Blended Intensive Programme (BIP) in Katowice: Europäische Perspektiven auf Transformation in Oberschlesien
Im Rahmen eines Erasmus+-geförderten Blended Intensive Programme (BIP) reisten im März 2025 Studierende der Soziologie und verwandter Fächer gemeinsam mit Kommiliton*innen aus Tartu (Estland) und Ostrava (Tschechien) nach Katowice (Polen), um unter dem Titel „Economic, Social, and Cultural Transitions in Upper Silesia: A Region in Transformation“ den tiefgreifenden Wandel der Region zu erforschen.
Katowice ist eine Stadt im Wandel, historisch wie gegenwärtig. Die heutige Gestalt der Stadt ist Ergebnis vielschichtiger politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen. Gegründet von Deutschen, entwickelte sich Katowice im friedlichen Zusammenleben deutscher Protestant*innen mit der schlesisch-polnischen und jüdischen Bevölkerung. Ab 1922 wurde die vormals deutsch geprägte Stadt Polen zugeordnet, nach dem Zweiten Weltkrieg stand sie unter dem Einfluss des kommunistischen Regimes, und seit 1989 ist sie Teil der demokratischen Republik Polen. Diese historischen Prägungen sind bis heute sichtbar – sei es in den kulturellen Bräuchen wie dem Polterabend oder der Schultüte, in der vielfältigen Architektur vom Jugendstil über sozialistische Bauformen bis hin zur modernen Stadtentwicklung. Die Architektur spiegelt auch die Farben der Stadt wieder: Orange und Rot für Ziegel, Grau und Gelb für Sandstein, Schwarz für die Kohle.
Der thematische Fokus des BIPs lag auf der Transformation von Oberschlesien, einer Region, die stark vom Kohlebergbau und der Schwerindustrie geprägt war und heute zunehmend durch Dienstleistungssektor, Elektrotechnik und IT-Branche bestimmt wird. Neben Fachvorträgen, Workshops und partizipativen Forschungsmethoden bot das Programm Exkursionen in das ehemalige Arbeiterviertel Nikiszowiec, das schlesische Museum, die Guido Mine mit einer Tiefe von 320m in Zabrze, ein Besuch des Nationales Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks, wo die Studierenden der Musik von Stanislav Kochanovsky, David Campbell und Witold Lutosławski lauschten.
Digitale Module vor und nach der Präsenzphase in Katowice unterstützten die inhaltliche Vorbereitung und Reflexion. Der Austausch zwischen Studierenden verschiedener Disziplinen und Herkunftsländer bereicherte die Diskussionen und förderte ein tieferes Verständnis für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede europäischer Transformationsprozesse.
Und übrigens: Auch wenn sie Katowice nicht direkt zugeordnet wird: eine der berühmtesten Physikerinnen und Chemikerinnen Europas, Marie Curie, stammt ebenfalls aus Polen.
Einige Studierende besucht im Anschluss an das BIP noch die eine Stunde entfernt liegende Gedenkstädte und Museum Auschwitz-Birkenau in Oświęcim. Das von deutschen gegründete ehemalige größte Konzentrations- und Vernichtungslager während der Zeit des Nationalisozialismus.
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