Am 30.03.2022 nahmen Prof. Dr. Sabine Schmitz (BELZ) und Resul Karaca (BELZ) auf Einladung von Prof. Dr. Dominique Avon und Anne Troadec (Institut d‘études de l’islam & des sociétés du monde musulman) an der internationalen Tagung Le religieux à l’école: perspectives européennes teil und referierten zum Thema Authenticité et visualité : deux catégories importantes dans les manuels d'histoire pour la médiation du fait religieux en Allemagne, Belgique, Espagne et France.
Neben Wissenschaftler*innen aus Frankreich, waren Lehrkräfte, ein Schuldirektor und Vertreter*innen aus dem Bildungsministerium eingeladen. Die „Journée d’étude“ fand in den Räumlichkeiten der renommierten Hochschule École Pratique des Hautes Études statt und wurde live gestreamt, sodass auch zahlreiche Studierende anwesend waren.
Zunächst gingen Schmitz und Karaca in einem Quiz auf die nationalen und verfassungsrechtlichen Unterschiede in Frankreich, Deutschland, Spanien und Belgien in Bezug auf das Thema „fait religieux“ im schulischen Kontext bzw. im Religionsunterricht ein und formulierten ihre Hypothese: Angesichts der Unterschiede in den vier Ländern hinsichtlich des „fait religieux“ bzw. der „Religionen/Religiosität" im schulischen Kontext, werden die Inhalte, die sich auf das Thema „Religion/Religiosität" in den Geschichtsschulbüchern beziehen, unterschiedlich konfiguriert. Dabei betonten sie, dass der Term „fait religieux“ weder im Deutschen noch im Spanischen eine adäquate Übersetzung fände. Im französischsprachigen Teil Belgiens wird der Begriff ähnlich wie in Frankreich im Zusammenhang mit säkularen Forderungen verwendet, im Alltag oder in offiziellen Informationen aus dem schulischen Kontext spielt er jedoch keine Rolle.
In ihrem Vortrag gingen Schmitz und Karaca schließlich der Frage nach, wie das Thema „fait religieux“ in den Geschichtsschulbüchern der Oberstufe in den genannten Ländern behandelt wird. Da das heutige Zeitalter als ein visuelles und mediales bezeichnet werden kann und dies Schüler*innen in ihrer Informationsaufnahme beeinflusst, wurden verschiedene Bilder in Geschichtsschulbüchern diskutiert. Schmitz und Karaca kamen zu dem Schluss, dass die Unterschiede in der Auswahl und Darstellung der Bilder in den Schulbüchern auf der Wahl der pädagogischen Ansätze beruhen: Der französische Ansatz bevorzugt die Distanz, z. B. durch Karikaturen. Dabei geht es darum, konkrete Fakten über religiöse Sachverhalte zu lernen und sie als Phänomene der Vergangenheit zu interpretieren, um die Gegenwart zu verstehen.
In den anderen drei Ländern sollen die Schüler*innen die Geschichte der Religionen lernen, aber dieses pädagogische Ziel schließt nicht aus, dass die Religionen und ihre Geschichte als (lebendige) Realitäten betrachtet werden.