Vortrag im Rahmen des Seminars "Einführung in die Malerei I & II“
Mittwoch, 23.11.2022, 14:00-15:30 Uhr via Zoom
„Unser Verhalten gegenüber Schmutz ist eine Reaktion“ – schreibt die Sozialanthropologin Mary Douglas 1966 in ihrem Buch Reinheit und Gefährdung –, „die alle Gegenstände und Vorstellungen verdammt, die die gängigen Klassifikationen durcheinanderbringen oder in Frage stellen könnten.“ Der Materialität von Körpern kommt dabei eine besondere Aufmerksamkeit zu. Denn die Konzepte Unreinheit und Ekel stehen immer in Verbindung zur menschlichen Physis und halten sich an keine Grenzen, Positionen oder Regeln. Normative Vorstellungen von Reinheit oder Schönheit eines Kunstwerkes erfahren durch die Konfrontation mit Schmutz und den von ihm ausgelösten Affekten des Ekels eine Revision. Das Ergebnis sind Hybride, die Mehrdeutiges und Nicht-Differenzierbares herstellen. Der Vortrag widmet sich diesen beunruhigenden Eigenschafften von Schmutz und seinem Affektpotential im Sinne eines Ekels als Ekel. Kurz, es geht um künstlerische Substanzen und Verfahren, die Identitäten, Systeme und Ordnung stören. Es sollen jedoch keine Fetische der Subversion und Transgression (re-)produziert werden, vielmehr ist es das Anliegen, die künstlerischen Verfahren im Umgang mit den (sehr lange) ausgeschlossenen Resten einer ästhetischen Theorie kritisch zu befragen.
Zur Person
Dietmar Rübel, geboren 1968, arbeitet als Autor, Kunsthistoriker und Kurator. Seit 2017 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte und Theorie der Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere auf der Relation von Kunsttheorie und künstlerischer Praxis, Dingen und der Materialität der Künste, Institutionskritik sowie dem Verhältnis der Bildgeschichte populärer Kulturen zu Film, Design und zeitgenössischer Kunst. Zuvor war er Professor für moderne und zeitgenössische Kunstgeschichte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden sowie, nach dem Studium der Kunstgeschichte, Politik sowie Literatur- und Filmwissenschaften in Hamburg und Zürich, wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten in Hamburg und Marburg. Dietmar Rübel ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher; seine Texte erschienen in verschiedensten Zeitschriften, Sammelbänden und Ausstellungskatalogen. Zudem ist er als Ausstellungsmacher tätig und war u. a. Gastkurator am MAK in Wien, der Akademie der Künste und der Nationalgalerie zu Berlin, dem Museum für Gestaltung Zürich, dem Grünen Gewölbe in Dresden sowie an der Düsseldorfer und Hamburger Kunsthalle.
Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei
Sie können sich über folgenden Link in die Veranstaltung einwählen: https://uni-paderborn-de.zoom.us/j/99097133459?pwd=ZVo2UWNtMUlDcGEzL29zVmZFNTJEQT09
Meeting-ID: 990 9713 3459
Kenncode: Ekel
