Freitag, 21. November 2014 und
Samstag, 22. November ganztägig
Universität Paderborn
Der in den letzten Jahren im Zusammenhang mit dem Städtebau der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts verhandelte Begriff des Wiederaufbaus trifft unseres Erachtens nicht den Kern des Problems. Vielmehr handelt es sich um einen langfristigen Prozeß der Modernisierung von Städten, um den sozialen, ökonomischen, demographischen, verkehrlichen und technischen Anforderungen gerecht zu werden. Für den hier zu betrachtenden Zeitraum lassen sich verschiedene Phasen von Stadtumbau, Stadterneuerung und Stadtsanierung feststellen, welchen dezidierte Planungen und architekturtheoretische und urbanistische Konzepte zugrundeliegen: im ausgehenden 19. Jahrhundert gründerzeitliche Stadterweiterungen neben den vorhandenen Altstädten, zugleich partielle Eingriffe in den Altbaubestand; um 1900 „Entdeckung der Altstadt“ mit neuer Inwertsetzung; in den 1920er Jahren Konzepte des „Neuen Bauens“ (sozialer Wohnungsbau; Verkehrsinfrastruktur; Elektrifizierung; Assanierung); 1930er Jahre Umgestaltungen im Sinne der herrschenden Ideologie; nach dem Krieg Aufbau der zerstörten (Innen-)Städte. Bei dieser Entwicklung ist zu bedenken, daß Modernisierungskonzepte aufgrund der beiden Weltkriege und der Weltwirtschaftskrise nicht oder nur rudimentär umgesetzt worden sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpften nun häufig dieselben Akteure an alte Konzepte und Planungen wieder an , zumal diese nun in ihrer gesamten Bandbreite zur Verfügung standen und angesichts der Extremsituation Wirkung entfalten konnten. Die skizzierten Hypothesen sollen auf der Veranstaltung überprüft werden, und zwar einerseits an einzelnen Fallbeispielen, andererseits im systematischen, diachronen Zugriff auf einzelne Problemfelder. Ziel dabei ist es, das dominierende Wiederaufbau-Paradigma aus seiner scheinbar isolierten Stellung in den historischen Kontext zurückzubinden und damit einen erweiterten Ansatz der Städtetransformation zu gewinnen. Nicht vornehmlich Brüche stehen im Mittelpunkt des Interesses, sondern Kontinuitäten. Interessenten sind herzlich willkommen. Der Workshop ist öffentlich.