Am 23./24. März 2023 findet die 2. Arbeitstagung des Deutschdidaktischen Netzwerks zum Thema „Design (Based) Research in der Deutschdidaktik“ statt. Organisiert wird die Tagung von Dr. Laura Drepper, Kira Härtel und Prof. Dr. Elvira Topalović. Im Namen des Netzwerks laden die beiden Sprecherinnen Dr. Juliane Dube (Universität Wuppertal) und Jun.-Prof. Dr. Wiebke Dannecker (Universität zu Köln) herzlich zur öffentlichen, hybrid ausgerichteten Keynote von Prof. Dr. Tobias Jenert (Universität Paderborn) ein. Tobias Jenert lehrt und forscht in der Wirtschaftspädagogik, ist Mitglied im Koordinierungsteam des DFG-geförderten Netzwerks „Design-Based Research als methodologischer Rahmen in der Bildungsforschung“ (https://dbr.blogs.uni-hamburg.de/netzwerk/) und Editor-in-Chief der Online-Zeitschrift „Educational Design Research (EDeR)“ (https://journals.sub.uni-hamburg.de/EDeR/Editorial_Details).
„Verständigung als zentrale Leistung und Herausforderung von Educational Design Research in der Wissenschaftsdidaktik“
In meinem Vortrag konzentriere ich mich auf die Verständigung zwischen Wissenschaftler:innen und (noch) Nicht-Wissenschaftler:innen im Rahmen unseres Lehr- und Forschungshandelns. Wissenschaft ist ein Kontext mit vielen Eigenheiten, Disziplinen sind hoch differenziert und in ihren Handlungsweisen stark kodifiziert. Die Sprache, aber auch andere Praktiken wissenschaftlicher Disziplinen erschließen sich Nicht-Wissenschaftler:innen nicht von selbst; im schlimmsten Fall wirken sie eklektizistisch, selbstbezüglich und wenig sinnhaft. Eine zentrale Aufgabe von Wissenschaftsdidaktik ist es, eine Verständigung über wissenschaftliche (und das heißt immer disziplinspezifische) Praktiken anzustoßen. Eine solche Verständigung könnte man als generisches und spezifisches Ziel einer Didaktik des Lehrens und Lernens an Hochschulen betrachten. In einem ersten Schritt sind wir Forschenden gefordert, die - vielleicht von Irritationen oder unpassenden Annahmen geprägten - Wahrnehmungen unserer nichtwissenschaftlichen Partner:innen in Forschung und Lehre zu erschließen. In einem nächsten Schritt kann dann ein gegenseitiges Sich-Erklären angestoßen werden. Diese Verständigung ist nicht nur Rechtfertigung; vielmehr kann sie auch einen Anlass bieten, unsere eigenen wissenschaftlichen Praktiken infrage zu stellen, Sinnvolles von nicht (mehr) Sinnvollem zu unterscheiden. Diese Art der Verständigung spielt auch für gestaltungsbasierte Forschung eine zentrale Rolle, wenn auch mit einer leicht anderen Akzentuierung: Wenn wir didaktische Interventionen gestalten, so treffen diese nie auf einen leeren Raum. Vielmehr ist auch Bildungs- und Unterrichtspraxis beherrscht von etablierten Praktiken und zugrundeliegenden Praxis- bzw. Alltagstheorien. Nur wenn wir als Forschende diese Theorien aus der Praxis verstehen, kann es uns gelingen, wissenschaftlich fundierte Interventionen anschlussfähig zu gestalten und nachhaltig zu implementieren. Insofern besteht eine Nähe zwischen einer wissenschaftsdidaktisch interpretierten Hochschuldidaktik und Educational Design Research, welche die Verständigung mit Praktiker:innen zu einem Kernmerkmal des Forschungsansatzes macht. Im Vortrag werde ich verschiedene Modi der Verständigung herausarbeiten und den Aspekt der Wissenschaftskritik als Diskussionsanregung einbringen.