#WOMENINSTEM - EINE GESCHLECHTER- UND MEDIENWISSENSCHAFTLICHE BETRACHTUNG VON MINTFLUENCERINNEN AUF INSTAGRAM // DISSERTATION VON RICARDA FRITZSCHE

Aus: KW.FORSCHT: KULTURWISSENSCHAFTLER*INNEN UND IHRE PROJEKTE
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Ricarda Fritzsche hat ein Thema gefunden, für das sie wirklich brennt und der Austausch im Mentoringprogramm „Einblick!“ beruhigt sie: Fragen und Sorgen haben auch andere. Dass sie gerne mal den Ausschaltknopf drücken möchte, passt zudem ganz gut zum Thema ihrer Doktorarbeit.

Ich habe schließlich ein Thema gefunden, für das ich wirklich brenne und über das ich unbedingt mehr erfahren und berichten möchte.

In welchem Fach promovieren Sie?

Medienwissenschaften & Gender Studies

Aus welchen Gründen promovieren Sie?

Wissenschaftliches Arbeiten hat mir schon immer Spaß gemacht. Ich liebe neue Herausforderungen und bin sehr wissbegierig. Als ich im Anschluss an mein Masterstudium eine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni bekommen habe, war das für mich ein Zeichen. Ich habe mir dann erstmal ein Jahr „Schreib- und Forschungspause“ nach der Masterarbeit gegönnt, um mich in Ruhe einzuarbeiten. Parallel habe ich nach möglichen Promotionsthemen gesucht und mich von der Vielfalt faszinieren lassen. Ich habe schließlich ein Thema gefunden, für das ich wirklich brenne und über das ich unbedingt mehr erfahren und berichten möchte. Durch die Promotion erhoffe ich mir außerdem eine langfristigere Arbeitsperspektive an der Uni.

Gab es einen entscheidenden Moment, in dem Sie sich für die Promotion entschieden haben?

Bei der Entscheidung für eine Promotion hat mir das Mentoringprogramm „Einblick!“ der Uni Paderborn sehr geholfen. Es richtet sich an promotionsinteressierte Masterstudentinnen und ermöglicht über ein Kleingruppenmentoring persönliche Zugänge zu Promotionswegen und Entscheidungsfindungen von Frauen. In meiner Kleingruppe konnten wir mit unserer Mentorin alle Themen rund um Studium, Promotion, Finanzierung, Karriere und Lebensgestaltung besprechen. Es war total beruhigend zu sehen, dass die anderen Mentees ähnliche Fragen, Sorgen und Ängste in Bezug auf die Promotion haben und, dass unsere -mittlerweile promovierte- Mentorin, auch nur ein Mensch ist.

Ricarda Fritzsche an einem Infostand der Universität Paderborn

Wie finanzieren Sie Ihr Promotionsprojekt?

Ich bin an der Universität Paderborn als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt. Dort bin ich als Projektkoordinatorin des „NRW-Technikums“ für ein großartiges Programm zur Berufs- und Studienorientierung für junge Frauen mit technischem und naturwissenschaftlichem Interesse zuständig.

Welchen aktuellen Titel hat Ihre Arbeit?

#womeninstem - Eine geschlechter- und medienwissenschaftliche Betrachtung von MINTfluencerinnen auf Instagram

Wie oft haben Sie Ihren Arbeitstitel schon geändert?

Da ich am Anfang meines Promotionsprojektes stehe, habe ich meinen Titel noch gar nicht so häufig geändert und lasse auch erstmal die Finger davon. Mein Thema habe ich aber ein paar Mal verworfen. Zu Beginn stand die Idee im Raum, aus feministischer Perspektive zu Pornografie zu promovieren und mein zweiter Ansatz waren Superheld*innenfilme mit weiblichen Hauptfiguren. Ich bin sehr froh, dass ich über diese Pfade zu meinem jetzigen Thema gelangt bin.

Könnten Sie Ihr Projekt in 2-3 Sätzen beschreiben?

In meiner Dissertation untersuche ich aus gendermedialer Perspektive reichweitenstarke Instagramprofile akademischer MINT-Frauen – sogenannte „MINTfluencerinnen“. Damit gehe ich der Frage auf den Grund, wie die Selbstinszenierung dieser Frauen und ihrer Berufstätigkeit sozialmedial erfolgt und welchem Wandel Wissenschaftskommunikation unterliegt. Die Untersuchung basiert auf der Problematisierung der Unterrepräsentanz von weiblichen Personen in MINT und stereotyper Berufs- sowie Geschlechtervorstellungen.

Wo findet sich Ihr Thema im Alltag anderer Menschen wieder?

An meinem Thema schätze ich den Alltagsbezug und die Lebensnähe. Soziale Medien sind ein fester Bestandteil unserer Kommunikation und Influencer*innen gelten zunehmend als relevante Vorbilder für junge Menschen. Dahinter verbergen sich meiner Meinung nach große Potentiale für eine digitalisierte und geschlechtergerechte Berufsorientierung. Die Verknüpfung von Unterhaltungsformaten mit beruflichen und wissenschaftlichen Themen begegnet uns im Alltag immer häufiger, z. B. durch humorvolle Wissenssendungen oder Lern- und Wissenschaftsinhalten auf TikTok und Instagram. Gleichzeitig wird ersichtlich, dass technische und naturwissenschaftliche Inhalte noch immer überwiegend von Männern als Experten kommuniziert werden. Das muss sich dringend ändern!

Was glauben Sie, wer wird Ihre Arbeit einmal lesen?

Es wäre natürlich großartig, wenn meine Dissertation im Bereich der Gender-Media-Studies auf Interesse stößt und von entsprechendem Fachpublikum gelesen werden würde.

Welches Bild sehen Sie vor sich, wenn Sie an das Ende Ihrer Promotionsphase denken?

Ich denke, dass ich nach meiner Promotion auf eine anstrengende, intensive und prägende Phase zurückblicken werde, die mich erwachsener und reifer gemacht hat und auf deren Ergebnis ich sehr stolz sein kann. Am Ende sehe ich dann ein Namensschild von mir auf dem steht: „Frau Dr.in“!

Was hätten Sie mit Blick auf die Promotionsphase gerne vorher gewusst?

Der Weg ist das Ziel.

Was empfehlen Sie anderen Promovierenden, um die Promotionsphase bestmöglich zu meistern?

Da ich selbst noch am Anfang stehe, möchte ich mir gar nicht anmaßen, irgendwelche Empfehlungen auszusprechen. Ich habe allerdings bereits gelernt, dass Selbst- und Zeitmanagement, Disziplin, Eigenmotivation, Ehrgeiz, Neugier und Spaß zentrale Eigenschaften und Fähigkeiten für eine glückliche Promotion sind.

Was lieben Sie (nicht) an Ihrer Dissertation?

Manchmal würde ich sie gerne kurz in den Urlaub schicken, den Stecker ziehen, den Ausschaltknopf betätigen – aber sie ist und bleibt einfach immer präsent.

 

 

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Wir danken Ricarda Fritzsche für die Beantwortung des Fragenbogens im Dezember 2022.

Sprachnachricht von Ricarda Fritzsche

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KULTURWISSENSCHAFTLER*INNEN UND IHRE PROJEKTE

In dieser Reihe verraten Promovend*innen, Post-Docs und Juniorprofessor*innen, was sie zur Wissenschaft geführt hat, welche Hürden sie auf dem Weg zu ihren Qualifikationszielen überwinden müssen und was sie an ihren Projekten begeistert.