Vortrag auf der DGfS-Jahrestagung: Semantische Phänomene und Grundlagen lehren und lernen (AG 13) (Reviewverfahren)

Kausalität im Längsschnitt. Funktionen und Formen in der Textproduktion vom 4. bis zum 6. Schuljahr

Elvira Topalović, Laura Drepper & Alisa Blachut
Universität Paderborn

Die sprachlichen Ausdrucksmittel von Kausalität sind vielfältig. Sie umfassen neben den gängigen Subjunktoren da und weil und den syntaktischen Einzelgängern dass und denn auch zahlreiche Adverbkonnektoren (z.B. nämlich) und Postponierer (z.B. weswegen) (vgl. Volodina 2014, 790ff.). Syntaktisch kann Kausalität durch Koordination, Subordination und Integration realisiert werden (vgl. Langlotz 2014, 15). Darüber hinaus können kausale Relationen auch implizit, d.h. konnektorlos, ausgedrückt werden. Exemplarisch seien zwei Korpusbelege aus einem 4. Schuljahr  angegeben (orthographisch angepasst):

(1) PB-a-22 (mit Konnektor): Ich persönlich fände es nicht sehr gut, wenn die Rechtschreibung abgeschafft wird. Dann schreiben nämlich alle so, wie sie gerade Lust haben.
(2) PB-a-14 (ohne Konnektor): Ich fände es schlecht, wenn die Rechtschreibung abgeschafft wird. Mir zum Beispiel machte und macht es immer noch Spaß.

Während der Erwerb von Konnektoren unterschiedlicher semantischer Relationen in der Primar- und Sekundarstufe in verschiedenen Querschnitts- bzw. unechten Längsschnittstudien untersucht wurde (vgl. z.B. Langlotz 2014), sind echte Längsschnittstudien (vgl. Augst et al. 2007) sowie Funktions-Form-Analysen explizit zur Kausalität im Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe noch immer rar. Wir greifen diese Forschungslücke auf und zeigen anhand eines qualitativ-quantitativen Zugriffs, wie der Erwerb des Konzepts Kausalität bei 70 Schüler:innen verläuft. Für die korpuslinguistische Analyse nutzen wir 210 Texte. Leitend sind die folgenden Fragen: Welche kausalen Relationen zeigen sich in den Texten? Welche Konnektoren werden wie häufig genutzt? Welche Entwicklungsverläufe lassen sich nachzeichnen? Anhand der Analyseergebnisse wollen wir auch mögliche Implikationen für die Vermittlung von Kausalität im Deutschunterricht (vgl. Kellermann 2023) diskutieren.

References: • Augst, G. & Disselhoff, K. & Henrich, A. & Pohl, T. & P. Völzing, (2007). Text-Sorten-Kompetenz. Eine echte Longitudinalstudie zur Entwicklung der Textkompetenz im Grundschulalter. Frankfurt a. M.: Peter Lang. • Kellermann, K. (2023). Kausalsätze verstehen und formulieren. Eine empirische Studie zur Vermittlung des globalen Prinzips von Kausalität im Deutschunterricht der Sek I. Münster/New York: Waxmann. • Langlotz, M. (2014). Junktion und Schreibentwicklung. Eine empirische Untersuchung narrativer und argumentativer Schülertexte. Berlin/Boston: De Gruyter. • Volodina, A. (2014). C4.2 Kausale Konnektoren. In Breindl, E. & Volodina, A. & U. Waßner (Hrsg.). Handbuch der deutschen Konnektoren 2. Semantik der deutschen Satzverknüpfer. Teilband 1. Berlin/New York: De Gruyter, 790–899.