News

SI­LO­GE­SPRÄ­CHE - »Pro­jek­te und Pro­zes­se II« - Anett Front­zek (Künst­le­rin, Dort­mund/Ber­lin)

»Mental Maps – Wasser, steinige Landmassen & ein künstlicher See im Ausstellungskontext«

Dienstag, 06. Juni 2023, 18-20h (s.t.)

Die steinige Landmasse der schwedischen Ostküste mit ihren vorgelagerten Inselwelten aus hartem Granit ist auf Seekarten fast unsichtbar. In den, mit Tusche bearbeiteten Sportbootkarten, im Maßstab 1:50.000, spielen sie sichtbar die Hauptrolle. Ebenso während meines Fluges nach Gotland mit Blick aus der Propellermaschine. (Anett Frontzek)

»Das Reisen ist essenzieller Bestandteil des Werkes von Anett Frontzek, da ihre Arbeiten immer mit Bezug auf einen bestimmten Ort und die dort geführten Recherchen entstehen. Ausgangsmaterial der Künstlerin sind oftmals bereits vorhandene abstrahierte räumliche Aufzeichnungssysteme wie etwa die Grundrisszeichnungen gotischer Backsteinkirchen, Stadtpläne oder Seekarten. Wir alle greifen tagtäglich auf Systeme zurück, die uns bei der räumlichen Orientierung behilflich sind. Jeder von uns verfügt über so genannte Mental Maps – räumliche und geografische Vorstellungen, die vor unserem geistigen Auge entstehen und derer wir uns bei der Organisation des Raums und der Bewegung im Raum bedienen. Ihren materiellen Ausdruck findet unsere Raumorganisation in Stadtplänen, Vermessungskarten oder Grundrissen, aber auch Wetterkarten, Seekarten oder Navigationshilfen wie GPS. […] Karten, Pläne und Grundrisse sind nicht das Abbild einer gegebenen Wirklichkeit, sondern legen vielmehr deren Konstruktion offen. Sie repräsentieren bestimmte Sicht-Weisen der Welt, die wir gewohnt sind und deshalb bewusst gar nicht mehr wahrnehmen. Die Arbeiten von Anett Frontzek beschäftigen sich mit eben diesen Sichtweisen. Man könnte ihr Vorgehen als das einer Forscherin in der Welt der Kartografie bezeichnen. Sie nimmt Systeme auseinander, zerlegt sie in ihre Bestandteile, isoliert ihre Zeichen und Codes, spürt ihre grafischen Strukturen auf. […] Sie macht so die Konstruiertheit der untersuchten Systeme sichtbar und verleiht darüber hinaus den einzelnen Elementen eine eigene Bedeutung, die nichts mehr mit dem ursprünglichen System zu tun hat.« (Barbara Heinrich)

Zur Person
Anett Frontzeks künstlerische Arbeit wird seit 1993 durch zahlreiche Preise und Stipendien in Deutschland und Europa gefördert. Artist in Residence Aufenthalte in Deutschland, Schweden, Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und in Amsterdam nutzt sie zur Entwicklung ortsspezifischer Werkzyklen. 2022 erhielt sie eine Förderung der Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst, 2007 und 2022 Arbeitsstipendien der Stiftung Kunstfonds, 2014 bekam sie den DEW21 Kunstpreis und 2006 den Kunstpreis der Stadt Nordhorn. Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen u.a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, im Victoria and Albert Museum in London, im MoMA New York und in der Achenbach Foundation for Graphic Art im Fine Arts Museums of San Francisco vertreten. Anett Frontzek (*1965) studierte an der Kunsthochschule Kassel Freie Kunst, lebt und arbeitet als freiberufliche Künstlerin in Dortmund, kuratiert Ausstellungen und engagiert sich in Mentoringprogrammen in NRW und Mecklenburg-Vorpommern.

Website s. www.anettfrontzek.de

Instagram s. www.instagram.com/anettfrontzek.de

Einladung und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Universität Paderborn, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik.

https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Silogesprächen teilzunehmen! Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen:
https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Abbildung: Anett Frontzek, 24 Sportbootkarten aus dem Jahr 1975, mit Tusche überarbeitet. Ventilator und Graphitzeichnung auf Wand. Maße der Installation ist variabel, Höhe 360 cm, je Karte 33 x 44 cm, 2018. Ausstellungsansicht: Museum Sammlung Ludwig, Koblenz, 2019, rechte Wand: Ostseeklang, Papierschnitt. Foto: A. Frontzek