Ab­schlus­sarbeiten

Sie können unter bestimmten Voraussetzungen bei mir Abschlussarbeiten schreiben:

  1. Ich habe im betreffenden Semester noch Kapazitäten frei. Üblicherweise sollten Sie Ihre Anfragen zeitlich so planen, dass Sie für das Folgesemester anfragen.
  2. Sie möchten eine Bachelorarbeit (a) in der Sprachwissenschaft und (b) zu einem der unten genannten Themenbereiche verfassen.
    • Im Lehramt muss i. d. R. zusätzlich ein Bezug zur Schule in Ihrem Projekt erkennbar sein. Beachten Sie das bitte beim Sichten der Themen.

Prüfen Sie also bitte zunächst den zweiten Punkt. Wenn dieser zutrifft, buchen Sie bitte einen Termin in meiner Sprechstunde (siehe Kontaktinfo rechts/unten). Dann können wir uns weiter orientieren und schauen, in welchem Zeitraum Sie Ihre Arbeit schreiben möchten. Davon hängt dann die Frage ab, ob ich Kapazitäten in diesem Zeitraum frei habe.

Masterarbeiten kann ich in der Regel nicht betreuen.

The­men

Zu den folgenden Themen können Sie bei im Fall einer Begutachtung durch mich Abschlussarbeiten schreiben (beachten Sie den u. U. erforderlichen Schulbezug):

Sprache und Kom­munika­tion bei/in Brett- und Karten­spielen

Was geschieht, wenn Menschen bei Brett- und Kartenspielen Zeitdruck erfahren (entweder, weil das Spiel das vorsieht, oder weil Sie als Versuchsplanerin die Situation so gestalten)? Welche sprachlichen Strukturen werden eingesetzt? Welche Gesprächssequenzen treten auf? Wie gehen Menschen mit der knappen Ressource Zeit um, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen?

Wie erklären Menschen Brett- und Kartenspiele mündlich? Sie könnten beispielsweise untersuchen, ob es einen Unterschied gibt, je nachdem, ob die gedruckte Anleitung verwendet oder ob aus dem Gedächtnis heraus angeleitet wird. Oder Sie untersuchen, wie Menschen ihren Vortrag konzipieren: Beginnen sie mit dem Spielziel, oder mit dem Material, oder mit etwas anderem? Oder Sie erforschen, ob und wie das Material bei der Erklärung gezeigt und manipuliert wird.

Wenn Sie an mehrere, unterschiedlich alte Spielanleitungen für ein und dasselbe Spiel kommen, können Sie erforschen, wie sich diese Anleitungen im Lauf der Zeit verändern. Alternativ lässt sich hier auch mit einem kleinen Korpus von Anleitungen zu unterschiedlichen Spielen arbeiten, wenn man dieses sinnvoll zusammenstellt.

Wie werden Anleitungen und Materialien (Karten, Tableaus, Spielpläne) grafisch aus sprachlichem und bildlichem Material zusammengesetzt? Wie interagieren Bilder und Schriftsprache miteinander, um gemeinsam die einzelnen Kommunikate herzustellen? Dieser Themenbereich lässt sich auch mit einer diachronen Perspektive kombinieren, indem Sie Anleitungen aus verschiedenen Epochen heranziehen.

Über die Auslegung von Spielregeln können Menschen sich sehr gut streiten. Untersuchen Sie beispielsweise, wie Menschen in Internetforen über die korrekte Auslegung von Regeln diskutieren, und wie sie ihre Position untermauern. Alternativ können Sie auch Menschen mit besonders unklaren Regeln für bekannte Spiele konfrontieren und somit Diskussionen beginnen lassen (geeignete Kandidaten sind die Sonderkarten bei Uno oder Mau Mau oder die Bau- und Hypothekenregeln bei Monopoly). Als theoretische Grundlage können Sie das Konzept der semantischen Kämpfe von Ekkehard Felder heranziehen.

 

Kom­munika­tion im Pen&Pa­per-Rol­len­spiel

Beim Pen&Paper-Rollenspiel wechseln die beteiligten Personen regelmäßig zwischen verschiedenen Ebenen (beispielsweise zwischen ausgespielten Dialogen, Zusammenfassungen, Regeldiskussionen und weiterer Metakommunikation). Sie können untersuchen, ob und wie die Wechsel zwischen den Ebenen angezeigt, markiert, eingeleitet, kommentiert oder diskutiert werden.

(Dieses Thema passt auch zur Rubrik "Raum" weiter unten.)

Im Pen&Paper-Rollenspiel müssen räumliche Konstellationen und Aktionen sprachlich und mit weiteren Mitteln beschrieben und ausgehandelt werden. Hierbei kann es zu Missverständnissen aufgrund verschiedener mentaler Repräsentationen der (fiktionalen) Situation kommen. Sie können untersuchen, mit welchen Strategien Raumbeschreibungen und -konstruktionen durchgeführt werden und welche Aushandlungsprozesse im Fall von divergierenden Verständnissen stattfinden.

Kom­munika­tion über Raum

Hörspiele zeichnen sich dadurch aus, dass komplexere verständnisrelevante räumliche Anordnungen durch Erzählung, Dialog oder Geräusche und weiteres Audiomaterial dargestellt werden müssen. Sie können untersuchen, mit welchen Strategien Hörspiele dies bewerkstelligen. Als Variante können Sie auch auf Parodien (beispielsweise die "Ferienbande") zurückgreifen und analysieren, wie dort Mechanismen der Raumkonstruktion persifliert und gebrochen werden.

Sie können untersuchen, wie Menschen einander räumliche Anordnungen erklären, die sie beispielsweise in Aufbauanleitungen sehen. Hierfür können Sie Experimente durchführen, bei denen Sie Personenpaare mit verteilten Rollen (eine Anleiterin, eine Konstrukteurin) Bausätze zusammenbasteln lassen und hierbei bestimmte Vorgaben machen.

Wie beschreiben Menschen abstrakte Objekte, wenn diese den Zuhörenden nicht visuell zugänglich sind? Was für Vergleiche oder Analogien werden verwendet? 

Sprache und Teil­habe

Wo stößt das Konzept der Leichten Sprache an seine Grenzen? Wie kann man literarische Werke in Leichter Sprache umsetzen, ohne stilistische Besonderheiten oder Expressivität auf der Strecke zu lassen? Wie formen Menschen komplexere Strukturen (Argumentationsgänge, fachterminuslastige Texte, genitivlastige Formulierungen, ...) in Leichte Sprache um (ähnlich oder unterschiedlich zueinander)? Kann man Leichte Sprache auch in der Mündlichkeit verwenden?

Lin­guistische Lernspiele

FRoGS ist ein browserbasiertes Lernspiel, das ursprünglich für den Einsatz in sprachwissenschaftlichen Universitätskursen konzipiert wurde. Wo könnte man es noch einsetzen, welche Lernthemen müsste man implementieren, und wie müsste man es anpassen?

Für den Themenbereich der Sprachgeschichte, der an verschiedenen Stellen in Lehrplänen vorkommt, bietet sich das semantische Feld der Archäologie an (mit Ausgrabungen, Puzzle-Metaphern, etc.). Sie können ein Lernspiel konzipieren, das versucht, dieses semantische Feld sinnvoll in Spielform zu bringen, um damit schulische Lerneinheiten (z. B. zu Geschichte und Wandel von konkreten lexikalischen Elementen) in einer alternativen Form anzubieten.

Lin­guistik quant­it­at­iv

Drückt Justus Jonas in »Die drei ???« sich tatsächlich so kompliziert aus, wie es ihm seine Kollegen oft vorwerfen? Sie können das überprüfen, indem Sie in den Büchern der Reihe z. B. Satzlängen, die Satztiefe, bzw. die morphologische Komplexität oder die Häufigkeit der von Justus verwendeten Wörter auswerten (und sie z. B. mit den Werten für Sätze von Peter und Bob vergleichen). 

Erstellen Sie ein Korpus von Nachrichtensendungen im Radio. Sie können dann die sprachliche Ausgestaltung von Nachrichten zweier Sender mit unterschiedlichen Zielgruppen (beispielsweise EinsLive vs. WDR4) vergleichen, u. a. im Hinblick auf Satzlänge, Satzbau, Satzkomplexität oder Wortwahl.