Raubverlage.

Seit Neuerem sammele ich Einladungen zu Publikationen durch sogenannte Raubverlage. Es hat mich sehr verstört, dass im Kontext der Diskussion um "Predatory Publishers", Verlage, deren einziges Ziel es ist, Geld zu verdienen, behauptet oder insinuiert wurde, dass es nicht leicht sei, solche Einladungen zu erkennen. Anbei die neuesten Beispiele aus meinem Posteingang, damit jede_r sich ein Bild machen kann.

Seit Neuerem sammele ich Einladungen zu Publikationen durch sogenannte Raubverlage. Es hat mich sehr verstört, dass im Kontext der Diskussion um "Predatory Publishers", Verlage, deren einziges Ziel es ist, Geld zu verdienen, behauptet oder insinuiert wurde, dass es nicht leicht sei, solche Einladungen zu erkennen. Anbei die neuesten Beispiele aus meinem Posteingang, damit jede_r sich ein Bild machen kann.

Hier ist eine Einladung vom Oktober 2018.

Hier eine aus dem November 2018. Fast schon dadaistische Poesie, finde ich.

Besonders mag ich es, wenn ich ganz neue Kompetenzen an mir entdecke, wie hier.

Eine ganz besondere Bauchpinselung enthält auch diese E-Mail, immer noch November 2018. Studierenden würde ich es übelnehmen, wenn sie den Titel eines Artikels nicht ganz korrekt wiedergeben und die Zeitschrift zwar ankündigen, aber vergessen, aber wer will angesichts dieses Lobes kleinlich sein?

Hier wird mir persönliches Wachstum versprochen. Auch nicht schlecht.

Meine neue Identität: Dr. Name, always there to support you. Hier gibt's mehr.

Dass man alt wird, merkt man vermutlich auch daran, dass die ehemaligen Doktoranden jetzt die schönsten Einladungen erhalten. Diese ist aber eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Nominierung dank Jan Tünnermann!

Nach dieser ebenfalls von Jan Tünnermann weitergeleiteten E-Mail habe ich mich allerdings schlechter gefühlt.

Und in dieser Version ist (neben den Farben natürlich) der Disclaimer äußerst lesenwert. Beachten Sie dafür auch die Anrede!

Die Selbstreferentialität steigert sich langsam: In diesem Vorschlag (der wieder nicht an mich gegangen ist, ich sollte mir wohl Sorgen machen) wird sogar vor predatory journals gewarnt!

Hier gibt es einen besonders schönen Zeitschriftentitel.

Ha! Ein großartiger Start für 2019! Jetzt brauche ich nur noch graue Haare.

"Best whishes for the day Doctor" - mein neuer Titel. Von hier.

Diese Variante ist auf köstliche Weise auf's absolute Minimum reduziert. (Ja, das ist die gesamte E-Mail.)

Auch diese ist köstlich. Vor allem Absender und Betreff beachten.

Man wundert sich ja immer, ob es noch direkter geht - aber in der Tat, es geht. Hier ist ein Beispiel.

Auch dieses ist auf die allernotwendigsten Befehle reduziert. Respekt!

Endlich Astro- und Teilchenphysikerin! Sogar mit Veröffentlichung und gracious presence!

Hier mag ich die Schlichtheit des Absendernamens.

Die Not dieses Journals scheint recht groß zu sein. Aber immerhin ist es sehr ehrlich.

Die Ausbeute scheint etwas zu sinken. Aber heute erreichte mich wieder eine besonders süße Einladung: "We Whole heartedly invites you to submit yourarticles/papers to ..." Warum lohnen sich so auffällige Fehler?

Hier gibt es noch reichlich rhetorischen Spielraum. Warum interessieren sich die anderen nur für meine Themen, aber nicht für meinen Text?

Ich wollte ja eigentlich aufhören, aber dieses fand ich dann doch unwiderstehlich. Visionen sind sicherlich ein super Forschungsthema. Man beachte außerdem den Gebrauch von Ausrufezeichen und meinen Namen.

Während die Einladungen inzwischen recht ähnlich sind, freue ich mich doch immer noch über die Namen der Journals. Zum Beispiel: International Journal of Current Advanced Research oder Research-Orientied Journal. Da fühlt man sich doch sicher, oder?

Es war lange still, aber heute kam noch mal eine Einladung zur Verjüngung, "prompt submission Dear professor".

Und noch einmal ein wunderbares Beispiel für die Nutzung von Satzzeichen!

Hier zur Abwechslung mal eine Aufforderung zum einem Review. Ich sage es ja, Kognitionspsychologie qualifiziert einen für alles. (Der Adressat war nicht ich, aber ein Kognitionspsychologe).

Lange nichts mehr gezeigt. Aber hier fand ich die Schrift so charmant.

Ganz besonders absurd ist diese Chemie-Firma, die mich gerne an Bord hätte. Jetzt echt?

Und ich bewundere die Robustheit, mit der die Herausgeber (oder E-Mails?) gut gelaunt sind.

Weitere Köstlichkeiten.

Das muss man selbst herausfinden! Quatsch ist es aber auf jeden Fall (bitte beachten Sie aber, daß Quatsch nicht das Gegenteil von Wissenschaft ist - no offense intended).

Aus Tünnermann, J., & Scharlau, I. (2016). Peripheral visual cues: Their fate in processing and effects on attention and temporal-order perception. Frontiers in Psychology, 7:1442. doi: 10.3389/fpsyg.2016.01442

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Video-Artikel (Tünnermann, J., & Krüger, A., & Scharlau, I. (2017). Measuring attention and visual processing speed by model-based analysis of temporal-order judgments. Journal of Visualized Experiments.) Schon auffällig, oder?

aus Scharlau, I., & Klingsieck, K. B. (2019). Zur Positionierung der Forschung an Schreibzentren. In A. Hirsch-Weber, C. Loesch & S. Scherer (Hg.), Forschung für die Schreibdidaktik: Voraussetzung oder institutioneller Irrweg? (S. 207-226) Weinheim: Beltz (Juventa).