Forschung­s­pro­jekte

Im Zentrum dieses Projektes steht die Dramenliteratur eines Zeitabschnitts, der in der Forschung meist als der Höhepunkt der spanischen Romantik angesehen wird, nämlich die Jahre zwischen 1834 und 1844. Es soll gezeigt werden, wie der von vielen Widersprüchen und Rückschlägen geprägte (Sonder-)Weg Spaniens in die Moderne in der Gattung des romantischen Dramas einen wichtigen literarischen Ausdruck findet. s handelt sich um Werke der Krise und des Übergangs, in denen das Verhältnis der Figuren zur Welt, die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und die Ausgestaltung eines Selbstverhältnisses auf eine in dieser Radikalität neue Art und Weise inszeniert werden. Das romantische Drama, so die These, leistet in Spanien einen wichtigen Beitrag zur Entstehung moderner Vorstellungen von Subjektivität (Individualität?) und Identität. Dabei ist die Verhandlung individueller Schicksale − und hierin kann man bereits ein für Spanien typisches Merkmal sehen − jeweils auch im Zusammenhang mit dem Ringen um eine kollektive, nationale Identität zu betrachten.

Untersucht wird die Rezeption und Refunktionalisierung von Gattungen, Formen und Motiven des Siglo de Oro in der spanischen Gegenwartsliteratur und -kultur. Wie vollzieht sich die Repräsentation von Geschichte und in welcher Weise vollzieht sich ein Dialog zwischen Literatur und Geschichtsschreibung? Wie werden "Erinnerungsorte" des 16. und 17. Jahrhunderts in die politisch-ideologischen Funktionen Konfliktfelder des 20. und 21. Jahrhunderts übertragen? Welche Rolle spielt die Epoche des "Siglo de Oro" für die moderne spanische Identität? Als erstes Ergebnis dieses Projektes liegt ein Tagungsband vor, der 2012 publiziert wurde.

Untersucht wird die Repräsentation von Geschichte in fiktionalen Textgattungen und Medien sowie das Wechselspiel zwischen Literatur und Geschichtsschreibung. Das Interesse richtet sich dabei auf Frankreich und Spanien, allerdings jeweils nicht allein in einer nationalen, sondern auch in einer europäischen bzw. einer kontrastiv-komparativen deutsch-französischen und deutsch-spanischen  Perspektive

Historische Bezugsrahmen:

  • Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts: vgl. Kolloquium Représentation de l’histoire entre mise en scène et mise en question.L’historiographie et la littérature du XIXe siècle en France et Allemagne face au problème de l’incommensurable historique im Rahmen des CIERA-Programms Poétique du récit historique; Kooperation mit Johannes Süßmann und Sabine Schmitz. 14.–15. Februar 2014, Universität Paderborn.
  • Der Erste Weltkrieg
  • 1975/1989: Annäherungen an eine europäische Kulturgeschichte des Umbruchs - Perspektiven auf die spanische Transición und die deutsche Wende. Gemeinsames Projekt mit Daniel Verdú Schumann (Universidad Carlos III, Madrid).

Der traditionelle analytische Zugriff der Literaturwissenschaft auf literarische Texte soll ergänzt werden durch Methoden, die die ästhetische Erfahrung, die Lust am Spiel, an der Imagination und an der Sprache in den Vordergrund stellen. Ziel des Projekts ist die Konzeption und Erprobung von Lehrformaten sowie die Reflexion des Potenzials von Kreativität und Performanz in der universitären Fremdsprachenlehre und der Literaturwissenschaft (sprachlich-rhetorische Fähigkeiten, Persönlichkeitsbildung, interkulturelle Kompetenz, Wirkung auf die Einstellung zu Literatur insgesamt). 
Dazu gehören Lehrveranstaltungen zum kreativen Schreiben und zum darstellenden Spiel, aber auch die Einbeziehung von kreativen Verfahren in literaturwissenschaftliche Seminare, v.a. zum Theater. Wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Zusammenarbeit mit der RESAD in Madrid (z.B. Workshops mit Schauspielern und Sprecherziehern als Begleitung der Seminare).