Pro­mo­tion­spro­jekt von Ly­dia Jenderek

Geschlechterbewusste Pädagogik – Diskurse in der schulpädagogischen Praxis

In meiner erziehungswissenschaftlichen Arbeit beschäftige ich mich mit geschlechterbewusster Pädagogik (1), die sich als Topos in Folge der Diskussionen um den Umgang mit Mädchen und Jungen in der Schule entwickelt hat. Auf der Ebene der schulpädagogischen Praxis rekonstruiere ich anhand der Aussagen von Lehrkräften, die sich als geschlechterbewusste Pädagog_innen bezeichnen, wie geschlechterbewusste Pädagogik gefasst werden kann. Ich zeige erstens, auf welcher Geschlechterwissensgrundlage zurzeit geschlechterbewusste Pädagogik in der Schule verhandelt wird bzw. welcher anderen Teildiskurse sich die Lehrkräfte bedienen, wenn sie sich als geschlechterbewusst bezeichnen. Zweitens stelle ich heraus, durch welche Thematisierungsweisen von professioneller Praxis im Zusammenhang mit geschlechterbewusster Pädagogik sich die Lehrkräfte in ihrem Wissen bestätigt fühlen. Drittens führe ich aus mit Hilfe welcher Konzepte (bezogen auf schulpädagogische Didaktik und Methodik) die Lehrkräfte geschlechterbewusste Pädagogik in die Praxis umsetzten.

Als Denkgerüst bei der Untersuchung nutze ich poststrukturalistische Theorien (vgl. Berger und Luckmann 1972; Butler und Menke 2011; Foucault 1992). Sie bilden auch eine theoretische Ergänzung für das Konzept der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (Keller 2011), die ich als mein Handwerkszeug bei der Bearbeitung der Daten ausgewählt habe. Aus den Theorien u.a. von Foucault zu Macht, Wissen und Diskurs und Butlers Konzept zu Subjekt, Geschlecht und Handlungsmacht ergibt sich, dass ich den Topos geschlechterbewusste Pädagogik als Ergebnis diskursiver Praktiken mit historischen Dimensionen verstehe. Die Praktiken werden in einem durch Macht- und Wissensverhältnisse gesteuerten Prozess von Wiederholungen stabilisiert aber auch transformiert.


(1) Geschlechterbewusste Pädagogik definiere ich zunächst als allgemeine Bezeichnung für ein pädagogisches Handeln mit Blick auf soziale Ungleichheiten, die besonders auf Geschlechterverhältnisse zurückgeführt werden.