Das Praxissemester Lehramt Musik (MA)

Das Praxissemester im Master of Education sieht eine Verknüpfung von Schulerfahrungen und Erfahrungen in den Unterrichtsfächern mit theoriegeleiteten Einführungen in professionelle Alltagspraxis aus pädagogischer und fachlicher Perspektive vor und dient der Verbindung von berufsrelevantem wissenschaftlichen Theorie- und Reflexionswissen aus Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften mit einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung für die berufspraktische Tätigkeit.

Im Praxissemester steht die persönliche Entwicklung des/der Studierenden und die Unterstützung eines sukzessiven Kompetenzaufbaus im Mittelpunkt, sodass das Praxissemester zur (Selbst-)Reflexion anleitende Ausbildungselemente, regelmäßige Beratung und Rückmeldung zum Unterricht. Zu den Zielen gehören die Relationierung von Theorie und Praxis sowie die (Weiter-)Entwicklung eines professionellen Selbstkonzepts.

Im Einzelnen sollen die Absolventinnen und Absolventen des Praxissemesters über die Fähigkeiten verfügen,

  1. „grundlegende Elemente schulischen Lehrens und Lernens auf der Basis von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften zu planen, durchzuführen und zu reflektieren.
  2. Konzepte und Verfahren von Leistungsbeurteilung, pädagogischer Diagnostik und individueller Förderung anzuwenden und zu reflektieren,
  3. den Erziehungsauftrag der Schule wahrzunehmen und sich an der Umsetzung zu beteiligen,
  4. theoriegeleitete Erkundungen im Handlungsfeld Schule zu planen, durchzuführen und auszuwerten sowie aus Erfahrungen in der Praxis Fragestellungen an die Theorien zu entwickeln und
  5. ein eigenes professionelles Selbstkonzept zu entwickeln.“ (Lehramtszugangsverordnung – LZV vom 6.5.2016 § 8)

Das Praxissemester wird im Fach Musik im zweiten Mastersemester absolviert und im ersten Mastersemester durch universitäre Veranstaltungen in den Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften vorbereitet. Diese sind die Voraussetzung für den Antritt des Praxissemesters. Das Praxissemester selbst ist auf ein Schuljahr bezogen und beginnt spätestens am 15. Februar bzw. am 15. September eines Jahres und hat eine Dauer von fünf Monaten.

Am Lernort Schule verbringen die Studierenden insgesamt 15 Zeitstunden pro Woche, die in der Regel auf vier Tage in der Woche verteilt werden. Mindestens 5 Schulstunden sind davon für den Musikunterricht vorgesehen. Die Aufgaben für die Studierenden ergeben sich im Sinne des sukzessiven Kompetenzaufbaus. Zunächst erfolgen Hospitationen, die in Vor- und Nachgesprächen, vor allem im Hinblick auf die Aspekte „Planung und Durchführung von Musikunterricht“ bezogen auf musikpädagogische Konzepte, begleitet und vertieft werden. Später beginnen die Studierenden mit der Durchführung von den insgesamt mindestens 25 vorgesehenen eigenen Unterrichtsstunden im Fach Musik mit Vor- und Nachgesprächen (mit den Mentorinnen/Mentoren und/oder Fachleiterinnen/Fachleitern). Zudem sollen die Studierenden in der Regel mindestens ein Unterrichtsvorhaben (Unterrichtseinheit von mindestens 5 bis 15 Stunden) konzipieren und durchführen.

Zu den weiteren Aufgaben am Lernort Schule gehören:

  • die Durchführung einer Unterrichtsstunde in jedem Fach mit anschließender Unterrichtsberatung,
  • die Planung, Durchführung und Auswertung einer Überprüfung von Schülerleistungen in jedem Fach,
  • die Teilnahme am Schulleben und
  • die Durchführung von Studien- und Unterrichtsprojekten.

Am Lernort ZfsL werden in den ersten Wochen des Praxissemesters Einführungen mit zwei fach- und einem allgemeindidaktischen Schwerpunkt durchgeführt, in denen die Studierenden zentrale Bereiche des Lehrerhandelns durch ständigen Bezug zu allgemeinpädagogischer und fachdidaktischer Perspektiven auf die eigene unterrichtliche Praxis erarbeiten. Darüber hinaus beraten die Ausbilderinnen und Ausbilder der ZfsL die Studierenden im schulpraktischen Teil des Praxissemesters. Wichtige Elemente sind hier die Unterrichtsberatung, Unterrichtsanalysen sowie kollegiale Fallberatungen. Des Weiteren nehmen die Studierenden zur Erweiterung der Analyse- und Reflexionskompetenz zusätzlich an einer externen Beratung einer Lehramtsanwärterin bzw. eines Lehramtsanwärters oder einer Lehrkraft teil.

Am Ende des schulpraktischen Teils des Praxissemesters wird ein Bilanz- und Perspektivgespräch zur Reflexion des Lernprozesses im Praxissemester und den Stand des Kompetenzerwerbs durchgeführt, an dem neben der/dem Studierenden eine Mentorin oder ein Mentor der Schule, eine Ausbilderin oder ein Ausbilder des ZfsL und ggf. eine Lehrende oder ein Lehrender der Universität teilnehmen.

Am Lernort Universität finden am Studientag (mittwochs) mit Beginn der Vorlesungszeit des jeweiligen Semesters die Begleitveranstaltungen statt. Dazu zählen zum einen die Begleitveranstaltungen der Fächer und der Bildungswissenschaften, die die Unterrichtserfahrungen der Studierenden systematisch aufnehmen, zur theoriegestützten Reflexion anleiten, zentrale didaktische und pädagogische Probleme des schulischen Handlungsfeldes thematisieren und das Forschende Lernen der Studierenden durch theoriegeleitete Beobachtungen, Erkundungen oder Reflexionen unterstützen. Zum anderen absolvieren die Studierenden am Studientag ein Begleitforschungsseminar, das wahlweise in einer der Fachdidaktiken oder in den Bildungswissenschaften belegt werden kann und in dem die inhaltliche und methodische Vorbereitung, Durchführung, Auswertung und Reflexion von Studienprojekten begleitet und unterstützt wird.

Die Modulabschlussprüfung für das Praxissemester ist im Begleitforschungsseminar angesiedelt und wird benotet.

Im Vorbereitungsseminar steht zunächst die Kompetenzorientierung im Fach Musik im Vordergrund. Eine eingehende Lehrplananalyse mit einer intensiven Herleitung soll das Verständnis für Inhalte und Formulierungen festigen. Zusätzlich werden hier folgende Gegenstände thematisiert:

Einführung in die musikalischen Handlungsfelder unter Berücksichtigung fachdidaktischer Konzeptionen, Qualitätskriterien für guten Musikunterricht, Aspekte des Micro-Teachings im Hinblick auf Planung, Durchführung und Analyse von Musikunterricht, Stimme, Performanz und Körpersprache sowie die Entwicklung eines Themenfeldes für ein schulisches Forschungsprojekts.

Des Weiteren werden folgende Schwerpunkte thematisiert:

  • Inklusion als besondere Herausforderung im Musikunterricht
  • Selbstverständnis und professionelle Selbstkonzepte der Studierenden vor dem Praxissemester: Welches Bild vom Musikunterricht habe ich? Was verstehe ich unter Musikdidaktik? Was ist mein persönliches Ziel für das Praxissemester? Wie bringe ich den Anspruch professionellen Musizierens mit der Schulrealität zusammen?

Das Begleitseminar zum Praxissemester im Fach Musik ist durch ein hohes Maß an Flexibilität und Situationsgebundenheit gekennzeichnet, um die sich aus den Erfahrungen der laufenden Praxisphase ergebenden Fragestellungen aufgreifen zu können und auf der Grundlage von fachlichem, fachdidaktischem und bildungswissenschaftlichem Theoriewissen zu reflektieren. Dabei haben die Studierenden die Möglichkeit thematische Schwerpunkte zu setzen und eigene Unterrichtsentwürfe im Rahmen von Unterrichtsanalysen zu untersuchen und in kollegialen Fallberatung zu diskutieren.

Die Studierenden erwerben die Fähigkeit,

  • vor dem Hintergrund relevanter didaktischer Modelle Unterrichtsvorhaben durchzuführen und zu reflektieren,
  • bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Lösungsansätze für Anforderungen aus der Praxis aufeinander zu beziehen,
  • Konzepte und Verfahren von individueller Förderung anzuwenden und zu reflektieren.

Im Vordergrund des Begleitforschungsseminars steht die Vermittlung von Grundlagen empirischer Forschungsmethoden in der Unterrichtsforschung einerseits sowie deren Anwendung zur Reflexion eigenen Handelns bzw. Evaluation des eigenen Musikunterrichts andererseits. Im Sinne forschenden Lernens ermöglicht dieses Seminar eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themenfeldern der Musikpädagogik in Theorie und Praxis. Dazu werden im Seminar Fragen zu Forschungsfragen weiterentwickelt, die sich aus den eigenen Unterrichtserfahrungen oder Unterrichtsbeobachtungen der Studierenden ergeben. Im Rahmen eines individuellen empirischen Forschungsprojekts werden diese Forschungsfragen anhand qualitativer und/oder quantitativer Methoden beantwortet und die Bedeutung der Ergebnisse für die musikpädagogische Praxis diskutiert.

Die Studierenden erwerben die Fähigkeit,

  • aus ihren ersten Erfahrungen mit der Lehrtätigkeit Fragen für die Fachdidaktiken zu entwickeln,
  • vor dem Hintergrund relevanter didaktischer Modelle Studienprojekte durchzuführen und zu reflektieren,
  • ausgewählte Methoden fachdidaktischer Forschung in begrenzten eigenen Untersuchungen anzuwenden,
  • fachdidaktische Lösungsansätze für Anforderungen aus der Praxis aufeinander zu beziehen.

Literaturhinweis: Heberle, K., Kranefeld, U., Ziegenmeyer A. (Hg.) (2019). Studienprojekte im Praxissemester. Grundlagen und Beispiele Forschenden Lernens in der Musiklehrer_innenbildung in Nordrhein-Westfalen. Münster, New York: Waxmann.

Das Portfolio begleitet den Studierenden während des gesamten Praxissemesters und beinhaltet alle dafür wichtigen Dokumente, Materialien und Reflexionen:

  • Übersicht über die Durchführung von Begleitveranstaltungen der Hochschule für Musik und des ZfsL
  • ein dokumentierendes und reflektierendes Lerntagebuch zur Erkundung und Überprüfung der eigenen Lernpraxis bezogen auf Beobachtungen von Musikunterricht, der eigenen Unterrichtstätigkeit und ihrer Reflexion
  • relevante Bescheinigungen zur Praktikumsschule, zur Unterrichtsberatung einer Musikstunde sowie des Bilanz- und Perspektivgesprächs
  • zum Einsatz des Portfolios im universitären Vorbereitungsseminar: Dokumentation und Reflexion professioneller Selbstkonzepte und „subjektiver Theorien“ der Studierenden an spezifischen Leitfragen aus dem Vorbereitungsseminar; persönliche Zielformulierungen für das Praxissemester; Verwendung als persönliches „Lerntagebuch“ zu den jeweiligen Inhalten des Seminars
  • zum Einsatz des Portfolios im universitären Begleitseminar: Bearbeitung von  individuell auszuwählenden Fragestellungen und Zielformulierungen aus dem Vorbereitungsseminar; Fortsetzung des „Lerntagebuchs“: Fragen und Problemstellungen aus der Theorie-Praxis-Relationierung
  • zum Einsatz des Portfolios in den schulpraktischen Einführungsveranstaltungen: Dokumentation und Reflexion von Erkenntnissen, die aus den Hospitationen und Unterrichtsversuchen gewonnen werden; persönliche Erfahrungen am Lernort Schule; Fortsetzung des „Lerntagebuchs“; Ergebnisse der konkreten Unterrichtsberatungen sowie Dokumentation und Auswertung des abschließenden Beratungsgesprächs mit einer Vertreterin/einem Vertreter des ZfsL

Im öffentlichen Dokumentationsteil sollen neben den erforderlichen Bescheinigungen alle musikpädagogischen bzw. musikdidaktischen Studienprojekte und/oder Unterrichtsvorhaben dokumentiert werden. Darüber hinaus können hier auch Unterlagen und allgemeine Ergebnisse zu fachdidaktischen Theorien aus den Vorbereitungs- und Begleitseminaren Eingang finden. Den nicht öffentlichen Reflexionsteil gestalten die Studierenden eigenverantwortlich und in einer Weise, die ihnen selbst den gesamten Prozess ihrer persönlichen Kompetenzentwicklung vor Augen führen kann. Dieser beinhaltet die persönlichen Zielformulierungen und Selbstreflexionen vor der Praxisphase; Einträge in ein persönliches „Lerntagebuch“; Erfahrungen, Aspekte der Selbstwahrnehmung, konkrete Fragen und Problemkontexte aus der Praxisphase; Ergebnisse aus den Unterrichtsberatungen; die Dokumentation des abschließenden Beratungsgesprächs; schließlich kontinuierlich fortzusetzende Aufzeichnungen zur Selbstreflexion nach der erfolgten Praxisphase.

Die Portfolioarbeit im Praxissemester – Handreichung für Studierende