Beitrag zur 10. Jahrestagung des Vereins für Konstruktivismus in Theologie und Religionsdidaktik

„Dinge im Unterricht?“
Mehr als nur ein Medium? – Materielle Akteure im katholischen Religionsunterricht

Sitzkreis, Singen und Schulbücher sind fester Bestandteile des didaktischen Methodenrepertoires im katholischen Religionsunterricht. Ihre Wirkung entfalten sie im Lehr- und Lernprozess des Unterrichtsgeschehen aber nicht nur als Medien zur Vermittlung fachspezifischer Wissensinhalte, sondern auch in ihrer Materialität als Gegenstände und Praktiken.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Jahrestagung des Vereins für Konstruktivismus in Theologie und Religionsdidaktik gingen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden vom 11.02. bis zum 13.02.2018 im Burkadushaus in Würzburg der Frage nach, welche Wirkungen ein Lehrmittel bei seiner Verwendung im Unterricht durch seine bloße Gegenständlichkeit entfaltet.

Unter der Herausgeberschaft von Gerhard Büttner, Marion Roose, Hans Mendl und Oliver Reis untersuchten und analysierten die Referentinnen und Referenten auf Grundlage der akteurszentrierten Arbeit des Soziologen Tobias Röhls elementare Dinge des Religionsunterrichts, wie bspw. den Sitzkreis, das Arbeitsblatt oder eine gestaltete Mitte mit Blick auf die Wechselwirkung zwischen ihrer Materialität und didaktischen Verwendung.

Die Referenten_innen fokussierten dabei zum einen auf die Funktion der verwendeten Gegenstände und untersuchten bspw. ihre Vermittlungsfunktion im Rahmen ihrer Position in einer Technik-Mensch-Beziehung. Die Gegenstände werde hierbei nicht etwa in ihrer Alterität wirkmächtig, sondern verweisen auf etwas ganz anderes.

Die empirischen Beiträge aus der Unterrichtspraxis zeigten auf, dass sich die Dinglichkeit von Lehrmitteln und Praktiken vor allem dann konstruktiv in das Unterrichtsgeschehen integrieren lässt, wenn ihre didaktische Einbettung gelingt. So kann beispielsweise ein Unterrichtsgespräch in einem Sitzkreis seine didaktische Wirkmacht dann angemessen in der Praxis entfalten, wenn diese Unterrichtsform zuvor eine ausreichende Ritualisierung in der Klasse erfahren hat.

Einen weiteren Schwerpunkt bildeten jene Interaktionsnetzwerke, welche sich während einer Unterrichtslektion durch die wechselseitigen Bezüge unterschiedlicher Gegenstände zueinander manifestieren. Innerhalb des Klassenzimmers treten materielle Akteure in diesen Netzwerken teilweise im Unterrichtsgeschehen in Konkurrenz zueinander. Ein eingeschaltetes Deckenlicht im Klassenzimmer kann zum Beispiel die Präsenz einer Kerze hemmen.

Während der Tagung wurde deutlich, dass Lehrmittel und Praktiken in ihrer Materialität in der Unterrichtspraxis noch zu häufig als selbstverständlich hingenommen werden. Sitzkreise, Singen oder Schulbücher werden von Lehrpersonen vor allem hinsichtlich ihrer Lehrinhalte reflektiert. Fragen zu ihrer didaktischen Einbettung im Kontext ihrer Materialität bleiben bei Unterrichtsplanung und -gestaltung jedoch noch häufig außen vor.

Foto(pdp)Jana Rakowski, Vortrag von T.Faix