SI­LO­GE­SPRÄ­CHE

Die SILOGESPRÄCHE wurden 2007 ins Leben gerufen und bieten unter wechselnden Fragestellungen ein Forum für künstlerische, kunstwissenschaftliche und kunstpädagogische Auseinandersetzungen. Mit Vorträgen, Diskussionen und Künstlergesprächen öffnet sich das Fach Kunst dem universitären Diskurs und einer interessierten Öffentlichkeit.

Win­ter­se­mes­ter 2024/25: Sam­mel­lust & Bil­der­flut II

Im Wintersemester 2024/25 setzen wir die Silogespräche zum aktuellen Thema "Sammellust und Bilderflut" fort. Gemeinsam mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen richten wir dabei den Blick auf Praktiken des ästhetischen Sammelns und Sortierens und der Transformation von Bildern und Dingen in enzyklopädische Formate wie Sammlung, Archiv, Ausstellung und Display. Davon ausgehend fragen wir in der aktuellen Reihe insbesondere nach der Realisierung von künstlerischen (Langzeit-)Projekten, in denen das subjektive Erinnern und Erzählen von Zeitzeugen zugleich zum zentralen (digitalen) Material wird. Damit bewegen sich viele Künstler*innen zwischen den Medien Fotografie, Installation, Theater, Sound, Publikation und Film und werden so zu Grenzgänger*innen zwischen Gattungen und Generationen, zwischen Zeiten, Orten und Räumen. Doch welche Ereignisse, Bruchstellen, Konstellationen sind es, wodurch die eigene Lebensgeschichte zu einem (Gegen-)Gedächtnis geformt wird?  So können z.B. die Erinnerungen an eine „magische" Kinderwelt und das Aufwachsen zwischen Geborgenheit und Abenteuer dabei bewusst nostalgisch verklärt und inszeniert und zu einer Gratwanderung zwischen Erinnerungskultur und Kunst werden.

Welche Formate und Architekturen, welche Medien, Bilder und Narrationen haben die Qualität, diese Inhalte zu transportieren? Die Konstellation und Konsignation des Archivs, in denen ja auch biografische Gespräche, Interviews, Lebensgeschichten gesammelt werden, führen u.a. zu Fragen danach, welche epistemischen und ästhetischen Transformationen und Dynamisierungen dem Archivierten durch die Situierung im Archiv widerfahren und wie mit digital generierten Materialien hinsichtlich einer angestrebten Langzeitverfügbarkeit künstlerisch und wissenschaftlich verfahren werden kann.

Termine und Gäste:
07.01.2025 Dr. Jens Birkmeyer (Literatur- und Kulturwissenschaftler, Münster)
14.01.2025 Claus Richter (Künstler, Köln) 
21.01.2025 Sonya Schönberger (Künstlerin, Berlin)

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik), Prof. Max Schulze (Malerei)

Die Silogespräche finden im Wintersemester 2024/25 von 18-20 Uhr Hybrid & online statt (zoom). Der Link wird mit der jeweils aktuellen Ankündigung versendet.

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

 

SILOGESPRÄCHE
»Sammellust & Bilderflut II« –  Dr. Jens Birkmeyer (Literatur- und Kulturwissenschaftler, Münster) 
Wintersemester 2024/25
Dienstag, 07.01.2025, 18-20 Uhr (s.t.)
Uni Paderborn / SILO / Atelier S1.100 (HYBRID: Vor Ort und Zoom) 

SILOGESPRÄCHE
»Sammellust & Bilderflut II« –  Claus Richter (Künstler, Köln)
Wintersemester 2024/25
Dienstag, 14.05.2024, 18-20 Uhr (s.t.) (Zoom)

SILOGESPRÄCHE
»Sammellust & Bilderflut II« –  Sonya Schönberger (Künstlerin, Berlin)
Wintersemester 2024/25
Dienstag, 21.01.2025, 18-20 Uhr (s.t.)
Uni Paderborn / SILO / Atelier S1.100 (HYBRID: Vor Ort und Zoom) 

Som­mer­se­mes­ter 2024: Sam­mel­lust & Bil­der­flut

Was Sammeln ist, kennt jeder. Und jeder macht es. Sammeln ist Suchen, Zusammentragen, Ordnen, Bewahren, Präsentieren, Anschauen. Sammeln heißt aber auch Festhalten, Anbinden, Abschirmen, Schützen. Uns interessiert in besonderer Weise das bewahrend-ästhetische Sammeln etwa von Dingen, von Abfall, Nahrung, Nippes, Staub usw. Was gesammelt ist und sich zu einer Sammlung zusammengefunden hat, muss bleiben. Es wird bewahrt, festgehalten und so zugleich daran gehindert, sich zu verändern. Der Behälter, egal ob Album, Kiste oder Regal, hält zusammen, was er umschließt. Gewahrt wird so die Identität der gesammelten Dinge, aber auch die der jeweiligen Sammlerinnen. Was einmal da ist, bleibt auch da und kann jederzeit betrachtet werden. Angesichts der nahezu unendlichen Bilderfluten lässt sich von einer ‚Industrie der Sichtbarkeit‘ in modernen Gesellschaften sprechen, die insbesondere in unserer digitalen Gegenwarts- und Alltagskultur noch einmal an Aktualität und Brisanz erfahren hat. Welchen Wert hat das Sammeln für die zusammentragende Person neben dem schlichten Anhäufen von Artefakten, Bildern, Objekten oder jeder anders gearteten Leidenschaften? Welche Entscheidungen liegen der Auswahl der Artefakte zugrunde? Sammeln bedeutet ja auch immer zu entscheiden, was nicht in die Sammlung aufgenommen wird. Kann durch eine Sammlung ein neuer Sinnzusammenhang gestiftet werden? Ist sie nur privat gedacht, oder wird die Sammlung erst lebendig, wenn sie gezeigt, oder geteilt wird?

Mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen möchten wir beide Phänomene, Sammellust und Bilderflut, synchron denken und nach Relevanzen, Konstruktionen und Transformationen fragen, um Prozesse von Mikro und Makro, aber auch Zustände der Zerstreutheit und des Sich-Naheseins oder Räume des Fiktiven und Realen eingehender zu diskutieren. Eine zentrale Frage der neuen Reihe wird sein, welche Bedeutung und Rolle den Architekturen wie Archiv, Depot oder Ausstellung und ihren Infrastrukturen zukommt, d.h. wie sie sich als dynamische und diverse Wissensnetzwerke an unsere Gegenwart anpassen und neu aufstellen müssen.

Termine und Gäste:
23.04.2024 Sabiene Autsch (Kunsthistorikerin/Künstlerin, Siegen), Therese Weber (Künstlerin, Basel), Dorothea Reese Heim (Künstlerin, München)
14.05.2024 Guido Münch (Künstler, Düsseldorf)
11.06.2024 Hubert Kretschmer (Künstler, Verleger, Kurator, München)

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik), Prof. Max Schulze (Malerei)

Die Silogespräche finden im Sommersemester 2024 von 18-20 Uhr Hybrid & online statt (zoom). Der Link wird mit der jeweils aktuellen Ankündigung versendet.

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

 

SILOGESPRÄCHE
Sommersemester 2024 »Sammellust & Bilderflut«
»Micro Archive« - Artist Talk anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Kunstverein Paderborn mit Sabiene Autsch (Kunsthistorikerin/Künstlerin, Siegen), Therese Weber (Künstlerin, Basel), Dorothea Reese Heim (Künstlerin, München)
Dienstag, 23.04.2024, 18-20 Uhr (s.t.)
Kunstverein Paderborn (HYBRID: Vor Ort und Zoom)

 

SILOGESPRÄCHE
»Sammellust & Bilderflut« –  Guido Münch (Künstler, Düsseldorf)
Sommersemester 2024
Dienstag, 14.05.2024, 18-20 Uhr (s.t.) (Zoom)

Von Sammlung zum Weltbild und zurück

Guido Münch spricht über den Einfluss seiner verschiedenen Sammlungen ( Schallplatten, Kunstbücher, Druckgrafik der sechziger und Siebziger Jahre, Getauschte Arbeiten mit Kollegen) auf seine eigene Kunst. Er versucht sich dem Thema des Einflusses als Fan bestimmter Dinge zu nähern und zeigt die geheimen Verbindungen zwischen Popkultur und High Art auf. Gestaltungsprinipien wandern von einem Bereich in den Anderen und schliesslich wird die Vermischung so gross, dass sich das Zeichenfeld spaltet und jede Kunstform eine hoch-und subkulturelle Bedeutung erlangt. Wichtig ist dabei auch sein Internetprojekt "Instagram als imaginäres Museum", dass er seit 4 Jahren betreibt und welches diese Verbindungen visualisieren soll.

Zur Person:

Guido Münch (*1966) lebt als Maler in Düsseldorf. Er studierte von 1988-1992 Kunstgeschichte und Philosophie in Stuttgart sowie von 1992-1998 Malerei an der Kunstakademie Karlsruhe. Von 2004-2010 betrieb er zusammen mit Kollegen den Ausstellungsraum Konsortium in Düsseldorf, danach ist diese Gruppe als Künstlerkollektiv im In und Ausland unterwegs um dort Ausstellungen zu organisieren und zu bestreiten. Alle Beteiligten dieser Gruppe arbeiten auch als Solokünstler.

web: www.guidomuench.de
insta: @Guido_muench

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://www.uni-paderborn.de/person/77991

SILOGESPRÄCHE
Sommersemester 2024 »Sammellust & Bilderflut«
»Archiv Artist Publications« - Hubert Kretschmer (Künstler, Verleger, Kurator, München)
Dienstag, 11.06.2024, 18-20 Uhr (s.t.) (Zoom)

Das AAP Archiv Artis Publications

Im AAP werden seit den frühen 80er Jahren vielfältige Veröffentlichungen von Künstlern bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Interessenten können in einem Online-Katalog (OPAC) kostenlos recherchieren und sich nach Absprache die ausgewählten Objekte im AAP vorlegen lassen. Zur Zeit sind 89023 Items registriert. Das AAP wird privat von Hubert Kretschmer in München betrieben.

Zur Person:

1969 bis 1975 Studium an der Kunstakademie München und an den Universitäten München und Heidelberg. 1972 bis 1992 Lehraufträge an den Fachhochschulen für Gestaltung in München und Würzburg, 1976-1982 Mitglied der Produzentengalerie Adelgundenstraße München, ab 1978 Kunsterzieher in Heidelberg, Darmstadt und München. 2001-2009 Vorsitzender der LAG Neue Medien e.V. und Mitglied im KunstRat Bayern. 2002-2013 Referent an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen. 2005-2011 Medienreferent des BDK-Bayern, 2011-2014 im Vorstand. Seit 1980 Aufbau und Betreuung des AAP in München. Hubert Kretschmer lebt und arbeitet als freier Künstler, Verleger (icon Verlag), Kurator und Sammler in München.

web:
www.artistbooks.de
www.verlag-hubert-kretschmer.de

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://www.uni-paderborn.de/person/77991

 

Win­ter­se­mes­ter 2023/24: Pro­jek­te und Pro­zes­se III

Im Wintersemester 2023/24 setzen wir das Thema »Projekte und Prozesse« mit Vertreter:innen aus der Kunstpraxis, der Kunstvermittlung und der Kunstwissenschaft fort und eröffnen vielfältige Einblicke in dynamische Felder von Kunst und Künstlerischer Forschung, in transitorische Praktiken und kuratorische Handlungsformen der Gegenwart. Projekte sind gekennzeichnet durch Interdisziplinarität, Teamwork und Kreativität. Aus der engen relationalen Verschaltung von Projekten und Prozessen resultiert das Neue und Experimentelle, das Zeitlose und Zeitgebundene und immer auch das Risiko des Scheiterns. Projekte verwirklichen sich in flexibilisierten Strukturen und hybriden Räumen, für die es aktuell noch keine Begriffe oder Bezeichnungen gibt. Darüber möchten wir zugleich auch jene Strategien in den Blick nehmen, worüber die suggerierte Relation von Projekt und Prozess sich selbst in Frage stellt und somit stärker Problemfelder, Hindernisse oder das schlichtweg Unvereinbare hervortreten lässt. Was kennzeichnet künstlerisch-kuratorische Projektarbeiten? Was sind ihre Themen, Gegenstände und Materialien? In welchen (prekären) Spannungsfeldern spielen sie sich ab? Welche Ressourcen stehen zur Verfügung und was bedeutet Prozesshaftigkeit mit Blick auf ein sogenanntes »Endprodukt« wie z.B. eine Ausstellung, eine Publikation, eine App o.a. und dessen Rezeption? Diese und weitere Themen möchten wir gemeinsam mit den Gästen und den Studierenden diskutieren und laden alle Interessierten herzlich ein, an den digitalen Veranstaltungen teilzunehmen!

Termine und Gäste:
14.11.2023 Ilana Halperin (Künstlerin, Glasgow)
05.12.2023 Alex Wissel (Künstler, Düsseldorf)
16.01.2024 Konstitutiv der Möglichkeiten (Künstlerinnenduo, Düsseldorf)

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik), Prof. Max Schulze (Malerei)

Die Silogespräche finden im Wintersemester 2023/24 von 18-20 Uhr online statt (zoom). Der Link wird mit der jeweils aktuellen Ankündigung versendet.

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

SILOGESPRÄCHE
»Projekte und Prozesse III« – Ilana Halperin
Wintersemester 2023/24
Dienstag, 14.11.2023, 18-20 Uhr (s.t.)

Im Wintersemester 2023/24 setzen wir die Reihe „Projekte und Prozesse“ der Silogespräche mit drei Künstler*innen-Gesprächen fort. Projekte sind gekennzeichnet durch Interdisziplinarität, Teamwork und Kreativität. Aus der engen relationalen Verschaltung von Projekten und Prozessen resultiert das Neue und Experimentelle, das Zeitlose und Zeitgebundene und immer auch das Risiko des Scheiterns. Projekte verwirklichen sich in flexibilisierten Strukturen und hybriden Räumen, für die es aktuell noch keine Begriffe oder Bezeichnungen gibt.

Seit über zwanzig Jahren erforscht die Künstlerin Ilana Halperin Verbindungen zwischen Geologie und dem täglichen Leben, um neue Wege zu finden, unsere Beziehung zur natürlichen Welt zu begreifen. Durch das Ziehen von Parallelen zwischen sehr persönlichen Ereignissen, z.B. ihrer Geburt oder dem Tod des Vaters, und der Entstehung eines Vulkans auf Island wurde ein Raum geschaffen, um über unseren Platz im geologischen Zeitkontinuum aus einer intimeren Perspektive nachzudenken. Sie kombiniert Feldforschung an verschiedenen Orten – auf Vulkanen in Hawaii, in Höhlen in Frankreich, in Mineralquellen in Island, in Museen, Archiven und Labors – mit einer aktiven Studiopraxis. Ihre jüngsten Arbeiten bewegen sich zwischen Performance, Skulptur, Druck, Zeichnung, Textil, Film und Erzählung. Neue skulpturale Werke bringen Korallen, Kalkstein, Marmor und Mineralien zusammen. Hintergrund ist die Frage, ob wir Menschen, die wir durch unsere Zähne und Knochen auch Lebensformen aus Carbonatgestein sind, durch eine genauere Betrachtung unserer geologischen Nachbarn lernen können, uns gemeinsam mit unserer Familie um unsere fragile ökologische Welt zu kümmern.

Zur Person:
Ilana Halperin wurde in New York geboren und lebt und arbeitet zwischen Glasgow und der Isle of Bute. Sie erhielt ihren MFA von der Glasgow School of Art und ihren BFA von der Brown University. Ihre Arbeiten wurden weltweit in Einzelausstellungen gezeigt, u.a. im Cairn Centre d'Art im UNESCO-Geopark der Haute Provence, im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité, im Artists Space, New York, im Manchester Museum und im Akiyoshidai Natural History Museum, Japan. Halperins Einzelausstellung Minerals of New York wurde an der Leeds Arts University eröffnet und wanderte zu The Hunterian, Glasgow und Governors Island in New York. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, darunter: The Power of Wonder - The New Materialism in Current Art, Museum unter Tage, Bochum, Deutschland; The Forces Behind the Forms, Kunstmuseum Thun, Schweiz und Tournee; Cristallisations - la naissance d'un ordre caché, Centre Pompidou Metz/Musée du Cristal Saint-Louis, Frankreich; Allegory of the Cave Painting, Extra City, Antwerpen, Belgien; Estratos, PAC Murcia, Spanien; Sharjah Biennial 8, VAE; Experimental Geography (Tournee 2008-11), sowie aktuell Geerdet – Künstlerische Materialforschungen, Kunstraum Hase29, Osnabrück, Deutschland. Ilana Halperin teilt ihren Geburtstag mit dem Vulkan Eldfell auf Island.

Das Gespräch mit Ilana Halperin wird in Kooperation mit dem Kunstraum Hase29 – Gesellschaft für Gegenwartskunst Osnabrück e.V. auf Englisch stattfinden. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Einladung und Kontakt: Dr. Tim Pickartz, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik. https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Leider muss das für heute geplante Silogespräch mit Alex Wissel kurzfristig entfallen.

SILOGESPRÄCHE
»Projekte und Prozesse III« – Alex Wissel: Andropause
Wintersemester 2023/24
Dienstag, 05.12.2023, 18-20 Uhr (s.t.)

Der "Single Club“ wurde von Alex Wissel als alternatives Modell von öffentlichem Raum und partizipativer "Sozialskulptur“ konzipiert. Von Juni 2011 bis Juni 2012 inszenierten Künstler:innen im Bistro Agi (Düsseldorf) jeden Monat experimentelle 24h Parties und Performances, die sich unter Mitwirkung des Publikums entfalteten. Der Vortrag "Andropause" bezieht sich auf die gleichnamige Ausstellung, die dieses Jahr in der Galerie Nagel Draxler in Köln zu sehen war. Die Ausstellung nahm Alex Wissel zum Anlass, um eine prozesshafte Erinnerungsarbeit zum Single Club und seiner Studienzeit an der Kunstakademie Düsseldorf unter dem Rektorat von Markus Lüpertz zu realisieren. Die installative Setzung war auch eine Befragung von Künstler:innen Rollen und (Selbst-)Bildern die innerhalb eines Kunstakademie Studium aufgebaut werden.

Zur Person:
Alex Wissel (geb. 1983 in Aschaffenburg) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er ist Initiator zahlreicher lokaler Kunstprojekte wie zum Beispiel der Oktoberbar, des Klüngels oder des Single Clubs, die von vielen Künstlern für Performances, Konzerte und temporäre Ausstellungen genutzt wurden. Zum Thema Feste feiern hat sich Wissel mit der Tradition von Künstlerfesten im 19. und frühen 20. Jahrhundert auseinandergesetzt und untersucht, inwiefern Kunst zur Bildung nationaler Identität beigetragen hat. Für seine Arbeit verwendet er alle verfügbaren Medien, von der Zeichnung bis zu Rauminstallationen und Filmen. Alex Wissel studierte an der Ecole Nationale des Beaux Arts in Lyon und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rosemarie Trockel.Seine Arbeiten waren u.a. im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Haus der Kunst München, Forde Genf, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen Düsseldorf, Volksbühne Berlin, Museum Abteiberg Mönchengladbach, Theater Basel, WDR Hauptgebäude Köln und mumok Wien zu sehen.

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://www.uni-paderborn.de/person/77991

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

SILOGESPRÄCHE
»Projekte und Prozesse III« – Konstitutiv der Möglichkeiten
Wintersemester 2023/24
Dienstag, 16.01.2024, 18-20 Uhr (s.t.)

ZweiMenschDiktatur

Das Konstitutiv der Möglichkeiten arbeitet seit 2017 als Künstlerduo zusammen. Ihre kollaborative Praxis unter dem gemeinsamen Label adaptiert Formen des Brandings und Strategien der Selbstvermarktung. Sie bewegen sich zwischen Signatur und Marke, künstlerischer Identität, Wiedererkennung und marktförmiger Sichtbarkeit.

Ihre Arbeiten entstehen oft unter Rückgriff auf gefundene Objekte und stellen sie gemeinsam mit figurativen Gestängen zu Szenenbildern zusammen. Die Figuren erscheinen als Platzhalter und Ständerwerk, angereichert mit der Melancholie der Leerstelle. Sie verbinden Elemente des Post Minimal und die Alltags- und Objektsprache des Pop, mit erzählerischen Anteilen wie sie auch beim belgischen Künstlerduo De Gruyter & Thys zu finden sind. (Text: Jan Wagner, Filmwerkstatt)

In ihrem Silogespräch reden die beiden Künstlerinnen über das Radikale am Zusammenarbeiten.

Zu den Personen:

Nina Nick (*1988 in Neuwied) studierte bei Prof. Rosemarie Trockel sowie Prof. Franka Hörnschemeyer an der Kunstakademie Düsseldorf und machte dort 2019 ihren Abschluss.

Valerie Buchow (*1987 in Washington, D.C.) studierte Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Didier Vermeiren, Prof. Jürgen Drescher sowie Prof. Martin Gostner, wo sie ebenfalls 2019 abschloss. Ihre Arbeiten wurden u.a. im K21 Düsseldorf, der Galerie Junge Kunst, Trier und FANG Studio Leipzig ausgestellt. Beide leben und arbeiten in Düsseldorf.

web: https://kdm-konstitutiv.de
insta: @kdm_konstitutiv

Einladung und Kontakt: Carolin Israel (Fach Kunst, Malerei), https://www.uni-paderborn.de/person/78907/

Das Silogespräch am 16.01.2024 findet als online Veranstaltung (Zoom Meeting) statt.

Som­mer­se­mes­ter 2023: Pro­jek­te und Pro­zes­se II

Im Sommersemester 2023 setzen wir das Thema »Projekte und Prozesse« mit Vertreter:innen aus der Kunstpraxis, der Kunstvermittlung und der Kunstwissenschaft fort und eröffnen vielfältige Einblicke in dynamische Felder von Kunst und Künstlerischer Forschung, in transitorische Praktiken und kuratorische Handlungsformen der Gegenwart. Projekte sind gekennzeichnet durch Interdisziplinarität, Teamwork und Kreativität. Aus der engen relationalen Verschaltung von Projekten und Prozessen resultiert das Neue und Experimentelle, das Zeitlose und Zeitgebundene und immer auch das Risiko des Scheiterns. Projekte verwirklichen sich in flexibilisierten Strukturen und hybriden Räumen, für die es aktuell noch keine Begriffe oder Bezeichnungen gibt. Darüber möchten wir zugleich auch jene Strategien in den Blick nehmen, worüber die suggerierte Relation von Projekt und Prozess sich selbst in Frage stellt und somit stärker Problemfelder, Hindernisse oder das schlichtweg Unvereinbare hervortreten lässt. Was kennzeichnet künstlerisch-kuratorische Projektarbeiten? Was sind ihre Themen, Gegenstände und Materialien? In welchen (prekären) Spannungsfeldern spielen sie sich ab? Welche Ressourcen stehen zur Verfügung und was bedeutet Prozesshaftigkeit mit Blick auf ein sogenanntes »Endprodukt« wie z.B. eine Ausstellung, eine Publikation, eine App o.a. und dessen Rezeption? Diese und weitere Themen möchten wir gemeinsam mit den Gästen und den Studierenden diskutieren und laden alle Interessierten herzlich ein, an den digitalen Veranstaltungen teilzunehmen!

Termine und Gäste:
02.05.2023 Markus Ambach (Künstler und Ausstellungsmacher, Düsseldorf)
16.05.2023 Britta Peters (Künstlerische Leiterin, Urbane Künste Ruhr)
06.06.2023 Anett Frontzek (Künstlerin, Dortmund/Berlin)
20.06.2023 Eva Weinert (Künstlerin, Düsseldorf)
04.07.2023 Marie Donike und Johannes Specks (Künstlerduo, Köln)

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik), Prof. Max Schulze (Malerei)

Die Silogespräche finden im Sommersemester 2023 von 18-20 Uhr online statt (zoom). Der Link wird mit der jeweils aktuellen Ankündigung versendet.

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

»MAP - 20 Jahre Projektpraxis im öffentlichen Raum«
Dienstag, 02.05.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Projekte und Prozesse- damit beschäftigt sich die Projektplattform MAP seit nunmehr 20 Jahren. Vom ersten Projekt "wildlife" (www.summerpalace.de) im eigenen Garten in der Peripherie von Neuss bis zur documenta fifteen (www.eine-landschaft.de) in Kassel sind nicht nur unterschiedlichste Projekte in öffentlichen Stadträumen entstanden, die sich durch eine profunde Kontextualisierung tief mit ihren jeweiligen Umfeldern und deren BewohnerInnen einlassen. Die Projekte suchen auf mannigfaltige Weise interdisziplinäre Kontakte, Kooperationen und den Austausch zwischen lokalen AkteurInnen, Alltagskultur, Gesellschaft, Politik und der Kunst selbst. Darüber hinaus übersetzen sie das lokale Wissen, das sich in diesen Räumen oft nahezu unsichtbar generiert, auf eine kulturelle Meta- Ebene, um Stadtplanungsprozesse, politische Entscheidungen oder gesellschaftliche Diskurse zu informieren. Auch strukturelle Veränderungen durch die Einrichtung von Kunstkommissionen, Vorschläge zu neuen Arbeitspraktiken für KünstlerInnen oder Kooperationsangebote an andere gesellschaftliche AkteurInnen gehören zum Versuch, künstlerischer Arbeit, aber auch dem kulturellen Wissen lokaler AkteurInnen mehr politische und gesellschaftliche Relevanz zu verleihen. In dem Vortrag und Gespräch vermittelt Markus Ambach seine Ansätze, die ihn aus dem Studium der Kunst in eine komplexe Projektarbeit führten.

Zur Person
Markus Ambach (*1963) ist Ausstellungsmacher, Kurator, Künstler und Initiator zahlreicher Kunstprojekte und Ausstellungen im öffentlichen Raum. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und gründete nach zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland 2002 die Projektplattform MAP, die international kontextbezogene Projekte im Stadtraum in Kooperation mit verschiedenen Projektpartnern wie Städten, Museen oder urbanen Akteuren entwickelt, kuratiert und produziert. Markus Ambach unterrichtete im Rahmen von Professuren und Lehraufträgen u.a. an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der UDK Berlin, der Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. und der RWTH Aachen. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Texte und Publikationen. Er engagiert sich auch politisch in verschiedenen Gebieten und Arbeitsgruppen, die z. Bsp. die Einrichtung einer Kunstkommission für Düsseldorf durchsetzten.

Website: www.markusambachprojekte.de

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei

»Outside the White Cube«

Dienstag, 16.05.2023, 18-20 Uhr (s.t.)

Die Reihe »Projekte und Prozesse« der Silogespräche wird fortgesetzt mit Britta Peters, Künstlerische Leiterin der Urbanen Künste Ruhr. Sie entwickelte das Ausstellungsformat Ruhr Ding, welches sich dezentral im Ruhrgebiet verortet. Das Arbeiten im öffentlichen Raum unterliegt dabei anderen Parametern als im geschützten Ausstellungsraum, dem klassischen White Cube. Die Fragen nach der gesellschaftlichen Rolle von Kunst, nach Potenzialen, Verantwortlichkeiten und künstlerischem Eigensinn, werden sehr viel unmittelbarer gestellt, sobald man sich mit Projekten außerhalb der etablierten Kunstorte bewegt. Zu den Einflüssen auf den künstlerischen Gestaltungsprozess gehört auch ein dichtes Regelwerk, dem jeder Zentimeter Nutzung im öffentlichen Raum unterliegt und für dessen enge Vorgaben es konstruktive Lösungen zu finden gilt. Gleichzeitig ist die kunstwissenschaftliche Deutungshoheit eingeschränkt, da der Rahmen, in dem ein Projekt im Außenraum stattfindet, weniger klar definiert ist. Gelungene Arbeiten entstehen ohnehin kontextspezifisch, aber auch der Kontext ändert sich andauernd, insbesondere in den Städten: von der sozialen Nutzung bis hin zu neuen Verkehrswegen oder einer zusätzlichen Bebauung. Kurz: Ein immenser gesellschaftlicher Gestaltungsraum auf der einen Seite und größtmöglicher Kontrollverlust auf der anderen Seite sind die Spannkräfte, die Kunst im öffentlichen Raum so aufregend machen.

Zur Person
Britta Peters arbeitet als Kuratorin mit Schwerpunkt Kunst im öffentlichen Raum. 2017 war sie im Team mit Kasper König und Marianne Wagner Kuratorin der Skulptur Projekte Münster und neben verschiedenen freien Projekten von 2008 bis 2011 Direktorin des Kunstvereins Harburger Bahnhof in Hamburg. Seit 2018 ist sie die künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr. Mit dem permanenten Skulpturenpfad Emscherkunstweg und dem temporären Ruhr Ding konzipiert und realisiert sie seitdem zwei städteübergreifende Ausstellungsformate für das Ruhrgebiet. Ihr Vortrag nimmt insbesondere Erfahrungen mit der letzten Ausstellung Ruhr Ding: Schlaf zum Anlass, um über Konzepte und Wirkungsweisen von Kunst außerhalb ihrer musealen Umgebung zu reflektieren. 

Einladung und Kontakt: Dr. Tim Pickartz, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik. https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

»Mental Maps – Wasser, steinige Landmassen & ein künstlicher See im Ausstellungskontext«

Dienstag, 06. Juni 2023, 18-20h (s.t.)

Die steinige Landmasse der schwedischen Ostküste mit ihren vorgelagerten Inselwelten aus hartem Granit ist auf Seekarten fast unsichtbar. In den, mit Tusche bearbeiteten Sportbootkarten, im Maßstab 1:50.000, spielen sie sichtbar die Hauptrolle. Ebenso während meines Fluges nach Gotland mit Blick aus der Propellermaschine. (Anett Frontzek)

»Das Reisen ist essenzieller Bestandteil des Werkes von Anett Frontzek, da ihre Arbeiten immer mit Bezug auf einen bestimmten Ort und die dort geführten Recherchen entstehen. Ausgangsmaterial der Künstlerin sind oftmals bereits vorhandene abstrahierte räumliche Aufzeichnungssysteme wie etwa die Grundrisszeichnungen gotischer Backsteinkirchen, Stadtpläne oder Seekarten. Wir alle greifen tagtäglich auf Systeme zurück, die uns bei der räumlichen Orientierung behilflich sind. Jeder von uns verfügt über so genannte Mental Maps – räumliche und geografische Vorstellungen, die vor unserem geistigen Auge entstehen und derer wir uns bei der Organisation des Raums und der Bewegung im Raum bedienen. Ihren materiellen Ausdruck findet unsere Raumorganisation in Stadtplänen, Vermessungskarten oder Grundrissen, aber auch Wetterkarten, Seekarten oder Navigationshilfen wie GPS. […] Karten, Pläne und Grundrisse sind nicht das Abbild einer gegebenen Wirklichkeit, sondern legen vielmehr deren Konstruktion offen. Sie repräsentieren bestimmte Sicht-Weisen der Welt, die wir gewohnt sind und deshalb bewusst gar nicht mehr wahrnehmen. Die Arbeiten von Anett Frontzek beschäftigen sich mit eben diesen Sichtweisen. Man könnte ihr Vorgehen als das einer Forscherin in der Welt der Kartografie bezeichnen. Sie nimmt Systeme auseinander, zerlegt sie in ihre Bestandteile, isoliert ihre Zeichen und Codes, spürt ihre grafischen Strukturen auf. […] Sie macht so die Konstruiertheit der untersuchten Systeme sichtbar und verleiht darüber hinaus den einzelnen Elementen eine eigene Bedeutung, die nichts mehr mit dem ursprünglichen System zu tun hat.« (Barbara Heinrich)

Zur Person
Anett Frontzeks künstlerische Arbeit wird seit 1993 durch zahlreiche Preise und Stipendien in Deutschland und Europa gefördert. Artist in Residence Aufenthalte in Deutschland, Schweden, Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und in Amsterdam nutzt sie zur Entwicklung ortsspezifischer Werkzyklen. 2022 erhielt sie eine Förderung der Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst, 2007 und 2022 Arbeitsstipendien der Stiftung Kunstfonds, 2014 bekam sie den DEW21 Kunstpreis und 2006 den Kunstpreis der Stadt Nordhorn. Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen u.a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, im Victoria and Albert Museum in London, im MoMA New York und in der Achenbach Foundation for Graphic Art im Fine Arts Museums of San Francisco vertreten. Anett Frontzek (*1965) studierte an der Kunsthochschule Kassel Freie Kunst, lebt und arbeitet als freiberufliche Künstlerin in Dortmund, kuratiert Ausstellungen und engagiert sich in Mentoringprogrammen in NRW und Mecklenburg-Vorpommern.

Website s. www.anettfrontzek.de

Instagram s. www.instagram.com/anettfrontzek.de

Einladung und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Universität Paderborn, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik.

https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Silogesprächen teilzunehmen! Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Dienstag, 20. Juni 2023, 18-20h (s.t.)
Hybrid-Veranstaltung

Die Begegnungen mit Menschen und die Arbeit in wechselnden Teams setzen künstlerische Prozesse in Gang. Durch die Möglichkeit, an Ausstellungsprojekten teilzunehmen und in temporären Ausstellungen an unterschiedlichen Orten raumbezogene Arbeiten zu entwickeln und zu präsentieren, verändern sich Haltung und Werk stets aufs Neue.
Im Silogespräch mit Eva Weinert wird es um vielschichtige Arbeitsprozesse gehen, die insbesondere die großen, arbeitsintensiven und zeitaufwändigen Installationen der Künstlerin betreffen. Ausgehend vom Ausstellungsprojekt «Doppel X» (2016), einem Kooperationsprojekt zwischen dem MMIII Kunstverein Mönchengladbach als Gastgeber und der Villa V Viersen, erläutert die Künstlerin Wege im künstlerischen Denken und Handeln: Welche Rolle spielen Planung und Zufall, was entsteht auf Nebenwegen und in der Zeit zwischen den großen Projekten, wie über lange Zeiträume hinweg eine Arbeit die andere anstößt und wie Arbeiten ihre Bedeutung je nach Kontext verändern.

Zur Person
Nach einem Lehramtsstudium an der Universität Siegen mit den Fächern Kunst und Geschichte studierte Eva Weinert Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. Zunächst Freie Grafik bei Franz Eggenschwiler, dann Bildhauerei bei David Rabinowitch. Sie ist Meisterschülerin von David Rabinowitch. An der Universität Siegen und an der HBK-Saar war sie als Lehrbeauftragte im Fach Kunst tätig. Seit 2008 ist sie Dozentin für Druckgrafik an der Universität Paderborn. Ihre bildhauerischen und raumfüllenden Arbeiten in unterschiedlicher Materialität wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Luxemburg und Südkorea gezeigt. Darüber hinaus finden sich ihre Arbeiten im öffentlichen Raum und in privaten Sammlungen u.a. in Mönchengladbach, Viersen, Amberg und Meuselwitz, Thüringen.
Eva Weinert lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Website s. www. https://www.evaweinert.com/

Die Silogespräche am 20. Juni 2023 finden in Präsenz im Atelier des Silo-Gebäudes, Warburger Str. 100, 33098 Paderborn um 18 Uhr statt!

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, an der Veranstaltung online teilzunehmen (zoom meeting).

Einladung und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Universität Paderborn,

Kulturwissenschaftliche Fakultät, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik. https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Silogesprächen teilzunehmen! Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

»fine arts + snacks«
Dienstag, 04.07.2023, 18-20h (s.t.)

Marie Donike und Johannes Specks gemeinsame künstlerische Projekte lassen temporäre Begegnungsorte entstehen. Das künstlerische Werk integriert und irritiert das Publikum mal in einem eigens hergerichteten Kiosk, mal auf einer inszenierten Hobbybörse, in einem traditionsreichen Blumenladen oder einer Bank, die zum Ausstellungsort umgedacht werden.

Dabei schaffen Sie es mit Feingefühl Hemmschwellen zu überwinden und sowohl das kunstinteressierte wie auch das kunstferne Publikum anzusprechen und zu integrieren. Ihre künstlerische Formsprache kreist um Kochen und Kommunikation, ortsbezogenen Installationen, Grafik und Text, mit denen sie Alltagsästhetik hinterfragen. Themen wie Arbeit, Klasse und Gesellschaft sind, sensibel integriert, Teil ihres künstlerischen Ansatzes.

Als Künstlerduo sind Marie Donike und Johannes Specks GründerInnen von Boddenberg, einem Kunstraum und Atelierküche in Köln, der Fourteen Cents Ginger Crew und des SPÄTI (Chemnitz) . Sie haben ihre Projekte im LWL Museum für Archäologie Herne, dem Albers Museum Quadrat Bottrop, dem Malkastenpark in Düsseldorf und bei der Stiftung Kunst und Natur Nantesbuch gezeigt.

Zum Künstlerduo:
Marie Donike (*1992) hat Kunstgeschichte, Architekturwissenschaften und Humanities in Dresden und Wien studiert.

Johannes Specks (*1991) hat freie Kunst an der HfBK Dresden studiert. Er war Meisterschüler von Martin Honert.

Beide leben und arbeiten in Köln.

https://www.boddenberg.haus
www.mariedonike.de
www.johannesspecks.de

Das Silogespräch am 04. Juli 2023 findet als online Veranstaltung statt.

Thema: Silogespräch Marie Donike & Johannes Specks

Uhrzeit: 4.Juli 2023 06:00 PM Amsterdam, Berlin, Rom, Stockholm, Wien

Win­ter­se­mes­ter 2022/23: Pro­jek­te und Pro­zes­se

Zu zentralen Phänomenen unserer Gegenwartskultur zählen »Projekte«, in denen sich künstlerische Praktiken und sozial-politische Aktionsformen vielfach vermischen. Projekte betreten Neuland. Sie verwirklichen Lösungen, die es in der angestrebten Form noch nicht gibt. Sie sind zeitlich begrenzt, d.h. sowohl Anfang als auch Ende sind definiert. Projekte sind mit begrenzten Ressourcen ausgestattet und verfolgen ein klar spezifiziertes Ziel bzw. Endergebnis. Interdisziplinarität, Teamwork und Kreativität zählen neben dem prozessorientierten Arbeiten zu den charakteristischen Zuschreibungen. Dadurch öffnet sich das Projekt idealerweise für Experimente, Entdeckungen und Erfahrungen, für Divergenz und Vernetzung, zugleich aber auch für das Risiko des Scheiterns. Projekte verwirklichen sich in flexiblen Strukturen, transitorischen Settings und hybriden Räumen: Lounge, Barcamp, Open Space, Labor, Atelier.

Mit dem aktuellen Thema »Projekte und Prozesse« suchen wir den Dialog zwischen den Disziplinen und ihren Vertreter:innen aus der Kunstpraxis, der Kunstvermittlung und der Kunstwissenschaft und erweitern diesen um Fragen des Kuratorischen, des institutionellen und des öffentlichen Raums sowie um erfahrungsbasierte, ortsspezifische und kontextbezogene Handlungsformen. Darüber möchten wir zugleich jene Strategien in den Blick nehmen, worüber die suggerierte Relation von Projekt und Prozess sich selbst in Frage stellt und somit stärker Problemfelder, Hindernisse oder das schlichtweg Unvereinbare hervortreten lässt. Was kennzeichnet aktuelle künstlerisch-kuratorische Projektarbeit? In welchen Spannungsfeldern spielen sie sich ab, welche Ressourcen stehen zur Verfügung und was bedeutet Prozesshaftigkeit mit Blick auf ein sogenanntes »Endprodukt« wie z.B. eine Ausstellung, eine Publikation, eine App o.a. und dessen Rezeption? Diese und weitere Themen möchten wir gemeinsam mit den Gästen und den Studierenden diskutieren und laden alle Interessierten herzlich ein, an den digitalen Veranstaltungen teilzunehmen!

Unsere Gäste:
25.10.2022 Pedro Reyes (Künstler, Mexiko-Stadt)
15.11.2022 Miriam Szwast (Kuratorin, Museum Ludwig Köln)
!!!ENTFÄLLT!!! 29.11.2022 Markus Ambach (Künstler und Ausstellungsmacher, Düsseldorf)
06.12.2022 Asad Raza (Künstler, New York)
24.01.2023 Tiefkeller / Kathrin Graf und Bettina Marx (Künstlerinnenkollektiv, Bonn)

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik), Prof. Max Schulze (Malerei), Dr. Tim Pickartz (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik)

Die Silogespräche finden im Wintersemester 2022_23 von 18-20 Uhr online statt (zoom). Den Link finden Sie in der jeweils aktuellen Ankündigung.

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Dienstag, 25.10.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Das erste Silogespräch in der Reihe »Projekte und Prozesse« findet mit dem mexikanischen Künstler Pedro Reyes statt, der unter anderem 2012 mit seiner bedeutenden Installation »Sanatorium« auf der Kasseler dOCUMENTA (13) für internationales Aufsehen sorgte. Als interdisziplinärer Grenzgänger setzt sich Reyes in seinen Projekten für eine soziale Wirksamkeit von Kunst, Architektur und Design ein und zielt auf eine »Heilung der Gesellschaft« ab.

Darauf verweist auch der Titel der Ausstellung »Sociatry« im Museum Marta in Herford in diesem Frühjahr, den Reyes von dem Sozialwissenschaftler Jacob Levy Moreno entliehen hat. Dort wurde in Kooperation mit dem Fach Kunst der Universität Paderborn unter Mitarbeit einer Gruppe von Studierenden erneut ein »Sanatorium« eingerichtet. Dabei handelt es sich um eine utopische, provisorische Klinik, in der typische Krankheiten von Städtern wie Stress, Einsamkeit oder Angst behandelt werden sollen. Außerdem setzte sich eine Reihe von Arbeiten innerhalb der Ausstellung mit dem Abbau von Gewalt auseinander – vom individuellen Konflikt bis zur absoluten Bedrohung durch Atomwaffen.

Der beunruhigenden Dringlichkeit dieser Fragen steht eine hoffnungsvolle Geste gegenüber: Zum Ende des letzten Semesters pflanzten die Studierenden einen Apfelbaum auf dem Campus der Universität. Das Projekt »Palas por Pistolas« begann 2008. Im Tausch gegen Waffen erhielten die Bürger der mexikanischen Stadt Culiacán Haushaltsgeräte oder Elektronikprodukte. Die eingesammelten Waffen wurden anschließend mit einer Dampfwalze zerquetscht, eingeschmolzen und zu Spaten verarbeitet, mit denen seither Bäume gepflanzt werden.

Zur Person
Das Werk des Künstlers Pedro Reyes (*1972, Mexico City) umfasst Skulpturen, Installationen und Videos sowie Zeichnungen und partizipative Projekte. Er studierte Architektur an der Universidad Iberoamericana Ciudad de México. Seit 1997 nahm er an zahlreichen internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen teil, u.a. im Hammer Museum in Los Angeles (2015), der Whitechapel Galley London (2016), im Museum des 21. Jahrhunderts in Kanazawa, Japan (2015) oder im Guggenheim Museum in New York (2011). Derzeit setzt sich Reyes mit künstlerischen und aktivistischen Mitteln verstärkt für die vollständige Abschaffung von Atomwaffen ein und wurde dafür mit dem Luxemburger Friedenspreis ausgezeichnet.

Homepage: pedroreyes.net
Instagram: @_pedro_reyes_

Das Gespräch mit Pedro Reyes wird im Dialog mit den an den Projekten beteiligten Studierenden auf Englisch stattfinden. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Einladung und Kontakt: Dr. Tim Pickartz, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik. https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Eco-curating und alte Standards. Klimaschutz am Museum Ludwig

Dienstag, 15.11.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Das zweite Silogespräch in der Reihe »Projekte und Prozesse« findet mit der Kuratorin Dr. Miriam Szwast statt. Es ist als Praxisbericht geplant, der vom Prozess der Transformation hin zu einem grünen Museum Ludwig handelt.

Mitten in Köln, zwischen Dom, Bahnhof und Rhein, liegt das Museum Ludwig. Mit seiner charakteristischen roten Fassade und silbergrauen Sheddächern beherbergt es prominente Sammlungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Infolge der zunehmend globalen Ausrichtung der stetig wachsenden Sammlung und mit künstlerischen Positionen aus Afrika, Asien und Lateinamerika vernetzen sich Themen und Inhalte, zugleich differenzieren sich museale Tätigkeitsfelder immer weiter aus. Angetrieben von Klimakrise und Artensterben, aber auch von der Vision einer lebenswerteren Stadt und eines engagierten Museums, versucht das Museum Ludwig Klimaschutz am Museum konsequenter zu praktizieren.

Die ersten Klimabilanzen einzelner Museen sind publik, das Pariser Abkommen ist längst unterzeichnet, erste Kipppunkte sind erreicht und die nächsten rücken immer näher – die Museen stehen vor der Notwendigkeit, ihre alten Standards zu überdenken. Wir haben keine Zeit zu verlieren und gleichzeitig gibt es für die nötige sozio-ökologische Transformation kein Patentrezept. Umso wichtiger also ist es, Netzwerke zu bilden, Erfahrungen auszutauschen, mit- und voneinander zu lernen, damit Museen weiterhin für die Zukunft handeln und handlungsfähig bleiben.

Mit der aktuellen Ausstellung »Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen« (noch bis 22.1.2023) begibt sich das Museum Ludwig sichtbar auf die Suche nach neuen Standards, übt eco-curating. Was bedeutet das für das Team, die Stadt, die Besucher:innen, das Klima? Welche Herausforderungen, Probleme und Chancen sind damit für den Prozess des Zeigens und Vermittelns verbunden? Und: Was haben wir gelernt?

Zur Person
Studium der Kunstgeschichte in Saarbrücken, Frankfurt a.M. und Hamburg. Volontariat bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Seit 2013 Kuratorin für Ökologie und die Sammlung Fotografie am Museum Ludwig, Köln. Initiatorin des Team Nachhaltigkeit am Museum Ludwig sowie des Kölner Green Culture Collective.

Die Silogespräche richten sich an eine breite interessierte Öffentlichkeit und bieten den Studierenden Einblicke in verschiedene Berufsfelder und die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Einladung und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik. https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Leider muss das für heute geplante Silogespräch mit Markus Ambach kurzfristig krankheitsbedingt entfallen.

»MAP - 20 Jahre Projektpraxis im öffentlichen Raum«

Dienstag, 29.11.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Projekte und Prozesse- damit beschäftigt sich die Projektplattform MAP seit nunmehr 20 Jahren. Vom ersten Projekt "wildlife" (www.summerpalace.de) im eigenen Garten in der Peripherie von Neuss bis zur documenta fifteen (www.eine-landschaft.de) in Kassel sind nicht nur unterschiedlichste Projekte in öffentlichen Stadträumen entstanden, die sich durch eine profunde Kontextualisierung tief mit ihren jeweiligen Umfeldern und deren BewohnerInnen einlassen. Die Projekte suchen auf mannigfaltige Weise interdisziplinäre Kontakte, Kooperationen und den Austausch zwischen lokalen AkteurInnen, Alltagskultur, Gesellschaft, Politik und der Kunst selbst. Darüber hinaus übersetzen sie das lokale Wissen, das sich in diesen Räumen oft nahezu unsichtbar generiert, auf eine kulturelle Meta- Ebene, um Stadtplanungsprozesse, politische Entscheidungen oder gesellschaftliche Diskurse zu informieren. Auch strukturelle Veränderungen durch die Einrichtung von Kunstkommissionen, Vorschläge zu neuen Arbeitspraktiken für KünstlerInnen oder Kooperationsangebote an andere gesellschaftliche AkteurInnen gehören zum Versuch, künstlerischer Arbeit, aber auch dem kulturellen Wissen lokaler AkteurInnen mehr politische und gesellschaftliche Relevanz zu verleihen. In dem Vortrag und Gespräch vermittelt Markus Ambach seine Ansätze, die ihn aus dem Studium der Kunst in eine komplexe Projektarbeit führten.

Zur Person
Markus Ambach (*1963) ist Ausstellungsmacher, Kurator, Künstler und Initiator zahlreicher Kunstprojekte und Ausstellungen im öffentlichen Raum. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und gründete nach zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland 2002 die Projektplattform MAP, die international kontextbezogene Projekte im Stadtraum in Kooperation mit verschiedenen Projektpartnern wie Städten, Museen oder urbanen Akteuren entwickelt, kuratiert und produziert. Markus Ambach unterrichtete im Rahmen von Professuren und Lehraufträgen u.a. an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der UDK Berlin, der Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. und der RWTH Aachen. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Texte und Publikationen. Er engagiert sich auch politisch in verschiedenen Gebieten und Arbeitsgruppen, die z. Bsp. die Einrichtung einer Kunstkommission für Düsseldorf durchsetzten.

Website: www.markusambachprojekte.de

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei

Metabolismen

Dienstag, 06.12.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Mit dem Künstler Asad Raza wird die Reihe »Projekte und Prozesse« der Silogespräche unter dem Titel »Metabolismen« fortgesetzt. Seine künstlerischen Projekte schaffen Begegnungen innerhalb und außerhalb des Ausstellungsraums durch Prozesse wie dem Herstellen von Erde, der Pflege von Bäumen oder Tennis.

Asad Raza stellt fest, dass die Denkweise der westlichen Moderne eine der Trennung ist: von der Art und Weise, wie Gesellschaften organisiert sind, die Trennung von Arbeit und Produktion, bis hin zur Trennung des Wissens in akademische Disziplinen. Selbst die Künste wurden getrennt. Heute jedoch, angesichts der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen dieses Trennungsgebots, stellt sich zunehmend die Frage, wie alles Getrennte – die Natur von der Kultur, die Individuen von ihren sozialen Bindungen, die Wissensdisziplinen von den ganzheitlichen Formen der Weisheit – wieder zusammengeführt werden kann. Wie können neue Formen und Praktiken der Assoziation und Verbundenheit geschaffen werden?

Ein Versuch auf diese Fragen zu reagieren, stellt sein Projekt »Absorption« dar, in dem eine Gruppe von Kultivator*innen aus diversen regionalen Abfallstoffen, wie Klärschlamm, Haaren oder Kakaobohnenschalen, eine neue Erde, von Asad Raza »Neosoil« genannt, herstellt. Auch bei »Root Sequence. Mother Tounge« stellt Asad Raza neue Beziehung her – hier zwischen Bäumen, ihren Caretakern und den Besucher*innen. Mag es zunächst so erscheinen, dass vor allem die Caretaker sich um die beiden anderen Gruppen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen kümmern, zeigt sich bald, dass eine Wechselseitigkeit besteht und sich ein Gespräch in unterschiedlichen Modi der Kommunikation entwickeln kann.

Zur Person
Der Künstler Asad Raza (*1974 in Buffalo, USA) studierte Literatur und Film an der John Hopkins University in New York sowie an der New York University. Er war von 2016-2017 künstlerischer Leiter der Villa Empain in Brüssel und kuratierte zahlreiche Gruppenausstellungen. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Whitney Museum of American Art, New York, bei Kaldor Public Art Projects, Sydney, im Gropius Bau, Berlin, in den Serpentine Galleries, London, in der Kunsthalle Portikus, bei Urbane Kunst Ruhr, Essen und in seiner Einzimmerwohnung in New York realisiert.

Die Silogespräche richten sich an eine breite interessierte Öffentlichkeit und bieten den Studierenden Einblicke in verschiedene Berufsfelder und die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Gespräch wird auf Englisch geführt.

Einladung und Kontakt: Dr. Tim Pickartz, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik. https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

»Welche Grenzen?«

Dienstag, 24.01.2023, 18-20 Uhr (s.t.)

Ist ein Spazierstock ein Kunstobjekt? Da gibt es viele Ansätze zur Antwort, aber die interessieren tiefkeller nur bedingt. Stattdessen versuchen wir sie aus dem Weg zu räumen, dem Prozess so viel Raum wie möglich zu schenken. Dann werden tausende große und kleine Blattobjekte aus Keramik geformt, weil Bäume keine Beine haben. Löffel aus aller Welt auf bemalte Seiden genäht und abgegossen. Und im speziellen Raum neu gesetzt, gehängt, geschraubt und gestapelt.

Der Prozess von tiefkeller als Projekt und schließlich als Artist Duo ist ähnlich verschachtelt wie der Keller und uneindeutig wie seine Lichtsituation, aber genau dass macht unsere Arbeit aus. Wir stellen unsere Gedanken und Arbeiten vor.    

Zum Kollektiv:
tiefkeller ist ein Künstlerinnenkollektiv der Bildhauerin Kathrin Graf und der Malerin Bettina Marx. Gleichzeitig ist es der Name ihrer installativen Arbeit in einem Backsteinkeller in der Bonner Südstadt. Inspiriert durch wissenschaftliche oder private Sammlungen schafft tiefkeller Installationen, die die Gattungsgrenzen zwischen Kunstwerk und Sammlungsexponat künstlerisch hinterfragen. Dabei stellt das Artist Duo sinnliche Bezugsebenen zwischen Raum, (eigenen und eingeladenen) Kunstwerken und Sammlungsstücken her und spricht sowohl das kunstinteressierte wie auch das kunstferne Publikum an.

Kathrin Graf (*1984) studierte Malerei in Bonn und Fine Art am Sandberg Instituut in Amsterdam. Sie stellt national wie international aus und veröffentlichte mehrere Publikationen. Kollaborative Projekte erweitern ihr Arbeitsfeld, das durch eine experimentelle Materialverliebtheit gekennzeichnet ist.

Bettina Marx (*1981) studierte an der Kunstakademie Münster und als Gast an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre künstlerische Arbeit wurde mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Bettina Marx stellt national wie international aus und lässt in ihren Arbeiten eindeutige Trennlinien zwischen Malerei, Zeichnung und Installation hinter sich. Ihre Form- und Materialsprache und künstlerischen Forschungsfelder erweitert sie durch kollaborative Prozesse.

Website: www.tiefkeller.com

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei

Som­mer­se­mes­ter 2022: Ci­ty­ra­ma - Stra­ße als Ate­li­er II

Wir setzen die Reihe «CITYRAMA - STRASSE ALS ATELIER» auch im Sommersemester fort und suchen in Anbindung an praktische und theoretische Veranstaltungen im Fach Kunst nach konzeptionellen Bezügen von Kunstwerk, Ort, Raum, Kontext. In der Kunst des 21. Jahrhunderts sind Straße und Stadt eng miteinander verschaltet und Impulsgeber, Motiv und Material für künstlerisches (subversives) Handeln, bildnerische Grenzüberschreitungen und hybride Formate. Durch aktuelle Ansätze der Urban Studies, durch kulturhistorische Mobilitätskonzepte und Methoden choreografischer und kuratorischer Feldforschung sowie Aktionen im öffentlichen Raum hat sich eine transitorische Lesart von «Straße» entwickelt. Gemeinsam mit Künstler*innen aus Köln, Basel und Berlin möchten wir Projekte und Werke diskutieren, die von der linearen Perspektive und der pragmatisch-rationalen Gerichtetheit von Straßen ebenso handeln wie auch von interventionistischen Praxen und nicht-linearen Wahrnehmungsästhetiken. Der Blick ist in diesem Semester daher verstärkt auf Prozesse von Bewegung, Dynamik und Transformation gerichtet: Wie bewegen sich Künstler*innen auf Straßen? Wie erfahren sie öffentliche Räume? Was bringen sie hier ein, was lassen sie hier und was nehmen von hier mit? Was transportiert Straße und wie wird Straße in den Kunstkontext transportiert? Von besonderem Interesse wird daher sein, welche Wege Künstler*innen gehen, vor allem aber, welche Wege die Dinge, Artefakte, Erinnerungen und Bilder gehen, die vom öffentlichen Raum in den institutionellen Raum wandern, auf weißen Wänden ausgebreitet und angeordnet werden und neue Ordnungsweisen hervorbringen. Zu zeigen wird sein, wie Straße, als kreativer und kommunikativer Handlungsraum genutzt wird und in ein Atelier oder eine Ausstellung transformiert, zugleich auch als Einschreibfläche piktoraler Codes oder als dynamisches Materialarchiv verstanden werden kann.

Unsere Gäste:
12.04.2022 Julia Gruner (Künstlerin, Köln)
17.05.2022 Jan Hostettler (Künstler, Basel)
31.05.2022 Heike Weber (Künstlerin, Köln)
21.06.2022 Bernhard Holaschke (Künstler, Berlin)

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik) und Prof. Max Schulze (Malerei)

Die Silogespräche finden im Sommersemester 2022 von 18-20 Uhr online statt (zoom). Der Link wird mit der jeweils aktuellen Ankündigung versendet.

Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen: https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Silogesprächen teilzunehmen!

»Straße im und als Ausstellungsraum – Wie sich Kunst und Umgebung gegenseitig beeinflussen«

Dienstag, 12.04.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Die seit den 1920er Jahren vorherrschende Konvention des White Cube zur scheinbar neutralen Präsentation von Kunstwerken wird spätestens seit Erscheinen des Buches „Inside the White Cube“ von Brian O`Doherty in den 1970er Jahren immer wieder künstlerisch und wissenschaftlich in Frage gestellt. Dabei wird von der These ausgegangen, dass Kunstwerk, umgebender Raum und Kontext sich immer gegenseitig beeinflussen – egal ob beabsichtigt oder nicht – und dass es so etwas wie eine neutrale Präsentation nicht geben kann. 

Im Rahmen der Silogespräche wird Julia Gruner anhand von Beispielen ihrer eigenen Arbeit alternative Formen des Ausstellens im öffentlichen Raum, und im Gegenzug das Ausstellen „kunstferner“ Gegenstände aus dem öffentlichen Raum im Kontext klassischer Ausstellungssituationen vorstellen. 

Zur Person
Julia Gruner lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Köln. Sie studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Katharina Grosse, der Bezalel Academy in Jerusalem, Israel, sowie Illustration und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Ihre künstlerische Arbeit wurde mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem dem Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf, dem GWK-Förderpreis Kunst, sowie Arbeitsstipendien der Stiftung Kunstfonds und der Kunststiftung NRW. Mit einem Stipendium des DAAD verbrachte sie 2018 drei Monate in der SASG Residency in Seoul, Südkorea. 2019 folgte ein Aufenthalt in London im Rahmen der Elephant Lab Residency. Julia Gruners Arbeiten werden international ausgestellt und befinden sich unter anderem in der Sammlung des Museum Kunstpalast Düsseldorf, sowie in zahlreichen privaten Sammlungen.

Website: https://juliagruner.com/

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei

»Unterwegs sein«

Dienstag, 17.05.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Am Anfang von Jan Hostettlers Arbeit „steht“ das Gehen: Spaziergänge, Wanderungen, Begehungen, Umwege, Abkürzungen und Abwege. Oft geht er allein, aber immer wieder auch mit Freund*innen. Auf seinen Wegen durch natürliche und städtische Landschaften trifft er Passanten, macht zufällige Bekanntschaften, wodurch auch Kollaborationen entstehen. Er bedient sich unterwegs an den Geschichten und am Material, das er findet und falls tragbar, auch einsteckt. Immer wieder hinterlässt er auch etwas: Zum Beispiel eine feine Kreidezeichnung an Hauswänden, im Mauerwerk und auf Oberflächen. Er dreht gerne Brunnen auf, schlägt Nasen ab oder verschiebt Brücken. 

Damit greift Jan Hostettler in den Kontext ein, den er durchläuft und nimmt subtile Eingriffe vor, die aber nur dann erkennbar sind, wenn man sich selbst bewegt und genau hinschaut. Dass beim Gehen wichtige Gedanken oder kreative Momente entstehen können, die impulsgebend für die eigene künstlerische Arbeit sind, ist bekannt. Es gibt zahlreiche Künstler*innen, die ihr Atelier verlassen und als ihre Praxis das Gehen und Wandern wählen, um sich darüber in ein (neues) Verhältnis zur Welt setzen. Die „Walking Artists“ begründeten in den 1960er und 70er Jahren eine künstlerische Ausdrucksform, die wichtige Impulse aus Tanz, Land Art, Minimalismus und Concept Art erhielt, von literarischen und philosophischen Schriften begleitet wurde und auf diese Weise wiederum vielfältige kulturelle Potenziale und diverse poetische Konzepte ausbildete. Auch eine jüngere Generation von Künstler*innen setzt sich (wieder) in Bewegung, wozu auch der Schweizer Künstler Jan Hostettler zählt. Oft sind es große Wanderungen, die er über Monate unter hoher körperlicher Anstrengung realisiert: So zum Beispiel 2012 vom Großen St. Bernhard nach Rom, 2013 von Montréal nach New York, 2016 von Basel nach Istanbul. Es ist das In-Bewegung-Sein, worüber sich Denken und Handeln dynamisieren und das Gehen zu einem umfassenden ästhetischen und sinnlichen Akt werden lässt. Im Rahmen des Silogesprächs wird Jan Hostettler Einblicke geben in seine Arbeitsweise und wie sie von verschiedenen Arbeitsorten und seinem Unterwegssein beeinflusst wird.

Zur Person
Jan Hostettler (*1988) ist bei Solothurn in der Schweiz aufgewachsen. 

Heute lebt und arbeitet er mit seiner Familie in Basel. Er studierte am Institut Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. Seit

2011 ist er freischaffender Künstler. Von 2017-2019 lehrte er Zeichnen am Institut Architektur der Hochschule Luzern. 2013 war er Artist in Residence in der Fonderie Darling in Montréal, Canada und 2020 im Skulpturenpark Kloster Schönthal. Verschiedene Reisestipendien ermöglichten ihm ausgedehnte Recherche-Wanderungen zu Fuß durch Europa, Canada und die USA. Seine Arbeiten sind in Einzel- und Gruppenausstellungen u.a. in der Kunsthalle Basel, im Kunstmuseum Solothurn, dem Skulpturenpark Kloster Schönthal und aktuell in der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu sehen (Walk! 18. Februar bis 22. Mai 2022). Arbeiten von ihm befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Sein Schaffen wurde bereits mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Website s.  www.janhostettler.ch

Einladung und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik.
https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Silogesprächen teilzunehmen! Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen:
https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

»Doppelter Boden«

Dienstag, 31.5.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Heike Weber zeichnet. Linien. Ornamente. Labyrinthe. Mit Bleistift, Tusche und Textmarker, Wäscheleinen und Haarnetzen, mit Silikon, Lack und Aluminium. Ihre expansiven Wand- und Bodenformate im Innen- und Außenraum sind Ergebnisse eines zeichnerischen Denkens und Handelns, das als prozesshaft und partizipatorisch verstanden werden kann. Ihre „Raumzeichnungen“ (seit 1997) und „Raumbilder“ (ab 2016) kündigen an, dass sie sich dabei konzeptionell selbst in den Raum bewegt, der Untersuchungsfeld und Einschreibfläche, Gegenstand installativer Eingriffe und Träger hybrider Markierungen gleichermaßen ist. Dazu sagt die Künstlerin: „Meine Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Wahrnehmung im Grenzbereich zwischen Malerei, Zeichnung und Skulptur. 

Sie entwickelt sich in Korrespondenz mit dem Raum, deshalb gehe ich nicht von einem bestimmten Material aus. Aber dennoch spielt das Medium ‚Zeichnung‘ in meinem Werk durchgehend eine große Rolle. Auch wenn ich mit weißen Haarnetzen Wände verkleide und damit den Raum aufweiche, oder wenn ich ein Video zeige, das den immer gleichen Ausschnitt eines Golfplatzes zeigt, der sich allmählich mit Bällen füllt, hat es eine zeichnerische Komponente. Man sieht immer nur hinzukommende Punkte, die das Hier und Jetzt verkörpern. Zeichnung hat für mich eindeutig etwas mit Zeit zu tun. Die Linie markiert einen Weg von Punkt zu Punkt.“ Mit ihren grenzüberschreitenden Arbeiten bewegt sich Heike Weber stets in Zwischenbereichen von künstlerischer Produktion, Distribution und Rezeption und oszilliert so zwischen Konkretem und Abstraktem, zwischen Orientierung und Des-Orientierung. Auf diese Weise entstehen „ungesicherte Situationen“ (Stefan Rasche), wie z.B. an einer Straßenkreuzung, die vertraute Topografien und lesbare Parameter erkennen lässt, in die Plakatwände im All-Over-Verfahren montiert sind, die dieses Setting einerseits bestätigen, andererseits irritieren. Diese ambivalenten Wirkungen sind es, die die Betrachter*innen stets in eine dynamische Position versetzen, d.h. zu eigenen Suchbewegungen und Standortwechsel herausfordern, um mit den Mechanismen und Strategien dieser Doppelbödigkeit souverän umzugehen.

Zur Person
Heike Weber (*1962) erhielt nach ihrem Studium der Visuellen Kommunikation an der FH Aachen und einem Artist-in-Residence mit anschließendem Lehrauftrag an der Glasgow School of Art zahlreiche Stipendien im In- und Ausland (u.a. Artist in Residence auf der Chinati Foundation in Marfa/USA, der Casa Baldi in Olevano

Romano/Italien) sowie nationale Förderungen wie u.a. das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds und Reisestipendium des Landes NRW. 2020 erhielt sie den Luise-Straus-Preis – Frauenkulturpreis des Landschaftsverband Rheinland für Bildende Kunst und 2021 den cityARTists Cologne-Preis des Kultursekretariat NRW. Seit

1993 ist sie auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten u.a. im Kölnischen Kunstverein, Transmission Gallery Glasgow, Museum Fridericianum Kassel, Kunstmuseum Bonn, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, Magazin 4 Vorarlberger Kunstverein, Bregenz, Kunsthalle Wien, Marta Herford, Museum Villa Zanders, Bergisch-Gladbach, Arter, Istanbul, Kunsthalle Tübingen, Kerava Art Museum, Helsinki, Pitcairn Museum, Groningen. Seit 2008 erhielt sie Zuschläge für internationale Kunst am Bau Projekte und seit 2014 arbeitet sie mit Walter Eul zusammen. Heike Weber lebt und arbeitet in Köln.

Website s.  www.heikeweber.net

Instagram: heikeweber_artist

Einladung und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik.
https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Silogesprächen teilzunehmen! Weitere Infos sind der Homepage zu entnehmen:
https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/projekte/silogespraeche

»STH BETWEEN AESTHETIC/ EMOTIONAL DISTANCE AND TRANCE OF HYPERAWARENESS«

Dienstag, 21.06.2022, 18-20 Uhr (s.t.)

Bernhard Holaschke referiert in dieser Lecture über Fotografien, über Zeichen, Symbole und Formen, die Idee der Collage, über Bildfolgen und Videoanimation.

Oder:
Einige Gedanken zu Wahrnehmung und Werten, Achtsamkeit und Mehrdeutigkeit - deren alltäglichen Begegnungen in der Aussenwelt, - sowie deren Anwendung/ Verwertung in der künstlerischen Arbeitsmethodik.

Bernhard Holaschke malt Bilder auf Leinwände, zerstößt Pigmente, verrührt Papierbrei mit Kleister, bastelt und baut Skulpturen und Objekte, zerschneidet Drucke und Tuschen, klebt diese zu Collagen, schießt Fotos und schiebt Pixel mit Bewegtbildaufnahmen zu Videos zusammen.

Zur Person:
Bernhard Holaschke (*1986 in Heilbronn) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Malerei, Film- und Videokunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Andreas Schulze und Prof. Marcel Odenbach. Seine Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, so u.a. Kunstverein Maschinenhaus Zeche Carl e.V. (Essen), Giallo Giallo Project (Berlin), Ashes on Ashes Gallery (New York), 2nd Bangkok Bienal (Bangkok), Plague Space (Krasnodar), Kunstmuseum Solingen (Solingen) und Storage Capacité (Berlin). Neben seiner Ausstellungstätigkeit arbeitet Bernhard Holaschke mit Musikproduzent*innen zusammen, so z.B. an Musikvideos, Bühnenshows und Plattencovern für u.a. Benjamin Damage, Blawan, Exos, Len Faki, Ufo95 und Wata Igarashi.

Website: http://www.bernhardholaschke.de/

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei

Win­ter­se­mes­ter 2021/22: Ci­ty­ra­ma - Stra­ße als Ate­li­er

Wir bewegen uns täglich durch Straßen, flanieren und fahren auf ihr, überqueren sie oder tippen sie in Google Maps. Straßen, so scheint es, sind einfach da. Doch wo fängt die Straße an - wo hört sie auf? Sind Häuser, Geschäfte und Bäume, die sich an einer Straße befinden, auch Teil der Straße? Welche Rolle spielen die anderen Menschen, die auch in der Straße wohnen und deren Adressen denselben Straßennamen tragen? In der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts sind Straße und Stadt eng miteinander verschaltet und Impulsgeber, Motiv und Material für künstlerisches (subversives) Handeln, experimentelle Ausdrucksformen und bildnerische Grenzüberschreitungen. Die Straße wird besungen, vertont und verfilmt, sie wird erforscht, kartografiert, bemalt und betextet, hier wird protestiert und interveniert.

Der Begriff «Cityrama», den wir als Oberthema für die aktuelle Reihe gewählt haben, geht zurück auf verschiedene Aktionen von Wolf Vostell, die er zwischen 1958 und 1961 im Kölner Stadtgebiet als Reisehappening durchführte und damit das Format des Stadtspaziergangs aufnahm und fortsetzte. Angebunden an Graffitikunst und Street Art, insbesondere an aktuelle Ansätze der Urban Studies, der Street Photography sowie an kulturhistorische Mobilitätskonzepte denken wir «Straße» nicht isoliert und statisch, sondern vielmehr transitorisch. Straßen befinden sich selbst in einer permanenten Veränderlichkeit. Sie besitzen eine eigene Dynamik und Materialität, die uns im alltäglichen Umgang allerdings nicht immer präsent sind: Spuren, Fragmente, Kleine Formen. Geräusche und Gerüche. Festets, Flüchtiges und Fragiles. Leerstellen und Verdichtungen. Texturen und Strukturen. Abfall, Asphalt und Teer.

Gemeinsam mit Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Kurator*innen gehen wir «on the road»: Wir möchten Werke und Projekte gemeinsam diskutieren, die von der linearen Perspektive und der pragmatisch-rationalen Gerichtetheit von Straßen ebenso handeln wie auch von interventionistischen Praktiken, Materialerfahrungen und nicht-linearen Wahrnehmungsästhetiken. Zu zeigen wird sein, wie Straßen von den Akteur*innen einerseits als kreativer Handlungsraum genutzt wird und in ein Atelier transformiert, andererseits als Einschreibfläche individueller Zeichen und piktoraler Codes verstanden werden kann.

Konzept: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik) und Prof. Max Schulze (Malerei)

Die Silogespräche finden im Wintersemester 2021_22 von 18-20 Uhr online statt (zoom). Der Link wird mit der jeweils aktuellen Ankündigung versendet.

„Flaneur aus Leidenschaft - Wie Benjamin Katz die Welt sieht"

SILOGESPRÄCHE
«CITYRAMA - STRASSE ALS ATELIER»
Dienstag, 2. 11. 2021, 18-20 Uhr (s.t.)

Mit weltweit berühmten Schwarzweißportraits von Künstler*innen wie Georg Baselitz, Gerhard Richter, Joseph Beuys, Cindy Sherman oder Marisa Merz hat sich Benjamin Katz (1939 als Sohn deutscher Juden in Antwerpen geboren und heute in Köln lebend) spätestens seit den 1980er Jahren einen festen Platz in der Geschichte der Künstlerfotografie erarbeitet. Weniger bekannt jedoch sind seine Fotografien von Hausfassaden, Architekturdetails, Meerespromenaden oder Straßenzügen, die jüngst in einer umfassenden Retrospektive im Museum Marta Herford zu entdecken waren. Künstlerisch in der klassischen Tradition der Analogfotografie von Brassaï, Henri Cartier-Bresson oder André Kertész entstehen seine Aufnahmen in der Regel ohne Stativ aus der Hand heraus, die Bildausschnitte werden direkt mit der Kamera gesucht und im Labor nicht weiterbearbeitet. Doch in vielen dieser Motive steckt eine eigentümliche, oft humorvolle Melancholie und bisweilen scheint es, als reagierten sie direkt auf den Fotografen, als entspanne sich ein stiller Dialog. Katz’ Bilder inszenieren weniger den Blick des Fotografen auf die Welt, sondern zeigen eine Welt, die bisweilen verwundert auf ihre Betrachtenden zu blicken scheint.

Zur Person
Roland Nachtigäller (geb. 1960 in Dortmund) ist seit 2009 Direktor des Museums Marta Herford. Er studierte in Kassel Kunst/Visuelle Kommunikation, Germanistik und Medienpädagogik. Nach einer wissenschaftlichen Assistenz an der Kunsthalle Museum Fridericianum in Kassel wurde er 1991 in das Leitungsteam der „documenta 9“ berufen. Im Anschluss initiierte und begleitete er als freier Autor und Kurator zahlreiche Buch- und Ausstellungsprojekte wie 1998 das Skulpturenprojekt „kunstwegen“. Von 2003 bis 2008 leitete er die Städtische Galerie Nordhorn. Seine nächste Station, das Marta Herford, wurde 2014 aufgrund des wegweisenden Programms vom internationalen Kritikerverband AICA zum Museum des Jahres gekürt. Zum Beginn des Jahres 2022 übernimmt Roland Nachtigäller die Verantwortung für das Museum Insel Hombroich, eine 64 ha große Kulturlandschaft mit 43 Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Gästeräumen, dem Kirkeby-Feld, der Langen Foundation und der Raketenstation.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Universität Paderborn, Fakultät für Kulturwissenschaften, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik)

„Ästhetik von unten. Pflaster und Asphalt in den bildenden Künsten"

SILOGESPRÄCHE
«CITYRAMA - STRASSE ALS ATELIER»
Dienstag, 16.11.2021, 18-20 Uhr (s.t.) (ZOOM)

„Der Ort, den eine Epoche im Geschichtsprozeß einnimmt, ist aus der Analyse ihrer unscheinbaren Oberflächenäußerungen schlagender zu bestimmen als aus den Urteilen der Epoche über sich selbst“, argumentierte der Soziologe Siegfried Kracauer 1927. Zu diesen unscheinbaren Oberflächen gehören auch Pflaster und Asphalt. Sie definieren den Stadtraum visuell, funktional, politisch und sozial, und ihr Einsatz funktioniert so gut, dass sie alltäglich kaum Beachtung finden. Im Gespräch mit Kathrin Rottmann geht es darum zu fragen, wie die Oberflächen von Straßen genutzt wurden, um mit Materialeigenschaften und Materialwissen die Oberflächen von Bildern sozial und politisch zu gestalten.

Zur Person
Kathrin Rottmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Institut der Ruhr-Universität Bochum und Redakteurin der kritischen berichte. Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften. Sie hat in Hamburg Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Neuere deutsche Literatur studiert und war wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Forschungs- und Ausstellungsprojekten Sigmar Polke: Wir Kleinbürger – Zeitgenossen und Zeitgenossinnen. Die 1970er Jahre in der Hamburger Kunsthalle und Alibis: Sigmar Polke 1963–2010 im Museum of Modern Art. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen moderne und zeitgenössische Kunst, Materialien und Dinge, Geschichte und Theorie von Fotografie und Film sowie Feminismus- und Gendertheorien. Ihr aktuelles Projekt widmet sich dem Verhältnis von Kunst, Arbeit und Industrie und einer Analyse industrieller Produktionsweisen in der bildenden Kunst. Gerade wurde sie mit dem Aby-Warburg-Förderpreis des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet.

Einladung und Moderation: Prof. Max Schulze (Universität Paderborn, Fakultät für Kulturwissenschaften, Kunst/Malerei)

"Bilder sind keine Abbilder, sondern Teil eines Diskurses über Stadt und Architektur"

SILOGESPRÄCHE
«CITYRAMA - STRASSE ALS ATELIER»
Dienstag, 07.12.2021, 18-20 Uhr (s.t.) (ZOOM)

Thomas Kellner ist bekannt für seine Fotografien von scheinbar tanzender Architektur weltweiter Sehenswürdigkeiten. Seine künstlerische Arbeit versteht er als „visuelle analytische Synthese“. 

Dabei wird nicht nur ein Bild, sondern viele, exakt geplante Einzelbilder als Reihe auf Film aufgenommen, um sie dann zu Kontaktbögen zusammenzuführen. Sein kreativer Prozess beinhaltet Konstruktion, das fertige Werk gleicht aber eher einer Dekonstruktion und entwickelt in dieser Lesart Analogien zum Kubismus. Thomas Kellners Werke imitieren das Wandern des Auges, welches uns Segmente des Ganzen zeigt, die sich wiederum zu einem vollständigen Bild zusammensetzen. Seine „fragmentierten Fotografien“ re-konstruieren auf diese Weise unseren Blick auf die Architektur oder den Gegenstand. 

„Kellners Stadt ist lebendig, sie flimmert vor unseren Augen in Farben und Formen, sie wird behutsam aus unserer Erinnerung zu Tage gebracht – sie erscheint gänzlich als Werden und Wandel.” (Marianna Michałowska: Thomas Kellners fragmentarische Fotografie. In: Thomas Kellner (Hg.), Thomas Kellner. Kontakt. Lüdenscheid/Berlin 2014, 47-51.)

Das Silogespräch mit Thomas Kellner ist als Episoden-Vortrag geplant, indem der Fotograf verschiedene Perspektiven auf seine Arbeit und mit seiner Arbeit eröffnet. Thomas Kellner nimmt uns mit in einen exemplarischen Arbeitstag seiner 7-Tage-Woche und gibt Einblick in seine klassischen Werke der schwarzweißen Kontaktbögen aus der Zeit von 1997 bis 2005, die durch Ausschnitte aus verschiedenen anderen Werkserien ergänzt werden. Gemeinsam mit seinen Studierenden entwickelt er in Diskussionen und Workshops neue Thesen und Ansätze, die das fotografische Werk und sein künstlerisches Handeln einbinden in aktuelle Mediendiskurse, in Kontexte von Atelier und Ausstellung, von urbanem Raum und Architektur.

Zur Person
Thomas Kellner wurde 1966 in Bonn geboren. Er studierte Kunst, Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Universität Siegen. 1996 erhielt er den Kodak Nachwuchs-Förderpreis, der ihn zu einem Leben als Künstler ermutigte. Seit dieser Zeit lebt Kellner als Künstler und Kurator fotografischer Ausstellungsprojekte in Siegen. 2003 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen. Thomas Kellner hat seine Arbeiten seit 2002 in Einzelausstellungen in Deutschland, Australien, Russland, China, Frankreich, Polen, Dänemark, Brasilien und in den USA gezeigt und war an zahlreichen Gruppenausstellungen und Publikationen beteiligt. Seine Arbeiten sind in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.

Weitere Informationen siehe: https://www.thomaskellner.com/

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Universität Paderborn, Fakultät für Kulturwissenschaften, Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik)

SILOGESPRÄCHE
«CITYRAMA - STRASSE ALS ATELIER»
Dienstag,
11.01.2022, 18-20 Uhr (s.t.) (ZOOM)

Marcel Hiller (Köln) „Funktion Freizeit, Formation Feld"
Marcel Hillers Arbeiten beinhalten Möglichkeiten, postkoloniale Dynamiken in unseren routinierten Materialverwendungen nachzuspüren. Stahl, Benzin, Ingwer, Öl und Trinkwasser oder Produkte wie Sneakers, Flachbildschirme und Zigaretten spielen eine Rolle – ohne, dass sie als Problemfelder heutiger globaler Produktionsmechanismen ausformuliert werden. Im Rahmen der Silogespräche wird Hiller Einblicke in die Produktion zukünftiger Arbeiten geben. Darin lässt Hiller der Siebdrucktechnik als ein Instrument der direkten Aneignung eine zentrale Rolle zukommen. 

Zur Person
Marcel Hiller hat an der Kunstakademie Münster (2003-08) und der Haute École d’Art et de Design in Genf (2005-06) Freie- und Visuelle Kunst studiert. Während seiner Zeit als Fellow der postgraduierten Programme der Jan Van Eyck Academie Maastricht (2010-11) und dem Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck (2012-13) initiierte Hiller als kuratorisch handelnder Künstler mit dem „Magicgruppe Kulturobjekt“ (2010-2013) ein offenes Kollektiv aus Künstler*innen, deren Akteur*innen von Ausstellung zu Ausstellung wechselten. Das MGK hatte Ausstellungen im Bonnefantenmuseum Maastricht, der Kunsthalle W139 Amsterdam, der Kunsthalle Extra City Antwerpen, dem Nürnberger Kunstverein und dem Ausstellungsraum Lothringer 13 in München. 

Für seine eigene künstlerische Arbeit erhielt er wiederholt das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds (2013, 2020), das Stipendium der Stadt Bremerhaven (2013), Arbeitsstipendien der Stadt Köln (2011, 2021) und ein Stipendium für die Cité Des Arts in Paris (2009). Hiller hatte Einzelausstellungen in der Kunsthalle Bremerhaven (2014), den Galerien Desaga (2012, Köln), DREI (2014), Galerie Schmidt & Handrup (2015/16, Köln/Berlin), fffriedrich (2019, Frankfurt/M), war in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten (Westfälischer Kunstverein Münster, MuHka Antwerpen, Kunstpavillon Innsbruck, Gesellschaft aktueller Kunst Bremen) und Teil vieler freier Projekte in beispielsweise Rom, Wien, Porto oder Chicago.
www.marcelhiller.de

Einladung und Moderation: Prof. Max Schulze (Universität Paderborn, Fakultät für Kulturwissenschaften, Kunst/Malerei)

Som­mer­se­mes­ter 2021: Tisch­ru­i­nen

In vielen künstlerischen Arbeiten der Gegenwartskunst erscheint der Tisch als Möbel, Modell oder Motiv. Der Tisch ist Anlass für regelmäßige Zusammentreffen, Treffpunkt sozialer Veranstaltungen, Träger von Dingen und Objekten und Fläche für Einschreibungen. Er strukturiert Handlungsabläufe und reglementiert soziale Ordnungen.  
Einen Großteil unserer Zeit verbringen wir an Tischen - der Tisch ist dadurch immer auch Teil der eigenen Lebensgeschichte.

In der Fortsetzung der Reihe „Atelier im 21. Jahrhundert“ nehmen wir die „Große Tischruine“ des Schweizer Künstlers Dieter Roth (1930-1998) als Referenz für eine künstlerisch-kuratorische Reflexion des aktuellen Atelierinterieurs von Künstler*innen und damit eng verschaltete Handlungs- und Denkweisen. Ausgangspunkt für die inzwischen ins Monumentale angewachsene Rauminstallation, mit der Roth
2002 posthum auf der Documenta 11 in Kassel vertreten war, war ein einzelner Ateliertisch. Roths Auffassung, dass ein Kunstwerk niemals zu seiner endgültigen Form findet, löst dadurch den Blick von der evidenten Materialvielfalt des Schau-Tischs und macht auf diese Weise grundsätzliche Prozesse von Zeit und Raum als das Nicht-Fassbare, Entgleitende, Abfallende sichtbar.

Die „Tischruinen“ nehmen wir daher zum Anlass, um gemeinsam mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen ein Gespräch über Kontingenz und Kohärenz einer künstlerischen Haltung zu sprechen, d.h. auch Umwege, Brüche, Verschiebungen und Neuerungen gleichbedeutend in den Blick zu nehmen. Welche Rolle dafür das Atelier als Denk-,
Produktions- und (Re-)Präsentationsraum, aber auch der Tisch als Dispositiv und Display besonders in Zeiten von Lockdown und Social Distancing einnimmt bzw. haben kann, ist nur eine Perspektive, die wir eröffnen und gemeinsam mit den Gästen, den Studierenden und einer interessierten Öffentlichkeit diskutieren möchten.

Die „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Tischruinen“ starten am 4. Mai um 16 Uhr als Online-Veranstaltung. Zu Gast ist Dr. Ina Jessen, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Mitarbeiterin der Dieter Roth Foundation in Hamburg.

In vielen künstlerischen Arbeiten der Gegenwartskunst erscheint der Tisch als Möbel, Modell oder Motiv. Der Tisch ist Anlass für regelmäßige Zusammentreffen, Treffpunkt sozialer Veranstaltungen, Träger von Dingen und Objekten und Fläche für Einschreibungen. Er strukturiert Handlungsabläufe und reglementiert soziale Ordnungen. Einen Großteil unserer Zeit verbringen wir an Tischen – der Tisch ist daher immer auch Teil der eigenen Lebensgeschichte. Vom kulturell geprägten Ort der sozialen Begegnung etwa am Küchentisch, über die Verknüpfung von Esskultur, Lebensmitteln und deren Zuschreibung bis hin zum Arbeitsplatz oder gar Lebensort Tisch – die Tischmatte des Künstlers Dieter Roth (1930-1998) verknüpft unterschiedliche Gebrauchs- und Deutungsformen.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch und Studierenden des kunstwissenschaftlichen Seminars erörtert Ina Jessen die Transformation der Tischmatten von einem materialreichen Objektträger in eine sich translokativ wiederholende Raumstruktur, die letztlich als Kartografie von Arbeits- und Lebensorten, -prozessen und -zuschreibungen lesbar ist. Brot, Früchte, Tablettenpackungen, Nägel, Notizzettel, Stifte, Kronkorken und viele weitere Alltagsdinge finden in Roths Œuvre ihre Verwendung als Kunstmaterial und damit einhergehend eine Neuzuschreibung in ihrer Funktion. Roths bislang in der Forschung wenig beachtete Werkgruppe der Tischmatten leitet in Hinblick auf diese Aspekte zu Fragen der Materialität, deren semantischer Konnotation und sensuellen Rezeptions-Wahrnehmung sowie der im Transformationsprozess vom Alltags- zum Kunstobjekt begriffenen Performativität. Im Zusammenhang der Werkgenese des Objekts Tischmatte (1991-1998) erschließen sich Materialzuschreibungen und Bedeutungsebenen mit konkretem Zeit- und Ortsbezug.

Über die Vortragende

Ina Jessen wurde 2019 mit ihrer Dissertation „Ein deutscher Maler. Otto Dix und der Nationalsozialismus“ am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg promoviert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ und in der Lehre ist sie dort seit 2015 tätig und widmet sich dabei verschiedenen Themen, u. a. Dieter Roth, transformierenden Kunstmaterialien und ihren kunstwissenschaftlichen Ansätzen. Im Rahmen ihres Postdoc-Projekts geht es verstärkt um Aspekte des Prozessualen in der Kunst und um das in der aktiven Auflösung begriffene Ephemere, das vor allem materialspezifisch, ikonographisch, institutionskritisch und damit gesellschaftsreflexiv in den Forschungsfokus rückt. Seit 2012 ist Ina Jessen als Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dieter Roth Museum (Hamburg) aktiv. Ausstellungen in Kooperation mit international renommierten Ausstellungshäusern (u. a. Deichtorhallen, Hamburg) realisiert sie als Kuratorin solo wie auch im Kurator*innenteam. Sie hat zahlreiche Publikationen zur Klassischen Moderne sowie künstlerischen Positionen in Eat Art- und Material-Kontexten veröffentlicht.

Weitere Informationen 

Kontakt

Prof. Dr. Sabiene Autsch

Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik

Zur Person

Die Vermessung des Körperlichen und die soziokulturelle Funktion temporärer Architektur sind zentrale Themen in Hocks Oeuvre. Im Gespräch mit Prof. Max Schulze und den Studierenden geht es um den Begriff "Hosting Structures", den Hock für einen Teil ihrer Arbeiten bereitstellt und die Frage inwieweit die Begriffe Funktionalität und Fiktion in ihrer Arbeit zusammenkommen. Für ihre aktuelle Ausstellung "Female Fame" im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl schafft Hock beispielsweise Bühnen für ihre Protagonistinnen, die sie in eine neuartige Landschaft einbettet und sie so zum Teil einer größeren Erzählung macht. Es entsteht ein neuer Raum, der dem Betrachter einen Perspektivwechsel auf Altbekanntes ermöglicht. Hock tritt hier sowohl als Künstlerin als auch Kuratorin auf und zeigt, warum es manchmal so wichtig ist unseren Fokus zu justieren und Begegnungen statt bloßer Betrachtung zu ermöglichen.

Zur Person
Erika Hock (geb. 1981) studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und am HISK in Gent. Sie erhielt sie die Förderung der Stiftung Kunstfonds, den NRW Förderpreis, den Audi Art Award, das Wilhelm Lehmbruck Stipendium und den Nam June Paik Förderpreis. Ihre raumgreifenden Installationen werden international in Einzel- und Gruppenausstellungen ausgestellt und waren u.a. in der Kunsthalle Düsseldorf, im Marta Herford, im WIELS Brüssel und im Salzburger Kunstverein zu sehen. Momentan ist sie in der Ausstellung „Female Fame“im Skulpturenmuseum Marl, sowie im Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt vertreten. Ihre mitunter auch kuratorische Tätigkeit fand zuletzt in der Ausstellung IDEAL STANDARD – Spekulationen zu einem Bauhaus heute im Zeppelinmuseum Friedrichshafen viel Beachtung.

Website: http://www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de/de/ausstellungen/time/current/1805.html

Im Gespräch mit Prof. Sabiene Autsch und den Studierenden wird Alfons Knogl seine Werkreihe «Coffee Tables» vorstellen, die durch seine persönliche Vorliebe für diese besondere Kategorie eines Möbelstücks entstand. Seit 2007 ist die Reihe immer wieder Gegenstand seiner ‚eigentlichen‘ bildhauerischen Arbeit und wird von ihm in unregelmäßigen Abständen erweitert. Dabei spielen Fragen nach Funktionalität und skulpturaler Erscheinung eine besondere Rolle. Eingeordnet in den umfassenden Werkkontext des Künstlers werden Strategien von Intervention und Umdeutung, von Transfer und Transformation deutlich, wodurch werkspezifische Relationen zwischen Autonomie und Kontext zu oszillieren beginnen, an dessen Schnittstellen sich seine Arbeiten zwischen Objekt und Skulptur verorten. Der Coffee Table ist daher mehr als jede andere Form von Tisch immer auch ein Display für Individualität und Repräsentation. Die vielfältigen Lesbarkeiten von Objekten im Kontrast zu ihren physisch-materiellen Erscheinungen sind ein wesentlicher Kern in der skulpturalen Arbeit von Alfons Knogl.

Zur Person

Alfons Knogl (*1976) studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Dresden und an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er erhielt Förderungen der Kunststiftung NRW, des Landes NRW und des Goethe Instituts und war u. a. Stipendiat des Künstlerhaus Schloss Balmoral, des Kölnischen Kunstvereins (Studioprogramm) und der Stadt Köln (Istanbul-Stipendium). Einzel- und Gruppenausstellungen waren u.a. im Kölnischen Kunstverein, dem Kunstverein für die Rheinlande und Westphalen Düsseldorf, Helper, New York City sowie jüngst in der Artothek Köln zu sehen. Alfons Knogl lebt und arbeitet in Köln. Ausführliche Informationen s. unter www.alfonsknogl.de

Informationen und Kontakt: Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik) kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/kunstkunstgeschichte-und-ihre-didaktik/

Dienstag, 20.07.2021, 16-18 Uhr (s.t.)

"Man kann nicht Ideen leben,
das geht nicht.
Die Dinge, die wirklich am Leben sind,
haben keine Ideen.

Was wirklich geschieht,
geschieht bevor Ideen existieren,
bevor Reden gehalten werden,
bevor jemand etwas äußert -

und Später,                      in der Stille."

Robert Redford in "HAVANNA“.

Zur Person
Andreas Fischer, *1972(München). Nach 12 Bewerbungs-Ablehnungen Student an der Kunstakademie Düsseldorf (Rinke, Herold), nach Meisterschüler Studium abgebrochen. Gerettet durch dHCS Atelier-Stipendium. Lange danach dann u.A. Peil-Stipendium und eine überbewertete Gastprofessur an der unterbewerteten Kunstakademie Mainz. Größte Einzelausstellung: „Your time is my Rolex“ Museum Ludwig. Schönste Einzelausstellung: „Reculer pour mieux sauter“ im Kunstverein Siegburg. Div. Maschinen im Besitz öffentl. Sammlungen. Da die meisten Sammlungen leider nur halböffentlich arbeiten können, baut der Künstler seine Maschinen nun in KFZ-Anhänger, die komplett unabhängig sind durch Solar, Sensoren und Fernwartung{IOT). Der Künstler lebt und arbeitet überall, mit Vorliebe im Keller oder im Freien.

Website: http://andreasfischermachines.de/

Einladung und Kontakt: Prof. Max Schulze (Fach Kunst, Malerei), https://kw.uni-paderborn.de/fach-kunst/malerei

Win­ter­se­mes­ter 2020/21: Be­such im Ate­li­er des 21. Jahr­hun­derts

„BESUCH IM ATELIER IM 21. JAHRHUNDERT“ Wintersemester 2020/21

Was bedeutet der Einzug der sogenannten „Digitalen Revolution“ in die Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart? Inwieweit dominiert und homogenisiert der Computer zunehmend den Atelierraum? 

Wie prägt die Digitaltechnik den Atelieralltag und verschiebt dadurch Gewichtungen innerhalb des Ateliers? Ist das Atelier zugleich Unternehmen, Werkstatt, Labor, Archiv und Büro und setzt Künstlerinnen und Künstler dadurch auch unter einen enormen Organisationsdruck?

Diese und weitere Fragen standen zu Beginn des Jahres im Mittelpunkt der Überlegungen zu den Silogesprächen im Sommersemester 2020: 

„ATELIER IM 21. JAHRUNDERT - Offen, Digital, Spezialisiert?“ sollte ein produktiver Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen Bereichen, Genres und Gattungen, mit internationalen Kuratorinnen und Kuratoren sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über den vielschichtigen Strukturwandel des Ateliers eröffnet werden. Beabsichtigt war, mit dieser Reihe thematisch zugleich an die Silogespräche von 2011/12 „Vier Wände und ein Oberlicht“ anzuknüpfen und strukturelle Entwicklungen von künstlerischer Produktion, Identität und Raum in den Blick zu nehmen. 

Denn unbestritten ist, dass im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung die Atelierform eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren hat, womit Tendenzen von Spezialisierung und Ausdifferenzierung sowie rigide Exklusionsmechanismen eng verbunden sind, zugleich aber auch Kohärenzen und Konstanzen sichtbar werden.

Und dann kam Corona. Alles stand für lange Zeit sehr still. 

Universitäten, Museen und Galerien waren geschlossen, Kunstmessen wurden abgesagt, Arbeitsplätze im Kunstbetrieb gingen verloren. Die Wirklichkeit sah und sieht für viele Kunstschaffende dramatisch aus; die Zukunft gestaltet sich noch unsicherer. Die Krise hat aber auch zu Solidarität geführt, neue kreative Räume eröffnet und auch ein kritisches Nachdenken über bestehende institutionelle Strukturen und Mechanismen initiiert. Für das Sommersemester 2020 haben wir spontan auf die neue, zugleich immens einschränkende und vielfach existenziell fatale Situation durch Covid-19 reagiert: Künstlerinnen und Künstler der bisherigen Veranstaltungen der Silogespräche wurden gebeten, aktuelle Essays aus ihrem Atelier zu senden, mit dem Ziel, Auswirkungen und Folgen des Shutdowns sichtbar zu machen.

Darüber hinaus möchten wir mit der aktuellen Ausgabe der Silogespräche im Wintersemester 20/21 an die Verschaltung von digitalem Strukturwandel und kreativer Produktion ansetzen, dabei vor allem den „Besuch" näher in den Blick nehmen. Auffällig in kunst-, kultur- und medienwissenschaftlichen Abhandlungen über das Künstleratelier ist, dass Aussagen und Beschreibungen vielfach eng an einen „Besuch“ geknüpft sind, zugleich aber unklar ist, welche Kriterien dafür ausschlaggebend sind und methodisch zugrunde gelegt werden. Wie kommt ein Besuch im Atelier überhaupt zustande (Gastfreundschaft, Bekanntschaft, Einladung), was sind die Hintergründe und auf welcher Basis findet er statt (Eröffnung, Interview)? Inwieweit prägt der Atelierbesuch zugleich die Sicht von Autor*innen und lenkt so die Aussagen und damit auch eine Atelierikonografie, die zugleich Eingang in den wissenschaftlichen Diskurs findet? Was bedeutet es gleichzeitig für Künstlerinnen und Künstler, jemanden ins Atelier einzulassen und Einblicke in die oft sehr intimen Produktionsweisen zu gewähren? Wo fängt die Inszenierung an und wann setzt ein voyeuristisches Interesse ein? Und: wer hat es in der Hand, was, wie dargestellt wird?

Gemeinsam mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen wollen uns daher in den aktuellen Silogesprächen mit beiden thematischen Schwerpunkten intensiver beschäftigen und haben Gäste aus unterschiedlichen Disziplinen und künstlerischen Gattungen eingeladen.

Die „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Der Besuch im Atelier des 21. Jahrhunderts“ starten am 10. November um 16 Uhr als Online-Veranstaltung. Zu Gast ist Prof. Dr. Stefanie Bürkle, Künstlerin und Professorin für Bildende Kunst an der TU Berlin.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch und Studierenden des kunstwissenschaftlichen Seminars „Der Besuch im Atelier“ erörtert Stefanie Bürkle die prinzipielle Vergleichbarkeit von Atelier- und Laborräumen, die sie im Rahmen ihres Kunst- und Forschungsprojekts „Labor und Atelier, Werkstätten des Wissens“ zwei Jahre lang untersuchte. Mit analogen Großbild- und Mittelformatkameras besuchte sie rund 30 Berliner Künstlerateliers und naturwissenschaftliche Forschungseinrichtungen. Ihre fotografischen Raumporträts, menschenleer, zugleich aber angefüllt mit diversen Materialien, Dingen, Werkzeugen, Tischen und Regalen, fokussieren produktions- und raumspezifische Verbindungen zwischen Atelier und Labor.

Doch: was ist was? Unsere Zuschreibungen und Vorstellungen von Atelier (= Unordnung und Improvisiertes) und Labor (= Geplantes und Strukturiertes) geraten beim Betrachten der nebeneinander beziehungsweise gegenüber positionierten Arbeiten im gleichnamigen Bildband oder der wohlkalkulierten Ausstellungshängungen komplett durcheinander. Und so stellt sich beim Betrachten schnell eine Art Suchbildmentalität ein: Ist das jetzt das Atelier eine*r Künstler*in? Oder ein wissenschaftliches Labor? Was findet man auf Bild 1, was auf Bild 2 nicht zu finden ist?

Während Atelier und Labor, Denken und Schaffen durch die Gegenüberstellung in den direkten Vergleich geraten und so das Experimentelle und Prozesshafte für beide Räume sichtbar machen, ist es für die Betrachter*innen gleichzeitig zunehmend unmöglich, die institutionell verschiedenen Architekturen und die jeweiligen Ausprägungen von prozessual-ergebnisoffener  und strukturierter Denk- und Wissensproduktion auseinander zu halten. Atelier und Labor als „moderne Wunderkammern“, zu denen der Zutritt oftmals gar nicht möglich ist, vieles ungesehen und nahezu geheimnisvoll abläuft, werden durch die fotografisch-dokumentarische Praxis einerseits in ihrer Fremdheit und Wundersamkeit geradezu entlarvt, andererseits in ihrer Inszenierung auratisiert. Und so erscheint die fotografische Serie von Stefanie Bürkle selbst als eine experimentelle Versuchsanordnung, die aus dem Oszillieren zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden entwickelt wurde und darüber neue Lesarten eröffnet. 

Am 24.11.2020 finden die Silogespräche mit dem Bildhauer Heiner Thiel als Online-Veranstaltung von 16 - 18 Uhr statt.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch und den Studierenden geht es um die spezifische künstlerische Produktionsweise von Heiner Thiel, die nur zum Teil im Atelier realisiert wird. War es in den 1970er Jahren noch vor allem Bronzeguss, der den Künstler faszinierte, begann er in den 1980er Jahren mit Stahlblechen zu experimentieren, die er in einem komplexen malerischen Verfahren vorbehandelte. Diese Stahlbleche formte er dann zu abstrakten Wandreliefs. Ende der 90er Jahre entstehen Arbeiten aus Aluminiumblechen, die entweder konkav oder konvex geformt sind und mit einem Farbauftrag versehen werden. Der Farbauftrag erfolgt durch Eloxierung und ist nur 20 Tausendstel Millimeter dick. Auch die Herstellung und Vorbearbeitung der Aluminiumbleche wird industriell ausgeführt. Dabei handelt es sich um Teile von großen Kugelelementen, die für die Industrie benötigt werden. Die künstlerische Arbeit von Heiner Thiel, die wichtige Impulse aus konkreter Kunst und Minimalismus erfahren hat und auf einem konzeptuellen Denken basiert, ist ohne den Einsatz moderner Technologien und industrieller Verfahren nicht realisierbar: Eine Maschine schleift die Oberfläche ab, eine weitere biegt flache Aluminiumbleche, ein chemisches Bad eloxiert die Farbe. Der Künstler setzt außerdem den Computer ein und bestimmt durch digitale Modellierung die Radien, Formen und Farben; er poliert die Oberflächen und schleift die Enden des durch und durch industriellen Produkts. In den Schaukontexten entfalten die monochromen Werke durch Einwirkung von Licht und Schatten vielfältige Resonanzen und bewirken neue Wahrnehmungserlebnisse in den Grenzbereichen von Skulptur und Malerei, Relief und Körper, Kontemplation und Interaktion, Zwei- und Dreidimensionalität.

Digitalisierung, Outsourcing, Arbeitsteilung, Dienstleistung – Begriffe, die wir aus der Wirtschaft kennen, haben schon seit langem Einzug in die Kunst und in die künstlerische Produktion gefunden. Doch wie wirken sich Aus- und Verlagerung von kreativen Aktivitäten auf das künstlerische Denken und Handeln aus? In welcher Weise bestimmen Fremdbezug, also der Auszug des Modells aus dem Atelier und seine Rückkehr bzw. sein Wiedereinzug als nahezu abgeschlossene künstlerische Arbeit zugleich die Nähe des Künstlers zu seiner Arbeit, die immer auch geprägt ist durch Experimente, Prozesse, Momente von Scheitern und Neubeginn? Wie verändern diese Strukturen zugleich die Architektur des Ateliers, das clean, durchrationalisiert, aufgeräumt anmutet und mehr Büro als Alchemistenküche oder Labor zu sein scheint? Und: Inwiefern sind Prozesse von Outsourcing ebenso wie Idee und Konzept, Ausstellung und Katalog integrierte Bestandteile der künstlerischen Arbeit, die zu einer Neubestimmung von Kunstbegriff, Produktionsverfahren und Atelier im 21. Jahrhundert auffordern?

Im dritten Teil der digitalen „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Der Besuch im Atelier des 21. Jahrhunderts“ gibt der Düsseldorfer Künstler Johannes Bendzulla am 1. Dezember ab 18 Uhr Einblicke in seine Arbeit.

Im Gespräch mit Prof. Max Schulze und den Studierenden geht es um Bendzullas künstlerische Arbeit, welche die Auswirkungen einer immer stärker digital geprägten Gegenwart auf unsere Bildkultur reflektiert. Dabei greift der Künstler häufig auf Material kommerzieller Bilddatenbanken zurück. Johannes Bendzullas Arbeiten verschränken dabei die Authentizitätsansprüche künstlerischer Arbeit und zeitgenössischer Unternehmerschaft mithilfe simulierter und echter Materialität. Er verwendet klassische künstlerische Materialien wie Büttenpapier und Holz ebenso wie idealtypische Werbebilder und Slogans, aber auch computergestützte Algorithmen, die ganze Bildserien generieren und dabei ihre eigene Materialität zur Schau stellen.

Im vierten Teil der digitalen „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Der Besuch im Atelier des 21. Jahrhunderts“ gibt die Amsterdamer Künstlerin Christine Moldrickx am 15. Dezember ab 18 Uhr Einblicke in ihre Arbeit.

„Als ich einmal versucht habe, den von einer Kuh zu einem komplexen Gebilde geleckten Salzstein in Ton nachzuformen und daran scheiterte, habe ich etwas verstanden: Es ist wichtig, dass die weichen Höhlungen des Steins über Wochen hinweg von einer Zunge geformt wurden. Und wenn ich dieses Gebilde als ein poetisches wahrnehmen möchte, braucht es die Rinderzunge, das Feld und Zeit.“ In ihren Arbeiten geht Christine Moldrickx den Fragen nach, wie ein Kunstwerk den Problemdruck seiner eigenen Entstehung reflektieren kann und wie ein Werk in einem Raum geschaffen werden und dann selbst einer werden kann.

Im fünften Teil der digitalen „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Besuch im Atelier des 21. Jahrhunderts“ spricht Prof. Dr. Knut Ebeling von der Weißensee Kunsthochschule Berlin am Dienstag, 12. Januar, ab 16 Uhr über „Matisse. Zur Codierung einer zitternden Hand im Atelier“.

Im 20. Jahrhundert liefen große Teile der Codierung der Malerei, die heute über Instagram geschieht, über das Medium des Films. Ein prominentes Beispiel dieser Codierung ist ein klassischer Dokumentarfilm über Henri Matisse von François Campaux von 1946, der beispielsweise auf der ersten Documenta gezeigt wurde – und der die klassische Schlüssellochperspektive des Blicks ins Künstleratelier durch die Kameralinse vertauscht. Der 26-minütige Film, der in Vence und Paris gedreht wurde, zeichnet das Issy-Studio des Künstlers auf, in dem der Künstler einige der größten Werke der Zeit von 1913 bis 1917 schuf. Der Besuch des Künstlerateliers mit der Kamera untersucht auch faszinierende Aspekte seiner Arbeitsprozesse. Matisse zeigt eine ähnlich genaue Sorge um die wesentliche Form einer Komposition und ihre Platzierung auf einer Leinwand oder einem Blatt. Diese klassische Codierung der Malerei ist nicht nur deshalb von Interesse, weil sie erst nach dem Zeitalter des Films heute von uns verstanden werden kann, sondern weil die ersten Blicke auf den Film von Maurice Merleau-Ponty und Jacques Lacan geworfen wurden. Im Gespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch, dem Referenten und den Studierenden werden diese Überlegungen zur Medialität der Geste aufgegriffen und die Relationen zwischen (Zeitlupen-)Technik, Handlung und Sehen am Beispiel des Künstlerateliers eingehender diskutiert.

Im sechsten Teil der digitalen „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Besuch im Atelier des 21. Jahrhunderts“ spricht Prof. Uschi Huber am Dienstag, 26. Januar, ab 16 Uhr über das Thema „Digitaler und realer Raum“.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch, Studierenden des kunstwissenschaftlichen Seminars „Der Besuch im Atelier“ erörtert Prof. Uschi Huber Rolle und Funktion des Ateliers in ihrem künstlerischen Arbeitsprozess: Wie wirken der digitale und der reale Raum in ihrer Arbeit, innerhalb und außerhalb des Ateliers zusammen? Hubers fotografische Arbeit ist durch Beobachtung und Analyse des realen Stadtraums gekennzeichnet. Dabei fragt die Künstlerin: Wie sind Räume strukturiert und aus welchen Gründen? Wie äußern sich Präsenz und Wirkung einer städtischen Infrastruktur? In öffentlichen Räumen gelten und wirken die widersprüchlichsten Regeln der unterschiedlichen Akteure zur gleichen Zeit. Diese „Layer“, Ebenen und Zuschreibungen, werden miteinander in ein neues Verhältnis gesetzt. Ihre Fotografien konfrontieren die Betrachter*innen auf diese Weise mit den Bedingungen des öffentlichen Raums: Einerseits durch Offenlegen, andererseits durch ein Spiel mit den Vorstellungen und Konzepten hinter den sichtbaren Formen mit den Mitteln der Fotografie, des Films, der Intervention vor Ort. Die Übersetzung des physisch Erlebten, des Gesammelten und Wahrgenommenen in eine künstlerische Form benötigt einen Ort der Verarbeitung des (Bild-)Materials. Ebenso geht es um den Einbezug bereits existierender digitaler und analoger Bilder. Die Werkstatt des Ateliers schaltet dabei von digital auf materiell um und umgekehrt; sie ist der Raum für Recherche, Produktion und Archivierung. Der digitale Raum scheint sich im Atelier proportional zunehmend auszudehnen, allerdings bleibt die physische Präsenz der Dinge im künstlerischen Prozess zentral. Das Atelier, so die Künstlerin, fungiert so als Scharnier zwischen außen und innen.

Som­mer­se­mes­ter 2020: "Was machst du ge­ra­de?" - Oder Bil­der aus dem Ate­li­er in Zei­ten von so­ci­al di­stan­cing

In diesem Sommersemester sollte eine neue Reihe der SILOGESPRÄCHE zum Thema Atelier im 21. Jahrhunderts - Offen, Digital, Spezialisiert? im Fach Kunst an der Universität Paderborn starten. Nun ist alles ganz anders gekommen, aber das Interesse, die Themen und Fragen rund um das Atelier sind geblieben. Die universitäre Präsenzlehre wird gegenwärtig durch digitale Formate ersetzt. Die Ermöglichung von spontanen Diskussionen, die Anleitung zu einem Denken in Konstellationen, das Initiieren von Prozessen sind dadurch nur eingeschränkt möglich. Aber nicht unmöglich.

Ausgehend vom allgemeinen Strukturwandel durch Globalisierung und Digitalisierung hat die aktuelle Atelierform seit der Jahrtausendwende eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren. Damit eng verbunden sind Tendenzen von Spezialisierung und Ausdifferenzierung sowie von rigiden Exklusionsmechanismen. Angesichts der Corona-Pandemie, die seit Februar auch Europa auf eine völlig ungekannte Art und Weise betrifft und eine Reihe von administrativen Maßnahmen wie Isolation, Begrenzung und Bescheidung, Quarantäne und Teleheimarbeit (Homeoffice) auslöste, scheinen sich Relationen von Zeit und Raum, von Künstlerinnen-Ich und Handlungsabläufen im Atelier noch einmal zugespitzt, ja möglicherweise ganz neu konstelliert zu haben. Das zurückgezogene Genie in der geheimnisvollen Ideenschmiede, in der Zwiesprache mit den eigenen Visionen gehalten wird? Werden die Künstler (wieder) zu jenen aus der Öffentlichkeit isolierten Persönlichkeiten, die den Dialog zwischen solitärer Innen- und Außenwelt neu entfachen? Etablierung eines Blick-Universums? Back to the roots? Oder: Revitalisierung von Atelier-Mythen, die im digitalen und zugleich unberechenbaren 21. Jahrhundert Authentizität erlangen? Re-Lektüre von Ästhetiktheorien und Atelier-Diskursen? Das Atelier als Emergency-Room?

Mit einer spontanen Neu-Konzipierung der SILOGESPRÄCHE als Online-Projekt zum Thema „Was machst Du gerade?“ oder: Bilder aus dem Atelier in Zeiten von social distancing (2020) reagieren wir auf diese Situation. Mit der Frage »Was machst Du gerade?« soll es nicht um ein voyeuristisches Interesse am privaten Leben von Künstlerinnen und Künstlern gehen. Motiviert von einem Interesse an zeitspezifischen mentalen Dispositionen in Krisenzeiten geht es vielmehr um die Auswirkungen von social distancing, d.h. von Abstandhalten auf kreatives Denken und Arbeiten, das sich nun verstärkt auf den Atelierraum fokussiert und möglicherweise eine neue Qualität von Zeit und Raum, vor allem aber eine (neue) Nähe zu den Dingen und Materialien bewirkt (Aufmerksamkeitsökonomie)?

Künstlerinnen und Künstler, die Gäste der Silogespräche in den vergangenen Jahren waren, sind gebeten worden, auf diese Frage mit einem Foto oder Essay aus dem Atelier zu antworten. Die Ergebnisse finden sich hier und auf Instagram unter @silogespraeche. Es ist eine abschließende Publikation geplant (Edition Imorde, Herbst 2020). Ankündigung als pdf.

Zurzeit arbeite ich an mehreren Porträt-Projekten. Der Blick auf das Gegenüber ist für mich ein Weg, Erkenntnisse über das Hier und Jetzt und das Dasein als solches zu sammeln.

Ich verwende die Handlung des Portraitierens, um von verschiedenen Perspektiven aus, und durch das Fokussieren durch unterschiedliche Wahrnehmungsfilter - auch die Prozesse des Porträtierens selber - wahrnehmbar zu machen.

Zwei von diesen Projekten will ich kurz vorstellen:

Bei dem ersten handelt es sich um eine Langzeitstudie: Mein Modell - eine Philosophiestudentin - sitzt mir seit einem Jahr regelmäßig. Ich beobachte sie von verschiedenen Ansichten aus und male sie, während wir uns Texte zur Menschheitsgeschichte anhören bzw. sie mir kunsttheoretische und philosophische Texte aus unterschiedlichen Epochen vorliest. Bei diesem Projekt konzentriere ich mich nicht so sehr auf das mimetische Abbilden der vor mir sitzenden Person, sondern ich lenke meine Wahrnehmung darauf, möglichst auf die akustischen und visuellen Reize, die mich während der Sitzung erreichen, mit Farbauftrag und Duktus zu reagieren.

Das zweite Projekt ist auch auf eine längere Findungsphase angelegt. Es geht um das Porträt eines Bildhauers. Wir sind uns freundschaftlich verbunden, und so entstand vor einigen Jahren der Plan bzw. die Bereitschaft zu diesem Portrait-Projekt. Im Sommer dieses Jahres war dann endlich der Zeitpunkt gekommen, daran kontinuierlich zu arbeiten. Wir haben uns bis jetzt regelmäßig für kurze, aber auch lange Sitzungen in seinem Garten getroffen. Die Sitzungen sind begleitet von Gesprächen über seine Arbeiten, biographische, historische, politische, kunstgeschichtliche sowie alltägliche Themen. Sie finden auch oft im Beisein von weiteren Personen aus seinem Umfeld statt. Während dieser Begegnungen reagiere ich mit verschiedenen Zeichenmaterialien auf meine Wahrnehmung seines Gesichts, indem ich mich genauso von der Intensität der Unterhaltung in meiner Strichführung leiten lasse, als auch von dem Wunsch, die Physiognomie zu erkunden. Die Farb- und Formensprache seines eigenen Werkes inspiriert mich dazu, charakteristische Elemente davon in die Interpretation seiner Erscheinung einfließen zu lassen.

Beiden Projekten ist gemeinsam, dass ich mich zunächst intuitiv leiten lasse

von den von mir unmittelbar erlebten diversen Emotionen und Sinneseindrücken der Begegnung mit dem Gegenüber; durch sukzessive sich ansammelnde Zeichen, Spuren und Farben, die auf dem Bildträger eine Form annehmen, wird die Spannung, die diesen Begegnungen zu eigen ist, sichtbar gemacht. Im Atelier setze ich mich anschließend mit den gesammelten Eindrücken auseinander und entwickele weitere Bilder, bis das jeweilige Thema soweit ausgelotet ist, dass ein oder mehrere finale Bilder entstehen können.

Eine unmittelbare Auswirkung auf meinen Arbeitsprozess hatte die Pandemie insofern, als die für meine Arbeit wichtigen Personen mehr Zeit als sonst zur Verfügung hatten. Andere Auswirkungen waren abgebrochene laufende Ausstellungen, bzw. die Verschiebung von geplanten Ausstellungsprojekten.

Ich hätte Anfang März sicherlich nicht geglaubt, dass die Eröffnung von mir und meinem Freund Lukas Schmenger in der artothek Köln für eine lange Zeit die letzte war, bei der viele Menschen sich ungezwungen trafen, sich umarmten und hinterher zusammen feierten. Der einige Tage später einsetzende Lockdown war dann eine ganz neue, unerwartete Realität. Ich versuche diese Realität als Ausnahme zu sehen. Im Atelier vergesse ich meist darüber überhaupt nachzudenken, was ich sehr angenehm finde. Momentan arbeite ich an zwei monografischen Publikationen, die dieses Jahr erscheinen sollen und einem Schallplatten-Release von `a certain object´, einem Musikprojekt von Holger Otten und mir.

Gerade noch rechtzeitig vor dem Lockdown konnte ich eine Reihe von größeren Digitaldrucken meiner neuen Arbeitsserie „algorithmic modulations” beenden. Natürlich waren, wie überall, alle geplanten Ausstellungen abgesagt.

Von April bis Juni war es dann wunderbar ruhig hier in meinem Atelier in New York und ich hatte viel Zeit, über 1000 Dinge nachzudenken.

Keine Meetings, keine Vernissagen, keine Begegnungen, kein NICHTS…

In aller Ruhe habe ich dann im April und Mai einen 36-seitigen Ausstellungskatalog meiner Arbeiten aus den Jahren 2016-2020 aus drei verschiedenen Galerien in Paris, Berlin und New York zusammengestellt, der hoffentlich noch in diesem Jahr gedruckt werden kann.  Auch habe ich ein visuelles Buch, ARTIFICIATA III, für einen Verleger in Südfrankreich hergestellt, das sich über 60 Seiten als visuelle Sonata aus linearen s/w-Arbeiten entwickelt.

Im April habe ich dann an einer interessanten Online-Art-Show „Post Hoc“ teilgenommen und speziell dafür eine Arbeit konzipiert.

Inzwischen scheint die angenehme Ruhe ein Ende zu nehmen, denn die Events beginnen schon wieder wild um sich zu schlagen. Obwohl hier in New York die meisten Institutionen noch geschlossen sind und Restaurants nur in Form von Straßencafés öffnen können, beginnt eine Geschäftigkeit, an die man sich inzwischen fast schon gar nicht mehr erinnert.

Fünf Ausstellungen stehen nun an, davon sind einige inzwischen schon eröffnet.

So wie viele KünstlerInnen bewege auch ich mich mit meiner Arbeit ständig zwischen mehreren europäischen Ländern. Auch beim Ausbruch des Coronavirus war ich unterwegs.

Mein Atelier in Berlin war ruhig. In der künstlerischen Praxis gibt es immer eine Zeit der Stille, aber gibt es keine verlorene Zeit. Und noch mehr, das mehrdeutige "Dazwischen" erweist sich oft als eine aufschlussreich Zeit, da es uns die wertvolle Distanz und die notwendigen Voraussetzungen zum Nachdenken gibt.

In Krisenzeiten, in denen die Dinge unscharf und schwer fassbar werden, kann nichts den sozialen Zusammenhalt stärker halten, als unsere Nähe zum Geistigen, zur Kunst.

Seit dem Ausbruch der Pandemie sind wir über die verheerenden Auswirkungen des Coronavirus auf das menschliche Leben tief erschüttert.

Die ganze Welt ist unmittelbar mit den brutalen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Konsequenzen konfrontiert. Die globale Verlangsamung und der Lockdown verunsichert die gewohnten Mittel und Wege der KünstlerInnen. Das Leben wurde und wird aufgrund von Vesrchiebungen oder Stornierungen von Projekten und Ausstellungen sowie aufgrund von Reisen und anderen Einschränkungen äußerst kompliziert und - prekär.

Viele Kunstinstitutionen und Kulturschaffende bemühen sich, ihre Aktivitäten online aufrechtzuerhalten, und laden zu “Treffen” im Internet ein.

Es stellt sich jedoch heraus, dass das Bedürfnis der Menschen nach physischer Nähe stark ist und unsere Begegnung mit Kunst im physischen sozialen Raum nicht ersetzt werden kann. Zumindest noch nicht.

Zeit und Raum sind grundlegende Elemente des menschlichen Tuns, deshalb auch des Kreativen - und des Wahrnehmungsprozesses der Kunst. Ein Kunstwerk braucht so viel Zeit wie nötig, um kreiert zu warden. Und wenn es bereit ist, wird es im tatsächlichen Hier und Jetzt präsentiert, auch um seine soziale Rolle zu erfüllen. Der künstlerische Akt mit seinen Formen und seinen ästhetischen Gedanken trägt das Material seiner sozio-historischen Erfahrung.

Vor der Pandemie gab es intensive öffentliche Diskussionen über Menschenrechte, Migration, Nationalismus, Umweltschutz, nachhaltige Energien, Digital-Kapitalismus, Post-Kolonialismus, “Kreativindustrien”, Digitalisierung, Fake News, Datenschutz usw.

Wie werden wir diese Diskussionen voranbringen? Was kommt jetzt als nächstes und wie schnell?

Sind die aktuellen Bedingungen der Pandemie — der Sicherheitswahn, die Angst vor dem Tod, die Bedrohung von Arbeitslosigkeit und Armut oder sonst noch etwas Unvorhersehbares— ausreichend, jetzt radikale Veränderungen umzusetzen?

Sind wir für all’das überhaupt bereit? Wollen wir das?

Wird das Digitale den physischen Raum und die Formen des Sozialen - die Rituale und die Praktiken, den Protest und das soziale Engagement - total abschaffen und ersetzen, mit allen Konsequenzen die sich auf Freiheit, Privatsphäre, Menschenrechte und Gerechtigkeit beziehen?

Ist es zu spät, um die Folgen der katastrophalen Kombination von Geschwindigkeit und Ego umzukehren?

Und wie stellen wir uns dann die Eigenschaften, die Auswirkungen und die soziale Rolle der Kunst vor?

Da die Gegenwart nicht mehr offensichtlich ist, ist es sicherlich schwierig, zugleich aber notwendig, sich wieder eine Zukunft vorzustellen. Hier liegt die Rolle der Kunst. Kunst zielt darauf ab, Gedanken und Gefühle zu bewegen, die verschwommenen und die fließenden zu erleuchten und hinterfragen, und Formen von Widerstand und Freiheit zu schaffen.

Ich halte Abstand und weiche aus, tue, was ansteht und was geht.
Eine raumbezogene Arbeit, die ich noch im Februar in einem Ausstellungsraum in Essen aufgebaut hatte, steht dort immer noch. Diese Zeit scheint wie eingefroren.

Zu Beginn der Berichterstattung über die Ausbreitung und Gefahren des Virus hatte ich mein Atelier in meine Wohnung verlegt. Ich habe gezeichnet. Meine Arbeit hat sich unter den Bedingungen der räumlichen Beschränkung auf der Fläche zusammengezogen. Langsam habe ich meinen Arbeitsbereich wieder ins Atelier ausgeweitet. Die Strecke zwischen Wohnung und Atelier führt mit dem Fahrrad auf einer extrem öden Verkehrsachse durch Düsseldorf. Ich liebe die Stille auf der sonst so verkehrsreichen Straße. Unter den Bedingungen der Kontaktbeschränkungen hat sich meine Wahrnehmung und Aufmerksamkeit für die Umgebung verschärft. Das Atelier gibt mir Ruhe, die Arbeit dort Kraft und Hoffnung, dass sich der Horizont einmal wieder weitet. Meine Gedanken gehen jetzt in den Raum. Ich plane eine Installation.

Weniger die Produktionsbedingungen im Atelier, als die Möglichkeiten der Kommunikation, und der Herstellung von Öffentlichkeit haben sich verändert. Die Arbeit am Computer durchsetzt den Alltag, der Strom der Nachrichten reißt nicht ab. Die Digitalisierung kann die unmittelbare Begegnung mit Kunst und Menschen nicht ersetzten, erscheint mir als eine notdürftige, mitunter bedrückende Lösung. Inwieweit diese Bedingungen und die aktuellen Erfahrungen nicht nur den Ausstellungsbetrieb, sondern auch meine Arbeiten verändern werden, wird sich zeigen.

Seit einigen Tagen bin ich in Köln, aber die letzten vier Monate habe ich in Italien, in Gricigliana bei Prato verbracht, von da möchte ich berichten.

Vier Monate war ich noch nie am Stück in meiner zweiten Heimat. In den letzten Jahren war das Leben ein 'Galopp', viele Reisen, ein Projekt nach dem anderen, immer unterwegs zwischen Köln, der Nordtoskana und den Ausstellungsorten.

Mein letzter Aufbau in Mailand, in der Kirche und Galerie San Fedele Ende Februar, wurde von den 'Corona'-Ereignissen jäh unterbrochen. Damals hatte man noch überhaupt nichts kapiert. Ich erinnere mich, dass ich mit dem Pater vereinbarte, die Eröffnung zwei Wochen später zu machen- seitdem hängt die Hälfte der Ausstellung in dunklen Räumen. Anfang Oktober sollen die Fäden wieder aufgenommen werden.

In den darauf folgenden Monaten: Ruhiges Arbeiten im Atelier und ein sehr schwieriger Endspurt für meine Monografie, die im Mai erscheinen sollte. Nach einer Phase der Verwirrung haben wir die Kurve bekommen und konnten die Arbeit wieder aufnehmen, auch wenn sehr viel umständlicher als unter normalen Bedingungen. Am Ende war es ein Glück, hart abgebremst nochmal in das Buch hineinzutauchen und ich bin mir sicher, dass es anders- weniger stimmig- geworden wäre ohne diese seltsame Phase der stehengebliebenen Zeit.

Jeder Morgen war gleich, die Tage flossen dahin. Am Ort sein, schauen, hören, Veränderungen wahrnehmen- die Bewegungen in den Pflanzen im unglaublich kraftvollen Frühling und das Trocknen der Tusche auf dem Papier. Es war dieser intensive Moment, sich ohne eine Idee von 'Zukunft' im Raum zu bewegen.

Frottagen von Kämpfern, Pferden, Kamelen, Schiffen und Wagen bevölkern zurzeit mein Atelier. Woher kommen die Gäste?

Felsen, Steine und die Zeichnungen, die vor Jahrtausenden von Nomaden und Händlern eingraviert wurden in der Wüste Nefud und am westlichen Ausläufer der Rub al-Chali Wüste auf der arabischen Halbinsel, dominieren meinen Prozess im Atelier. Werke, die in der Zeit vom 19.02 bis 05.04 2020 vor Ort entstanden sind und Material, das ich während der Recherche in der Wüste gesammelt habe. Erfahrungen in diesem weiten und offenen Weltenraum sind für mich wie Bibliotheken unter freiem Himmel oder Räume als kulturelles Gedächtnis. Sie bilden einen Vektor zur Reflexion über Zivilisationen, Klimawandel, Wirtschaftsformen und politischen Modellen. Gleichzeitig regen sie an zum Denken und Imaginieren in neuen Zusammenhängen. Diese umzuformen und im erweiterten Kontext zu visualisieren und in meinem künstlerischen Vokabular einzuordnen, ist Gegenstand der momentanen Auseinandersetzung.

Die Situation vor Ort, war in dieser Zeitspanne etwas riskant, doch die Unendlichkeit der Wüste schützte mich vor Isolationsmassnahmen.

Frottagen von Petroglyphen dokumentieren Ereignisse Jahrtausende alter Kulturen bis zurück in die Bronzezeit. Einige sind Palimpseste mit Spuren und Zeichen bis in die Gegenwart, die nebst ihrem narrativen Charakter auch für die Forschung in historischer und anthropologischer Anschauung relevant sind. Zusammen mit den Fotografien und Steinformationen, bilden sie den Rohstoff für die künstlerische Weiterentwicklung.

Anhand dieses Fundus aus der Aussenwelt gehe ich diversen Fragestellungen nach, um die vorerst undefinierten Zusammenhängen zu dechiffrieren und in einen neuen Kontext zu bringen, für bildliche Darstellungen und Objekte.

Zusammenführung der verschiedenen Vegetationsformen seit dem Neolithikum? 

Funktion und Verortung der Tiere?

Erste Mobilität und deren Veränderung?

Material und Werkzeug für die Bewältigung des Alltags und dessen Gefahren?

Dies in Relevanz zu: Figur/Inhalt, Material/Textur, Überlagerung/Palimpsest, Form/Gestalt, Format/Technik, Farbe/Struktur.

Nebst anderen Interessensbereichen befasse ich mich seit etlichen Jahren mit Petroglyphen in Zentralasien, dem Kaukasus und neu der arabischen Halbinsel. Nebst den Motiven und Techniken in den verschiedenen Gegenden, ändert sich auch der kulturhistorische Kontext und gibt Aufschluss über soziale, anthropologische, geografische und geologische Konstellationen, Transithandel, Fauna und Flora bis in die Gegenwart. Diese Faktoren motivieren mich kontinuierlich tiefer zu ‘graben’.

Ebenso Gegenstand der täglichen Auseinandersetzung ist das Buchprojekt ‘Buch im Buch’, BiB.

Bild und Text gehen eine Verbindung ein indem der visuellen Betrachtungsweise der sprachliche Kontext gegenübersteht. Das Buch geht wissenschaftlichen Fragen nach und ist parallel ein Medium zur Bewahrung von Erinnerungen. Das Projekt mit der Verlagerung des Ateliers in ferne Kulturräume über mehrere Zeiträume synchronisiert diese Zeitreise, geht manchmal auch Rätselhaftem nach und öffnet ein neues Vokabular. Der ‘Stoff’ dazu ist gebündelt!

Im Fokus ist auch die für November geplante Einzelausstellung in der Schweiz mit noch zu definierendem Thema.

Zwischendurch geht mein Blick zum Berg Pilatus oder auf der gegenüberliegenden Seite des Ateliers zu den vorbeifahrenden Zügen Richtung Süden. Heute, wo in vielen Gegenden der Welt die Zahlen der COVID-19 Fälle wieder steigen, empfinde ich es als ein Privileg mich dieser umfassenden, spannenden Auseinandersetzung widmen zu können.

Mein Atelier ist überall in der Wohnung, Ateliermieten sind zu teuer.

Hier gibt es die unterschiedlichen Orte für eine Arbeit, die keine Voraussetzungen hat, ausser Zeit und Geduld.

Hier kann ich zu jeder Tages- und Nachtzeit tätig sein, kurze oder lange Pausen machen oder aufhören und raus gehen.

Im Arbeits-Raum egal wie groß, konkretisieren sich Außen- und Innenwelt, Experiment und Ergebnis.

Ich will im Spiel ausloten und entscheiden was unter gegebenen Umständen möglich ist.

Gewöhnlich beschäftigen mich gleichzeitig mehrere Projekte über verschieden lange Zeiträume.

In der Gegenwart abgeschlossener und aktueller Arbeiten beobachte ich das anhaltende Gespräch zwischen den Dingen.

Wenn Teile mein Atelier verlassen, kommunizieren sie mit ihrer neuen Umgebung.

Die eigene Sammlung wächst überproportional, einen vollkommen leeren Raum gibt es nicht. 

Die verordnete Isolation erscheint im Atelier als Normalzustand.

Nach langer Vorarbeit im Atelier (s. Bild u. hier verlinktes Video: tinyurl.com/y97rjnjo) - noch zu „nicht Corona Zeiten“ - ist gerade vor ein paar Tagen ein großes Konvolut neuer Objekte vom Eloxieren zurückgekommen, die jetzt alle fertig bearbeitet werden müssen. Somit bin ich die nächsten Wochen in einer selbst auferlegten „splendid isolation“...

Für mich als „Bildhauer/Objektemacher“ ist allerdings eine virtuelle Auseinandersetzung mit plastischen Gegebenheiten (wie sie ja jetzt überall im Netz zu beobachten ist) sehr problematisch, da hier die Wahrnehmung der tatsächlichen, räumlichen Präsenz des Objekts, das „Raumgefühl“ verloren geht!

Was ich zur Zeit sehr vermisse, ist der direkte Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Gerade für meine kuratorische Tätigkeit ist der Dialog in den Ateliers sehr essentiell. Virtuelle „Rundgänge“, „Atelierbesuche“ und „online-chats“ können allenfalls - als temporäre Notlösung - einen kleinen Einblick geben und im besten Falle „Lust auf mehr“ erzeugen, einen direkten Dialog mit dem Besucher, Kollegen, Sammler etc. ersetzen sie nicht. Daher macht es Hoffnung, dass Museen, Galerien und Kunstvereine jetzt, wenn auch eingeschränkt, wieder öffnen.

Die Aussicht allerdings, dass bis auf Weiteres größere Gruppen- und Themenausstellungen ( wie z.B. das von mir und meinem Freund und Kollegen Michael Post kuratierte Projekt „embodying colour“; s. Video: tinyurl.com/y82jsf8g) eher nicht oder nur eingeschränkt möglich sein werden, bereitet mir daher schon Sorgen…

Mein Atelier befindet sich in einem der beiden Türme des Kunsthaus Rhenania in Köln, aus dem Fenster kann ich auf ein Hafenbecken blicken. Ich schätze diesen Ort sehr und verbringe hier im Augenblick möglichst viel Zeit. Zum einen erlaubt mir das ein Forschungsfreisemester, zum anderen liegt das auch an der allgemeinen Verlangsamung auf Grund der Corona- Einschränkungen. Leider können einzelne Projekte nicht stattfinden, aber ich gewöhne mich gerade an den Freiraum, jetzt mehr ins Ungewisse hinein zu arbeiten. Das erzeugt eine andere, offenere Art der Konzentration für das Material und die Themen, mit denen ich mich fotografisch und filmisch beschäftige.  

In den letzten drei Jahren war ich künstlerisch intensiv mit Projekten im öffentlichen Raum beschäftigt (StadtLabor Köln, gemeinsam mit Boris Sieverts) und viel im Stadtraum unterwegs. Jetzt habe ich im Atelier plötzlich Zeit, in mein analoges und digitales Archiv zu blicken, Material auszusortieren und manches neu einzuschätzen oder weiter zu bearbeiten. In dieser Situation kann man sich einen Überblick verschaffen. Das Atelier funktioniert für mich aber weiterhin nicht so sehr als Rückzugsort, sondern wie ein Scharnier zwischen innen und aussen. 

Gerade verfolge ich verschiedene Projekte, zum Beispiel arbeite ich an einem Wettbewerbsentwurf für ein öffentliches Plakatwand-Projekt des Kulturamts Köln. Andere neue Arbeiten, die ich gerade weiter entwickele sind die Posterserie ‘Formationen’, und die Videoinstallation ‘Die Idee einer Schönheit’.

Home-Atelier auf der Veranda mit Blick in den Garten in Düsseldorf.

Aus familiärer und gesellschaftlicher Solidarität und, um der gewohnten Isolation im Atelier in dieser herausfordernden Zeit einen anderen Raum zu geben, hab ich mich seit 7 Wochen ins Home-Atelier begeben.

Da arbeite ich, neben Projekten in Monheim, Berlin und in Namibia, die ich parallel vorantreibe, an einem grossen Bodenmosaik für die Deutsche Botschaft in Islamabad. Und freue mich jeden Tag, wie künstlerische Realitäten und menschliche Nähe auch in Zeiten von sozialer Distanz, über digitale Medien, umgesetzt und hergestellt werden können.

Frage: Was machst du gerade?

Im Moment beschäftige ich mich mit der Fortsetzung von schon durchgeführten Installationen. Das selbst gestellte Thema war und ist: „Nahe an der Grenze zum Schatten“, ein Zwischenbereich zwischen Licht und Dunkelheit, was passiert da.

Materialien reagieren unterschiedlich auf Lichtquellen, dies gilt es zu untersuchen.

D.h. mit Licht zu arbeiten, Tageslicht, Mischlicht Schwarzlicht, bedeutet auch den Schatten nicht zu vergessen. Der Schatten als Zwischenbereich eines dreidimensionalen Objekts, als zweidimensionales Spiegelbild. Die Form wird verändert. Der Schatten verzerrt oder verzieht die Form, es überschneiden sich Linien und Kreise in der Fläche, Kreise werden zu Ovalen, die sie nicht sind.

Farbige Schatten zu erzeugen, dem Schatten eine Farbe zuzuordnen, das geht nur über das Material und eine entsprechende Lichtquelle. Der Zwischenbereich zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Tag und Nacht. Wie die Dämmerung, die erlebt man am längsten in den nördlichsten Ländern. Man nennt es „Blaue Stunde“. Dieser Zwischenbereich hat etwas Magisches und lässt sich künstlich erzeugen über die Bestrahlung mit UV Licht.

Das Arbeiten mit Licht ist umfangreich und komplex – und nicht frei von Faszinationen. Farbumkehrung und Lichtführung mit Schwarzlicht verstärkt die Imagination.

Von nüchtern kalt bis schwebend auflösend verändern sich die Werkstoffe. Aber auch der Schatten verwandelt sich und bringt die Form zum Schweben. Nebenformen, wie die linearen Versorgungsleitungen werden zu verbindenden Transportmitteln.

Meine Wand im Atelier ist bestückt mit unterschiedlichen Materialien und Strukturen. Alles sind Versuche Flächen neu zu organisieren. Was gibt es daran zu entdecken, wo sind die Zwischenbereiche.

Win­ter­se­mes­ter 2019/20

Am Dienstag, 21. Januar, fand die erste Ausgabe der „Silogespräche“ im neuen Jahr 2020 statt. Street-Art-Forscher Dr. Ulrich Blanché von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg spricht über Punk Stencils, Robert Del Naja & Banksy.

Seit der Steinzeit wird die Schablone (auch Stencil oder Pochoir genannt) als Technik zur Herstellung von Bildern benutzt. So sprühten Steinzeit-Menschen in der Höhle „Cueva de las Manos“ im Südwesten Argentiniens in der Zeit von 7.000 bis 1.000 B.C. Farbe über ihre Hände, die sie an die Wand hielten, und erzeugten auf diese Weise ein Negativbild. Seit einigen Jahrhunderten wird Schablonenmalerei dazu genutzt, um Wände, Möbel, Tapeten und andere Gegenstände zu dekorieren. In den 1920er und 1930er Jahren, in denen Druckmaschinen noch keine guten farbigen Abbildungen liefern konnte, wurden mit der Schablone in Verbindung mit Lithographie, Holzschnitt, Holzstich, Zeichnung oder Radierung in mehreren Farbschichten experimentiert und die Dekorationstechnik wandelte sich zur bildenden Kunst.

Jean Saudé, ein französischer Grafiker in Paris, veröffentlichte 1925 das Buch „Traité d'enluminure d'art au pochoir“, einen Leitfaden für die Pochoir-Technik. Seit der Einführung der Farb-Sprühdosen nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese anfangs vor allem von sozialpolitischen Gruppen wie den „Ateliers Populaires des Beaux Arts“ in Paris genutzt, um politische Forderungen, Anmerkungen, Sprüche oder kleine Bilder an die Wände der Städte zu sprühen. Etwas später wurde das Stenciling als Kunstform vor allem im Bezug zur Punkkultur, u. a. in Amsterdam durch den Künstler Blek le Rat bekannt. Spätestens seit Banksy im Oktober 2018 sein Bild „Girl with Balloon“ im Rahmen einer Sotheby’s Auktion in London nach seiner Versteigerung für gut eine Millionen Pfund von selbst „zerstörte“, indem der untere Teil des Bildes durch einen im Rahmen versteckten Schredder gezogen wurde, ist das Stencil auf der großen Bühne des Kunstmarktes angekommen.

Der Street-Art-Forscher Ulrich Blanché wird in seinem Vortrag mit den drei Eckpunkten: Punk Stencils, Robert Del Naja & Banksy über das Phänomen der Stencils sprechen. Er hat seit 2019 ein eigenes Postdoc-Forschungsprojekt: „A Street Art History of Stencils“ (gefördert durch Fritz-Thyssen-Stiftung) an der Universität Heidelberg. Davor war er dort sechs Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter, wo er u. a. die Habilitationsschrift zu „Affen in Bildern seit 1859“ verfasste. Er veröffentlichte mehrere Aufsätze zu Street Art und ist zudem Co-Herausgeber für den englischen Sammelband „Urban Art. Creating the Urban with Art“. Nach einem Master in Communication in Sydney 2006 folgte ein Magister 2008 in Erlangen in Kunstgeschichte, Theater- und Medienwissenschaften, um als Stipendiat der Bayerischen Eliteförderung in London seine Dissertation „Konsumkunst. Kultur und Kommerz bei Banksy & Damien Hirst“ zu verfassen.

Der Vortrag war eine theoretische Ergänzung zum praktischen Malerei-Seminar „Commedia dell Arte of the Colored Dogs - Stencils in der bildenden Kunst“ von Prof. Max Schulze.

Einführung: Prof. Max Schulze

Som­mer­se­mes­ter 2019

doc14_workers vertreten durch Alice Escher (Berlin)

„Was tun?“ Unter dieser nur scheinbar einfachen Frage wurde zur documenta 12 (2007) Bildung zu einem der Leitmotive der Ausstellung ernannt. Dadurch wurde der Vermittlung von Kunst innerhalb der konzeptuellen und auch finanziellen Strukturen ein neuer Stellenwert verschafft, der nachwirkt: Die documenta – sie gilt als bedeutendste Kunstausstellung der Welt – ist heute auch ein Experimentierfeld der Kunstvermittlung. Die beiden bisherigen Folgeausgaben positionierten sich mit Begriffen wie Vielleicht Vermittlung, Unlearning und Aneducation jedoch deutlich kritischer zum Bildungsbegriff sowie dem Stellenwert von Kunstvermittlung.
Nicht nur etwa eine Million Besucher*innen kommen mittlerweile alle fünf Jahre nach Kassel, sondern auch eine beträchtliche Anzahl an Arbeiter*innen aus dem Feld der Kunstvermittlung. Die documenta ist einerseits eine Chance, innerhalb eines unvergleichlichen Möglichkeitsraum mit heterogenen Gruppierungen zu agieren und zu experimentieren, andererseits zeigen sich innerhalb dieser Ausnahmesituation die Macht der Institution, Effekte des Kreativ-Kapitalismus sowie eine Tradition der Marginalisierung besonders deutlich. Die documenta 14 (2017) bot ihrerseits drei Fragen zur Vermittlung an, die dieses Problemfeld gewissermaßen zu umreißen vermögen: „Was verschiebt sich? Was treibt hin und her? Was bleibt?“
Um diese und andere Fragen zu diskutieren und über Erfahrungen, Erkenntnisse aber auch Forderungen zusprechen, kommen zum Silogespräch Vertreter*innen der doc14_workers, einer offenen kritischen Gruppe von Kunstvermittler*innen, die sich zur documenta 14 etabliert hat und seither regelmäßig trifft, um ihre gemeinsamen Arbeitsbedingungen zu reflektieren. Sie bilden ein Forum, um sich über Erfahrungen und Kritikpunkte der Arbeit im Feld der Kunstvermittlung auszutauschen und haben den Anspruch, das Feedback und die Vorschläge zu bündeln und engagieren sich so gegen die Individualisierung von Problemen, die struktureller Natur sind und alle betreffen. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, um diese Anliegen kollektiv zu vertreten und die Position der Kunstvermittler*innen insbesondere im Kontext der documenta zu stärken und weiterzuentwickeln.
„Feeling free to talk about working conditions“ kann hierbei weniger als Thema eines Vortrages als denn als Haltung der Gesprächspartner*innen verstanden werden. Daran schließt sich auch die Aufforderung an, dass Besucher*innen der Silogespräche sich frei fühlen mögen, ihre Fragen zur Arbeit in der Kunstvermittlung – sei es auf der documenta 14 oder auch darüber hinaus – zu stellen und in den Diskurs einzusteigen.

Einführung: Dr. Tim Pickartz

Win­ter­se­mes­ter 2018/19

Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von Vera Drebusch ist die Auseinandersetzung mit Schnittstellen — Grenzen, Wegen, Kreuzungen —, an denen sich zeitliche Rückkopplungen, Ungleichzeitigkeiten austragen. Von Interesse sind für die Künstlerin Prozesse der Aus-Formung und Form-Findung in einem doppelten Sinn: Zum einen als gesellschaftliche Phänomene, zum anderen als künstlerische Methode. Ihr Ausgangsmaterial ist dabei die eigene Erfahrung des In-Kontakt-Tretens, die Berührung von Objekt und Reflexion, der eigene Körper als Ort, an dem (politische) Ereignisse als individueller Resonanzraum erst erfahrbar werden. Bedingung hierfür ist die Bereitschaft, sich einem Thema auch körperlich so auszusetzen, dass alle verfügbare Rezeptionsmöglichkeiten dafür aufgewendet werden können. Ziel ihrer Arbeit ist die Konservierung, Verdichtung und Rückübersetzung intimer Alltagsmomente in Fotografien, Videos, Performances, Installationen, Textilien sowie Objets trouvés. Am Beispiel ihrer aktuellen kollaborativen Arbeit „prepared“  wird Prof. Dr. Sabiene Autsch im Künstlergespräch mit Vera Drebusch Formen und Bedingungen ihres künstlerischen Handelns ebenso wie kuratorische Entscheidungen diskutieren und darüber auch Bezüge zu ihren Artist-in-Residence-Aufenthalten eröffnen.

Vera Drebusch (*1986) absolvierte ein Diplom-Fotostudium in Dortmund und studierte anschließend an der Kunsthochschule für Medien in Köln (bei Ute Hörner, Julia Scher, Marie-Luise Angerer, Johannes Wohnseifer), in Bogotá und als Gast an den Kunsthochschulen Bremen (KL Hörnschemeyer) und Kassel. 2013-14 gründete sie den Ausstellungsraum GOLD+BETON am Kölner Ebertplatz. Ab 2015 übernahm sie Lehraufträge an der Universität Köln am Institut für Kunst und Kunsttheorie sowie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Sie kuratierte u. a. für den Westdeutschen Künstlerbund Ausstellungen im In- und Ausland. Neben internationalen Förder- und Reisestipendien erhielt Vera Drebusch 2015 den Förderpreis des Landes NRW für junge Künstler und 2016 das Stipendium des Landes NRW für Medienkünstlerinnen. Im Januar 2019 war Vera Drebusch als Stipendiatin der Hamburger Claussen-Simon-Stiftung Artist in Residence in den Worpsweder Künstlerhäusern. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Köln und Hamburg.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

„Draussen unterwegs“, so der Titel des Künstlergesprächs mit Thomas Stricker, fasst seine künstlerischen Projekte unter der Perspektive von Innen und Außen, von Ortsspezifität und Sozialer Skulptur zusammen. Der Titel macht zugleich aber auch auf ein Feld von Fragen aufmerksam, die mit der Arbeitsweise von Thomas Stricker eng verknüpft ist, womit der Künstler den Möglichkeiten und Utopien zeitgenössischer Skulptur nachgeht. Das Interesse von Thomas Stricker richtet sich vor allem darauf, was Skulptur als Teil unserer Realität sein könnte und wie Skulptur dadurch selbst eingreifen und verändern kann. Sein skulpturales Denken ist durch Fragen geleitet, die den jeweiligen künstlerischen Prozess anstoßen und damit immer auch Teil des Konzepts sind. Seine Projekte bezeichnet Thomas Stricker als ‚Langzeitprojekte‘, die nicht nur im europäischen Raum, sondern auf verschiedenen Kontinenten mit der jeweiligen Bevölkerung realisiert werden und sich dabei auch über längere Zeiträume erstrecken. So zum Beispiel das ‚Primary School Project‘ in Kalkfeld (Namibia), welches 2007 startete und einem anonymen Ort im gemeinsamen Planen, Gestalten und Organisieren, d. h. im Mischen, Häckseln, Giessen usw. ein Gesicht gegeben hat. Die Verflechtung von traditioneller Bildhauerei und Projekten im öffentlichen Raum, von künstlerischen und sozialen Prozessen, Interaktion und Ortsspezifik, Diversität und konkreter Bezugnahme sind nur einige Aspekte, die im Künstlergespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch diskutiert werden.

Thomas Stricker (* 1962) in St. Gallen geboren, hat von 1986-1993 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, wo er Meisterschüler von Klaus Rinke war. Von 1994 – 2012 hatte er mehrere Stipendien und Förderpreise erhalten und Arbeitsaufenthalte in Gastateliers und Museen u. a. in Australien, Mexiko, China und der Mongolei. 2012/13 hatte Thomas Stricker Vertretungsprofessuren an der Kunstakademie Stuttgart und von 2018/19 an der Universität Paderborn für Bildhauerei / Praxis inne.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Som­mer­se­mes­ter 2018

Justizvollzugsanstalten treten häufig dann in Erscheinung, wenn sie jemand verlässt, und ganz besonders dann, wenn dies unerlaubterweise geschieht. In solchen Fällen ist dann vom „Ausbruch“ die Rede. Doch der Ausbruch interessiert Michael Belhadi (Berlin) und Michel Ptasinski (Salzkotten) nicht. Die beiden Fotografen wollten genau dorthin, wo niemand sein oder niemand bleiben will, sie interessiert vielmehr der „Aufschluss“. Ihr Bildband dokumentiert Fotografien aus zwölf deutsche Justizvollzugsanstalten – darunter auch das wohl bekannteste deutsche Gefängnis in Stuttgart-Stammheim –, die für Belhadi und Ptasinski ihre Pforten geöffnet haben. Das Eigentümliche an den Fotografien ist, dass es sich dabei nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, um Begegnungen mit Menschen handelt. Auf den Fotografien sind Architekturen und Gegenstände, aber keine Menschen, Umgebungen eines Häftlingslebens, aber keine Insassen zu sehen. Unwillkürlich entsteht so der Eindruck, dass es der Betrachter selbst sein könnte, dem hier die Zelle aufgeschlossen wird. Denn die Räume sind nicht nur leer, sie werden auch vorwiegend aus der Perspektive der aufgeschlossenen Tür gezeigt. 
Im Rahmen der SILOGESPRÄCHE werden Belhadi und Ptasinski ihre Arbeit vorstellen und über die Eigenheiten der Gefängnisfotografie berichten.

www.belhadi.de
www.michel-ptasinski.de

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

In der Marktkirche Paderborn werden seit längerer Zeit zwei große, vielfarbige Bilder ausgestellt, auf denen dicht an dicht kleine Farbfelder aneinandergereiht sind, die wie Symbol- oder Signalfahnen aussehen. Es handelt sich um die Fahnen des internationalen Flaggen-Alphabets, in dem jedem Buchstaben eine bestimmte Flagge zugeordnet ist. Wenn die Flaggen-Bilder in Schriftsprache übersetzt werden, ergibt sich ein unerwarteter Text: Das Vaterunser, in deutscher und in englischer Sprache. Der Künstler Martin Assig (Berlin) hat diese Bilder im Enkaustik-Verfahren geschaffen, bei dem Wachs erhitzt, mit Farbpigmenten versetzt und auf Holz aufgestrichen wird. Auf diese Weise erhalten die Oberflächen der Arbeiten eine spezifische Farbigkeit und reliefartige Struktur, die das Bild in den Raum öffnet, das Motiv aber gleichzeitig überzieht. Rätselbilder oder Gebete? Bilder oder Texte?

Die Präsentation der beiden großformatigen Arbeiten in der Marktkirche Paderborn ist Ausgangspunkt für eine intensivere Beschäftigung mit den Werken von Martin Assig, die der Künstler vielfach als Serien anlegt und mit poetischen Titeln versieht: „Das ist nun mal so“, „Werde ich unsichtbar?“, „Du hast die ganze Welt getragen“, „Glückhaben“ oder „So ist das ganze Leben“. Neben den verwendeten Materialien Wachs, Wachskreide, Tempera und Bleistift, die sich in den Arbeiten begegnen, kommt es auch zu einer Begegnung von Wort und Bild. Doch so, wie „Vasen, Gipfel, Menschen“ zwischen Farbstreifen aufgereiht sind, Köpfe und Hände in eine ornamentale Musterung gleichsam verstrickt werden, ergehen sich auch die Texte und Titel in ihrem fragenden und spirituellen Inhalt oft nur in Andeutungen. Diese „piktorale Metaphysik“ versetzt den Betrachter in eine Suchbewegung, in ein permanentes Kreisen um das, was Benannt wird und das, was Dargestellt ist. 

Martin Assig (*1959) hat von 1979-1985 an der Hochschule der Künste Berlin Malerei studiert und war Meisterschüler von Hans-Jürgen Diehl.1986 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Zweibrücken für Malerei und 1993 den Käthe-Kollwitz-Preis. Von 1992 bis 1994 war er Stipendiat der Günther-Peill-Stiftung. Im Jahr 2000 war er als Gastprofessor tätig an der HdK Berlin tätig. Seine Arbeiten hat er auf ungezählten Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin und in Brädikow.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Win­ter­se­mes­ter 2017/18

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Dr. Wolfgang Ullrich: Aktiv, Kreativ, Exklusiv. Die adjektive des Publikums im zeitgenössischen Kunstbetrieb.

Dr. Michael Kröger: In der Echokammer. Vom Publikum im Zeitalter von Kunst.

Zu den  Silogesprächen am 16. 1. 2018 haben wir Dr. Wolfgang Ullrich und Dr. Michael Kröger eingeladen. Mit den beiden Referenten möchten wir über das Kunstpublikum diskutieren, das aktuell mit partizipativen Angeboten und Aufforderungsstrategien von Teilhabe und Kooperation verstärkt in den Kunstbetrieb eingebunden wird. Dabei werden beide Autoren ihre Perspektive in Form von Statements umreißen und darüber gemeinsam mit Prof. Dr. Sabiene Autsch und Prof. Dr. Sara Hornäk und den Studierenden in eine Diskussion eintreten, zu der wir alle Interessierten herzlich einladen.

Die Rolle des Kunstpublikums hat sich immer wieder geändert - und vor allem wurde das Museum immer wieder zu dem Ort, an dem sich mustergültig definiert hat, was vom Publikum erwartet wird und was umgekehrt es von der Kunst erwartet. Seit rund zwei Jahrzehnten ist wieder einmal eine größere Veränderung, gar ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Das Publikum wird heute in verschiedener Weise angesprochen: es konsumiert Bildung und die Ideen Anderer, es genießt die exklusive Aura der Kunstwelt, die immer Neues verspricht und fühlt sich im häufiger sogar als Ko-ProduzentIn von größeren Zusammenhängen. In Anbindung an die Seminare von Prof. Dr. S. Autsch und Prof. Dr. S. Hornäk, die sich aus der Sicht der außerschulischen Kunstvermittlung einerseits und der Kunstpädagogik andererseits mit theoretischen Entwürfen zur Bildungsfunktion von Kunst auseinander gesetzt haben, können weitere Aspekte und Fragen angeschlossen werden, die das Themenfeld insgesamt erweitern: Öffentlichkeit und Partizipation, ästhetische Erfahrung und Aura, Dinge und Praktiken des Zeigens, White Cube, Display und Ausstellung usw. Doch welche Rolle kommt der Kunst in diesen Aktivierungsprozessen zu? Was produziert ein Publikum im Zeitalter von zeitgenössischer Kunst und: wie verändern sich darüber Bildungsansprüche ebenso wie Vermittlungsaufgaben in Museum und Schule?

Zu den Referenten:
Dr. Wolfgang Ullrich war von 2006 bis 2015 Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, seit 2014 Prorektor für Forschung. 2015 legte er seine Professur nieder. Seither ist er freiberuflich tätig als Autor, Kulturwissenschaftler und Berater und lebt in Leipzig und München. Ausgewählte Publikationen: Tiefer hängen. Über den Umgang mit der Kunst (2003), Was war Kunst? Biographien eines Begriffs (2005), Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? (2006), Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust (2016), Der kreative Mensch. Streit um eine Idee (2016), Wahre Meisterwerte. Stilkritik einer neuen Bekenntniskultur (2017) sowie unter https://ideenfreiheit.wordpress.com

Dr. Michael Kröger  war von 2002 bis 2017 tätig als Kurator am Marta Herford u.a. für die Ausstellungen (My private) Heroes, That’s me – Fotografische Selbst-Bilder“, „Asche und Gold – eine Weltreise“, „JETZT. Zeit und Gegenwartsdesign“, „Iwan Baan. 52 weeks – 52 cities“, „Richard Neutra in Europa“, „Visionen – Atmosphären der Veränderung“ und „Zwischen Zonen – Künstlerinnen aus dem arabisch-persischen Raum“.  Seit 2017 tätig als freier Kurator und Autor zahlreicher Texte zur zeitgenössischen Kunst und Kunsttheorie sowie unter www.mikroeger.de

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk

Som­mer­se­mes­ter 2017

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Am 20. Juni 2017, 18.00 Uhr bilden die SILOGESPRÄCHE den Rahmen eines Künstlergesprächs mit Thomas Rentmeister unter dem Titel „Contemporary Contamination“.

Anlass ist die Ausstellung „kontaminiert“ mit skulpturalen und installativen Arbeiten Thomas Rentmeisters in einem sakralen Raum, der Paderborner Universitäts- und Marktkirche, die noch bis zum 9. Juli läuft. Neben einer aus 3000 H-Milchpackungen bestehenden Bodenarbeit ist dort unter anderem eine fünf Meter hohe Metallskulptur zu sehen. Auf den waagerechten Flächen der strengen Konstruktion aus korrodierten Stahlprofilen bilden Textilien unregelmäßige Haufen, deren leuchtendes Weiß mit den rostigen Metalloberflächen kontrastiert. Thomas Rentmeister weckt dabei Assoziationen im Spannungsfeld von Reinheit und Kontamination.

Über die zur Zeit in Paderborn ausgestellten Arbeiten hinaus wird Thomas Rentmeister im Vortrag am 20. Juni einen Einblick in sein künstlerisches Werk geben, in dem er das Materialspektrum der Skulptur stark erweitert und dennoch an sehr grundlegenden skulpturalen Fragen zur Objekthaftigkeit, zu Dingen und ihren alltäglichen Kontexten, zu Verfremdungsmöglichkeiten, zu Geruch, Konsistenz und Form von Materialien, zu Oberfläche, Volumen, Masse oder Ausdehnung im Plastischen oder zu Strukturen und ihrer Wiederholung in der Installation arbeitet.

Thomas Rentmeister, 1964 in Reken geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler von Alfonso Hüppi. Seit 2009 lehrt er als Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Seine Arbeiten stellt er in einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland aus.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Für die Skulptur Projekte 2017 werden 35 künstlerische Projekte im Münsteraner Stadtraum realisiert. Internationale Künstlerinnen und Künstler setzen sich seit 1977 alle 10 Jahre intensiv mit der Stadt auseinander und entwickeln neue, ortsbezogene Arbeiten, die den Stadtraum verändern und historische, architektonische, soziale, politische oder ästhetische Kontexte aktivieren. Hier setzt die Kunstvermittlung der Skulptur Projekte an, indem sie Situationen schafft und Prozesse anstößt, in denen diese Veränderungen wahrgenommen und Wahrnehmungen verändert werden können. Mapping Skulptur Projekte ist eine Zusammenarbeit der Kunstvermittlung mit drei Berufsschulen aus Münster. Sieben Monate lang haben drei internationale Förderklassen, die größtenteils aus Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung im Alter von 16-20 Jahren bestehen, die Stadt und die dort seit 1977 verbliebenen Skulptur Projekte erkundet. Die individuellen Ergebnisse werden ab dem 10. Juni in Form eines Kartensets und eines Blogs zugänglich gemacht werden. So werden die Besucherinnen und Besucher auf die Spuren der öffentlichen Sammlung geführt und können sich über die Perspektiven der Jugendlichen selbst neu in Münster orientieren.

ANNA LENA TREESE (Mag. Art) ist Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin. Seit Anfang 2016 ist sie als wissenschaftliche Volontärin in der Kunstvermittlung der Skulptur Projekte Münster 2017 am LWL-Museum für Kunst und Kultur tätig. Sie promoviert über das architektonische Frühwerk des Künstler-Architekten Henry van de Velde und zum Begriff des Gesamtkunstwerks.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Win­ter­se­mes­ter 2016/17

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

„Stellen“ – so lautet der Titel des Silogesprächs mit dem Bildhauer Michel Sauer. Das Plakat zur Reihe wirbt mit einem mehrteiligen schlichten Holzregal. Darin sind Dinge in unterschiedlicher Größe, Materialität und Farbe versammelt. Was aber sind das für Dinge, fragt sich der Betrachter, die auf den ersten Blick vertraut und bekannt vorkommen, an Fundstücke aus Natur und Technik, an Gebrauchsgegenstände oder Artefakte erinnern? So wie die Dinge ins Regal gestellt sind und Stellen darin besetzen, werden Platzierungen vorgenommen und Beziehungen begründet, wodurch die strenge Anordnung in eine geradezu poetische Schauanordnung transformiert. Die Dinge, so scheint es, sind hergestellt und eingestellt, um ausgestellt und angeschaut zu werden. Regal und Ding bilden einen eigenen Raum aus, in dem sich das Ding weniger in seinem Dingsein präsentiert, sondern vielmehr Dingformen veranschaulicht, die zum Vergleich motivieren. Die Dinge und Objekte, die Michel Sauer seit den 1970er Jahren schafft, in Regale, auf Tische oder in Vitrinen stellt, sind modellhafte Nachbildungen. Damit sind bereits wesentliche Bereiche angesprochen – Raum, Ding, Präsentation –, wodurch das „Stellen“ als Handlungsform präzisiert und konzeptionell im Gesamtwerk des Künstlers verortet werden kann. Das „Stellen“ erhält etymologisch im Zusammenhang von Ausstellung und Stellsystemen, von Gegenständen und Gestellen, von Herstellen und Ausstellen sinnhafte Bedeutung. An exemplarischen künstlerischen Arbeiten, Einzelstücken, Reihen, Installationen zum Thema „Höhlen“, „Bauten“, „Gestelle“ sowie deren Inszenierung wird Michel Sauer sein künstlerisches Denken und Handeln erläutern, wozu er anmerkt: „Fragestellung und Interpretation gehen jeweils von realen Objekten aus, sie beziehen sich auf verschiedene Aspekte von Herstellung und Wahrnehmung. Modelle machen das Gedankliche gegenwärtig; Ähnlichkeit und Behauptung verbinden sich in einer Art Referenz-Architektur. Die Dinge verhandeln Materialsprache, Maßstabwechsel, Proportion und Stil jeweils in einem ‚eigen-sinnigen‘ Verfahren.“

Der Vortrag findet um 18 Uhr c.t. in Anbindung an die Seminare „Denken am Modell“ - Theorie und Praxis (Prof. Dr. Sabiene Autsch und Eva Weinert) sowie „Fotografische Praxis als Kuratorische Praxis“ statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen! Silo des Faches Kunst, Warburger Str. 100, 33098 Paderborn (Prof. Dr. Sabiene Autsch, Kunst/ Kunstgeschichte und ihre Didaktik).

Michel Sauer, geboren 1949 in Titisee-Neustadt, Studium an der Staatlichen Akademie der Künste, Karlsruhe. 1972 Kunstpreis „Junger Westen“, 1980 Villa Romana-Stipendium, Rom; 1994 Villa Romana-Preis, Florenz. Von 1994 - 2014 Professur für Bildhauerei an der Universität Siegen. Seit 1974 Ausstellungen in Museen und Galerien im In- und Ausland.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Som­mer­se­mes­ter 2016: Pro­zes­se künst­le­ri­scher For­schung und Pro­duk­ti­on

Wie arbeiten Künstlerinnen und Künstler, wie laufen künstlerische Schaffensprozesse ab, welche kunstpädagogischen Überlegungen können wir daraus ableiten? Wie werden künstlerische Produktionsprozesse im Unterricht initiiert? Worin besteht der Unterschied von künstlerischer und wissenschaftlicher Forschung und künstlerischer und wissenschaftlicher Wissensproduktion? Gibt es eine Parallelität oder Analogie wissenschaftlicher und künstlerischer Praktiken, was können beide voneinander lernen, welche Formen der Transdisziplinarität existieren? Tritt Kunst nicht immer mit dem Anspruch von Erkenntnisgewinn auf und entspricht somit immer einer suchenden, problematisierenden und forschenden Haltung gegenüber sich selbst und der Welt? Liegt der Grund dafür, dass der Begriff „Artistic Research“ in den letzten Jahren eine solche Konjunktur erfahren hat, nicht auch an verstärkten Ziel- und Zweckorientierungen, die der Forschung gerne zugesprochen werden? Die neue Reihe der Silogespräche wird sich diesen Fragen aus künstlerischer, kunstwissenschaftlicher, kunstpädagogischer und wissenschaftstheoretischer Perspektive widmen und dazu Gäste aus den unterschiedlichen Disziplinen zu Workshops, Vorträgen und Diskussionen einladen.

Konzeption und Organisation:
Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk

Ein deutlich gewandeltes Berufsbild der Kurator/innen, zunehmende Knappheit an finanziellen Ressourcen und hartnäckige Forderungen von Politik und Öffentlichkeit, Ausstellungen zeitgenössischer Kunst hätten niedrigschwellig zu sein und die Besucher/innen „abzuholen“, machen eine beständige Befragung des eigenen Tuns als Kurator/in und programmverantwortende Leitung eines Hause heute nötiger denn je. Welche „Art“ Kurator/in möchte man/frau sein? Geht es um eigene Setzungen oder um eine Freiraum-Schaffung für andere? Wie ist der Balanceakt zwischen Geldknappheit und Qualität von Ausstellungen zu bewältigen, ohne ihn auf dem Rücken der Künstler/innen auszutragen? Und wie nimmt man das Einfordern einer „Kultur für alle“ ernst, ohne die eigenen Vorstellungen zu vernachlässigen und Konsens zu befördern? Anhand einiger Beispiele aus ihrer kuratorischen Praxis an der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst geht Janneke de Vries diesen Fragen nach.

Janneke de Vries ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin. Seit 2008 leitet sie die GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen. Nach Tätigkeiten als Kulturredakteurin, freier Kritikerin, freier Kuratorin und wissenschaftlicher Mitarbeiterin in Frankfurt/Main und Hamburg war Janneke de Vries bis 2007 Direktorin des Kunstvereins Braunschweig. Dort realisierte sie u.a. Einzelpräsentationen mit Claire Barclay und Mark Wallinger, die internationale Gruppenausstellung Um-Kehrungen und ein Gastkuratorenprogramm.
Seit 2008 verantwortet sie das Programm der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen, wo sie Einzelausstellungen u.a. mit Cezary Bodzianowski, Shannon Bool, Vlassis Caniaris, Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova, Mariechen Danz, Koenraad Dedobbeleer, Matt Mullican, Kate Newby, Peles Empire, Kathrin Sonntag oder Cathy Wilkes sowie die Gruppenausstellungen Space Revised. Friendly Takeovers, An einem schönen Morgen des Monats Mai..., Beyond Words, Girls can tell oder Im Inneren der Stadt. Öffentlicher Raum und Frei-Raum gezeigt hat. Am 20. Mai eröffnete die Ausstellung Max Schaffer. Power of Style. Neben ihrer Tätigkeit an der GAK kuratiert Janneke de Vries freie Projekte und veröffentlicht Texte zur zeitgenössischen Kunst.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

[Text folgt]

Einführung: Daniel Sampaio Ribeiro und Prof. Dr. Inga Lemke

Win­ter­se­mes­ter 2015/16

Im Kontext der Thematik „Prozesse künstlerischer Forschung und Produktion“, die für die aktuelle Reihe der Silogespräche im Wintersemester 2015/16 gewählt wurde, wird der Blick verstärkt auf die Realität aktueller künstlerischer Arbeitsweisen gerichtet. Diese hat in den letzten Jahren einen tiefgreifenden Wandel erfahren, der u.a. auch mit Öffnung, Entgrenzung und Verschränkungen mit anderen Disziplinen, Wissensbereichen, Theorien und Diskursen eng zusammen hängt. Dorothea Reese-Heim repräsentiert in ihrem künstlerischen Denken und Handeln jene Tendenzen künstlereischer Forschung und Produktion, für die das Material Ausgangspunkt intensiver Recherchen und Reflektionen ist. Aus der Textilkunst kommend, spielt immer auch der bildhauerische Ansatz in den Arbeiten der Künstlerin eine zentrale Rolle. Dabei werden die skulpturalen Möglichkeiten wie z.B. von handgeschöpftem Papier und textilen Materialien ausgelotet. Darüber hinaus ist es insbesondere die Kombination unterschiedlicher Materialien und Werkstoffe, die die Künstlerin in ihrem jeweiligen physikalischen Verhalten erkundet und zusammen führt. Sie verwendet u.a. Aluminium und Kupfer, Fiber- und Glasfaserstäbe, Federstahl, Stahldraht, PVC-Schläuche und -binder, Spiegel und Glas, wodurch umfassende Werkreihen wie z.B. die der geometrischen und diaphanen Raumkörper, der Raumzeichnungen und geschlossenen Systeme entstanden sind. Dabei wird geprägt, gewickelt, gegossen, gestreckt, durchnadelt, schabloniert, fixiert, versiegelt und konserviert, es wird codiert und durchleuchtet, balanciert und inszeniert.

Dorothea Reese-Heim (München) war von 1983-2009 Professorin im Fach Textil an der Universität Paderborn, sie hat renommierte Preise und Auszeichnungen erhalten, wie z.B. 1995 den Bayerischen Staatspreis, 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande oder 2009 den Seerosenpreis der Stadt München, darüber hinaus hat sie an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland teilgenommen. Die Künstlerin gibt im Silogespräch am 12. Januar Einblicke in ihre vielschichtigen Arbeits- und Verfahrensweisen, worüber sie immer wieder Anschlüsse an andere Wissensfelder sucht.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke und Renate Wieser

Den Auftakt der Reihe „Prozesse künstlerischer Forschung und Produktion“ bilden die am Dienstag, den 24. November 2015 stattfindenden SILOGESPRÄCHE mit Prof. Dr. Barbara Bader, die in ihrem Vortrag stereotype Vorstellungen künstlerischen Forschens hinterfragt und die kunstpädagogischen Implikationen des seit einigen Jahren währenden Diskurses zum künstlerischen Forschen herausarbeitet: „Was ist eine Künstlerin, ein Designer, eine Forscherin oder ein Kunstlehrer? Was ist Forschung? Folgen wir Christopher Fraylings mittlerweile historischem Artikel Research in Art and Design aus dem Jahre 1993, war (und bleibt, meine ich) die Debatte geprägt von stereotypen Vorstellungen, was Forschung involviere und was sie liefere. Ausgehend von ebendiesem Begriff: das Stereotyp, nähern wir uns vortragend, zeichnend und diskutierend dem subjektiven Faktor, der Rolle der Intersubjektivität und schließlich den drei von Frayling (in Rückgriff auf Herbert Read) präsentierten Forschungskategorien: research into/through/for the arts. All dies mündet im Argument, dass mit Blick auf das künstlerische Lehramtsstudium und die kunstpädagogische Praxis die Separierung dieser Kategorien weniger Sinn zu machen scheint als deren Verständnis eines zusammenhängenden Bündels epistemologischer Praktiken.“

Barbara Bader,(*1972 in Bern), Professorin für Fachdidaktik Kunst und Bildungswissenschaften an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 2006-2013 Studienbereichsleiterin BA/MA Art Education an der Hochschule der Künste Bern. Studium Lehramt Grund- und Sekundarstufe, Illustration und Kunstgeschichte an den Universitäten Bern, Prag und Oxford. Forschungs- und Lehrschwerpunkte: Biografie und Profession, Normalisierungsprozesse, Lern- und Wissensformen in den Künsten.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Som­mer­se­mes­ter 2015

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Künstlergespräch mit Evanthia Tsantila: "I want to be seen here"

In ihrer künstlerischen Arbeit verwendet Evanthia Tsantila verschiedene Medien, wie Zeichnung, Fotografie, Text, Collagen, Performance, Video etc. Sie komponiert äußerst heterogene Elemente zu komplexen Assoziationsfeldern und erörtert u.a. Fragen zu Mechanismen der Reproduktion und Repräsentation von Gedächtnis, Identitätsthematiken und der sozio-politischen Rolle des Kunstwerkes. Im Rahmen des Thessaloniki 48 Dimitria Festival 2013 organisierte Evanthia Tsantila einen Workshop mit jungen Künstlern und Studenten der Kunsthochschule Thessaloniki. Mit dem Team des Projekts „Tempus Ritualis“ kuratierte sie im Folgejahr ein Ausstellungsprojekt zwischen Griechenland und Deutschland. Die Ausstellungen mit 10 KünstlerInnen wurden in Thessaloniki und Berlin 2014 und 2015 präsentiert. Im Sommersemester 2015 übernimmt Evanthia Tsantila einen Lehrauftrag im Fach Kunst an der Universität Paderborn.

In Anbindung an das Seminar „Globalkunst“ von Prof. Dr. Sabiene Autsch erhält das Gespräch mit der in Griechenland geborenen, in Berlin lebenden Künstlerin und international agierenden Kuratorin zusätzliche Relevanz. Der Begriff Globalkunst bezeichnet die Situation und die Bedingungen der Produktion, Distribution und Rezeption von Kunst heute, die vielfach in vernetzten, polyzentrischen Strukturen und kollaborativen Projekten stattfindet. Knowledge Production, Bridging oder die zunehmende Biennalisierung sind einige wenige eindrückliche Beispiele dieser dynamischen Entwicklungen, wodurch nicht nur der Kunstkanon und traditionelle künstlerische Dogmen außer Kraft gesetzt werden, sondern insbesondere auch das künstlerische Selbstverständnis in spezifischer Weise herausgefordert wird. Evanthia Tsantila studierte an der Kunstakademie Düsseldorf (1991-1997), sie war Meisterschülerin von Jannis Kounellis. Ihre Arbeiten wurden international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Projekte, Publikationen und weitere Infos unter www.evanthiatsantila.com.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch.

Kafkas „Verwandlung" an den Paderborner Kammerspielen. Ein Gespräch mit Katharina Kreuzhage (Intendantin), Max Rohland (Schauspieler) und Ilka Zänger (Regie-Assistentin)

Kafkas berühmte Erzählung "Die Verwandlung" berichtet von einem Ausnahmezustand und Alptraum: Ein Mensch sieht sich über Nacht in ein "ungeheures Ungeziefer" verwandelt, in eine kleine Kreatur, einen Käfer, der auch eine Bettwanze oder eine Schabe sein könnte. Vergeblich ringt das gepanzerte Insekt, das sich fast lustvoll seiner neuen leiblichen Existenz hingibt, um Zuwendung und Anerkennung, am Ende wird es verenden. Der Szenarist Eric Corbeyran und der Zeichner Richard Horne haben Kafkas Erzählung adaptiert und in eine Graphic Novel umgewandelt, die wiederum den Impuls gegeben hat für eine Neuinszenierung von Kafkas "Verwandlung" an den Paderborner Kammerspielen durch Katharina Kreuzhage. Der Comic, der sich zwar an Kafkas Erzählung anlehnt, jedoch durch viele Großaufnahmen, durch eine spezifische Ikonografie und Gestaltung des Erzählflusses eine ganz eigene Dynamik entwickelt, bildet in der Paderborner Inszenierung die Kulisse für das Handlungsgeschehen, das von einem einzigen Schauspieler, der mehrere Rollen in sich vereint, dargestellt wird.

In Anbindung an das interdisziplinäre Seminar von Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst) und Prof. Dr. Claudia Öhlschläger (Komparatistik) zum Thema „Medienkulturen des Kleinen“, in dem die Aktualität und Relevanz kleiner Formen in unterschiedlichen kulturellen Formaten und Schauanordnungen analysiert wird, konnte die Paderborner Intendantin Katharina Kreuzhage im Sommersemester für die Silogespräche gewonnen werden. Gemeinsam mit dem Schauspieler Max Rohland und der Regie-Assistentin Ilka Zänger gibt sie Einblicke in die Konzeption und Durchführung der Paderborner Inszenierung, die auf Konzentrierung, Reduktion, Verdichtung und Minimalisierung setzt.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

 

Win­ter­se­mes­ter 2014/15

Am Dienstag, den 27. Januar 2015, finden die SILOGESPRÄCHE mit Prof. Dr. Maria Peters statt, die sich in ihrem Vortrag mit Chancen und Grenzen der Kompetenzorientierung im Fach Kunst auseinandersetzt.

Wie lässt sich im Kunstunterricht das Eigentümliche, Unkalkulierbare und Diffuse der Kunst im individuellen Gestaltungs- und Reflexionsprozess der Schülerinnen und Schüler produktiv machen und wie lassen sich dabei gleichzeitig Kompetenzmodelle und Kompetenzbeschreibungen berücksichtigen?

Im Fach Kunst gibt es keine von der Kultusministerkonferenz festgelegten Bildungsstandards. Seit ca. 8 Jahren ist deshalb das Thema Kompetenzorientierung im Kunstunterricht ein im heterogenen Fachdiskurs kontrovers diskutiertes Feld. Auf der Ebene des fachdidaktischen Diskurses einerseits und im Rahmen behördlicher Vorgaben von Kerncurricula im Fach Kunst andererseits sind vielfältige Bemühungen zur Formulierung von (Bild)Kompetenzen zu verzeichnen. Exemplarisch werden im Vortrag einige kontroverse Positionen aufgezeigt und Ergebnisse aus einem langjährigen Schul- und Forschungsprojekt der Stadt Hamburg zur Kompetenzorientierung vorgestellt.

Prof. Dr. Maria Peters studierte Kunst, Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaft an der Hochschule der bildenden Künste und an der Universität in Hamburg. Seit 1998 ist sie Professorin für Kunstpädagogik/Ästhetische Bildung an der Universität Bremen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Sprechen und Schreiben in performativer Auseinandersetzung mit Kunst/Kultur; Kompetenzorientierung im Kunstunterricht, Radiokunst und ihre Vermittlung (Forschungsprojekt/VW Stiftung). In ihrem aktuellen Forschungsprojekt (2014-2017) „Creative Unit“, Universität Bremen, untersucht sie fachbezogene Bildungsprozesse in Transformation. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf dem Teilprojekt „Reflexive Prozessvisualisierungen und Artistic Research im Kunstunterricht“ (www.uni-bremen.de/de/cu-fabit.html)

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sara Hornäk

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke und Renate Wieser

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke und Dr. Jessica Nitsche

Som­mer­se­mes­ter 2014

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

"Das Gedächtnis der Dinge" ist eine Sammlung von Fotografien und Texten, an der fast 80 Personen unterschiedlichen Alters und Berufes mitgearbeitet haben. Viele der Autorinnen und Autoren stammen aus dem Umfeld von Thomas Brandt und sind in kreativen Berufen bzw. in Kunstkontexten aktiv.

Thomas Brandt hat sie gebeten, Geschichten zu erzählen, die sie mit Dingen aus ihrer persönlichen Lebensumgebung verbinden. Viele haben in Form eigener Texte geantwortet, einige das Angebot angenommen, ihre Geschichten von ihm aufschreiben zu lassen. Dabei geht es um Dinge mit verborgenem Sinn. Sie dienen als "Platzhalter" für Erinnerungen an Begegnungen, Ereignisse und Erlebnisse, die für den Verlauf eines Lebens wichtig waren oder es noch sind. Sie sind Auslöser von Handlung bzw. treiben sie voran, verweisen auf zeitgeschichtliche Ereignisse oder auf Geschehnisse in der Biographie der Autoren. Einige Dinge sind Anlass für philosophische Erörterungen oder auch Auslöser für fiktive Erzählungen. Der Kern der Geschichten jedoch sind die Dinge nicht. Die Essenz des Erzählten ist dinglich nicht festzumachen. Letztendlich geht es darum, Kräfte zu schildern, die das Leben vorantreiben, es formen oder deformieren.

Das daraus entstandene Buch ist einerseits ein Bildband, der ohne Textbezug für sich bestehen kann. Die Fotografien der Objekte zeigen ihr materielles Dasein, wie es für jeden Betrachter wahrzunehmen ist. Die Sorgfalt, mit der sie fotografisch präsentiert werden, mit all ihren sinnlichen Qualitäten von Oberflächenstruktur und Farbigkeit, unterstreicht ihre Würde und die Ausdruckskraft ihrer Gestalt. Andererseits ist das Buch aber auch ein Erzählband, der auch ohne die Ding-Fotografien auskommen könnte. Die Fotografien illustrieren die Geschichten nicht, die wiederum auch die Fotografien nicht erklären – beide Ebenen treten autonom nebeneinander.

"Das Gedächtnis der Dinge" steht in direkter Beziehung zu einem fünf Jahre zuvor von Thomas Brandt beendeten Buchprojekt "Erste Bilder – ein Lesebuch über frühe Bilderlebnisse". Hierbei wurde eine ähnliche Anzahl an Menschen gebeten, nach einem Bild zu forschen, das sie in ihrer Kindheit nachhaltig beeindruckt hatte, wobei nicht in erster Linie an Kunstwerke, sondern Fotografien, Buchillustrationen, Comics, Werbefiguren usw. gedacht war. Auch dort wurde danach gefragt, ob es zu einem erinnerten Bild eine interessante Geschichte gebe, die es zu erzählen lohne.

Thomas Brandt, geboren 1954, aufgewachsen in Bremen, Freiburg i. Brsg. und Aachen. Studium der Kunsterziehung und Kunstwissenschaft an der Düsseldorfer Kunstakademie mit Abschluss Zweites Staatsexamen. Zunächst als Lehrer tätig, anschließend arbeitete Thomas Brandt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Ab 1988 baute er das "Kulturforum Alte Post" in Neuss auf, ein kommunales kulturelles Zentrum mit einer Städtischen Galerie, einer Bühne und einer Kunst- und Theaterschule, das er auch leitete. Seit 2007 ist Thomas Brandt freischaffend als Autor, Künstler und Kunstvermittler in Düsseldorf tätig.

Das Projekt von Thomas Brandt ist eingebunden in das Seminar "Small Worlds- Künstlerische, literarische und alltägliche Spurensuche nach dem Kleinen", das Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte) und Prof. Dr. Claudia Öhlschläger (Literaturwissenschaft/Komparatistik) im Sommersemester 2014 als interdisziplinäre Veranstaltung anbieten.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sabiene Autsch und Prof. Dr. Claudia Öhlschläger

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke und Renate Wieser

Im Mittelpunkt des Vortrags von Sabine Nessel stehen „Kleine Tiermeldungen“ – kurze Meldungen, die originelle Begebenheiten zum Verbleib von Tieren berichten. Ausgehend von Barthes Ausführungen und unter Rückbezug auf die „Kleinen Tiermeldungen“ lassen sich Fragmente zu einem erweiterten Begriff der Kleinen Form aus ausgewählten Texten – des Malers Walton Ford, des Philosophen Theodor W. Adorno und des Theoretikers Michel Foucault – zusammentragen. In der Vorlesung „Die Vorbereitung des Romans“, die Roland Barthes 1978-1980 am Pariser Collège de France hielt, sind Ausführungen zur Kleinen Form enthalten. Eigentlich handelt es sich bei der Kleinen Form um eine literarische Vorstufe auf dem Weg zum Roman, die an einer Stelle auch als „fragmentarische Aufzeichnung des Gegenwärtigen, Vorliegenden“ bezeichnet wird. Der Witz bei Barthes ist aber, die Vorstufe ins Zentrum zu rücken. Im Rahmen des Vortrags wird die Frage gestellt, inwiefern die Kleine Form, die Barthes ausgehend von der literarischen Schreibpraxis skizziert, für andere ästhetische Formen in Anschlag gebracht werden kann.

Der Vortrag von PD Dr. Sabine Nessel ist eingebunden in das aktuelle Forschungsvorhaben „Kulturen des Kleinen“ und das begleitende Seminar „Small Worlds“ von Prof. Dr. Sabiene Autsch und Prof. Dr. Claudia Öhlschläger, in denen die oszilierende Bedeutung kleiner Formen und Formate in Kunst, Literatur und Medien eingehender untersucht wird. Dafür werden u. a. Miniaturen (künstlerische Postkartenformate, Künstlerbücher, (Foto-)Alben, architektonische Miniaturmodelle, molekulare Dingkulturen, installative Archiv- und Atelierräume, Handyfotografie, Collage, literarische Klein-und Kleinstformen, die literarische Zimmerreise etc.) in den Blick genommen, deren Wirkungsabsicht bzw. ästhetische Ausrichtung ein Spektrum umfasst, das von radikaler Sichtbarmachung bis hin zu Techniken des Verbergens reicht.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Win­ter­se­mes­ter 2013/14: Ma­te­ri­al­dis­kur­se IV - Ma­te­ri­a­l­spu­ren. Or­te und Pro­zes­se in der Kunst

Eine Spur kann als Hinweis auf etwas verstanden werden, was einmal (da) war und für uns nun in einer anderen, kleineren, ephemeren Form vorliegt, die zumeist eine besondere Aufmerksamkeit einfordert. Denn wir müssen genau hinsehen, um eine Spur z. B. als Ablagerung, als Abdruck oder als Fährte zu erkennen. Zwar haftet einer Spur vielfach der Charakter des Zufälligen und Unauffälligen an, gleichzeitig aber liegt genau in dieser Zurückhaltung und Bescheidenheit oftmals der Hinweis auf etwas Besonderes, Entscheidendes, Bedeutsames vor.
Die narrative und materielle Qualität einer Spur möchten wir in den Mittelpunkt stellen und damit die Reihe zum Thema „Materialität“ insbesondere mit Blick auf künstlerische Orte und Prozesse in diesem Semester fortsetzen. Spuren artikulieren sich im Kunstkontext einerseits als Auslöser und Impulsgeber für künstlerische Handlungen, arbeiten doch viele Künstlerinnen und Künstler mit Fundstücken, Fragmenten, neu gefundenen und erfundenen oder transformierten Materialien, aus denen so eine eigene und neue Bildpraxis, Bildsprache und -form entwickelt werden. Andererseits verweisen Spuren auf den Umgang mit und den Gebrauch von Materialien, geben Hinweise auf Alter und Qualität von Materialien sowie auf Orte und Räume, die sich der jeweiligen Materialität oftmals anpassen müssen. Den Materialspuren möchten wir daher eingehender im künstlerischen Prozess, in der jeweiligen künstlerischen Arbeit, im Atelier oder im Ausstellungraum, ferner als Impuls, Idee, Erfahrung oder Erinnerung usw. nachgehen. Zu fragen wird sein, wie sich Materialien im Prozess des Machens verhalten und wie Künstlerinnen und Künstler sie in bestimmten Räumen verorten. Dazu haben wir Referentinnen und Referenten aus der Theorie und Praxis eingeladen, die unterschiedliche Themen, Motive und Zugänge dazu aufzeigen und diese zur Diskussion stellen.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk

Den Abschluss der Reihe Materialdiskurse IV, die unter dem Aspekt der Materialspuren den Blick auf künstlerische Orte und Prozesse richtet, bildet ein Vortrag der Künstlerin Bea Otto, die am Dienstag, den 21. Januar 2014 ihr künstlerisches Schaffen vorstellt.

Bea Otto bezieht sich in ihrer Arbeit unmittelbar auf vorgefundene Orte, Landschaften sowie Gebautes, die Rahmen und Ausgangspunkt eines Prozesses skulptural-installativer Aneignung und Transformation sind. Ihre Installationen und Skulpturen konstituieren zugleich neue Orte, manche in Auseinandersetzung mit dem vorhandenen Raum, andere aber auch in der Einfachheit brüchiger, vorübergehender Ortsfindungen der Dinge selbst, welche ihr Eigenleben führen.
Die Arbeiten besitzen ein lapidares und präzises Moment, durch das Zusammenspiel des Soliden, Minimalistischen und des Provisorischen entstehen Brüche und Echos. Indem Innen und Außen verfließen, Behausungen fragmentarisch und mobil werden, stellt sich die Frage nach Durchgang oder Bleibe, nach Verortung und Transformation. Durch Kargheit und Leere gekennzeichnete Räume fragen durch gezielt eingesetzte skulpturale Eingriffe nach den Möglichkeiten von Kunst. Die streng angeordneten Linien und Flächen der Installationen bilden minimalistisch anmutende Strukturen, Felder und Räume, die durch den Einbezug von Gegenständen, wie einem Skistock oder einer Tesafilmrolle, erzählerische Bildräume erschaffen und unsere Erinnerung befragen.

Bea Otto (*1964) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von David Rabinowitch, an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam und der Art Students League, New York. Sie erhielt Stipendien u. a. vom DAAD, der Kunststiftung NRW und der Stiftung Kunstfonds, Bonn. Ihre Arbeiten stellt sie in einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland aus.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Der Vortrag von Lisa Gotto, Professorin an der Internationalen Filmschule Köln, ist eingebunden in die Reihe „Materialdiskurse IV“ der Silogespräche, in der in diesem Semester die narrative und materielle Qualität von Spuren in Kunstkontexten in den Blick genommen wird. Zugleich knüpft der Vortrag an das Seminar von Prof. Dr. Claudia Öhlschläger und Prof. Dr. Sabiene Autsch an, die sich mit dem Thema „Eis und Schnee. Kälte als ästhetisches Motiv in Kunst und Literatur“ beschäftigen. Aus dieser Perspektive ist es neben dem Material Schnee insbesondere das Weiß, die Leere, das Kristalline oder die Passage, die als strukturelle und zugleich symbolische Bedeutungsträger aufscheinen. Wenn sich der Film ins Weiß begibt, dann beschäftigt er sich auch mit seiner eigenen Medialität. Das Bild der Schneelandschaft gleicht einer planen Fläche und weist auf sie zurück. Es wirft den Blick von der Leinwand auf die Leinwand. Und es macht deutlich: Hier stehen die Erscheinungsbedingungen von Objekt und Bewegung zur Disposition.

Der Vortrag von Lisa Gotto betrachtet das filmische Schneebild als eine kinematographische Reflexionsform, in der sich Gestaltbildung und Gestaltauflösung verschränken. Grundlegend ist dafür ein Wechselverhältnis, das im Weiß selbst angelegt ist: das Oszillieren zwischen Aufbau und Abbau, zwischen Präsenz und Absenz, zwischen Musterbildung und Musterverlust. Dieses Wechselverhältnis kann der Film durch die Inszenierung der Eislandschaft nicht nur assoziativ aufrufen. Er kann durch den Rückgriff auf seine materiellen Grundlagen auch die Beweglichkeit seiner eigenen Bildgebung in den Blick nehmen und als ästhetische Wandlungsprozesse vorführen.

Lisa Gotto studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Anglistik an der Ruhr-Universität Bochum, der Warwick University in Großbritannien und der Universität zu Köln. Von 2001 bis 2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bauhaus-Universität Weimar im Bereich Medienphilosophie, von 2005 bis 2006 Assistentin an der Hochschule für Fernsehen und Film in München im Bereich Medienwissenschaft. 2006 erfolgte die Promotion. Von 2007 bis 2008 war Lisa Gotto wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Mannheim, von 2008 bis 2010 Akademische Rätin an der Universität Regensburg. 2009 und 2010 vertrat sie eine Professur für Medienwissenschaft an der Universität Mannheim. Zwischen 2011 und 2012 war sie Gastprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg am Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien. Lisa Gotto ist Professorin für Filmgeschichte und Filmanalyse an der ifs Internationale Filmschule Köln.
Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind: Filmgeschichte, Medien- und Kulturtheorie, Bildästhetik, digitale Medienkultur. Ausgewählte Buch-Publikationen: Traum und Trauma in Schwarz-Weiß. Ethnische Grenzgänge im amerikanischen Film (Konstanz 2006); Eisenstein-Reader. Die wichtigsten Schriften zum Film (Hrsg., Leipzig 2011); Bildwerte. Visualität in der digitalen Medienkultur (Mithrsg., Bielefeld 2012), Serious Games, Exergames, Exerlearning. Zur Transmedialisierung und Gamification des Wissenstransfers (Mithrsg., Bielefeld 2013).

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Am Dienstag, den 19. November 2013, finden die SILOGESPRÄCHE mit Prof. Dr. Kunibert Bering statt, der sich in seinem Vortrag im Kontext der Reihe Materialdiskurse IV mit Aspekten der Ortsspezifität und des Werkprozesses im Schaffen Richard Serras auseinandersetzt.

In seinem Film Hand catching lead führt Richard Serra modellhaft seine Vorstellung vom künstlerischen Prozess vor Augen: Die Hand des Künstlers packt herabfallendes Blei, lässt sich auf seine Materialität ein, formt es. In der berühmten verb list reflektiert Serra diese vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten und bezieht sich dabei keinesfalls auf das Produkt der Aktionen, sondern auf das Prozessuale des Schaffens. Der Vortrag wird in einem ersten Schritt die Realisierung dieser Intentionen im Œuvre Serras ansprechen – vom Schleudern des flüssigen Bleis in Splashing über House of Cards bis zu jenen Stahlskulpturen, die Serra als Visualisierung „arretierter Bewegung“ versteht.
Es stellen sich Fragen:
Welche Auswirkungen hat der fundamentale Gedanke des Kunst-Prozesses auf die Umgebung, vor allem auf die urbanen Kontexte, in denen sich Serras monumentale Stahlskulpturen präsentieren? Das Konzept des „Ortsbezugs“ („site specifity“) ist hier vor allem zu erörtern.

Darüber hinaus kommt dem Prozessgedanken eine fundamentale Bedeutung zu, wenn Serra den „Betrachter in motion“ fordert, der das Werk nur durch die eigene Bewegung und stets wechselnde Betrachterstandpunkte erfassen kann: Unprogrammierbare Interaktionen entstehen zwischen Werk und Betrachter. Serra realisiert damit Prozesse im Raum-Zeit-Kontinuum und bringt sie auf innovative Weise zur Anschauung.

Kunibert Bering studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Geschichte und Philosophie in Bochum und Rom. Nach einer Tätigkeit im gymnasialen Schuldienst promovierte er im Jahr 1978, die Habilitation folgte 1987. Seit 2000 hat er den Lehrstuhl für die Didaktik der Bildenden Künste an der Kunstakademie Düsseldorf inne.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sara Hornäk

Die narrative und materielle Qualität einer Spur steht im Mittelpunkt der Silogespräche in diesem Semester. Unter dem Thema Materialdiskurse geht es aktuell um Materialspuren. Orte und Prozesse in der Kunst, womit die Reihe insbesondere mit Blick auf künstlerische Orte und Prozesse fortgesetzt wird. Den Materialspuren wird dabei intensiver in der jeweiligen künstlerischen Arbeit und Prozess, im Film, aber auch im Atelier oder Ausstellungsraum, ferner als Impuls, Idee, Erfahrung oder Erinnerung nachgegangen. Zu fragen wird dabei sein, wie sich Materialien im Prozess des Machens verhalten und wie Künstlerinnen und Künstler sie in bestimmten Räumen verorten. Dazu sind Referentinnen und Referenten aus der Theorie und Praxis eingeladen, die unterschiedliche Themen, Motive und Zugänge dazu aufzeigen.

Der erste Vortrag im Wintersemester am 5. 11. 2013 von Prof. Dr. Gunnar Schmidt (Trier) zum Thema „Material und Geste: Die Klavierzerstörungen Nam June Paiks und Joseph Beuys’ thematisiert künstlerische Beispiele der 1960er Jahre. In diesem Zeitraum tritt eine junge Künstlergeneration an, die mit ungewöhnlichen Strategien die Künste geradezu schockhaft erneuern: Materialkunst, Performance Art und Intermedia Art liefern die Stichworte für die Erweiterung des Kunstbegriffs. Dass diese Epoche des Aufbruchs nicht nur von euphorischen Neuerkundungen gekennzeichnet, sondern ebenso von desperater Destruktivität grundiert war, wird der Vortrag am Beispiel der Klavierzerstörungen Nam June Paiks und Joseph Beuys’ darlegen. Dabei spielen die Räume des Ateliers und der Galerie eine besondere Rolle: Jenseits der etablierten Kulturinstitutionen werden die neuen Handlungsmaximen habitualisiert und als repetierbare Gesten konventionalisiert, aber auch einem Prozess der Befragung und Transformierbarkeit ausgesetzt.

Gunnar Schmidt, ist Professor an der Hochschule Trier für das Lehrgebiet Theorie und Praxis des Intermedialen. Vertretungsprofessuren und Lehraufträge an den Universitäten Hamburg, Dortmund, Siegen sowie an der Folkwang Universität der Künste Essen. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Medienästhetik, Intermedialitätsforschung zwischen Kunst- und Populärmedien, kulturelle Affektologie. Letzte Veröffentlichungen: Klavierzerstörungen in Kunst und Popkultur, Reimer Verlag, Berlin 2013; Weiche Displays. Projektionen auf Rauch, Wolken und Nebel, Wagenbach Verlag, Berlin 2011; Visualisierungen des Ereignisses. Medienästhetische Betrachtungen zu Bewegung und Stillstand, Transcript Verlag, Bielefeld 2009.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Som­mer­se­mes­ter 2013: Ma­te­ri­al­dis­kur­se III - grei­fen, stel­len, le­gen, an­ord­nen, bie­gen, ver­kür­zen. Künst­le­ri­sches Han­deln in der Ge­gen­warts­kunst

In Fortsetzung der Reihe „Materialdiskurse“ widmen wir uns im Sommersemester 2013 dem dritten Teil und werfen erneut einen Blick auf das Material in der Kunst. Der Schwerpunkt liegt dabei auf künstlerischen Handlungen in Bildhauerei, Fotografie, Installation und im Umgang mit dem Raum. Von den eingeladenen Künstlerinnen, Künstlern und Kunsthistorikern werden digitales Material, Sammlungen und Archive, Essen, Sockelfragen, Öffentliches und Privates als Themen der Gegenwartskunst in den Blick genommen. Auffällig dabei ist, dass Material als Werkstoff, aber auch „Ding-Eigenschaften“ genauso gemeint sein können, wie ein inhaltliches Thema oder das Medium selbst. Welche Rolle dadurch den Materialhandlungen zukommt und inwieweit diese Art des Umgangs mit Material kennzeichnend für heutiges Kunstschaffen ist, möchten wir gemeinsam mit Lehrenden, Studierenden und einer interessierten Öffentlichkeit diskutieren.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk

Guido Reuter (geb. 1968) studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er promovierte dort im Jahr 2000 und war von 2000 bis 2008 als wissenschaftlicher Assistent tätig. Seit seiner Habilitation im Jahr 2008 hat er den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Kunstakademie Düsseldorf inne.

Guido Reuters Forschungsschwerpunkte betreffen die deutsche Kunst der Nachkriegsjahre und der jungen Bundesrepublik; das barocke Sakralraumensemble; Theorie und Geschichte der Fotografie; Bildende Kunst und Zeitlichkeit sowie die Plastik des 20. Jahrhunderts.

Der Vortrag im Rahmen der Silogespräche gliedert sich in zwei Themenbereiche, die jedoch eng miteinander verknüpft sind. Zum einen geht es um die Frage, wann Bildhauer im frühen und mittleren 20. Jahrhundert auf die Präsentation ihrer Skulpturen mittels eines Sockels verzichten und auf welchen Gründen diese Entscheidung basiert. Zum anderen wird betrachtet, auf welche Weise Sockel oder Standflächen von Plastiken gestaltet werden können, wenn diese entweder ein integratives Moment der Werke darstellen oder als eigenständiges Element in ein bewusstes Spannungsverhältnis mit der Skulptur treten.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sara Hornäk

Die Künstlerin Judith Samen ist mit ihren inszenierten Fotografien international bekannt geworden. Ihr Gesamtwerk aber ist weiter angelegt und umfasst Zeichnungen und Rauminstallationen. Nahrungsmittel spielen in der Kunst von Judith Samen eine große Rolle, ebenso wie die Menschendarstellung. In ihrer Arbeit werden Elemente aus dem Alltag und aus der Kunst aufgegriffen und wirken als Kunst zurück in den Realraum.

Die Arbeiten von Judith Samen irritieren, werfen Fragen auf und können gleichzeitig tragisch wie komisch wirken.

Wie es dazu kommt, dass scheinbar Gewöhnliches bildwürdig wird und welche komplexe Form es bekommen kann, darüber berichtet Judith Samen in ihrem Vortrag. Hier wird sie den Schwerpunkt nicht auf die Fotografie legen, sondern auf den Umgang mit Alltag und Nahrungsmitteln in ihren räumlich-plastischen und installativen Arbeiten.

Judith Samen wurde 1970 in Gladbeck/Westfalen geboren. Von 1990 - 92 absolvierte sie ein Kunststudium an der Kunstakademie Münster, von 1992 - 97 an der Kunstakademie Düsseldorf, an der sie 1995 zur Meisterschülerin von Prof. Fritz Schwegler ernannt wurde. Nach einem Arbeitsaufenthalt in Amsterdam (2001) wurde sie 2005 zur Professorin für Künstlerische Praxis, Schwerpunkt Fotografie an die Universität Siegen berufen. Seit 2011 lehrt Judith Samen an der Kunsthochschule Mainz der Johannes Gutenberg Universität, wo sie eine Professur für künstlerische Fotografie innehat.

Judith Samen gewann eine Reihe von Preisen und Stipendien und stellte in Museen, Kunstvereinen und Galerien im In- und Ausland aus.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sara Hornäk

Karsten Bott ist Ding-Sammler. Seine Handlung ist folglich das Sammeln. Dabei handelt es sich um Dinge, die wir als wert- oder kulturlos empfinden, die in seinem seit 1988 begonnenen "Archiv für Gegenwartsgeschichte" Eingang finden: Stempel, Büroklammer, Einkaufszettel, Spielsachen, Küchenmaschinen, Kaugummis, Schirmständer, Zahnbürsten.

Dinge werden aber nicht nur gesammelt; sie werden deponiert, katalogisiert, archiviert, sie werden ausgebreitet, angeordnet, kombiniert, installiert, exponiert. In einem Depot hat der Frankfurter Künstler seine Schätze, die nach bestimmten Themen wie Krieg, Familie, Krankenhaus oder Sexualität sortiert sind, in 2500 Bananenkisten untergebracht. Er kennt sie alle. Das bis jetzt mehr als eine halbe Million Objekte umfassende Archiv ist der Versuch einer Bestandsaufnahme des Alltäglichen. Die Dinge gelten Karsten Bott als "Geschichtsdokumente der Menschheit". Ihn interessiert dabei, welche Dinge die Menschen brauchen und was sie tatsächlich damit machen. Die Dinge werden in Ausstellungen in Vitrinen, Regalreihen oder flächendeckend auf dem Boden gezeigt, über die Stege gebaut sind, die eine Draufsicht ermöglichen. Was auf diese Weise entsteht, ist eine riesige Sammlung. Alles hängt mit allem irgendwie zusammen, denn Karsten Bott geht es immer um die historische und gesellschaftliche Dimension beim Prozess des Sammelns, Archivierens und Erinnerns. Damit teilt er einen das Leben bestimmenden Gedanken mit vielen Konzeptkünstlern: Vollständigkeit zu erreichen, im Bewusstsein, dass man dabei scheitern muss.

Karsten Bott wurde 1960 in Frankfurt/ Main geboren. Von 1986-1991 absolvierte er ein Kunststudium an der Städelschule (Filmklasse Peter Kubelka), 1991 erfolgte ein Studienaufenthalt Chicago, School of the Art Institute, 1995 war er Preisträger der Jürgen Ponto-Stiftung Frankfurt, 1998 Stipendiat des Kunstfonds Bonn, 2000 erhielt er das Atelierstipendium London, Hessischen Kulturstiftung. Es folgten 2004 das Stipendium Budapest, Kulturamt Stadt Frankfurt und 2006 Moldaustipendium Krumlov, Hess. Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Aktuell lehrt Karsten Bott an der Universität/Kunsthochschule Kassel.

Einladung und Moderation: Prof. Dr. Sabiene Autsch

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke und Doreen Hartmann

Win­ter­se­mes­ter 2012/13: Ma­te­ri­al­dis­kur­se II - Bild, Mu­se­um, Akus­tik, Skulp­tur

Die im Sommersemester 2012 begonnen Reihe zum Thema Materialdiskurse in der Kunst wird fortgesetzt und um Aspekte des Archivarischen, Expositorischen, Akustischen und Skulpturalen erweitert. Dabei werden der je spezifische künstlerische Umgang mit Materialien, die Orte und Räume von Materialien sowie die Funktion und Bedeutung von Materialien in ästhetischen Prozessen beleuchtet und im Kontext von Kunstproduktion und -rezeption, Kunstbegriff und Diskurs diskutiert. Eingeladen sind Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen des Archivwesens, der Kunst- und Medienwissenschaften und der Bildenden Kunst.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk

Nele Waldert studierte Bildhauerei in Graz (Österreich), München und Düsseldorf und war Meisterschülerin von Fritz Schwegler. Sie erhielt eine Reihe von Stipendien und Preisen, stellt im In- aus Ausland aus und hat seit 2004 Lehraufträge für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf und der Universität Paderborn.

„Superhelden“ nennt Nele Waldert eine neuere Gruppe von Skulpturen. Die kleinen Büsten tragen Accessoires, die die Künstlerin ihrem Alltag sowie der Kunst- und Kulturgeschichte entlehnt. Neben den inhaltlichen Assoziationen und erzählerischen Momenten, die der Betrachter jedoch nie vollständig enträtseln kann, sind für das Werk Nele Walderts immer auch handwerkliche Techniken bedeutsam, die sie zitiert und sich aneignet. Intensiv arbeitet sie sich in keramische Arbeitsweisen, Holzschnitzerei oder Glasbläserei ein und nutzt dies für ihre Bildwelten. So erzeugt sie Stimmungen mit Farben, Formen und Materialien, in denen Unbewegtes in Bewegung gerät und Altes mit Neuem und Bekanntes mit Fremdem kombiniert wird.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sara Hornäk

Am 18.12.2012 um 18 Uhr finden die SILOGESPRÄCHE mit einem Vortrag der Philosophin, Theater- und Medienwissenschaftlerin Petra Maria Meyer statt: "L'éphémère est éternel" – Zur Arbeit mit akustischem Material im audio-visuellen Wechselspiel.

Nach einführenden Überlegungen zur Materialität und Medialität im akustischen Bereich widmet sich der Vortrag von Petra Maria Meyer der eigenen praktischen Erfahrung mit akustischem Material bei der Inszenierung und deutschen Erstaufführung eines interdisziplinär vernachlässigten Anti-Theaterstück von Michel Seuphor: "L'éphémère est éternel". Ihr Konzept folgte dabei der Vorstellung eines HörSchauspieles ohne Schauspieler, das sich wesentlich auf akustisches Material stützt und mit einer visuellen Ebene szenographisch in Wechselwirkung tritt.

Petra Maria Meyer, seit 2004 Professorin für Kultur- und Medienwissenschaften, von 2004-2008 Intendantin des "Center for Interdisciplinary Studies" (Forum) der Muthesius Kunsthochschule, Kiel. Promotion 1992, Habilitation 2000. Fünfzehnjährige Tätigkeit als Autorin und Lektorin für den WDR. Forschungsschwerpunkte: Medien- und Kunstphilosophie, Intermedialität, Akustische Kunst und Szenographie. Wichtige Buchpublikationen u. a.: "Intermedialität des Theaters" 2001; (Hg.) "Performance im medialen Wandel" 2006; (Hg.) "Acoustic Turn" 2008; (Hg.) Gegenbilder. Zu abweichenden Strategien der Kriegsdarstellung, 2009; (Hg.) Intuition 2012 (in Druck).

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Die Silogespräche werden unter dem Themenschwerpunkt Materialdiskurse II am Dienstag, den 11.12.2012, um 18 Uhr im Silo des Faches Kunst fortgesetzt mit einem Vortrag von Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor des Museums Marta Herford. Herr Nachtigäller spricht zu: Material als Bedeutungsträger.

Die Silogespräche werden unter dem Themenschwerpunkt Materialdiskurse II am Dienstag, den 11.12.2012, um 18 Uhr im Silo des Faches Kunst fortgesetzt mit einem Vortrag von Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor des Museums Marta Herford. Herr Nachtigäller spricht zu: Material als Bedeutungsträger.

Anhand ausgewählter Ausstellungsbeispiele wird gezeigt, wie KünstlerInnen immer wieder das Material selbst zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Untersuchungen nehmen und dabei als Alchemisten agieren. Dabei geht es sowohl darum, die materiellen Bedingungen skulpturalen Handelns zu erkunden, als auch dem Material einen neuen Bedeutungsrahmen zu verleihen. Künstlerische Strategie ist dabei, durch Verschiebungen von Funktionsfeldern und ästhetischen Rahmenbedingungen den Blick neu zu fokussieren und gewohnte Dinge zwischen Absurdität und Tiefgründigkeit in ein verändertes Licht zu setzen. Aber auch die individuelle Handlung, die physische Begegnung mit Substanzen, Oberflächen und Objekten stehen dabei im Mittelpunkt. Protagonist dieser geradezu forschenden Haltung ist der österreichische Künstler Martin Walde, daneben werden auch andere zeitgenössische KünstlerInnen einbezogen – zu erwarten ist ein anregender Bilderbogen zwischen Magie und Chemie, Substanz und Transzendenz ...

Zur Person: Roland Nachtigäller (*1960 in Dortmund) studierte Kunst, visuelle Kommunikation, Germanistik und Medienpädagogik an der Universität Kassel. Nach einer wissenschaftlichen Assistenz am Museum Fridericianum wurde er 1991 in das Leitungsteam der „documenta 9“ berufen. Anschließend war er an zahlreichen Katalog-, Sammlungs- und Ausstel­lungs­projekten beteiligt (u. a. „Europa, Europa“ 1993/94 für die Bundeskunsthalle Bonn oder 1997 Entwicklung der Skulpturenroute „kunstwegen“), konzipierte u. a. die Jubiläumsausstellung „Wiedervorlage d5“ für das Kasseler documenta-Archiv und realisierte 2003–07 das künstlerische Freilandlabor „Feldversuche“ in Gartow. Ab 2003 leitete er die Städtische Galerie Nordhorn, wurde Geschäftsführer der kunstwegen EWIV und entwickelte das Fortsetzungsprojekt „raumsichten“. Seit Anfang 2009 ist er Künstlerischer Direktor des Museums MARTa Herford.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Der erste Vortrag im Wintersemester am 27.11.2012 von Martin Groh (Kassel) zum Thema „Vom Dia zum Digitalisat. Ein Praxisbericht vom Mediencluster-Projekt des documenta-Archivs“ ist ein Bericht aus der Praxis. Reflektiert werden Material und Materialität im Kontext von Sammlung und Archivierung.

Dabei geht es u. a. auch um die Frage, wie sich Bilder, d. h. in diesem Beispiel Dias, im Zuge ihrer elektronischen Aufarbeitung, Aufbereitung und Verbreitung in ihrem Status als visuelles Material verändern. Damit eng verbunden ist die Überlegung, inwieweit dadurch zugleich der jeweils eingeschriebene Bild-Inhalt als Information in einer Weise transformiert wird, durch die die überzeitliche Speicherqualität, aber auch die Funktion von Sammlung und Archiv unterlaufen und letztlich so unser kulturelles Erbe zur Disposition gestellt wird. Am Beispiel eines großen DFG-Projekts werden diese Aspekte verhandelt und mit Blick auf den spezifischen Umgang von unterschiedlichen Materialien aus dem documenta-Archiv (Bilder, Texte, Video) durch Martin Groh praxisnah vorgestellt.

Der Referent Martin Groh ist seit 2004 als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archiv der documenta-Kunstausstellung in Kassel tätig. Er war für die documenta GmbH u. a. an der Jubiläumsausstellung „50 Jahre documenta“ sowie an Projekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Kulturstiftung des Bundes und der Länder maßgeblich beteiligt. Nach dem Studium der Geschichte, Politik u. Skandinavistik in Bonn, Kopenhagen und Kiel war Martin Groh zunächst Dozent für deutsche Sprache, Literatur und Kulturgeschichte an der Ostsee Akademie (Højskolen Østersøen) in Aabenraa, Dänemark. Seit 1999 lebt er in Berlin und Dänemark. Er arbeitet freiberuflich als Vortragsreferent, Publizist, Redakteur und wissenschaftlicher Autor von Themen aus Kunst- und Kulturgeschichte und Geschichte.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Som­mer­se­mes­ter 2012: Ma­te­ri­al­dis­kur­se - Kunst, Kunst­päd­ago­gik, Kunst­wis­sen­schaft, ku­ra­to­ri­sche und me­di­a­le Pra­xis

Künstlerisches Handeln wird angeregt durch die Auseinandersetzung mit spezifischer Materialität. Die kulturelle Bedeutung und Symbolik von Materialien stellen den Bezugspunkt vieler Kunstwerke dar, ephemere, instabile, arme, triviale, alltägliche stehen neben traditionellen, ewigen, edlen, klassischen Materialien. Die Arbeit am Material entspricht einem Prozess, der selbst Werkcharakter erlangen kann. Experimenteller Umgang mit verschiedenen Werkstoffen führt zu verschiedenartigen künstlerischen Formfindungsprozessen. Diese lassen sich zugleich auf ihr didaktisches Potential hin befragen. Wie läuft ein materialgebundener künstlerischer Schaffensprozess ab, wie unterscheidet sich dieser von künstlerisch-gestalterischen Prozessen von Kindern und Jugendlichen, auf welche Weise entzünden sich künstlerische Prozesse am Material und Materialexperiment, wie lassen sich künstlerische Prozesse im Kunstunterricht anregen?

Diese künstlerische Orientierung am und auf das Material und die damit verbundene Frage, wie Materialien die Wirkung und Bedeutung eines Kunstwerks generieren, hat auch Impulse für neue Forschungsansätze in der Kunstwissenschaft ergeben. Repräsentativ dafür ist die Materialikonographie. Sie leistet einen zentralen Beitrag dafür, welche Aufgaben Materialien in konkreten historischen Zusammenhängen übernehmen und welche signifikanten Veränderungen für den Kunstbegriff und die künstlerische Arbeit daraus resultieren. Auch in der Medienästhetik ist das Material eine zentrale Kategorie. Insbesondere im Kontext der Digitalisierung haben sich neue Materialdiskurse ergeben, die sich mit Kategorien der Materialästhetik digitaler Produktionen auseinandersetzen und zu einer Neubewertung einer analogen Materialästhetik führen. Die spezifische Materialität medialer künstlerischer Produktionen stellt auch eine besondere Herausforderung für die Konservierung und die kuratorische Praxis dar.

Wir werden in den Silogesprächen der nächsten zwei Semester mit Gästen aus Kunst, Kunstpädagogik und Kunstwissenschaft, kuratorischer und medialer Praxis diskutieren, welche Rolle das Material und der Materialprozess, Materialität und Immaterialität in der zeitgenössischen Kunst spielen.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk, Prof. Dr. Inga Lemke

Am 26. Juni 2012 finden die SILOGESPRÄCHE mit Johanna Schwarz statt. Im Rahmen der Seminare „Ortserfahrung und Raumerkundung I und II“ von Eva Weinert und Prof. Dr. Sara Hornäk gibt es zwischen 11.15 Uhr und 12.45 Uhr einen Workshop mit der Künstlerin; das Künstlergespräch beginnt um 14 Uhr.
Die Auseinandersetzung mit Raum und raumgreifenden Installationen bildet einen Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Johanna Schwarz. Der vorhandene Ort dient als Ausgangs- und Bezugspunkt für die entstehenden Raumarbeiten. Kennzeichnend ist die Einfachheit der Mittel und die Reduktion. Ironie und Melancholie bilden den semantischen Rahmen.

Johanna Schwarz arbeitet als künstlerische Mitarbeiterin im Institut für Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Duisburg-Essen. In ihrem Vortrag stellt sie zunächst ihre eigene künstlerische Arbeit vor und zeigt dann ausgewählte studentische Arbeiten, die in ihren Kursen an der Universität Duisburg-Essen, an der TU Dortmund und an der Hochschule der Künste in Bern entstanden sind. Alle Arbeiten widmen sich der Raumerkundung mit einfachen Mitteln. So steht auch im gemeinsamen Workshop mit Studierenden das Material des Klebebandes im Mittelpunkt.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sara Hornäk, Eva Weinert

Petra Kathke, Professorin für Kunstpädagogik an der Universität Bielefeld, studierte Bildende Kunst, Biologie, Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Erziehungswissen-schaft in Berlin. Nach Vertretungsprofessuren an der UdK Berlin und der Universität Paderborn hatte sie eine Professur für Kunst und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd inne. Petra Kathke beschäftigt sich unter anderem mit künstlerischen Lehr-/Lernprozessen an Schnittstellen kunstwissenschaftlicher, kunstpraktischer und kunstdidaktischer Bezugsfelder sowie den vielfältigen Dimensionen von Material.

Die Handhabung unterschiedlicher Materialien steht für viele Künstler trotz dominanter digitaler Bildwelten nach wie vor im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Auch für Prozesse künstlerischen Lernens ist Material, an und mit dem gearbeitet wird, ein eigenständiger, sinnhaltiger Bereich. Wie ist der Bezug zur greifbaren Dinglichkeit vor dem Hintergrund aktueller neurophysiologischer Erkenntnisse einzuschätzen? Welche Möglichkeiten der Selbst- und Welterfahrung bietet künstlerisches Handeln vom Material aus? Diese und weitere Fragen sind Ausgangspunkt für das Gespräch.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sara Hornäk

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Am 8. Mai um 18 Uhr findet im Rahmen der SILOGESPRÄCHE, die sich im Sommer- und Wintersemester 2012 Materialdiskursen in Kunst, Kunstpädagogik und Kunstwissenschaft widmen, ein Künstlergespräch mit der Bildhauerin Julia Kröpelin statt: "Zwischen zweiter, dritter und vierter Dimension schraubt sich Form in den Raum. Skulpturales Handeln – Das Ding, sein Abbild und seine Vorstellung".

Julia Kröpelin schreibt über ihre aktuellen Werke: "Meine Arbeiten beschreiben Orte. Sie zeigen sich, indem ich einige ihrer Merkmale / Parameter in der Luft befestige. Sie bilden ein Netz von Einzelheiten, die teilweise aus meiner Beobachtung, teilweise aus der Welt meiner Vorstellung oder aus meinem Verhältnis zur äußeren Welt entstammen. So sind es innere und äußere Orte zu gleich. Ich benutze reale Gegenstände und gleichzeitig ihre Reproduktionen in Form eines Abbildes. Bild und Abbild sind einander ähnlich. Eine gemeinsame Bewegungsrichtung setzt die Segmente in einen annähernd kausalen Zusammenhang, lässt sie für kurze Zeit ein gemeinsames Bild beschreiben."

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Win­ter­se­mes­ter 2011/12: Das Künst­le­r­ate­li­er - Vier Wän­de und ein Ober­licht?

In diesem Semester werden internationale Künstlerinnen und Künstler eingeladen, welche ihre Atelierräume mit Blick auf ihre künstlerische Arbeit vorstellen und diese Perspektive zugleich um subjektive Erfahrungen, produktionsästhetische und ökonomische Bedingungen erweitern. Der Atelierraum als Kultort oder Lebenskunstwerk, als Übergangszone, Kommentar oder Material besitzt eine scheinbar ungebrochene Faszination und ist in zeitlichen Abständen immer wieder Gegenstand kunstwissenschaftlicher Reflektionen und Stilisierungen von Künstlermythen. Doch wie beeinflusst der Raum gegenwärtig das Werk und die künstlerische Arbeit? Ist das Atelier angesichts der nomadischen Lebensentwürfe und Ortlosigkeit überhaupt noch existent, oder vielleicht nur noch als Modell bzw. im Plural denkbar und von anderen Arbeitsumgebungen gar nicht mehr zu unterscheiden?

Verantwortlich: Prof. Dr. Sabiene Autsch, Eva Weinert, Vertr.-Prof. Hartmut Wilkening

Katharina Jahnke (Köln)

Einführung: Vertr.-Prof. Hartmut Wilkening

Die Künstler Christoph Kern und Martin Steiner, die seit Jahren das Fach Kunst durch Lehraufträge in der künstlerischen Praxis mit unterstützen, reflektieren im Rahmen der Silogespräche ihre eigene Ateliersituation und treten darüber zugleich in einen gemeinsamen Dialog.

Christoph Kern, der als Maler seine Ateliersituation in den letzten 30 Jahren von verschiedensten Faktoren geprägt und mitbeeinflusst sieht, ist aktuell bei einem „integrierten“ Ateliermodell angekommen. Dabei handelt es sich um eine umfunktionierte 60qm Wohnung, die ihm, in direkter Nachbarschaft zu seinem privaten Wohnraum, als Labor, Werkstatt und Präsentationsraum dient. Bei projektbezogenen Arbeiten, die zusätzlich einen größeren Platzbedarf einfordern, wird die zeitweise Anmietung oder Nutzung weiterer Räumlichkeiten zu einer finanzierbaren Möglichkeit. Nicht zuletzt hängt der Atelierraum und -bedarf, so Kern, aber auch von der Persönlichkeit des jeweiligen Künstlers ab, was ihn dazu motiviert, von einem „Richtungsstreit“ zu sprechen.

Christoph Kern (*1960 in München), Studium der Philosophie und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität, München, 1981-88 Studium der Malerei und Graphik an der Akademie der Bildenden Künste, München (Diplom als Meisterschüler bei Prof. Tröger). Seit 1994 Lehraufträge im In- und Ausland, Gastkünstler an verschiedenen Kunstinstitutionen besonders in den USA. Seit 1989 malt Christoph Kern Würfel, mit dem Ziel, durch seine Malerei das Geheimnis der Malerei zu erkunden. Seine akribischen und systematischen malerischen Forschungen ähneln physikalischen Versuchen. Seine Arbeiten (Malerei, Grafik, Video) sind in größeren Sammlungen und Museen vertreten. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Christoph Kern lebt und arbeitet in Berlin.

Ein ehemaliger Büroraum einer Maschinenfabrik in Düsseldorf-Oberbilk ist derzeit das Atelier von Martin Steiner und Ausgangspunkt von Rauminstallationen, aber auch der Ort, an dem Skulpturen wachsen und langsam Bilder entstehen. Dieser Raum wirkt nicht wie das typische Atelier eines Künstlers: Er ist zu klein und, mit einer umlaufenden hölzernen Wandverkleidung eingefasst, nicht neutral genug. Aber das Atelier ist bezahlbar, in einem Stadtteil gelegen, der bunt gemischt ist und sozialen Sprengstoff birgt.

Schon in der Vergangenheit haben die Atelierräume und ihre Umgebung einen großen Einfluss auf die künstlerische Arbeit von Martin Steiner gehabt: Während des Studiums das ehemalige Brauhaus in Siegen, später die Räume der stillgelegten Völklinger Hütte, ein Atelier in der Villa Romana Florenz mit Blick auf den Garten und die Stadt ...

Aus einer Mischung von Eindrücken aus dem Alltag und von Reisen, festgehalten in Fotos und Vorstellungen, ergibt sich langsam über die Zeichnung und den spielerischen Umgang mit Formen, Farben und Material eine immer fester werdende, eigene Bildsprache, die sich in Raumarbeiten, Skulpturen und in Bildern manifestiert.

Martin Steiner (*1967 in Siegen), Studium Kunst, Germanistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Siegen, 1990 das Studium der Freien Kunst an der HBK Saar in der Bildhauerklasse von Wolfgang Nestler (Diplom). Er erhielt mehrere Preise und Stipendien, darunter den Villa Romana-Preis Florenz. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, im öffentlichen Raum und in Sammlungen vertreten. Martin Steiner lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Prof. Dr. Sabiene Autsch und Eva Weinert (Fach Kunst)

Der Weg ihrer künstlerischen Auseinandersetzung führte Therese Weber in den frühen 1980er Jahren in die USA, die Zeit der Aufbruchsstimmung der Paper Art. Es folgten eine intensive Auseinandersetzung mit der asiatischen Kultur und mehrere Arbeitsphasen in Ateliers in Japan. Forschungsreisen und Expeditionen nach China und in den Fernen Osten akzentuieren ihr Interesse an fremden Kulturen und Mentalitäten und die künstlerische Beschäftigung mit Material und Materialitäten.

Vor dem Hintergrund dieser Ortsverlagerungen entwickelt Therese Weber einen Blick auf ihre künstlerische Arbeit in verschiedenen Ateliers in der Ferne und in der Nähe ihres Wohnortes in der Schweiz. Ateliers sind für sie daher "Punkte auf der Landkarte" und Ideenspeicher: Hier werden Konzepte angedacht, entworfen und umgesetzt. Insbesondere die Arbeit im Atelier in China, in einer fremden und ungewohnten Umgebung, bewirkte zugleich neue Impulse im Umgang mit Materialien, Techniken und im Bildaufbau. Solche Erfahrungen führten auch zur Mitgründung des atelierhauses arlesheim: eine raumspezifische Situation mit mehreren Künstlern unter einem Dach und zugleich ein Austauschatelier mit Kunstschaffenden aus verschiedenen Kontinenten und temporärer Anwesenheit. Das Atelierhaus ermöglicht anhaltende Chancen zur Reflexion sowie Rückzugsmöglichkeiten in den eigenen Arbeitsprozess. Ein anderes Ateliermodell, das Therese Weber vorstellen wird, sind die Atelierlabore Gemini Los Angeles und Magnolia Editions Oakland, in welchen KünstlerInnen ihren Arbeitsplatz für eine bestimmte Zeit verlagern, um mit Experten spezifische Techniken für ihr künstlerisches Konzept weiterzuentwickeln.

Therese Weber ist Künstlerin und Professorin an der Fachhochschule Nordwestschweiz Liestal/Basel. Schwerpunkte in der künstlerischen Tätigkeit sind das Medium Papier und die Fotografie, Ausstellungen im In- und Ausland, zahlreiche Projekte und Publikationen.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Piotr Zamojski (Düsseldorf)

Einführung: Vertr.-Prof. Hartmut Wilkening

Som­mer­se­mes­ter 2011: "Qual­len und Ko­ral­len - Ho­ri­zont und Wel­le". Dis­kur­se und Dis­kus­si­o­nen über Kunst und Na­tur

In unterschiedlichen Formaten erfolgt im Sommersemester 2011 eine Erkundung des Spannungsverhältnisses von Natur und Kunst in verschiedenen Seminarkooperationen zwischen Kunst und Philosophie und Kunst und Sport/Tanz. Das Thema möchten wir in den Silogesprächen aufgreifen und gemeinsam mit Studierenden und einer interessierten Öffentlichkeit diskutieren. Eingeladen sind Künstlerinnen und Künstlern, die ein neues und verstärktes Interesse an Materie und Materialitäten, Organismen und Organischem, Gewachsenem und Gemachtem, an Flüchtigkeit und Prozesshaftigkeit zeigen. In welches Verhältnis zum „Natürlichen“ setzt sich der Mensch im Schaffen von Artefakten? Welche Naturbilder liegen dem Konzept von natura naturans oder natura naturata zugrunde? Inwieweit bestimmen Mimesis oder Poiesis unser Verhältnis zur Natur? Dazu erläutern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hintergründe, beleuchten Kontexte und setzen sich mit den Phänomenen Natur und Landschaft im „Zeitalter der Biopolitik“ und der ökologischen Krisen kritisch auseinander.

Verantwortlich: Prof. Dr. Sara Hornäk, Prof. Dr. Sabiene Autsch

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Am Dienstag, 28. Juni 2011, hält Prof. Dr. Joseph Imorde (Universität Siegen) einen Vortrag zum Thema „Atmosphärische Landschaft“. Eingeladen dazu hat Prof. Dr. Sabiene Autsch im Rahmen des Seminars „Horizont und Welle“. Der Vortrag thematisiert die ästhetische Erfahrung atmosphärischer Erlebnisse und den Einfluss solcher "weichen Displays" (Gunnar Schmidt) auf die Kunstproduktion seit dem späten 18. Jahrhundert.

Joseph Imorde studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Musikwissenschaft in Bochum, Rom und Berlin. Nach der Magisterarbeit zu „Außenbauformen im Innenraum“ war er mehrere Jahre als Redakteur der Architekturzeitschrift Daidalos tätig. 1996 gründete er die Edition Imorde. Nach der Promotion zur römischen Festarchitektur des Barock wechselte er als Assistent an das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an die ETH Zürich. 2001 ging er als Stipendiat der Forschungsgruppe „Kultbild“ an die Universität Münster, danach an die RWTH Aachen, wo er den Lehrstuhl von Jan Pieper vertrat. Er war Stipendiat der Volkswagen- und der Thyssenstiftung und ab 2006 Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Kunstgeschichte „Bibliotheca Hertziana“. Joseph Imorde lehrte an der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich, an der Hochschule für Gestaltung Zürich, der Rheinisch Westfälisch Technischen Hochschule in Aachen. Seit August 2008 ist er Inhaber des  Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Universität Siegen. Zu seinen Arbeitsfelder gehören: Barocke Kunst, Kunsthistoriographie, Architekturgeschichte bzw. Architekturtheorie, historische Emotionsforschung, Medientheorie etc. Ausgewählte Buchveröffentlichungen: Präsenz und Repräsentanz. Oder: Die Kunst, den Leib Christi auszustellen (1997), Barocke Inszenierung (1999), Plätze des Lebens (2002), Affektübertragung (2004), Die Grand Tour in Moderne und Nachmoderne (2008), Michelangelo Deutsch! (2009), Die Tagebücher Ernst Steinmanns (in Vorbereitung).

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch

Künstler Armin Hartenstein mit Vortrag „Gestern Flugsand“ über sein künstlerisches Werk am 7.6. im Kunstsilo

Am 7. Juni wird Armin Hartenstein im Rahmen des Seminars „2nd Nature – Nach der Natur“ (Prof. Dr. Sara Hornäk, Prof. Dr. Ruth Hagengruber) um 18 Uhr im Kunstsilo einen Vortrag zu seinem künstlerischen Werk halten.

Unter dem Titel „Gestern Flugsand“ stellt der 1968 geborene Künstler, der nach seinem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Fritz Schwegler in Düsseldorf lebt und arbeitet, seine Malerei, seine dreidimensionalen Bildobjekte sowie seine Installationen vor.

Armin Hartenstein lotet mit seinen gemalten und gebauten Vulkankratern, Fels- und Gebirgsformationen die Grenzen zwischen Natur und Kunst aus und erschafft Vorstellungsbilder der Natur oder „Landschaftsphantasmagorien“ (M. Kröner). Im Spiel mit Flächigkeit und Tiefenillusion changieren die Werke zwischen Malerei, Relief und plastischem Objekt. Spuren des Ausgangsmaterials und der Bearbeitung bleiben erhalten. Grobe und spröde Materialität steht im Kontrast zur malerischen Detailtreue.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

Am Dienstag, 31. Mai 2011, wird das Künstlerpaar Ming-Ming Yin und I-Shu Chen (Taiwan) im Rahmen der Silogespräche einen Workshop zum Thema „Wasser schreiben“ im Rahmen des Seminars „Horizont und Welle“ (Prof Dr. Sabiene Autsch / Eva Weinert) durchführen und anschließend um 18.00 Uhr eine Auswahl an eigenen künstlerischen Arbeiten vorstellen.

Die beiden aus Taiwan stammenden Künstler studierten zunächst an der Tung-Hai University in Taichung, später gemeinsam an der Kunstakademie Düsseldorf bei David Rabinowitsch. Dort wählten sie sehr unterschiedliche künstlerische Ausdrucksweisen, wodurch sich auch eine eigene Bildsprache entwickelte: I-Shu Chen arbeitet im Bereich der Zeichnung und Fotografie, wobei es dabei nie um das Erforschen oder unendliche Durchspielen eines bestimmten Themas geht, sondern vielmehr um ein skizzenhaftes und tagebuchartiges Erfassen von Zufälligkeiten. Ming-Ming Yen hingegen schafft fragile Konstrukte, die in ihrer Exponiertheit latent von Zerstörung oder Beseitigung bedroht sind. Die poetisch-vergänglichen Arbeiten fragen nach dem „passenden“ Ort der Kunst und reflektieren das Wechselspiel von Balance und Halt. Beide Künstler nähern sich somit durch ihre prozesshaften und gewachsenen Arbeiten an das Spannungsfeld „Kunst und Natur“ an, welches in diesem Semester unter „Quallen und Korallen – Horizont und Welle. Diskurse und Diskussionen über Kunst und Natur“ Thema der „Silogespräche“ bildet.

Einführung: Prof. Dr. Sabiene Autsch und Eva Weinert

Prof. Dr. Dr. Claus Arthur Scheier spricht am 31.5. über Hegels These vom Ende der "Zweiten Natur"

Im Rahmen der Seminar- und Vortragsreihe "2nd Nature – Nach der Natur. Kunst und Philosophie im Gespräch" (Prof. Dr. Ruth Hagengruber/ Prof. Dr. Sara Hornäk) spricht am 31. Mai um 11.15 Uhr Prof. Dr. Dr. Claus Arthur Scheier (Philosoph, Universität Braunschweig) zu Hegels These vom Ende der "Zweiten Natur".

Der Vortrag des 1942 in Leipzig geborenen Philosophen und Mediziners C. A. Scheier, der seit 1982 an der Technischen Universität Braunschweig Philosophie lehrt, setzt die Begriffe erste und zweite Natur, Produktion (Poiesis) und Darstellung (Mimesis als Vergegenwärtigung) in ein geschichtliches Verhältnis und skizziert, warum und wie sich (der Begriff von) Kunst seit der industriellen Revolution radikal verändert hat: Welche Aufgabe hatte und hat Kunst in der industriellen und der gegenwärtigen medialen Moderne?

Mit dem Vortrag wird zugleich die Reihe der SILOGESPRÄCHE im SoSe 2011 eröffnet, die sich in diesem Semester, angebunden an verschiedene Seminarkooperationen von Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Sara Hornäk, Prof. Dr. Ruth Hagengruber, Eva Weinert und Verena Freitag, dem Thema widmet: Quallen und Korallen – Horizont und Welle.

Einführung: Prof. Dr. Sara Hornäk

[Text folgt]

Einführung: Prof. Dr. Inga Lemke

Informationen zu Silogesprächen aus vorherigen Semestern finden Sie hier: Homepage Silogespräche.

Aktuell

Alle Videoaufzeichnungen von Silogesprächen finden Sie auf unserem Channel.

Pu­bli­ka­ti­o­nen

Sabiene Autsch, Sara Hornäk (Hg.)
Material und künstlerisches Handeln
Positionen und Perspektiven in der Gegenwartskunst
(unter Mitarbeit von Susanne Henning)

Juni 2017, 256 S., kart., 34,99 €
ISBN 978-3-8376-3417-4

Weitere Informationen zur Publikation finden Sie hier.
Leseprobe (PDF-Datei)

 

Sabiene Autsch, Sara Hornäk (Hg.)
Räume in der Kunst
Künstlerische, kunst- und medienwissenschaftliche Entwürfe

November 2010, 304 S., kart., 32,80 €
ISBN 978-3-8376-1595-1

Weitere Informationen zur Publikation finden Sie hier.
Leseprobe (PDF-Datei)