Herzlich Willkommen im Arbeitsbereich der Geschichte Flanderns in europäischer und globaler Verflechtung
Flandern, der niederländischsprachigen Region im Norden Belgiens, kommt innerhalb Belgiens und auch darüber hinaus große wirtschaftliche, wissenschaftliche, kulturelle und politische Bedeutung zu. Der bevölkerungsreichste Teilstaat hat nicht nur den größten Anteil an der belgischen Exportleistung, sondern ist wegen seiner zentralen Lage in Europa auch ein strategischer Transithub von Gütern, Wissen und Menschen. Er hat deshalb einen einflussreichen Anteil an der Entwicklung des BeNeLux-Raumes und der EU. Auch für Deutschland und besonders für Nordrhein-Westfalen ist Flandern ein unverzichtbarer Partner, u.a. was überregionale Zusammenarbeit in Bezug auf Arbeitsmobilität, Güterverkehr, Energienetzwerke und Klimaschutz betrifft. Trotz der gegenwärtigen Bedeutung ist die Geschichte Flanderns hinsichtlich ihrer europäischen und globalen Verflechtungen noch nicht untersucht worden. Dies zu tun, ist ab dem Wintersemester Gegenstand der Juniorprofessur „Geschichte Flanderns in europäischer und globaler Verflechtung“.
Die Juniorprofessur und der Arbeitsbereich sind der Geschichte Flanderns von den mittelalterlichen Anfängen bis in die Gegenwart gewidmet. Gegenstand von Forschung und Lehre sind Aspekte der Politik, Kultur, Wirtschaft und des Wissenstransfers, aber auch der Raum- und Staatsbildung. Der geografische Referenzrahmen reduziert sich dabei ausdrücklich nicht auf die heutige autonome Region innerhalb Belgiens, sondern bezieht auch explizit die existierenden und vergangenen Verbindungen zu Nachbarländern, Europa und der ganzen Welt mit ein. So soll das Verständnis der flämischen Geschichte vertieft werden und die Geschichtswissenschaft neue Einsichten der Regionalgeschichte gewinnen.
Struggling Sovereignty. Workshop on the Spanish Netherlands in the Late Seventeenth Century
This workshop aims to gather ongoing research pertaining to the history of the Spanish Netherlands from roughly 1650 to 1700 and to attempt a reappraisal of their position within the European power struggles as well as within the Spanish Empire.
It will take place in Paderborn, on the 29th and 30th September 2025.
Nachrichten
Aktuelle Lehrveranstaltungen
Die niederländische Welle. Imago und Einfluss der Niederlande in Barockkunst (FN)
Wir untersuchen ein Phänomen, das vom späten 16. bis zum frühen 18. Jahrhundert existierte und das Kunsthistoriker "Niederlandismus" tauften. Wenngleich der Begriff nicht wirklich in profunden Studien verankert ist, macht er doch auf einen besonderen Befund aufmerksam: in Nordeuropa und besonders im deutschsprachigen Raum ging in der Vormoderne lange Zeit eine faszinierende Wirkung von "niederländischer" Mal-, Bildhau- und Baukunst aus. Über Inhalts und Einfluss dieser Faszination stellen sich viele Fragen. Woher stammte sie und welche Assoziationen schwebten in ihr mit? Welche Wahrnehmung hatten die Rezipienten von den "Niederlanden", oder differenzierten sie zwischen "Flandern" und "Holland"? Lassen diese Zuschreibungen auf einen "nationalen" Stil schließen? Inwiefern reflektierte der Kunstgeschmack konfessionelle Präferenzen, oder wurden diese ausgeblendet?
Ein Phänomen, das der kunstgeschichtlichen Epoche der "Barockkunst" zugeordnet wird, soll demonstrieren, wie man anhand von Kunsterzeugnissen auf Perzeptionen des Eigenen und Fremden, sowie auch auf die verflochtene und "a-nationale" Natur der Kunst schließen kann. Nebenbei lernen wir auch die unbekannte Geschichte der Niederlande kennen. Um das zu tun, fokussieren wir die Spuren dieses Phänomens in Nordwestdeutschland und verstehen "Kunst" dabei als bildende Kunst, über Kunsthandwerk bis Architektur.
Flucht, Geopolitik und Fachkräftemangel. Spätmittelalterliche Migration in Nordwesteuropa
Die nordwestliche Ecke Europas ist durch die Ein- und Auswanderung von Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung geschichtlich mit vielen anderen Teilen Europas verbunden: zum Beispiel mit England, Spanien, Norditalien und sogar Skandinavien. Umgekehrt siedelten sich wegen der wirtschaftlichen Attraktivität dieser Region hier auch Fremde an, während die Einwohner gezielt „abgeworben“ wurden und noch andere wegen Kriege in benachbarte Gebiete flüchteten. Wohin reich(t)en die Migrationsverbindungen? Wurden Sie gezielt angeregt? Wie wurde vor Ort mit ihnen umgegangen? Welche Folgen hatten sie?
Diese und andere Fragen sollen anhand von wissenschaftlicher Literatur und einschlägiger Quellen im Seminar diskutiert werden, um Methoden zu üben und das Erkenntnispotenzial des Gesamtphänomens "Migration" kennenzulernen.
Kluge Strategie, Terrorismus oder sinnlose Gewalttat? Die Bombardierung Brüssels 1695. (FN)
Die französische Bombardierung Brüssels im Jahr 1695, die sich 2025 zum 330. Mal jährt, ist wohl kaum ein Teil des kollektiven Gedächtnisses. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass dieses Ereignis das Antlitz der Stadt fast vollständig änderte und zu seiner Zeit in ganz Europa eine unglaubliche Empörung auslöste sowie eine Wende im militärischen Schicksal Frankreichs einleitete. Was war der Grund für dieses Ereignis? Welche Bedeutung hatte es im größeren Kontext des „Neunjährigen“ bzw. „Pfälzischen Erbfolgekrieges“? Und warum geriet es danach relativ schnell in Vergessenheit?
Um diese Fragen zu beantworten, werden wir zunächst die geostrategische Bedeutung der südlichen Niederlande sowie die europäische Machtpolitik zu dieser Zeit betrachten. Anschließend werden wir uns mit den Hintergründen der zeitgenössischen Propaganda und der Darstellung des Bombardements befassen. Auch die Auswirkungen auf die Architektur Brüssels und deren Verflechtung mit internationaler Politik werden untersucht. Dafür werden auch zeitgenössische Medien, wie Pamphlete, Bilder und Berichte, herangezogen. Das tragische Ereignis in den Spanischen Niederlanden am Ende des 17. Jahrhunderts dient also nicht nur als Fallstudie der vormodernen Medien und Politik, es verbessert auch unser Verständnis der Geschichte der südlichen „Low Countries“.
- Ein zersplittertes Territorium als Stärke. Die Brabanter Exklaven als Problem der Staatsbildung in den südlichen Niederlanden (17.-18. Jhd.).
Wenigen ist bewusst, dass viele Kommunen und Kleinstädte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz lange Zeit zu den südlichen Niederlanden gehörten, besonders zu den Herzogtümern Brabant und Geldern. Wo diese Geschichte bekannt ist, wird sie in der Regel nur aus antiquarischer Sicht und vereinzelt aufgegriffen. Eine systematische Aufarbeitung und Erfassung der Funktion dieser Exklaven im politischen System der Spanischen bzw. Österreichischen Niederlande existiert nur ansatzweise.
Im Seminar wird die Existenz Brabanter und geldrischer Exklaven von Lommersum bis Jever näher beleuchtet, um die Spezifika des frühneuzeitlichen Umgangs mit Exklaven und die alternativen Staatsbildungsprozesse in den südlichen Niederlanden zu verstehen. Um die Erkenntnisinteressen sowie auch die Herausforderungen dieses Themas für die Geschichtswissenschaft kennenzulernen, werden wir im Seminar neben einschlägiger Literatur auch Ausgaben zeitgenössischer Korrespondenz über die Exklaven sowie Originalquellen auswerten.
Juniorprofessur

Juniorprofessor
Yves Huybrechts
Geschichte Flanderns in europäischer und globaler Vernetzung
Pohlweg 55
33098 Paderborn
Office hours
(Vorlesungszeit) Donnerstags 14:00-15:00 Uhr
Bitte melden Sie sich zur Sprechstunde vorher per E-Mail an.
Forschungsinteressen
- Der Staatsbildungsprozess in den Spanischen Niederlanden
- Die politische und militärische Funktion des Brabanter Lehensnetzwerks im Westen und Norden des Heiligen Römischen Reiches
- Die Funktion des exponierten Jevers als Schlüsselstein der territorialen Integrität der südlichen Niederlande
- Die Entwicklung der Zolltarife und -stationen in den Spanischen Niederlanden
- Die flämischen Überseeverbindungen und flämische Kolonialunternehmen im 17. Jahrhundert
- Die geopolitische Bedeutung der flämischen Häfen in einer transepochalen Perspektive
Kooperationen
- Derzeitig wird eine Kooperation wird mit der Universität Siegen entwickelt, die den Wiederaufbau in Flandern nach dem Ersten Weltkrieg mit ähnlichen Wiederaufbauprojekten in Nordfrankreich und Westpolen vergleichen soll.
- Ebenso ist eine Erasmuskooperation mit der Universität Antwerpen in Arbeit.

Ermöglicht wird die Juniorprofessur vom Bildungs- und Wissenschaftsministerium der Flämischen Regierung, von der niederländischen Sprachunion „Taalunie“ und von der Universität Paderborn.
The history of Flanders in European and global networking
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