In den Kellern der Gemeinde Altenbeken lagern hunderte gusseiserne Ofenplatten, die von der Blütezeit der örtlichen Eisenproduktion zeugen. Lange bevor der Eisenbahnbau die Gemeinde prägte, waren die Altenbekener Eisenhütten über Jahrhunderte hinweg die wichtigsten Arbeitgeber und beeinflussten die frühe Entwicklung der Gemeinde. Die Gusseisenprodukte, insbesondere Öfen, waren aufgrund ihrer Qualität begehrte Exportgüter, die sogar bis nach Skandinavien geliefert wurden.
Im Jahr 1926 stellte die letzte Altenbekener Eisenhütte aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ihren Betrieb ein, wodurch der einst so bedeutende Industriezweig langsam in Vergessenheit geriet. Erst mit der Initiative des damaligen Bürgermeisters Heinrich Menne gelang es 1976, die Geschichte und Bedeutung der heimischen Eisengusserzeugnisse wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Mit der Eröffnung des Egge-Museums wurde eine umfangreiche Sammlung dieser identitätsstiftenden Kulturobjekte präsentiert. Als das Museum vor 25 Jahren eine Umkonzeptionierung hin zu einer multifunktionalen Kulturstätte und später zu einem gastronomischen Betrieb erfuhr, wurden viele ehemalige Exponate eingelagert.
Um diese bedeutenden Objekte der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, wird die Sammlung der Ofenplatten derzeit digitalisiert. Durch die baldige Publikation und Inventarisierung im „museum-digital“-Projekt wird ein neuer virtueller Sammlungskatalog geschaffen. Dieser kann künftig auch zur Bestimmung eigener privater Ofenplatten genutzt werden, indem man zusätzliche Informationen des eigenen Motivs im virtuellen Katalog nachschlägt. Darüber hinaus werden durch 3D-Rekonstruktionen die heute überwiegend nur noch als einzelne Platten erhaltenen Ofenbauteile digital zusammengesetzt.
Exklusive Einblicke in die aktuellen Forschungsarbeiten sowie eine Rekonstruktion der Eisenverarbeitungsgeschichte in Altenbeken werden in einem Vortrag von Benedikt Heitmar am Sonntag, den 3. November, von 16:00 bis 18:00 Uhr in Andy’s Deele (ehemaliges Egge-Museum, Alter Kirchweg 7, 33184 Altenbeken) präsentiert.
Den Anstoß für die neuen Forschungen gab Professor Hans Walter Wichert, Technikhistoriker und Ehrenmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins Altenbeken. Er setzte sich dafür ein, die Ofenplatten erneut wissenschaftlich zu untersuchen. Benedikt Heitmar (Arbeitsbereich Zeitgeschichte) wurde für dieses heimatbezogene Forschungsprojekt gewonnen. Er verbindet klassische geschichtswissenschaftliche Methoden mit den digitalen Vermittlungsmöglichkeiten der „Digital Humanities“.
Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Altenbeken durchgeführt und von der Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter finanziell unterstützt. Zudem profitiert das Forschungsprojekt von der lokalen Expertise der zahlreichen Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Altenbeken.