In den letzten Jahren hat das Thema Songwriting im Musikunterricht an Beliebtheit gewonnen (Devaney et al., 2024; Randles & Burnard, 2023). Dabei wirken derartige Aufarbeitungen jedoch häufig an kunstmusikalischen und musikunterrichtlichen Traditionen orientiert, und weniger an außerinstitutionellem popularmusikalischen Songwriting. Kulturspezifische Differenzierungen musikalischen Lernens werden in didaktischen Konzepten zum “Musik Erfinden” häufig nicht berücksichtigt. Es wird bspw. nicht unterschieden zwischen kunst- oder popularmusikalischen Traditionen, zwischen informellen oder non-/formalen Bildungsorten in Musik-/Hoch-/Schule und Kultureller Bildung sowie zwischen amateuristischen und professionalisierten Praktiken in privaten, freizeitlichen oder beruflichen Zusammenhängen (Godau et al., 2025, S. 176-178). Gleiches gilt für Fragen nach gegenwärtigen Wirklichkeiten und/oder Zukünften im Zeitalter von Plattformisierung oder Künstlicher Intelligenz. Aus einer kulturwissenschaftlich informierten Perspektive deutet sich an, dass kreativ-musikalische Lern- und Bildungsprozesse nicht nur eine Auseinandersetzung mit kompositorischen Verfahren und Regeln umfassen. Vielmehr müssen ebenso Verbindungen etwa mit sozialen und ökonomischen Vernetzungen (Tolstad, 2023), genrespezifischen Herausforderungen (Kattenbeck & Kautny, 2024) sowie Soft-/Hardware (Wernicke & Ahlers, 2022) oder Plattformen (Haenisch et al., 2023) berücksichtigt werden.
Vor diesem Hintergrund soll das Special Issue interdisziplinäre Perspektiven auf Trends und Prognosen rund um Songwriting und kreative Lern-/Bildungskulturen im Zeitalter der Postdigitalität versammeln. Qualitative, quantitative, theoretische und spekulative Beiträge sind willkommen, z. B. zu den folgenden sowie angrenzenden und ergänzenden Themenfeldern:
- Veränderungen der Entstehung von Songs unter aktuellen technologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen
- Auswirkungen (post-)digitaler Technologien auf kreative Prozesse und deren Bildungskontexte
- Erkenntnisse zur Integration von Songwriting in institutionelle Bildungskontexte
- Songwriting und geopolitische Herausforderungen wie beispielsweise Nachhaltigkeit, Diversität und/oder Machtordnungen
- Mögliche Zukünfte von Songwritingkulturen und -praktiken
- …
Literatur
Devaney, K., Fautley, M., Grow, J., & Ziegenmeyer, A. (Hrsg.), The Routledge Companion to Teaching Music Composition in Schools. Routledge.
Godau, M., Weidner, V., & Hermann, K. (2025). (Post-)Digitale Songwritingpraktiken im Musikunterricht Einblicke in die Gestaltung eines Unterrichtsdesigns im Forschungsprojekt Musical Communities in the (Post)Digital Age (MusCoDA) In G. Brunner, D. Fiedler, & S. Schmid (Hrsg.), Welchen Musikunterricht braucht die Sekundarstufe 1? Konzeptionelle und unterrichtsspezifische Beiträge zu einem zukunftsfähigen Musikunterricht (S. 172–187). OPUS-PHFR. https://doi.org/10.60530/OPUS-3398
Haenisch, M., Godau, M., Barreiro, J., Maxelon, D., & Neuhausen, T. (2023). Die Plattformisierung des Songwritings. Musik erfinden unter Bedingungen des short video turn am Beispiel von TikTok. In M. Göllner, J. Honnens, V. Krupp, L. Oravec, & S. Schmid (Hrsg.), 44. Jahresband des Arbeitskreises Musikpädagogische Forschung (S. 305–321). Waxmann. https://doi.org/10.31244/9783830997641.18
Herbst, J.-P., Ahlers, M., & Barber, S. (2024). ‘The song factories have closed!’: Songwriting camps as spaces of collaborative creativity in the post-industrial age. Creative Industries Journal, 1–22. https://doi.org/10.1080/17510694.2024.2366163
Kattenbeck, C., & Kautny, O. (2024). Hip-Hop and Music Education Challenges and Current Issues. In L. Eusterbrock, C. Kattenbeck, & O. Kautny (Hrsg.), It’s How You Flip It: Multiple Perspectives on Hip-Hop and Music Education (1. Aufl.). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839466674
Randles, C., & Burnard, P. (Hrsg.). (2023) The Routledge companion to creativities in music education. Routledge
Tolstad, I. M. (2023). “Bring Your A-game and Leave your Ego at the Door!”: Songwriting Camps as Sites for the (Re-)production of Practice-based Knowledge. IASPM Journal, 13(1), 7–25. https://doi.org/10.5429/2079-3871(2023)v13i1.2en
Wernicke, C., & Ahlers, M. (2022). Rekonstruktionen konvergenter und divergenter Problemlösetypen und -modi in musikalisch-kreativen Prozessen und der Aneignung von MusikmachDingen. In M. Ahlers, B. Jörissen, M. Donner, & C. Wernicke (Hrsg.), MusikmachDinge im Kontext. Aktuelle Forschung zur Soziomaterialität von Musiktechnologien (S. 265–292). Olms. https://doi.org/10.18442/mmd-6
Formate und Vorgaben
- Sprache: Deutsch oder Englisch
- Formatierung: Beiträge sollen den aktuellen APA-Richtlinien entsprechen.
- Begutachtung: Alle Beiträge durchlaufen ein Open-Peer-Review-Verfahren.
- Open Access: SUSTAIN veröffentlicht im Diamond Open Access-Modell - weder Autor:innen noch Leser:innen müssen Gebühren entrichten.
Zeitplan
- Interessensbekundung: bis 7. April 2025
- Vollständige Beiträge: bis 1. August 2025
- Rückmeldung der Gutachter:innen: bis 30. Oktober 2025
- Veröffentlichung: Die Beiträge werden nach Abschluss des Begutachtungsverfahrens laufend veröffentlicht.
Bitte senden Sie/sendet die Interessensbekundung und die Beiträge an sustain@uni-paderborn.de.
Wir freuen uns auf eure und Ihre Beiträge!
Herzlich,
Marc Godau & Timo Neuhausen
Über SUSTAIN
SUSTAIN, das Journal für musikpädagogische Gegenwarts- und Zukunftsforschung, verbindet musikpädagogische Gegenwartsforschung mit der Konstruktion möglicher Zukünfte. Damit richtet sich das Journal an Musikpädagog:innen diverser Kontexte (z. B. schulische, musikschulische und hochschulische Praxis, Kulturelle Bildung, Forschung…) sowie Interessierte an lern- und bildungstheoretischen Perspektiven auf Musikkulturen aus anderen Disziplinen, u. a. Zukunftsforschung, Popularmusikforschung, Biografieforschung, Medienforschung, und Diskursforschung. Es soll eine interdisziplinäre Perspektive auf musikalische Bildung an den Schnittstellen von Musikpädagogik, Musik-/Kulturwissenschaften und Zukunftsforschung abgebildet werden.
Es wird angestrebt,
- aktuelle Trends in Musikkulturen im Kontext sich transformierender politischer, ökonomischer, technologischer und gesellschaftlicher Verhältnisse zu erfassen,
- diese zu gegenwärtigen musikpädagogischen und bildungstheoretischen Konzeptionierungen zu relationieren,
- mögliche Zukünfte von Musikkulturen, einschließlich Lern- und Bildungskulturen, zu entwerfen,
- und dabei insgesamt innovative Praktiken und Ansätze zu fördern, die Brücken zwischen Musikpädagogik und anderen Disziplinen schlagen und zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft beitragen.