Die "Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller" wurde 1983 von Hartmut Steinecke (†) be­grün­det und wird seit­her in je­dem Win­ter­se­mes­ter durch­geführt. Seit 2006 wird die Veranstaltungsreihe von Prof. Dr. Norbert Otto Eke und Prof. Dr. Stefan Elit organisiert. Sie ist ein An­gebot der Uni­ver­sität für alle - nicht nur für Studierende -, die in Paderborn und Um­ge­bung an Literatur interes­siert sind.

Die wis­sen­schaft­li­che Be­schäf­ti­gung mit Li­te­ra­tur will Ein­sich­ten in ihre künst­le­ri­sche und his­to­ri­sche Eigen­art, ihre Be­deu­tung und Wir­kung ver­mit­teln. Die Be­geg­nung mit Schrift­stel­ler*in­nen kann da­rü­ber hinaus Ein­blicke in die Arbeits­weisen und Arbeits­be­din­­gun­gen des Schrei­bens heu­te ge­wäh­ren und das Ver­ständ­nis für Li­te­ratur als Kunst för­dern. Da­her füh­ren das In­sti­tut für Ger­ma­nis­tik und Ver­glei­chen­de Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft und die Fa­kul­tät für Kul­tur­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Paderborn seit vie­len Jah­ren re­gel­mä­ßig Au­tor*in­nen­le­sun­gen durch. Bis­her wa­ren mehr als 250 re­nom­mierte Ge­gen­warts­au­tor­in­nen und -au­to­ren zu Gast.

Die Gast­do­zen­tur er­wei­tert und er­gänzt die­ses An­ge­bot. Sie will eine Ver­bin­dung zwi­schen Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft und schrift­stel­lerischer Pra­xis her­stel­len. Da­her wer­den 'the­o­re­ti­sche' The­men mit Vor­trä­gen über ver­schie­de­ne As­pek­te des li­te­ra­ri­schen Le­bens ver­bun­den.

 

Die aktuelle Gastdozentur (WS 2023/24): Jan Wagner - "Was im Gedicht geschieht"

Im Wintersemester 2023/24 übernimmt der Lyriker und Essayist Jan Wagner aus Berlin die 42. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Das Angebot des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie des Zentrums für deutschsprachige Gegenwartsliteratur der Universität Paderborn wird von Prof. Dr. Norbert Otto Eke und Prof. Dr. Stefan Elit organisiert und findet ab dem 18. Dezember montags um 16.15 Uhr im Hörsaal G statt (Ausnahme: 22. Januar, siehe unterhalb). Der Eintritt ist frei.

Die Veranstaltungsreihe unter dem Rahmentitel „Was im Gedicht geschieht“ startet mit einer Auftaktlesung aus Wagners lyrischen Werken. Es folgen drei Vorträge: am 8. Januar zum Thema „Das Gedicht als Medium“, am 15. Januar zu „Das Gedicht als Schall und Rauch“ und am 29. Januar zu „Das Gedicht als Wahrheit und Lüge“. Eine besondere Lesung ergänzt das Programm am 22. Januar ab 19.30 Uhr in der Kleinen Bühne im Deelenhaus (Krämerstraße 8-10): Jan Wagner und Uli Lettermann veranstalten dann das „lyrisch-musikalische Rencontre: Töne, Steine & Erden“. Am 30. Januar von ca. 9 bis 16 Uhr rundet ein wissenschaftliches Symposium zum Werk Jan Wagners das Programm ab, und zwar in der Studiobühne der Universität (weitere Angaben dazu folgen).

Lustvoll und virtuos zugleich nimmt Jan Wagner in seinen Gedichten tradierte lyrischen Formen, Tonarten und Schreibweisen auf: die Ode, das Sonett, das Rondo, das Haiku usw. Spielerisch leicht bringt er Heterogenes zusammen und reichert das Dingliche und Alltägliche getreu seinem Motto „Wir lernen beim Lesen von Gedichten etwas über die Dinge, die uns umgeben, über die Sprache, die Welt und uns selbst“ poetisch an. Immer wieder aufs Neue stellt er dabei die unwidersprochene Logik und Evidenz unserer Wirklichkeitswahrnehmung und das heißt auch der unwidersprochenen Sprachwerdung der Welt in Frage. Gelehrt und anspielungsreich in einem kulturgeschichtlichen Horizont, der von der Frühen Neuzeit bis zur Populärkultur der Gegenwart reicht, sind Wagners Gedichte; stets bleiben sie dabei aber dem Leser, der Leserin, zugewandt, zumal Wagner immer wieder dem Erzählerischen als einer Dimension des Lyrischen Möglichkeitsräume zu öffnen weiß. Die Kritik hat Jan Wagner dafür als einen „neugierig-weltfreundlichen […] Abenteurer“ gefeiert, „biedermeierfrei, bubenhaft überraschend, mit begeisternder Könnerschaft“ (Gustav Seibt). Mit der Verbindung von Alltäglichem, sprachlicher Virtuosität und ansprechender Klanggestaltung hat er, was für Lyrik nicht ganz gewöhnlich ist, aber auch ein breites Lesepublikum begeistern können.

Über den Autor

Jan Wagner wurde 1971 in Hamburg geboren und wuchs im schleswig-holsteinischen Ahrensburg auf. Seine Begeisterung für Poesie wurde von einem Englischlehrer geweckt, der ihm „auch zahlreiche Dichter zu lesen gab, die auf keinem Stundenplan vorkamen" (Interview im „Hamburger Abendblatt“ v. 12.3.2015). Mit 15 Jahren schrieb Wagner erste eigene Gedichte. Er studierte v.a. Anglistik, zuerst an der  Universität Hamburg, dann am Trinity College Dublin, schließlich an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er im Jahr 2000 eine Magisterarbeit über die jüngste Generation anglo-irischer Lyriker verfasste. 1995-2003 publizierte er gemeinsam mit Thomas Girst die literarische Loseblattsammlung „Die Außenseite des Elementes“ (Schachteln mit Gedichten, Erzählungen, Grafiken, Fotos und Gimmicks), nach dem Vorbild Marcel Duchamps. Seit 2001 ist er freier Schriftsteller und Lyriker, Lyrikübersetzer, Literaturkritiker und Herausgeber von Lyrikanthologien. Seine Gedichte wurden bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt, und nicht zuletzt nach dem Erhalt des Büchnerpreises 2017 kann er als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker seiner Generation bezeichnet werden. Wagner ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Er lebt in Berlin.

Alle Informationen im Überblick HIER (als PDF).

 

Wiss. Symposium zur 42. Gastdozentur

Am Dienstag, dem 30. Januar 2024, findet ein wissenschaftliches Symposium in Ergänzung der Gastdozentur statt, das Programm siehe HIER (als PDF).