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Ihre Waffe war der Zeichen­stift

Erscheinung der durch den DAB geförderten Arbeit
„Die junge Käthe Kollwitz in ihrer künstlerischen Findungsphase“


Von Carolin Schreckenberg


„Die Frau […] hat etwas sehr Einfaches gefühlt und etwas sehr Einfaches gewollt. Die Not der Armen und über die Not der Armen hinaus überhaupt menschliche Not hat ihr ans Herz gegriffen, und sie hat es bei dem Mitleiden nicht bewenden lassen, sondern helfen wollen; helfen mit der Waffe, die ihr verliehen war, dem Zeichenstift.“ (Schmalenbach 1965, S. 3)

Von Beginn an fanden sich bei Käthe Kollwitz (1867-1945) ein hoher künstlerischer Anspruch neben einem tiefen menschlichen Engagement. Die Künstlerin gab menschlichem Leid und sozialer Ungerechtigkeit eine ästhetische Form. Anfangs suchte Käthe Kollwitz noch nach dem ihr ureigenen Stil und ihrer Technik, was sie zu den Inhalten ihrer Kunst führte. Obwohl sie weithin als bedeutende Künstlerin des 20. Jahrhunderts anerkannt ist, wurde ihren frühen Jahren weniger Aufmerksamkeit geschenkt, wenngleich in dieser Zeit mit Ein Weberaufstand eines von Kollwitz' bedeutendsten Frühwerken entstand. Die Serie, die Käthe Kollwitz zwischen 1983 und 1897 schuf, widmet sich der prekären Lage der Textilarbeiter in Schlesien, die sich 1844 in einem gewaltsamen Protest gegen ihre Arbeitgeber erhoben. In sechs Bildern weist die Künstlerin nicht nur auf Ursachen und Verlauf des Weberaufstands, damit auf das Leid der Menschen und soziale Ungerechtigkeit hin. Gleichwohl bewegt die Künstlerin durch die zutiefst einfühlsame, kraftvolle und ergreifende Darstellungsweise emotional.

Diese Publikation intendiert, die Kollwitz-Forschung um eine facettenreiche Untersuchung des Frühwerks und des Werdegangs zu erweitern, bereiteten diese die folgenden Ausdrucksweisen von Käthe Kollwitz erheblich vor. In dieser Zeit wurden die Grundlagen für ihr lebenslanges gesellschaftspolitisches Engagement gelegt und zukünftige Ausdrucksweisen wie ihr künstlerisches Engagement nach dem 1. Weltkrieg (1914-1918) grundlegend vorbereitet.

Bis heute prägen und begeistern Kollwitz' Kunstwerke Künstlerinnen und Künstler, Menschen weltweit, die sich politisch oder sozial engagieren. Nicht zuletzt hat Käthe Kollwitz, die als erste Frau in Deutschland im Jahre 1919 den Professorentitel tragen durfte, in ihren Bildthemen einen nennenswerten Beitrag auch zur Geschichte der Frauen in der Kunst geleistet.

Carolin Schreckenberg: Die junge Käthe Kollwitz in ihrer künstlerischen Findungsphase
(Reihe KONTEXT Kunst – Vermittlung – Kulturelle Bildung, Band 39)
Tectum, 2023, 110 Seiten, broschiert (auch als eBook erhältlich)
ISBN 978-3-8288-4924-2
https://www.nomos-shop.de/tectum/titel/die-junge-kaethe-kollwitz-in-ihrer-kuenstlerischen-findungsphase-id-116052/

Literaturquelle:
Schmalenbach, Fritz: Käthe Kollwitz. Königstein im Taunus (Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster, Verlagsbuchhandlung KG) 1965.

Käthe Kollwitz, Zertretene – Arme Familie, 1899, Strichätzung, Aquatinta und Polierstahl, 23,8 x 20,3 cm, National Museum of Woman in the Arts. Quelle: National Museum of Woman in the Arts. In: https://nmwa.org/art/collection/downtrodden/; zuletzt überprüft am 30.05.2023.
Käthe Kollwitz, Not, Blatt 1 aus dem Zyklus „Ein Weberaufstand“, 1893–1897, Kreide- und Federlithographie, Schabeisen und Schabnadel, 15,4 x 15,3 cm/ 45,8 x 34,8 cm, Käthe-Kollwitz-Museum Berlin. Quelle: Käthe Kollwitz Museum Köln. In: https://www.kollwitz.de/blatt-1-not; zuletzt überprüft am 30.05.2023.