Theoriekolloquium im Januar

Die Vorlesungszeit neigt sich dem Ende zu und damit vorerst auch unser Theoriekolloquium und die Frage nach materialistischen Positionen in der Geschichtswissenschaft. Ausgehend von Jonathan Wollf und seiner Interpretation der marxistischen Philosophie, in der er den Historischen Marxismus einer Aktualisierung unterzog, starteten wir in dieses Semester. Daraufhin nahmen wir uns Marx und Engels selbst vor und lasen die Deutsche Ideologie, wobei wir ein doppelte Fragestellung verfolgten: Wie ist der Text aus seinem historischen Gewordensein heraus zu verstehen? Was hat die Deutsche Ideologie, die nicht vollendet und deren fragmentarische Manuskripte erst im Nachhinein veröffentlicht wurden, an sich, dass sie so reichhaltig rezipiert, weitergedacht und zu einem der Grundpfeiler marxistisch-sozialistischer Geschichtstheorie wurde? Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es gerade die Bruchkanten, die Widersprüche, Leerstellen und offenen Enden sind, die diesen Text so reizvoll machen, weil sie dazu auffordern, sich eigene Gedanken zu machen, um die Theorie zu vollenden.

Im Januar wollen wir genau bei einer solchen Lücke ansetzen. Wir stießen auf das Problem, dass Marx/Engels empirisches Arbeiten in der Deutschen Ideologie einfordern, dabei aber nach unserem Verständnis nicht empirisch vorgehen. Um zu verstehen, was sich Marx konkret unter Empirie vorstellte, diskutieren wir beim nächsten Termin "Der achtzehnte Brumaire des Louise Bonaparte" von Karl Marx. Spannend daran wird nicht nur sein zu erfahren, wie Marx als Geschichtsschreiber arbeitete, sondern auch wie er die Februarrevolution in Paris bewertete und verarbeitete. Erinnerungen an dieses und andere französische Revolutionsereignisse sind ja in den letzten Wochen aufgrund der Gelbwesten wieder in aller Munde.

Wir treffen uns im neuen Jahr am 16. Januar ab 20 Uhr (s.t.) im Raum N4.319. Interessenten sind herzlich willkommen und melden sich bitte im Vorhinein via E-Mail bei Markus Lauert.