Plötzliche Todesfälle und Erkrankungen konnten die Erbfolge und die Herrschaftssicherung einer Dynastie gefährden. Daher nutzen die adeligen Familien das Instrument der vormundschaftlichen Regentschaft, also eine Form der stellvertretenden Herrschaftsausübung, um die dynastische Kontinuität aufrecht zu erhalten und die Herrschaftsrechte der Dynastie zu bewahren. Da es auf Reichsebene für die Fürstentümer keine rechtlichen Vorgaben gab, wurden die Regentschaften und ihre Ausgestaltung in den jeweiligen Territorien verhandelt. Die temporären Herrschaftsausübungen konnten wenige Wochen bis mehrere Jahrzehnte andauern und waren im frühneuzeitlichen Reich weit verbreiteter, als man es aufgrund der spärlichen Forschungslage erwarten würde. Bevor eine Regentschaft eingesetzt wurde, stand häufig die kontroverse Frage im Mittelpunkt: Wer sollte regieren? Mutter, Onkel oder Rat?
Stefanie Wenzel wird Einblicke in ihr aktuelles Forschungsprojekt geben und das Instrument der vormundschaftlichen Regentschaften am Beispiel von Savoyen und Württemberg beleuchten.
25.6.2024, 18:15 Uhr, Raum L2.201