„DATA SOCIETY“ startet gleich mit zwei Forschungsgruppen in die erste Runde im Sommersemester 2021 – eins davon in der Soziologie!

Im Rahmen der ersten Runde des Paderborner Wissenschaftskolleg „Data Society“ starten im Sommersemester 2021 gleichzeitig zwei Forschungsgruppen.

Das Programm des Paderborner Wissenschaftskolleg richtet sich an hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Paderborn aus allen Disziplinen ab der Postdoc-Phase. Gemeinsam mit bis zu zwei externen Kolleginnen und Kollegen entwickeln diese ein Forschungsvorhaben im Themenfeld der Digitalisierung.

In einem Zeitraum von vier Monaten kann sich die interdisziplinär und international zusammengestellte Arbeitsgruppe frei auf die Entwicklung des Forschungsvorhabens konzentrieren. Die Vorhaben beschäftigen sich mit den Chancen und/oder den Grenzen, welche die Gesellschaften fundamental durch die von der Digitalisierung ausgelösten Datenflut, „Verdatung“ des Sozialen und neuen ökonomischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen herausfordern und transformieren.

Ziel des Paderborner Wissenschaftskolleg ist es, langfristige interdisziplinäre Forschungsvorhaben und internationale Zusammenarbeiten in diesem Themenbereich zu initiieren.

Wissenschaftskolleg II: Reshaping the Triangle of Work Relations and Gender in the Platform Economy

In der Forschungsgruppe „Reshaping the Triangle of Work Relations and Gender in the Platform Economy“ arbeitet Dr. Lena Weber (Soziologie) kooperativ mit Prof. Dr. Anne Kovalainen (Wirtschaftswissenschaften) und Dr. Seppo Poutanen (Soziologie/Philosophie), beide von der Universität Turku (Finnland), zusammen.

Das interdisziplinäre Wissenschaftskolleg ist zusammengestellt aus Forscher*innen aus den Gebieten der Wirtschaft, Soziologie und Philosophie in Deutschland und Finnland. Diese Zusammenstellung kreiert eine eigenständige Perspektive über die Potentiale und Grenzen von Digitalisierung für Gesellschaft, wirtschaftliche Beziehungen, Wissensproduktion und die damit zusammenhängenden Geschlechterungleichheiten.

Durch die Plattform-Ökonomie entstehen neue Formen der kommerziellen Ausbeutung der User- und Klient*innendaten mit weitreichenden Konsequenzen insgesamt für die Organisation von Arbeit in den verschiedenen Feldern der Produktion und Reproduktion. Plattformen können nun aus unbezahlter Arbeit von Nutzer*innen Profit schlagen. Zudem werden etablierte Standards und Institutionen darüber was ein Beschäftigungsverhältnis ist und wie Erwerbstätigkeit abgesichert ist herausgefordert. Plattformen selbst verstehen sich oft nur als Vermittlereinrichtungen, wenngleich sie Arbeitsaufgaben durch algorithmisches Management zuweisen, verteilen und (nicht) zugänglich machen.

Für den bisher eher auf privaten Märkten organisierten Bereich der informellen Care-Arbeit (Babysitting, Betreung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen) stellen Care-Plattformen wie betreut.de, helpling.de, carelinx.com neue Herausforderungen dar. Es wird eine neue Industrie geschaffen, die sich darauf spezialisiert care giver und care receiver zueinander zu vermitteln und zu matchen, also auf ihre ‚Passfähigkeit‘ und ‚Sicherheit‘ zu prüfen. Offene Fragen in diesem Forschungsfeld sind, nach welchen Prinzipien Plattformen hier vermitteln und inwiefern soziale Ungleichheitsdimensionen dabei beeinflussen? Welche Intention haben Klient*innen Plattformen zu nutzen, anstatt Babysitter im sozialen Umfeld zu suchen? Welchen Einfluss haben Profile der care giver und care receiver auf die Vermittlungschancen? Inwiefern führen Care-Plattformen zu einer Formalisierung informeller Care-Arbeit und mit welchen Vor- und Nachteilen ist dies verbunden? Wie verändert sich das Staat und Markt-Verhältnis in diesem Bereich durch die entstehende Plattform-Ökonomie?

Die Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt eine gemeinsame theoretische Perspektive herauszuarbeiten von der aus sie bilaterale Anträge stellen können.

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