Konferenz: Wasserregime – Hydraulische Gesellschaften in Europas Stadtlandschaften 1350-1950

Die lebensnotwendige Organisation eines urbanen Wassermanagements entwickelte sich in Europas Städten über Jahrhunderte aus dem Wechselspiel zwischen Kultur- und Naturkräften, dem historischen "Wasserregime". Wassermangel oder Wasserüberfluss beeinflusste dabei nicht allein technische, wirtschaftliche und soziale Dynamiken, sondern auch die Ausgestaltung politischer Machtverhältnisse. Aus umwelthistorischer und humanökologischer Perspektive betrachtet schrieb das Umweltmedium Wasser Geschichte, indem es in jeder Stadt "Hydraulische Gesellschaften" schuf, deren Struktur und Veränderung das Naturelement ausformte. In welchem Umfang "Wasserregime" die "Hydraulischen Gesellschaften" gestalteten soll auf der Tagung interdisziplinär und multiperspektivisch diskutiert werden. Nach obiger These dürfte das stete Ineinandergreifen von Natur- und Kulturelementen zu einer hohen Diversität von kommunalen Wasserregimen in Europas Stadtlandschaften geführt haben. Deren vergleichende wie konzeptionelle Erforschung steckt noch in den Anfängen und bedarf daher speziell für die Geschichtswissenschaften einer intensiveren Diskussion. Ausgehend von empirischen Fallstudien, welche besonders die Vielzahl der kaum erforschten Klein- und Mittelstädte in den Fokus rücken, möchten die Veranstalter auf einer Metaebene gerne erste theoretische Ansätze und Deutungskonzepte zusammenführen.

Neben der fachwissenschaftlichen Relevanz steht die Tagung auch für drei Grundprinzipien der Universität Paderborn: Wissenstransfer, Digitalisierung, Nachhaltigkeit.

So liefert die die Tagung das wissenschaftliche Fundament für die Bewerbung um das Europäische Kulturerbesiegel (EKES) der Stadt Paderborn mit dem Titel "Stadt.Mensch.Fluss. Die Pader für Europa". Seit über vier Jahren kooperiert der Arbeitsbereich Zeitgeschichte und die Universität eng mit der Stadt, den Museen, Kultureinrichtungen, Vereinen und Schulen. Im Sinne interdisziplinärer Herangehensweise ist auch der Fachbereich Naturwissenschaft/Biologie im Sachunterricht mit ökologisch ausgerichteten Schulprojekten rund um die Pader beteiligt.

Des Weiteren geht es bei der umwelt- und kulturhistorischen Auseinandersetzung urbaner Wasserregime im hohen Maß um AR/VR-Techniken zur digitalen Rekonstruktion historischer Orte. So wurden z.B. digitale Rekonstruktionen des Paderquellgebiets erstellt. Darüber hinaus wird aktuell an einem Konzept der Pader als Digitales Kulturerbe 3.0 gearbeitet. Eine solche Konzeption entspricht einer modernen Informationsgesellschaft. Diese digitale Dimension gilt es auch in Zusammenarbeit mit dem Heinz-Nixdorf-Museumsforum als weltgrößtem Computermuseum und Standort der Tagung näher zu betrachten.

Und schließlich behandelt das Thema – Etablierung und Modifizierung urbaner Wasserregime über Jahrhunderte – den Kerngedanken von Nachhaltigkeit: ein stabiles Mensch-Umwelt-Verhältnis à la longue durée. Die Organisation eines urbanen Wassermanagements war nicht nur in der Vergangenheit von großem Interesse für die europäischen Städte.

Organisation:

- Prof. Dr. Michael Ströhmer, Historisches Institut Universität Paderborn, Arbeitsbereich Frühe Neuzeit & Zeitgeschichte
- Prof. Dr. Peter Fäßler, Historisches Institut Universität Paderborn, Lehrstuhl für Zeitgeschichte
- Dr. Christian Berg, Heinz Nixdorf MuseumsForum, Paderborn

Programm

Donnerstag, 23. März 2023

11.00 Uhr  Anmeldung und Begrüßungskaffee
11.30 Uhr 

Grußworte: 1. stv. Bgm. Dietrich Honervogt (Stadt Paderborn)

Dr. Jochen Viehoff (Heinz Nixdorf MuseumsForum)

 

Begrüßung u. Einführung

Prof. Dr. Michael Ströhmer / Prof. Dr. Peter Fäßler (Paderborn)

Sektion 1: Wasserregime in der Stadt

Moderation: Prof. Dr. Michael Ströhmer (Paderborn)

12.00 Uhr

Prof. Dr. Matthias Hardt/ Niels Lohse B.A. (Leipzig)

Leipzig, eine Stadt im Fluss. Eine urban-fluviale Symbiose in Langzeitperspektive

12.45 Uhr 

Marius Mutz M.A. (Augsburg)

Wassermanagement in der frühneuzeitlichen Residenzstadt am Beispiel Dresdens (1500-1600)

13.30 Uhr Mittagsimbiss
14.00 Uhr

Dr. Thomas Grunewald (Halle a. d. Saale)

Göttliche Providenz oder „Ressourcenmanagement“? Das Wasserversorgungssystem der Schulstadt der Franckeschen Stiftungen in der Frühen Neuzeit

14.45 Uhr Kaffeepause
Sektion 2: Wasserregime in Stadt und Land Moderation: Friederike Horgan M.A. (Paderborn)
15.15 Uhr

Dr. des. Christopher Folkens (Münster)

Lebensader Ems – Die Emder Stadtgemeinde und ihr Meereszugang (14.-16. Jahrhundert)

16.00 Uhr

Dr. des. Iris Nießen (Leipzig)

Vorstadtentwicklung in der Aue – Archäologische Forschungen zu den Donaustädten Regensburg und Ulm

17.00 Uhr Highlight-Führung (30 min.) durch das Heinz Nixdorf MuseumsForum
17.45 Uhr Rückfahrt zum Hotel
19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen im Hotel

Freitag, 24. März 2023

9.30 Uhr Bustransfer vom Hotel zum HNF
Sektion 3: Wasserregime in Stadtlandschaften Moderation: Prof. Dr. Peter Fäßler (Paderborn)
10.00 Uhr

Dr. Evelien Timpener (Gießen)

Mit allen Wassern gewaschen sein. Urbane Wasser- und Flussregulierung in kleineren mitteldeutschen Städten (14.-16. Jahrhundert)

10.45 Uhr

Christina Lüke B.Ed. (Paderborn)

Von Wassermühlen, Turbinen und Staudämmen – Hydroelektrizität in Paderborn und Katalonien um 1900

11.30 Uhr Kaffeepause
12.00 Uhr

Jun.-Prof. Dr. Eva-Maria Roelevink (Mainz) / Dr. Lutz Budraß (Bochum)

Ohne zentrale Stadt, aber im dicht besiedelten Raum: Die Konstituierung des Abwasserregimes im Ruhrgebiet Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts

12.45 Uhr

Benedikt Heitmar B.A. (Paderborn)

Stadt-Mensch-Fluss: Die Pader für Europa als Digitales Kulturerbe 3.0

13.30 Uhr Schlussrunde
13.45 Uhr Mittagsimbiss
14.30 Uhr Rückfahrt zum Hotel
15.00 Uhr

Prof. Dr. Michael Ströhmer/ Prof. Dr. Peter Fäßler (Paderborn)

Vor Ort: Spaziergang zu den Quellen der Pader

16.00 Uhr  Ende der Veranstaltung
Anmeldungen

Um Anmeldung per Email wird bis zum 16. März gebeten:

registration-zg@kw.upb.de