevanz kultureller Spaltungen verweisen, deuten das Erstarken des Rechtspopulismus eher als Ausdruck eines Kulturkonfliktes als eines Verteilungskampfes. Teile der Bevölkerung, so das Argument, könnten die notwendigen habituellen Anpassungsleistungen, die der soziale Wandel und die neo-liberale Transformation der Gesellschaft mit sich bringen, nicht leisten.