Na­chricht des In­sti­tuts für Ger­man­istik und Ver­gleichende Lit­er­at­ur­wis­senschaft

43. Pader­borner Gastdozen­tur für Schrift­s­teller­innen und Schrift­s­teller: Nora Bos­song

Im Wintersemester 2024/25 übernimmt die Romanautorin, Lyrikerin und Essayistin Nora Bossong die 43. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Das Angebot des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie des Zentrums für deutschsprachige Gegenwartsliteratur der Universität Paderborn wird von Prof. Dr. Norbert Otto Eke und Prof. Dr. Stefan Elit organisiert und findet ab dem 2. Dezember montags um 16.15 Uhr im Hörsaal G statt. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zu der Gastdozentur und alle Termine im Überblick gibt es unter: go.upb.de/PaderbornerGastdozentur.

 

Die Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Erzählen zwischen gestern und morgen“ startet am 2. Dezember mit einer Auftaktlesung aus Nora Bossongs Werken. Es folgen drei Vorträge: am 9. Dezember zum Thema „Erinnern und hoffen“, am 16. Dezember zu „Chroniken und Apokalypse“ und am 13. Januar über „Dichtung und Wahrheit“. Eine abschließende Werklesung folgt am 27. Januar. Am 30. Januar rundet ein wissenschaftliches Symposium zum Werk Nora Bossongs, das von 9 bis 16 Uhr in der Studiobühne der Universität Paderborn stattfindet, das Programm ab.

 

In einer großen Spannweite literarischer Verfahren öffnet Nora Bossong in ihren Romanen, Gedichten und Essays Erzählwelten: anfänglich in poetisch verdichteten Bildern, die in gewisser Weise rätselhaft bleiben, dann zunehmend in durch Recherchearbeit geleiteten und wirklichkeitsgesättigten Texten, die das Spannungsfeld von Ästhetik, Geschichte und Gegenwart nicht allein ausschreiten, sondern den erzählten Geschichten auch im Wissen darum einen weiteren Raum geben, dass allein Erinnern Zukunft ermöglicht. Die völlige fiktionale Freiheit interessiere sie nicht (mehr) so sehr, hat Nora Bossong kürzlich noch einmal bekannt, faktenbasiertes Schreiben dagegen eröffne ihr Welten, wobei das Erzählen immer ein Ringen mit Verlust sei und zugleich der Versuch, diesen Verlust mit Sprache aufzufangen, indem man dem gefunden Material auf jeweils eigene Weise literarischen Ausdruck verschaffe. Nora Bossong schreibt sich mit ihren Werken ganz unmittelbar damit in gesellschaftliche, auch in vergangenheits-politische Debatten ein, mehr noch: sie ‚schreibt‘ diese in ihrem spezifisch eigenen Ton im Erzählen von Geschichte in Geschichten gleichsam mit. Immer wieder aufs Neue stellt sie so nicht allein mit ihren Romanen, auch mit ihren formal präzise gearbeiteten Gedichten, in denen nicht selten Themen und Motive der Prosa vorbereitet oder weitergeführt werden, die unwidersprochene Logik und Evidenz unserer Wirklichkeitswahrnehmung und das heißt auch der unwidersprochenen Sprachwerdung der Welt in Frage. Nora Bossongs Werk ist geradezu eine Paradebeispiel damit dafür, wie Literatur Wissen und Einsichten über Vergangenes und Gegenwärtiges mitproduziert, ohne jeweils fest umhegte Felder zu bestellen. Die Kritik hat Nora Bossong bewundert für die erzählerische Begabung und die Akribie, mit der sie sich ihren Stoffen zuwende (Michael Braun). Zugleich hat Nora Bossong für ihre Werke stets auch ein breites Lesepublikum begeistern können.

 

Nora Bossong, geboren am 9.1.1982 in Bremen, studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Komparatistik an der Universität Potsdam, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität La Sapienza in Rom und schloss ihr Studium mit einer Magisterarbeit zur Inszenierung des Bösen bei David Lynch ab. Außerdem studierte sie 2001-2005 am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Ihr Debüt als Romanautorin erfolgte 2006, ihr erster Gedichtband erschien 2007. Bossongs Reportagen, Essays und Kolumnen erscheinen u.a. in ZEIT, taz und F.A.Z. 2008 war sie Writer-in-Residence im Deutschen Haus in New York, 2009 an der Universität Nanjing (China). Nora Bossong war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschlands (2017-2019 Beisitzerin in dessen Präsidium), 2022 zählte sie zu den Mitgründerinnen des PEN Berlin. Seit 2021 ist sie Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Bossong lebt in Berlin.

 

Weitere Informationen zum Dozenturprogramm siehe auf der Webseite der Gastdozentur.

 

Kontakt: elit@mail.upb.de

 

Aktuelle Hinweise (Änderungen, Ausfälle): http://www.uni-paderborn.de