Kuba Ex­kur­sion vom 15.09.2016 – 29.09.2016 – ein Rückblick

Aufbruch nach Kuba

Bevor eine Exkursion tatsächlich startet sind selbstverständlich im Vorfeld viele Entscheidungen zu treffen und auch die ein oder andere Diskussion über bestimmte Programminhalte musste ausgefochten werden. Nachdem unser Plan nun durchdacht war und mit den Beteiligten in Kuba abgesprochen war, so gut es eben die sprachlichen und technischen Mittel zuließen, stand der eigentlichen Exkursion nichts mehr im Weg. Apropos Weg, wir starteten in aller Frühe vom Flughafen Düsseldorf aus den Gang durch alle üblichen Sicherheitschecks und nach knapp 11 Stunden und 7.980 km landeten wir endlich wohlauf dem Flughafen in Havanna.

Doch wie kam es überhaupt zu der Exkursion und was war die Grundlage dafür keine Mühen und Kosten zu scheuen, um einen Inselstaat in der Karibik für 14 Tage zu besuchen? Der Ursprung lag in einem Seminar von Herrn Fäßler, dass sich mit der vielseitigen Geschichte Kubas auseinandersetzte. Demnach bestand der Schwerpunkt der Exkursion nicht nur darin das Land die Menschen und die kubanische Kultur kennen zu lernen, sondern auch zu verstehen wie die Kubaner ihre eigene Geschichte erzählen. Weiterhin bestand das Interesse Kuba zu bereisen auch darin, beobachten zu können inwiefern sich die Annäherung von Seiten der USA, auf Kuba auswirkt und ob ein Transformationsprozess erkennbar ist.

Die Ankunft

Nach dem Verlassen des Flughafens bot sich uns ein Bild, dass nicht mit jenen romantischen Vorstellungen von der Karibikinsel vereinbart werden konnte. Anstelle der 50er-Jahre Oldtimer fuhren uns unbekannte neue chinesische Autos und Busse über die Straße des Flughafens. Erst nachdem wir mit unserem neuen chinesischen Bus das Flughafengelände verließen und in Richtung Havanna fuhren boten sich uns diejenigen Bilder, für die Kuba stellvertretend stehen. Sozialistischer Plattenbau nebst spanischen Kolonialbauten, die allesamt in die Jahre gekommen sind und verfallen, und zu guter Letzt die Durchhalteparolen von Fidel Castro, die auf bemalten Bannern zwischen Palmen aufgestellt wurden. Nun endlich kamen uns auch einige Oldtimer entgegen und wir verbrachten unsere erste Nacht in unserem Hotel welches sich gegenüber des Agrarministeriums befand. Das Hotel wurde nun zu unserem „ständigen“ Wohnsitz, falls wir uns während der Reise in Havanna aufhielten.

Havannas Altstadt

Unter dem ersten historischen Aspekt dieser Reise fiel die Besichtigung der Altstadt Havannas mit ihren vielen Plätzen und dem durchgehend spanisch geprägten Kolonialbauten in den unterschiedlichsten Baustilen. Hier besichtigten wir auch die barocke Kathedrale San Christóbal, die einst von Jesuiten gegründet wurde und heutzutage eine römisch-katholische Kathedrale ist. Am nächsten Tag besichtigten wir das Museum der Revolution und wurden mit der allgegenwärtigen Revolution vertraut gemacht. Das Museum war ehemals der Präsidentenpalast Kubas und wird seit dem Sieg der Revolution als Museum genutzt. Die Art und Weise wie die Exponate präsentiert werden, kam den meisten Exkursionsteilnehmern unbekannt und daher sonderbar vor. Meistens wurden persönliche Gegenstände oder Fotos von Beteiligten innerhalb der Revolution chronologisch ausgestellt. Dabei ist das Narrativ hinter der Ausstellung eindeutig, da die Revolution als Erfolgsgeschichte präsentiert wird, in der die Guten um Fidel Castro, einen scheinbar übermächtigen Gegner besiegen.

Die Schweinebucht

Unser nächster Programmpunkt mit historischen Aspekten war ebenfalls ein Museum, dass es eindeutig in sich hatte, da es ein Thema behandelt das in allen Geschichtsbüchern auftaucht. Die Rede ist von dem Schweinebuchtmuseum (Museo de Playa Girón). Der Aufbau und die Präsentation der Exponate entsprach dem des Museums der Revolution. Von besonderem Interesse war, dass hierbei Aspekte der (Konterrevolution) Thematisiert wurden, die in der westlichen Geschichtsschreibung kaum auftauchen und den meisten daher unbekannt sind.

Verpasste Chance

Den nächsten Halt machten wir in Trinidad, einer der ältesten Kolonialstädte Kubas, die durch den Anbau von Zuckerrohr zu großem Reichtum kam. Die gesamte Stadt gehört heute dem UNESCO Weltkulturerbe an, da sie kaum Städtebaulichen Änderungen unterlag und deshalb wie kaum eine andere Stadt auf Kuba für den Kolonialstil steht. Nach dem Besuch eines Museums das sich mit der Verteidigung der Revolution beschäftigte, wurde deutlich wie stark die Revolution aktuell in der gesamten kubanischen Geschichte gewichtet wird. Auffällig hierbei war, obwohl Trinidad auch als Zentrum des kubanischen Sklavenhandels galt, wird dieser Aspekt der Geschichte nahezu völlig vernachlässigt, ja durch die allgegenwärtige Revolution, nahezu ausgeblendet. Ein Kommilitone von mir äußerte sich an dieser Stelle und sagte dass in diesem Kontext die Revolution nicht ihre eigenen Kinder, sondern ihre eigene Geschichte frisst.

Der Rebell Che Guevara

Den nächsten Halt machten wir in Santa Clara, einer Stadt die im Zentrum von Kuba liegt. Die Stadt ist durch die Einnahme von Che Guevara innerhalb der Revolution und durch sein Mausoleum und dem daran liegenden Museum berühmt geworden, dass wir auch besuchten. Innerhalb des Mausoleums befindet sich mit Che Guevara auch seine Rebellenarmee, mit der er in Bolivien kämpfte und auch starb. Die Inszenierung innerhalb des Mausoleums ist ebenfalls äußerst Interessant, da Che zwar einen größeren Grabstein hat, jedoch mitten unter seinen Mitstreitern liegt. Innerhalb der Gedenkstätte ist das Licht gedämmt und die Wände sind in den Farben des Dschungels dekoriert. Zusätzlich brennt eine Ewige Flamme und alles in allem trägt die Darstellungsweise zu dem Mythos Che Guevara bei. Im Anschluss wurden  wir durch die Stadt von einem Zeitzeugen geführt, der die Gräueltaten der Batista-Diktatur miterlebt hat, sowie die Einnahme der Stadt, bzw. die Befreiung durch Che Guevara und seinen Rebellen. Unser Zeitzeuge Miguelito äußerte sich auch zu dem Besuch des U.S. Amerikanischen Präsidenten Barak Obamas, der zu Beginn des Jahres eine Rede in Havanna hielt. In dieser, so Miguelito, sprach Obama davon die gemeinsame Geschichte einfach zu vergessen und von neuem Anzufangen. Doch Miguelito fragte sich, wie können all die Gräueltaten der Batista-Diktatur, dessen Regierung von Seiten der USA tatkräftig unterstützt wurde, einfach vergessen werden?

Sozialismus im 21. Jahrhundert

Nebst der außergewöhnlichen Atmosphäre, die durch die verfallenden Gebäude einerseits aber auch durch die vielen Wahrnehmungen und Gerüche andererseits entstand, boten sich uns auch ungewohnte Bilder, die wir nicht auf Kuba vermutet hätten. Grundlegend lässt sich an dieser Stelle sagen, dass die Globalisierung auch vor dem sozialistischen Staat Kuba keinen Halt macht. Souvenirläden ließen sich an vielen Ecken finden, aber auch solche Geschäfte die bereits westliche Waren anboten, wie z.B. von Adidas, Lacoste oder United Colors of Benetton und ähnliches. Jedoch muss an dieser Stelle gesagt werden, dass diese Läden nur sehr partiell vorkommen und den meisten Kubanern finanziell nicht zugänglich sind. Ob sich dieser Einfluss auch auf die kubanische Kultur niederschlägt?

Die Natur des Westens

Unser nächstes Ziel war das im Nordwesten Kubas gelegene Vale de Viñales, das hauptsächlich für seinen Tabakanbau und die äußerst eigenartig geformten Kegelberge bekannt ist. Diese Etappe unserer Reise kam den meisten sehr gelegen, da die Natur dieser Gegend durchaus auch dazu einlud, sich nach zwei sehr bunten und lauten Tagen in Havanna, zu rekreieren. In der Nähe von Pinar del Rio besuchten wir eine kleine staatlich subventionierte Bio-Farm. Der Ansatz dieser Farm geht davon aus keinen Dünger, Pestizide oder Herbizide bei der Bewirtschaftung der Felder zu verwenden, sondern stets Alternative Maßnahmen anzuwenden. Der Ertrag wird zunächst unter den Arbeitern aufgeteilt, bevor die erwirtschafteten Überschüsse im Anschluss auf einem der Bauernmärkte verkauft werden. Diese Form der Bewirtschaftung ist auf Kuba weit verbreitet, da durch die Wirtschaftsblockade nicht die Möglichkeit besteht herkömmlich Landwirtschaft zu betreiben.

Kubanische Kunst

Auf dem Weg zur Schweinebucht machten wir einen Zwischenhalt bei einer Jugendinitiative die an einem Kunstprojekt mit dem Namen „Korimakao“ tätig sind. Innerhalb des Kunstprojektes wurde uns eine gesangliche Einlage präsentiert, von Jugendlichen unterschiedlichen Alters, die ihre Stücke eigens geschrieben haben. Im Anschluss wurden mehrere Tänze aufgeführt wobei eine Tanzchoreografie zu dem Klassischen französischen Chanson „Ne me quitte pas“ stattfand. Auffällig war, dass alle Tänzer einen enormen Einfluss durch das Ballett hatten, welches auf Kuba immer noch zu einem der am häufigsten praktizierten Tänze zählt. Insgesamt bietet das Korimakao vielen Jugendlichen die Chance, durch ihr jeweiliges Projekt, auch auf eine entsprechende Kunsthochschule zu gelangen oder in einem Theater auftreten zu dürfen.

Ausblick

Ob der kubanische Sozialismus den Herausforderungen und Fragen des 21. Jahrhunderts Stand hält, bleibt abzuwarten. Eine große Chance die sich Kuba allerdings im Moment bietet, ist die Aufarbeitung der jüngsten Geschichte, mit allen anderen Staaten, die diese einzigartige Geschichte geprägt haben.