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Der 8. Bel­gi­entag: ein in viel­er­lei Hinsicht außergewöhn­lich­er Tag

Am 15. Mai 2024 hieß das Belgienzentrum sowohl hochrangige Gäste aus der Politik und Wissenschaft als auch viele interessierte Bürger*innen und Schüler*innen zum 8. Belgientag an der Universität und in der Stadt Paderborn willkommen. Am Vormittag konnten die Gäste an einer anregenden Diskussion über Belgiens Rolle in der Europäischen Union teilnehmen. Danach wurde ein Museumskofferwettbewerb veranstaltet und am Mittag bot sich den Gästen die Gelegenheit, die vom Studierendenwerk zubereiteten belgischen Speisen in der Mensa oder der Mensula zu probieren. Der zweite Teil des Belgientags fand am Nachmittag in der Innenstadt von Paderborn statt. Im Gymnasium Theodorianum diskutierten Schüler*innen mit Teilnehmer*innen des Belgientags über die Bedeutung der EU im Lebensalltag der Menschen. Zeitgleich wurde vor dem Rathaus in der Stadt eine Tombola zugunsten der Kinderschutzambulanz des Kinderklinikums St. Louise durchgeführt. Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos das beeindruckende Orgelkonzert im Hohen Dom zu Paderborn, das die Zuhörer*innen sehr begeisterte. Im Anschluss hatten die offiziellen belgischen Vertreter im historischen Rathaus mit Bürgermeister Dreier zum Empfang geladen, in dessen Rahmen Frau Prof. Dr. Schmitz in Anerkennung und Würdigung ihrer Verdienste um die Intensivierung der belgisch-deutschen Beziehungen auf vielen Ebenen mit der Verleihung des belgischen Kronenordens geehrt wurde.

Im Folgenden finden Sie einen detaillierten Bericht zum 8. Belgientag:

Der Vormittag

Engagierte Diskussionen

Der Vormittag wurde in Anschluss an die Grußworte mit einer engagierten Diskussion über Belgien in der Europäischen Union eröffnet. Hierzu wurde ein neues Format eingeführt. Interessierten Teilnehmer*innen des Belgientags stand es offen, den in der Mitte des im Halbkreis zum Publikum sitzenden Diskussionspanels freien Stuhl einzunehmen und eine direkte Frage an die Expert*innen zu richten. Von dieser Option wurde sehr rege Gebrauch gemacht und so wurden spannende Fragen verhandelt, die sich zum Beispiel auf den derzeitigen Beitrag und die Stellung Belgiens zur EU oder die konkrete Einbindung der Regionen und Gemeinschaften in die belgische EU-Ratspräsidentschaft richteten. Das siebenköpfige Panel diskutierte ferner die folgenden Fragen, die junge Menschen in Europa, wie z.B. die Studierenden des Studiengangs Europäische Studien, kurz vor der Wahl bewegen: Was kann die EU für mich tun? Wie sieht Belgien seine Rolle in einer Europäischen Union, die sich als Friedensprojekt versteht? Frau Prof.in Dr. Sabine Schmitz und Herr Prof. Dr. Christoph Ehland moderierten diesen Teil des Vormittagsprogramms, indem sie die anwesenden Expert*innen aus Politik, Diplomatie, Geschichte und Wirtschaft befragten. Zu ihnen gehörten Herr Prof. Dr. Christian Behrendt, Herr Philippe Potjes, Frau Dr. Linn Selle, Herr Alexander Homann, Frau Dr. Uta Loeckx, Herr Jun.-Prof. Dr. Yves Huybrechts und Herr Nic Van der Marliere.  Hierbei wurden umfassende Überlegungen und Diskussionen zur Europäischen Union und der Rolle Belgiens in diesem Staatenverbund in geschichtlichen Zusammenhängen, der Gegenwart und der Zukunft erörtert. Die Fragen wurden, je nach Bedarf, in einer der drei Landessprachen Belgiens, Deutsch, Französisch und Niederländisch, formuliert und dann entsprechend in verschiedenen Sprachen beantwortet.

Anregender Museumskofferwettbewerb

Im Anschluss wurde den Besucher*innen die Gelegenheit gegeben, sich ausgewählte Museumskoffer zum Werk der belgischen Symbolisten George Minne und Léon Spilliaert anzusehen. Die Koffer hatten Studierende der Fächer Kunst und Französisch in Seminaren von Dr. Larissa Eikermann und Prof. Dr. Sabine Schmitz 2023 angefertigt (siehe hierzu den Bericht auf dieser Seite) und sie im Rahmen der Ausstellung „Gewagte Visionen: George Minne und Léon Spilliaert“ dem Clemens-Sels-Museum in Neuss zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen des Belgientags waren die Museumskoffer Gegenstand eines Wettbewerbs. Eine fachkundige Jury, bestehend aus der Leiterin des Benelux-Referats, Dr. Uta Loeckx, Herrn Botschaftsrat Alexander Homann und der stellvertretenden Generaldelegierten Flanderns, Marianne Van Boxelaere, begutachtete eingehend alle Koffer und war von allen acht sehr begeistert. Da fiel eine Entscheidung sehr schwer. Auf der Grundlage eines differenzierten Kriterienkatalogs entschieden sie sich schließlich für den Koffer Thema „Léon Spilliaert – die Welt aus dunkler Sicht“ der Kunststudentin Sanja Josic. Die Jury hob die sehr gute Integration von interaktiven Elementen in dem Koffer hervor. Sie ermutige insbesondere Schüler*innen dazu, sich dem Thema des Koffers aktiv zu nähern. Als glückliche Gewinnerin durfte Sanja Josic einen großen Korb belgischer Bierspezialitäten mit nach Hause nehmen.

Erfolgreiche Tombola

Nach einem reichhaltigen belgischen Mittagessen in der Mensa und Mensula der Universität Paderborn verlagerte sich der Belgientag in die Innenstadt. Dort war bereits der Tombolastand des diesjährigen Belgientags vor dem Rathaus aufgebaut. Es gab tolle Preise zu gewinnen: Magritte-Briefbeschwerer, Schokolade, Kekse, Comics, Bierkörbe, große Schlümpfe und vieles mehr - alles selbstverständlich aus Belgien. Als Hauptpreise winkten Visit Brüssel-Karten, Eintrittskarten zu einer Ausstellung in Lüttich und wunderschöne Glasstelen. Wir möchten der belgischen Botschaft in Berlin, VISITWallonia und dem Glasatelier Peters herzlich für die Spende großartiger Preise für die Tombola und der Stadt Paderborn für die Möglichkeit des Aufbaus der Tombola danken. Durch ihre Unterstützung und die rege Teilnahme vieler Bürger*innen Paderborns  kam ein Spendenbetrag von 550 Euro zusammen. Der Erlös wurde, wie angekündigt, der Kinderschutzambulanz der Kinderklinik St. Louise in Paderborn übergeben. Mit dieser Spende ist ein erster Grundstein für die Anschaffung einer speziellen Untersuchungsliege für die kleinen Patienten gelegt. Weitere Spenden für dieses Projekt sind daher in der Kinderschutzambulanz sehr herzlich willkommen.

Schüler*innen fragen nach dem Mehrwert der Europäischen Union

Ab dem frühen Nachmittag diskutierten über 100 Schüler*innen des Gymnasiums Theodorianum im Rahmen des 8. Belgientags über das Thema „Die Bedeutung und der Stellenwert der EU im Alltag junger Bürger*innen“.

Den Auftakt der Diskussionsrunde bildete der professionelle Auftritt einer Schülerband. Nach den herzlichen Begrüßungen nahmen die Teilnehmer*innen auf dem Podium Platz: Herr Prof. Dr. René Fahr, Herr Alexander Homann, Herr Nic Van der Marliere, Herr Garrick Gockel, Herr Lennart Van Hirtum, Herr Prof. Dr. Johannes Süßmann und Frau Prof. Dr. Sabine Schmitz. Die Moderation der Podiumsdiskussion lag in den Händen von Dr. Linn Selle, der Leiterin des Europa-Referats der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund.

Zu Beginn wurden die Podiumsmitglieder gebeten, persönliche Europaerfahrungen aus ihrer Jugend zu schildern. Hierbei wurde deutlich, wie unterschiedlich diese je nach Altersgruppe waren: Einige erinnerten sich an Zollbüros und verschiedene Währungen, während jüngere Teilnehmer*innen von einem „grenzenlosen“ Europa schwärmten, das eine Vielzahl an Reise- und Lebensmöglichkeiten sowie einen reichen kulturellen Austausch bietet, der erst durch die Europäische Union ermöglicht worden ist.

Im Verlauf der Diskussion hatten die Schüler*innen des Theodorianum die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die Diskussionsrunde verdeutlichte, dass insbesondere junge Menschen ein starkes Interesse an der Vielfalt und den Möglichkeiten Europas haben. In diesem Zusammenhang wurden auch konkrete Maßnahmen und Möglichkeiten erörtert, wie sich Schüler*innen aktiv für die Zukunft und die Förderung der EU engagieren können.

Musikalischer Hochgenuss

Am Abend begrüßten S.E. Dr. Udo Markus Bentz, Erzbischof von Paderborn und S.E. Geert Muylle, Botschafter des Königreichs Belgien sowie der Generaldelegierte Flanderns Nic Van der Marliere und Botschaftsrat Alexander Homann alle Anwesenden im Hohen Dom zu Paderborn. Im Anschluss gab der von der Regierung Flanderns eingeladene bekannte Organist Benjamin-Joseph Steens mit seinem Sohn Paul-Emmanuel Steens, der ihn an der Pousaune begleitete, ein unvergessliches Konzert. Die bekannte Paderborner Orgel ermöglichte es, einige besondere Musikstücke zu spielen, die man sonst nur selten zu hören bekommt. Das exquisite Programm bot großen musikalischen Genuss. Die stehenden Ovationen im Anschluss des Konzerts als Hommage an die beiden Künstler waren sehr verdient.

Ein feierlicher Abschluss

Prof. Dr. Sabine Schmitz, 1. Vorstandsvorsitzende des Belgienzentrums, ist vom belgischen Königshaus mit einem Orden geehrt worden. Sie wurde für ihre umfangreichen Forschungen zur belgischen Kultur und Literatur, den Auf- und Ausbau des Belgienzentrums „BELZ“ und der digitalen Plattform „BelgienNet“ durch Geert Muylle, den belgischen Botschafter in Deutschland, mit dem Titel „Offizier des belgischen Kronenordens" ausgezeichnet. Das Ehrenabzeichen wird an Personen verliehen, die sich auf kulturellem, wirtschaftlichem oder künstlerischem Gebiet besonders verdient gemacht haben.

Das Belgienzentrum dankt allen Gästen und Teilnehmer*innen für Ihre Teilnahme an dem spannenden 8.Belgientag! Wir freuen uns bereits jetzt auf ein Wiedersehen anlässlich des 9. Belgientags Mitte Mai 2025.