Molino 2018

Die KleppArt – Räume für Textiles und Kultur der Universität Paderborn stellt vom 05.06. bis zum 22.06. Arbeiten der Stipendiatinnen des Molino-Winkler-Stipendiums 2018 aus.

Zum 25. Mal jährte sich im Sommer 2018 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Kooperation der Sparkasse Gütersloh und der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden, die hierbei zugleich eine Auszeichnung für herausragende Leistungen in ihrem jeweiligen Fach – Kunst oder Textil – erhalten, in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland.

Während der bis zu fünf Wochen dauerenden Aufenthalte in den Monaten August und September gingen die Stipendiatinnen des Jahres 2018,  Stefanie Fischediek (Textil), Julia Lu (Kunst), Edina Kampmann (Textil), Merle Rieke Schulte (Kunst), Annika Stuckmann (Kunst) und Stephanie Wolf (Kunst), hier ihren künstlerischen und gestalterischen Projekten nach. Sie erfuhren eine Atmosphäre der Ruhe und Konzentration und profitierten dabei auch vom anregenden Dialog innerhalb der Gruppe wie von den Beobachtungen und Entdeckungen, die ihnen dieser einzigartige und wundersame Ort inmitten der archaischen Landschaft im Tal des Flusses Turvilla zu eröffnen vermochte. Schon das Anwesen der Molino selbst mit seinen verwinkelten, nach allen Seiten auf das zerklüftete Gelände bezogenen Räumen, mit seinen Ausblicken auf die Turvilla, die einen reißenden Bergstrom bildet, mit den malerischen Feldsteinmauern, den fragmentarischen Überbleibseln der alten Wassermühle, dem Oleanderhain und einer Vielzahl hoher, alter Bäume wollte von den jungen Künstlerinnen erschlossen werden. Weitere Anziehungspunkte, weitere Chancen und Möglichkeiten der Begegnung mit der andalusischen Kultur und der Entdeckung der ebenso fremdartigen wie anziehenden Naturräume fand die Gruppe im Dörfchen Archez, dessen einheimische Bewohner in den umliegenden Berghängen den Anbau von Orangen, Feigen und Avocados betreiben, aber auch auf Wanderungen zu ferneren Zielen in den umliegenden Bergen der Sierra Tejeda und der Sierra Almijara.

Den spezifischen Anforderungen gemäß, welche die Universität Paderborn an die Stipendiatinnen und Stipendiaten stellen, die für besondere Leistungen in ihren jeweiligen Fächern – Kunst oder Textil – belohnt werden, planten und entwickelten die Studierenden ihre Arbeiten mit großer Eigenständigkeit. Zu den besonderen Charakteristiken des aktuell in der KleppArt zu erlebenden Jahrgangs des Molino-Winkler-Stipendiums gehört das intensive Reflektieren auf Phasen und Prozesse des Arbeitens in den Räumen der Molino und ihres Umfelds – von der Beobachtung und Ideenfindung, wie beim Sammeln und Arrangieren von Dingen der Natur, etwa Blättern des Feigenbaus oder Kaktusfrüchten (Stefanie Fischediek und Annika Stuckmann), oder bei der Durchführung von gemeinsamem Runden des Aktzeichnens, über die gezielte Wahl und Anwendung von Techniken und Materialien bis hin zum Ausnutzen von ‚Nebeneffekten’, die sich halb zufällig ergeben konnten, etwa wenn Stoffdruck-Arbeiten ihre ‚Spuren’ auf Unterlagen aus Papier hinterließen (Stefanie Fischediek), bis hin zu minutiösen zeichnerischen Explorationen (Stephanie Wolf), Kombinationen von Fotografie und digitaler Graphik (Annika Stuckmann) und zur Body Art Session von Julia Lu. Letztere inszeniert die Person der Künstlerin selbst an dem unter Einsatz von Fingerfarben gleichsam wie mit einer neuen ‚Haut’ überzogenen eigenen Körper. Um den Körper als Teil der Landschaft wie als ‚Fremdkörper’ in der Landschaft zu inszenieren, wurde die nähere und weitere Umgebung der Molino zuvor einer künstlerischen Exploration unterzogen, einerseits durch Fotografien am topographischen Überblick und vor der weiten Aussicht, in deren Details das suchende Auge sich verlieren kann, andererseits durch äußerst großzügige Handzeichnungen, die am nahsichtig beobachteten, mit viel Werve auf das Wesentliche zurück geführten Motiv entwickelt wurden. Um eine progressive Symbiose von Bauwerken und Landschaft geht es wiederum in den Zeichnungen von Stefanie Wolf, die in der Ruine der – in einiger Entfernung von der Molino-Winkler in den Bergen liegenden – „alten Molino“ (spanisch: Mühle) entstanden sind. Die hier in engen Bildausschnitten entwickelten Einblicke in die Spuren des Verfalls und der Verlassenheit einer Stätte der ländlichen, frühneuzeitlichen Industrie wie der progressiven Verwandlung und Wiederaneignung des Gebäudes durch die Natur bezeugen die Offenheit für das Randständige und Unvorhersehbare, ja Unheimliche, das sich im Zwischenraum zwischen dem von Menschenhand Gebauten und den Einwirkungen der Naturelemente auffinden lässt. Die Arbeiten stellen zugleich ein großes Können im Umgang mit dem Zeichenstift unter Beweis, der in diesen, auf den ersten Blick chaotischen Phänomenen Strukturen und Muster entdeckt.

Vom 5. bis zum 22. Juni 2019 stellen die Preisträgerinnen des Molino-Winkler-Stipendiums des Jahres 2018 ihre Arbeiten in den Räumen der KleppArt in der Paderborner Altstadt aus.

Die Eröffnung findet am 04.06.2019 um 19:30 Uhr statt.

Begrüßung:        Prof. Alexandra Kürtz - Fach Textil, Universität Paderborn

Grußworte:        Friederike Winkler-Mey, Tochter von Woldemar Winkler

Vorstand der Sparkasse Gütersloh-Rietberg

Einführung:        Prof. Dr. Ulrike Heinrichs - Fach Kunst, Universität Paderborn

Preisverleihung: Prof. Dr. Volker Peckhaus - Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn

Dauer der Ausstellung:
05.06.2019 - 22.06.2019

Öffnungszeiten:
MI 17-19 Uhr, SA 12-14 Uhr

Presse-Kontakt:
Franziska Friese
Telefon: 0160 5525698
Mail: franziskafriese@googlemail.com
KleppArt, Kleppergasse 10, 33098 Paderborn
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Abbildung: Annika Stuckmann (2018): Ohne Titel. Fotografie, digital nachbearbeitet.