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Ab­schied von Jacques De Deck­er: Grand­sei­gneur der bel­gis­chen Kul­turszene und wichti­ger Ge­g­en­wartsautor

Der Tod Jacques De Deckers am 12.04.2020 in Brüssel löste in Belgien und in vielen weiteren Ländern Europas große Trauer aus. Auch im Belgienzentrum wurde die traurige Nachricht mit Kummer aufgenommen und hinterließ bei einigen Mitgliedern das Gefühl der Verlassenheit und eines großen Verlusts.

Jacques De Decker war nicht nur ein bekannter Schriftsteller, Journalist, Übersetzer, Regisseur sowie von 2002 bis 2019 ständiger Sekretär der Académie Royale de langues et de littératures françaises de Belgique, sondern er war vor allem auch ein großer Förderer belgischer Kultur. Sein Engagement für die belgische Literatur und Kultur in ihrer sprachlichen Vielfalt stand Zeit seines Lebens im Zentrum vieler seiner Aktivitäten und der von ihm sehr erfolgreich angestoßenen Projekte, wie z.B. das internationale Literaturhaus Passa Porta in Brüssel.

Anlässlich einer Lesung am Belgienzentrum im Sommer 2018 gemeinsam mit Stéphane Lambert, war er das erste Mal unser Gast. Er las dem gebannten Publikum aus seinem Roman La grande roue (1985) Auszüge auf Französisch und Deutsch vor und verstand es, im Gespräch seine Zuhörer für die belgische Literatur und Kultur zu begeistern. Jacques De Decker und Stéphane Lambert erwiesen sich an dem Abend als perfekte Botschafter Belgiens, da sie die kosmopolitische aber auch regionale Vielfalt des Königreichs vielen Menschen näherbrachten.

Kurze Zeit darauf erreichte uns die großartige Nachricht, dass Jacques De Decker in Erwägung ziehe, dem Belgienzentrum einen Teil seiner Privatbibliothek zu schenken. Er habe in Paderborn einen Ort gefunden, wo seine Vision von Belgien als ein Land großartiger niederländischsprachiger und französischsprachiger Künstler von Weltgeltung geteilt und gelebt werde. Eine umfassende Bücherschenkung von Jacques De Decker reiste von Brüssel nach Paderborn im Januar 2019. Wie bereits so oft in seinem Leben erwies sich auch hier seine Initiative als Grundstein für ein weiteres belgisches Kulturprojekt. Vor dem Hintergrund seiner Schenkung und weiterer Buchgaben aus Belgien und Deutschland entschloss sich die Universitätsbibliothek dazu, eine „Leselounge Belgien“ einzurichten. Es wurde ein Ort geschaffen, an dem Bücher von und über Belgien zur Lektüre in bequemen Loungesesseln einladen und in Kürze auf einem Bildschirm Videokunst des Landes zu sehen sein wird. Die Einweihung dieses Ortes fand im Mai 2019 in Anwesenheit von Jacques De Decker statt, der zuvor mit Studierenden über belgische Literatur diskutierte und eine wunderbare Eröffnungsrede hielt.

Die „Leselounge Belgien“ wird noch in diesem Jahr durch großformatige Glaskunst der flämischen Glaskünstlerin Christina Vanoppen und des wallonischen Glaskünstlers Étienne Tribolet ausgestaltet. Jacques De Decker hatte seine Mitwirkung für die Einweihung der Kunstobjekte zugesagt, er wird an diesem besonderen Tag sehr fehlen.

Wir werden seine Weltläufigkeit, seine Eleganz, seinen Großmut, seine Großzügigkeit und sein entschlossenes Engagement für die Vielfalt Belgiens sehr vermissen. Unser Mitgefühl gilt in diesen Tagen seiner Familie, der wir unser aufrichtiges Mitgefühl und tiefe Anteilnahme aussprechen möchten.

Für das Belgienzentrum Sabine Schmitz und Marie Weyrich

Jacques De Decker bei seinem Besuch des Belgienzentrums
De Decker schloss seinen Vortrag bei der Einweihung der "Leselounge Begien" mit dem obigen Gedicht, in dem er subtil und elegant den Ort beschreibt, an dem er sich einen Entwurf Belgiens außerhalb von Belgien vorstellen kann.