Die Dritte Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen als Arena globaler Ressourcenkonflikte (1973-1982)
Johanna Sackels Dissertationsprojekt widmet sich der Frage nach dem Umgang mit der Problematik globaler (Ressourcen-)Gerechtigkeit im Kontext der Dritten UN-Seerechtskonferenz. Vor dem Hintergrund einer wachsenden und zunehmend globalen Zivilgesellschaft, deren Teilhabe an den UNO-Konferenzen in den 1970er Jahren merklich anwuchs, richtet sich der Fokus dabei u.a. auf Strategien und Argumentationen des Lobbying. Dieses stellte während des Seerechtskonferenz sowohl im Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft und internationaler Politik als auch hinsichtlich des Konnex zwischen Wirtschaft und regionaler/nationaler sowie internationaler Politik eine Einflussmethode dar.
Grundlegend ist die Annahme, dass internationale Konferenzverhandlungen nicht nur von Staatsvertretern, sondern auch von Einzelakteuren gestaltet werden und diese somit den Ressourcendiskurs auf und während der Konferenz mitbestimmten. Welche Foren, Kanäle und Strategien nutzten diese Akteure, um ihre Bedürfnisse auf die Agenda zu setzen und einen für ihre Belange möglichst positiven Konferenzausgang sicherzustellen? Zwei Akteursgruppen werden hierfür in den Blick genommen: Diejenigen, die eine idealistisch-reformerische Position einnahmen und globale Ressourcengerechtigkeit anstrebten und diejenigen, bei denen kurzfristige (ökonomische) Interessen an den Ressourcen des Meeres im Vordergrund standen.
Damit werden zwei Ziele verfolgt:
1) Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Lobbying zu identifizieren und Kenntnis darüber zu erlangen, wie Eigentums- und Nutzungsrechte jeweils legitimiert wurden und inwiefern diese Aktivitäten den Konferenzverlauf tatsächlich beeinflussen konnten.
2) Ressourcennarrative freizulegen, die Aufschluss darüber geben, welche Wirksamkeit und Bedeutung dem Konzept der global commons angesichts der Nord-Süd-Problematik und der Krisenwahrnehmungen der 1970er Jahre beigemessen wurde.
Diese beiden Punkte hängen insofern miteinander zusammen, als die Wahl der Strategien Rückschlüsse darauf zulässt, wo sich die Akteure angesichts eines globalen Ressourcenkonflikts im Mehrebenensystem verorteten und welches Maß an Legitimität sie ihren eigenen Aktivitäten hinsichtlich des Anspruchs Ressourcengerechtigkeit beimaßen.
Die Untersuchung verfolgt einen globalgeschichtlichen Zugang, indem das Wechselverhältnis zwischen globalen Phänomenen und Einzelakteuren sowie regionalen/lokalen Befindlichkeiten im Fokus steht. Zugleich lässt sie sich an der Schnittstelle von Umweltgeschichte und Maritime History verorten, da das Meer als Ressourcen- und Nutzungsraum, als Rechts- und Konfliktraum sowie als Wahrnehmungs- und Projektionsraum in den Blick genommen wird. Die Untersuchung bedient sich des Weiteren Methoden der Diskurs- und Ideengeschichte, mittels derer Wahrnehmungen und wirksame Konzepte identifiziert und beschrieben werden, die als Handlungshintergrund und -motor fungierten.