Frühere Forschungsprojekte

Projektgruppe "Dialogizität des Wissens"

Als Teil der Profilbildung der Paderborner "Universität der Informationsgesellschaft" nimmt die 2006 gegründete Projektgruppe "Dialogizität des Wissens" kulturelle Formen, Praktiken und Strategien des Wissenstransfers in den Blick. Dieser Transfer ist stets mit Transgressionserfahrungen verbunden, mit der Erfahrung also, dass die Vermittlung zwischen heterogenen kulturellen und epistemologischen Feldern an die Überschreitung tradierter Sinnmuster und Bedeutungshorizonte geknüpft ist. Die Vermittlung zwischen dem sogenannten Eigenen und Fremden, zwischen Altem und Neuem, zwischen Kulturen, Institutionen und Disziplinen erfolgt in einem Spannungsfeld der Vielstimmigkeit, für die der von Michail Bachtin geprägte Begriff "Dialogizität" einsteht. Die kulturwissenschaftliche Projektgruppe, die derzeit aus Vertreterinnen und Vertretern der evangelischen und katholischen Theologie, der Germanistik, Anglistik, Komparatistik, der Kunst- und Medienwissenschaften besteht, richtet ihre Aufmerksamkeit auf Fragen der Vermittlung und Reflexion kulturellen Wissens in fachwissenschaftlicher und anwendungsorientierter Perspektive. Die Arbeit der Gruppe wird durch das PLAZ (Paderborner Lehrerausbildungszentrum) organisatorisch unterstützt.

Forschungsfelder:

  • Dialog zwischen Kulturen (Interkulturalität vom Mittelalter bis zur Moderne)
  • Dialog in der Kultur (Parallelgesellschaften, Subkulturen)
  • Kultur als Dialog (kulturelle Vielfalt, Utopien)
  • Dialog als Kultur (Narrative und Kultur, Dialogtexte, Dialogizität des Göttlichen

Sprecherin (2006-2010): 

  • Prof. Dr. Claudia Öhlschläger

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Projektgruppe.

Projektgruppe "Kulturen des Kleinen. Mikroformate in Literatur, Kunst und Medien"

Die Künste des 20. und 21. Jahrhunderts (darunter werden Literatur, Artefakte und Medien gefasst) reagieren auf Tendenzen zunehmender Beschleunigung, begrenzter Aufmerksamkeits- und Zeitressourcen mit dem "kommunikativen Imperativ" (Jäger) der Kürze. Literarische, künstlerische und mediale Mikroformate präsentieren sich oftmals als Ergebnis von Praktiken der Mikroanalyse, der Verdichtung, der Zerschlagung großer Sinneinheiten. Sie verleihen nicht nur dem Wunsch nach umstandsloser Erfassung des Gegenstands Ausdruck, oder gar der Distribution von Wissen in komplexen Lebenswelten; sie lenken zugleich den Blick auf Details und transferieren Erfahrungen von Vergänglichkeit und Flüchtigkeit. In diesem Sinne bewegen sie sich unterhalb der Werkgrenze. Die überregionale Arbeitsgruppe ´Kulturen des Kleinen´ untersucht Mikroformate auch in ihrem handlungspraktischen Bezug, um Parallelen und Differenzen zwischen verschiedenen Medien in den Blick zu nehmen, die Rückschlüsse auf eine qualitative Funktionsbestimmung kleiner Formate erlauben. Gegenstandsbereiche der Arbeitsgruppe sind literarische, kommunikative, mediale und künstlerische Formate der Kürze, des Nebensächlichen, Mediokren, Beiläufigen, Experimentellen, wie Kurz- und Kürzestprosa, Notizen, Stenogramme, Danksagungen, schriftbildliche/mediale Miniaturen (Blogs, SMS-Botschaften, Twitter, Video- und Werbeclips, Sitcoms) sowie Mikroformate (bild)künstlerischer Provenienz.

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit kleinen Formen/Formaten und mit den in ihnen vollzogenen Kulturanalysen. Sie arbeitet literatur-, kunst- und medienwissenschaftlich. Gegenstandsbereiche der Forschung sind Feuilleton, Fotografie, Sitcoms, Comics, Notizen und Notate, Mikronarrationen, filmische und installative Miniaturen. Methodisch siedelt sich das Projekt im Umfeld der Cultural und Visual Studies an. Der Fokus richtet sich auf kulturelle Transformationsprozesse, auf die Verhandlung und Reflexion des Kleinen in Literatur, Kunst und Medien des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die Gruppe folgt der Arbeitshypothese, dass sich in der vermeintlich banalen, limitierten kleinen Form überraschendes kulturanalytisches Potenzial verbirgt. Die in den Blick genommenen Miniaturen entstanden und entstehen an der Peripherie, im Untergrund, möglicherweise auch im Mainstream einer spezifischen Epoche. Ihnen gemeinsam ist jedoch die Qualität, gesellschaftliche Zustände und kulturelle Entwicklungen in reduzierten, alltagsnahen (Bild-)Texten zu erkunden und zu kommentieren. In der ästhetischen Limitaton finden sich konzise, reflektierende Perspektiven, die sich oftmals deutlich von den in breit angelegten Texten, opera magna und kanonisierten Gattungen angebotenen Interpretationsmustern unterscheiden. Damit widmet sich die Arbeitsgruppe einer Kulturgeschichte der Moderne und Postmoderne. In prägnanten Narrativen und bildkünstlerischen, medialen und installativen Konkretionen verdichten sich Spuren von bisher vernachlässigten Deutungen historischer Phänomene, Krisen und Transformationen.

Initiatorinnen:

  • Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst, Paderborn)
  • Prof. Dr. Claudia Öhlschläger (Komparatistik, Paderborn)
  • in Kooperation mit Kolleg*innen der Germanistik, Kunst-, Film- und Medienwissenschaften der Universitäten Paderborn, Siegen, Dortmund, Hagen, Braunschweig, Köln, Mainz, Bochum, Münster und Trier

Paderborner Mitglieder:

  • Prof. Dr. Claudia Öhlschläger
  • Prof. Dr. Sabiene Autsch
  • Dr. Mirna Zeman
  • Dr. Leonie Süwolto
  • Sarah-Christina Henze, M.A.
  • Valentina Lehmann, M.A.
  • Tim Pickartz

Externe Mitglieder:

  • PD Dr. Iulia-Karin Patrut (Germanistik, Universität Trier)
  • Prof. Dr. Anette Pankratz (Anglistik, Ruhr-Universität Bochum)
  • Prof. Dr. Joseph Imorde (Kunstgeschichte, Universität Siegen)
  • Prof. Dr. Michael Niehaus (Germanistik,Universität Dortmund)
  • Prof. Dr. Andreas Käuser (Germanistk, Universität Siegen)
  • Prof. Dr. Lisa Gotto (Internationale Filmhochschule Köln)
  • Prof. Dr. Jens Birkmeyer (Germanistik, Universität Münster)
  • Dr. Matthias Thiele (Germanistik, Universität Dortmund)
  • Dr. Maren Jäger (Germanistik, Universität Duisburg-Essen)
  • Prof. Dr. Cornelia Blasberg (Germanistik, Universität Münster)

Veranstaltungen:

  • Workshop "Konstellationen des Kleinen", 01. bis 03.09.2014, Evangelische Bildungsstätte Hofgeismar
    (mit Vorträgen von Andreas Käuser, Iulia Patrut, Günter Oesterle, Sabiene Autsch, Claudia Öhlschläger, Corinna Koch, Sarah Henze, Maren Jäger)

  • Fortsetzung des Workshops "Konstellationen des Kleinen", 24. und 25.07.2015, Universität Paderborn
    (mit Vorträgen von Michael Niehaus, Sarah Maaß, Maren Jäger, Iulia Patrut, Elke Rentemeister, Andreas Käuser, Tim Pickartz, Mirna Zeman)
  • Internationale Tagung "Pragmatik und Ästhetik des Kleinen: Literarische, visuelle und mediale Mikroformate des 20. und 21. Jahrhunderts", 24. bis 26. April 2013, Universität Paderborn
    (ein Tagungsband, herausgegeben von Sabiene Autsch, Claudia Öhlschläger und Leonie Süwolto, ist 2014 erschienen)

  • Interdisziplinäre Ringvorlesung "Kleine Form – Medium der Kulturanalyse", WiSe 2012/2013, Universität Paderborn
    Kleine Formen, sei  es im Bereich der Literatur, der Medien, der Künste, erweisen sich in Zeiten historischer und soziokultureller Umbrüche als besonders populär. Sie lassen sich, was die Literaturwissenschaften betrifft, nicht nur auf den Kanon literarischer Kurzformen wie Aphorismen, Anekdoten, Embleme, Fabeln u.a. beziehen, sondern nehmen in der Moderne und Postmoderne Formate an, die über feste Gattungsgrenzen hinausgehen und in medialer Hinsicht hybrid ausgerichtet sind: ob als literarische 'Bilder' (Musil), Stenogramme (Canetti), Mikrogramme (R. Walser), Betrachtungen (Kafka), Denkbilder (Benjamin), als Feuilletons mit kulturkritischem Zuschnitt in zum Teil illustrierten Zeitschriften, als Miniaturen in der zeitgenössischen Kunst, Displays im Ausstellungswesen, Werbespots, wie serielle Formate im Fernsehen oder gar journalistische und bildliche Snapshots, die Ereignisse moderner und postmodernervZerstreuungs- und Populärkultur fokussieren: Miniatur- und Mikroformaten der Moderne und Postmoderne eignet eine kulturkritische und kulturpolitische Funktion, die Gegenstand der Ringvorlesung "Kleine Form – Medium der Kulturanalyse" im Wintersemester 2012/2013 ist. Kolleginnen und Kollegen verschiedener Institute der Paderborner KW haben sich unter Beteiligung externer Wissenschaftlerinnen zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, die im zweiwöchigen Turnus im Rahmen der Ringvorlesung ihre Überlegungen präsentieren wird. Alle Interessierten sind herzlich zu den Vorträgen und Diskussionen der Veranstaltung eingeladen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Projektgruppe.

Internationale Tagung "Realismus nach den europäischen Avantgarden" (2010)

Im Zentrum der im Oktober 2010 stattfindenden Tagung "Realismus nach den europäischen Avantgarden" steht die deutschsprachige Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren unterschiedlich ausgeprägten realistischen Darstellungskonzepten. Nach der Hochphase der europäischen Avantgarden und der Abstraktionstendenzen um 1900, spätestens aber mit der Bewegung der "Neuen Sachlichkeit" und ihrer europäischen, aber auch amerikanischen Variante des "Magischen Realismus" nach dem Ersten Weltkrieg erhalten realistische Schreib- und Darstellungsweisen eine neue Konjunktur, die bis in die Gegenwart hineinreicht. Im Fokus steht der Zusammenhang zwischen realistischen Zugangsweisen und der Thematisierung von politischer wie ästhetischer Vergangenheit. Folgende Schwerpunktbildungen sind vorgesehen:

1.    Die neusachlichen Avantgarden der 20er Jahre und ihre Rezeption: Kontinuitäten/Diskontinuitäten 

Diese Sektion wendet sich den neusachlichen Avantgarden der 20er Jahre und ihrer Rezeption zu. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Wirkung der Avantgarden auf die realistischen Konzepte der 50er Jahre: Besteht eine Kontinuität realistischer Konzepte seit den 20er Jahren? Inwiefern ging das provokative Potential der künstlerischen Avantgarde zugunsten der verklärenden Tendenzen der 50er Jahre verloren? Welche Gültigkeit haben Systematisierungsbegriffe, die von vermeintlichen Stilen abstrahiert und als umfassende Kategorien angewandt werden? Ist eine historische Kategorie, die die Avantgarde als das Ende der Kunst versteht und sich mit Konstruktionen wie „Neo-“ oder „Post-“ behilft, haltbar? Oder sollten besser analytische Kategorien entwickelt werden, die sich über die Avantgarden hinaus auf realistische Darstellungsweisen anwenden ließen?  

2.    Neue Perspektiven auf den italienischen Neorealismus im europäisch-amerikanischen Kontext 

Der italienische Neorealismus stellt für die Herkünfte der Realismuskonzepte in der deutschsprachigen Literatur ebenso wie für die Frage nach ihrer Anknüpfung an die historische Avantgarde ein wichtiges internationales Bindeglied dar. Diese Sektion möchte neue Perspektiven auf den italienischen Neorealismus eröffnen, indem sie Rezeptionsspuren offenlegt (vgl. etwa die Rezeption des Neorealismus durch Schriftsteller wie z. B. Alfred Andersch oder die Rezeption deutscher Literaturtheoretiker wie Georg Lukács durch namhafte italienische Neorealisten und Germanisten), die Anknüpfung des Neorealismus an die Neue Sachlichkeit in Deutschland prüft, den Einfluss des Neorealismus auf die Herausbildung des amerikanischen Realismus nachzeichnet, die Abgrenzung des Neorealismus vom Nouveau Roman untersucht, das Bestreben des Neorealismus, zugunsten eines am Menschen orientierten und Identität stiftenden Erklärungsmodells von Wirklichkeit die Tiefenstruktur/„Magie“ von Realität zu ergründen, genauer in den Blick nimmt. 

3.    Neorealistische Transferprozesse in den Medien nach dem Zweiten Weltkrieg (Hörspiel, Film, Fotografie) 

In dieser Sektion sollen die intermedialen Transferprozesse des Neorealismus untersucht werden. In welcher Weise fließen Medien wie Film und Fotografie, aber auch das gerade für Deutschland wichtige Hörspiel in die theoretischen Debatten und literarischen Entwürfe eines Nachkriegsrealismus ein? Hier zählen z. B. der Einfluss des filmischen Realismus in Italien auf die Entwicklung des deutschen Trümmerfilms, auf das Genrekino und den Dokumentarfilm, die Entwicklung narrativer Techniken und Sprachformen in Film und Fotografie und umgekehrt die Herausbildung fotografischer und filmischer Darstellungsprinzipien in der Literatur, der Einfluss des Hörspiels und seine Techniken der Reportage, die transmediale und intermediale Reorganisation des Verhältnisses von Dokumentation und Fiktion. 

4.    Realistische Schreibweisen: Die ethisch-politische Dimension der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur und Literaturtheorie nach dem Zweiten Weltkrieg 

In einer grundsätzlichen Weise soll nach der ethisch-politischen Dimension realistischer Schreibkonzepte gefragt werden, die beispielsweise mit der breit geführten Debatte um W.G. Sebalds Thesen zu Luftkrieg und Literatur (1999) oder durch Publikationen Alexander Kluges brisant geworden, aber schon in der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur auffindbar ist: Dokumentation als ein ethisches Verfahren, realistische Schreibweisen und ihre ideologiekritische Funktion zur Entlarvung geschichtspolitischer Legenden, das Selbstverständnis von Schriftstellern und Künstlern, Perspektivismus oder normative Ästhetik des Realismus in Literaturtheorien von z.B. Georg Lukács oder Erich Auerbach. 

Initiatorinnen:

  • Prof. Dr. Claudia Ölschläger (Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Paderborn)
  • Prof. Dr. Lucia Perrone Capano (Dipartimenti Studi Linguistici e Letterarii, Università degli Studi di Salerno)
  • Prof. Dr. Vittoria Borsò (Institut für Romanistische Literaturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Die Tagung wurde von der DFG und der Universität Salerno finanziert.

Ein Tagungsband, herausgegeben von den Initiatorinnen, ist 2012 erschienen.

Internationale Tagung "Narration und Ethik in historischer und unterkultureller Perspektive" (2007)

Die Kulturwissenschaften haben in jüngster Zeit ein verstärktes Interesse für Modelle ethischen Denkens und Handelns bekundet. Das Projekt "Narration und Ethik in interdisziplinärer und interkultureller Perspektive" fragt nach dem Stellenwert des Ethischen, nach der Kasuistik von Handlungen und deren Reflexion in der Literatur. Eine Prämisse lautet, dass literarische Erzählungen und Erzählstrukturen normativen Vorgaben nicht einfach nur folgen, sondern dass sie vielmehr das Konfliktpotential möglicher Handlungsweisen zur Diskussion stellen, Handlungsentwürfe modellieren oder gar suspendieren. Literarische Texte und ihre narrative Struktur lassen sich als performative Experimentierfelder möglichen Handelns bestimmen. Im imaginär-fiktionalen Raum der Literatur werden alternative Formen des Handelns und Nicht-Handelns durchgespielt, die dem Erzählen einen selbstreflexiven Impuls verleihen. Dieser selbstreflexive Impuls eröffnet die Möglichkeit des kritischen Einspruchs. Es läßt sich fragen, ob gerade literarischen Texten die Bedeutung und Funktion zukommt, nicht nur die Souveränität ethischen Handelns, sondern auch die Souveränität von Sprachhandlungen zu hinterfragen. Inwiefern bringen Narrative der Literatur die diskursive Gewalt ethischen Urteilens zum Vorschein? Das Verhältnis von Ethik und Ästhetik wäre vor diesem Hintergrund historisch und systematisch neu zu bestimmen.

Tagung: Eine Internationale Tagung zum Thema fand vom 23.1. bis 26.1.2007 an der Universität Paderborn statt. 

Ein Tagungsband, herausgegeben von Claudia Öhlschläger, ist 2009 in der Reihe "Ethik - Text - Kultur" des Fink-Verlags erschienen.

Kooperationen: Paderborner Graduierte und Studierende des Studiengangs "Ethik der Textkulturen" an den Universitäten Erlangen/Nürnberg und Augsburg veranstalteten vom 6. bis 8.10.2008 in der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München ein Nachwuchskolloquium zum Thema "Ethik im Diskurs der Künste". Eine Fortsetzung des Kolloquiums erfolgte vom 5.10. bis 7.10.09 an der Universität Paderborn.

Projektgruppe "Rahmen und Rahmungen in Literatur und Architektur" (2006-2008)

(folgt!)