Studierende der Masterseminare „Georges Simenon et le roman policier“ und „Vitrines hybrides des identités multiples: Les expositions universelles dans la Francophonie européennes“ haben unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Sabine Schmitz und Dr. Saskia Vandenbussche vom 16.10.2024 bis zum 18.10.2024 eine dreitägige spannende Exkursion nach Lüttich, die Geburtsstadt des berühmten belgischen Autors Georges Simenon, und nach Brüssel unternommen. Die Exkursion wurde vom Belgienzentrum der Universität Paderborn, Visit Wallonia und dem International Office der Universität Paderborn maßgeblich ermöglicht.
Der Fokus dieser Exkursion lag auf Simenons Leben und seinem Werk sowie auf der Bedeutung der Weltausstellungen für die Stadt bzw. Belgien generell und dessen Kulturgeschichte. Diese Themen boten die Möglichkeit, die Verbindung zwischen Literatur und städtischer Identität zu erkunden und hautnah nachzuempfinden. Nach der Anreise in Lüttich, begann die Exkursion mit einer ersten Stadtführung vor dem Musée la Boverie, einem wichtigen historischen Ort für die Weltausstellung von 1905. Der Stadtführer, Herr Dufour, berichtete bei einem zweistündigen Spaziergang viele spannende Informationen rund um die Weltausstellung von 1905. Aufgrund der Tatsache, dass Lüttich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Zentrum der Industrie, insbesondere im Bereich der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus war, bot diese Weltausstellung der Stadt die Möglichkeit, ihre industriellen Errungenschaften und technischen Innovationen einem internationalen Publikum vorzustellen. Während der Stadtführung zeigte Herr Dufour viele historische Fotos und originale Postkarten, welche es den Studierenden leicht machten, sich die Schauplätze der Weltausstellung genau vorzustellen. Am Abend besuchten die Studierende das Theater Lüttichs um sich das Stück R.I.S.A (Reckless Idiots Seeking Absolution) anzuschauen. Dieses moderne Inszenierung der Theatergruppe Jr.cE.sA.r/ KVS thematisierte eine absurde Welt, in der die Menschen von den sozialen Medien gesteuert sind und sich selbst als Helden inszenieren. Das Stück warf nachdrücklich die Frage auf, ob es nicht alternative Wege für die Menschen gibt, um auf der Erde miteinander statt in zunehmend sozialer Vereinzelung zu leben. Besonders hervorzuheben ist, dass in dem Stück fortlaufend zwischen vier Sprachen gewechselt wurde und mitreißende, insbesondere lateinamerikanische Lieder mit beeindruckendem Tanz verschmolzen.
Am Donnerstag morgen reisten die Teilnehmer*innen des Seminars „Vitrines hybrides des identités multiples: Les expositions universelles dans la Francophonie européennes“ mit dem Zug und Bus nach Tervuren, dem Weltausstellungsgelände von 1897. Dort besuchte die Gruppe das AfricaMuseum und wurde von der bekannten belgisch-kongolesischen Anthropologin Dr. Bambi Ceuppens herzlich empfangen. Vor dem Hintergrund der Weltausstellung und der Menschnenzoos, den „Zoo humains“ gab Frau Ceuppens eine interessante Führung durch das Museum und ordnete diesen Teil der Vergangenheit Belgiens sowie die Arbeit des Museums zu diesem Themenkomplex kritisch ein. Im Anschluss konnten die Studierende Interviews zu dem Thema der Zoo humains mit Frau Ceuppens auf Niederländisch und Französisch führen. Nach dem Aufenthalt im AfricaMuseum fuhr die Gruppe nach Heysel zum Atomium, wo sie ebenfalls eine informative Führung zu dem Bauwerk, seiner Geschichte und Bedeutung für die Weltausstellung von 1958 bekamen. Im Anschluss führten die Studierende einige Interviews zum Thema der Weltausstellung von 1958 mit dem Guide. Den Abend ließ die Gruppe bei einem Abendessen im Gare Maritime (Tour & Taxis) ausklingen und bestaunte anschließend Brüssel bei Nacht. Später ging es wieder zurück nach Lüttich in die Jugendherberge.
Die Studierende des Simenon Seminars machten sich am Morgen auf den Weg zur Touristeninformation, um dort erneut Herrn Dufour zu treffen. Diese Stadtführung stand unter dem Motto „Sur les traces de Georges Simenon“ und Herr Dufour zeigte den Studierenden verschiedene Orte, die im engen Zusammenhang mit Simenon, seinem Leben und seinem Werk standen. Außerdem konnten die Studierende ein Interview mit Herrn Dufour führen, da dieser ein sehr umfassendes Wissen über Georges Simenon hatte. Nach dem Mittagessen ging es für die Studierenden zum Fonds Georges Simenon. Dort wurden sie freundlich von Herrn Dr. Laurent Demoulin empfangen, und bekamen eine ausführliche Führung durch die beeindruckenden Räumlichkeiten des Fonds. An diesem Ort konnte man das Werk Simenons besonders deutlich spüren und sehen, denn hier befinden sich alle Werke Simenons, sowie Berichte, Artikel, Fotos, Materialien und Besitzgegenstände, wie z.B. der Schreibtisch und die Schreibmaschine an denen er die meisten seiner Werke verfasst hat. Die Studierende hatten außerdem die einmalige Chance, ein Interview mit Herrn Dr. Demoulin zu führen, welcher seit vielen Jahren zu Simenon forscht und wichtige Studien zu dem Autor aus Lüttich verfasst hat. Am Nachmittag konnten die Studierende dann die Stadt selbstständig weiter erkunden und entdeckten mit Hilfe der App „Parcours Simenon“, noch weitere wichtige Orte in Lüttich, die mit dem Leben und Werk des Autors verbunden sind.
Am Freitag morgen besuchten die Studierende die Universität Lüttichs. Die bekannte Historikerin Prof. Dr. Catherine Lanneau, begrüßte die Exkursionsteilnehmer*innen im beeindruckenden „Salle académique“, welcher erst vor kurzer Zeit renoviert wurde, und gab ihnen eine historische Einführung vor dem Hintergrund der Weltausstellungen. Ihre Einordnungen zur Bedeutung und dem Stellenwert dieser Großveranstaltungen für die Identitätskonstruktionen von Belgien und der Wallonie haben es allen Exkursionsteilnehmern ermöglicht, viele der in den vorangegangenen Tagen erworbenen Informationen kultur- und zeithistorisch umfassend einzuordnen. Ein abschließendes interessantes Interview mit Frau Dr. Lanneau rundete die Exkursion ab.
Insgesamt konnten die Exkursionsteilnehmer*innen viele wichtige Eindrücke während der Exkursion sammeln, ihr Wissen in verschiedenen Bereichen erweitern und neue Erkenntnisse gewinnen, die sich ohne Frage insbesondere durch die Kontakt- und Austauschmöglichkeiten mit den verschiedenen Expert*innen verdanken.
Juliane Zelder