Islam in Deutschland - Interkulturalität und interreligiöser Diskurs in der Literatur

Das Projekt Islam in Deutschland – Interkulturalität und interreligiöser Diskurs in der Literatur untersuchte Neuformatierungen muslimischen Denkens in der gegenwärtigen Literatur in literaturwissenschaftlicher und theologischer Perspektive, um dadurch neue Impulse für das muslimisch-christliche Gespräch und für das Zusammenleben von Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland zu entwickeln.  

Die Begegnung mit dem Islam ist in den letzten Jahren in Deutschland zu einem Phänomen geworden, das in der öffentlichen Diskussion eine bedeutende Rolle spielt und das auch in der Literatur zunehmend wichtiger wird. Gerade das Gespräch mit der Literatur erlaubt es der Theologie, die Tiefengrammatik des Denkens der je anderen Religion neu zu verstehen und Geltungsfragen in einem neuen Licht zu sehen.

Die Reflexion über das Eigene wird durch das eigene Verhältnis zum Fremden bestimmt – und die Diskussionen um den Islam (als dem heimisch werdenden Fremden in Deutschland) beeinflussen das kulturelle Selbstverständnis der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Theologisch und philosophisch lässt sich der Gedanke stark machen, dass die eigene Identität und auch die eigenen Wahrheitsansprüche durch den Diskurs mit dem Fremden neu konfiguriert und anders verständlich werden können. Die Brüchigkeit und Verwundbarkeit der Identität des Fremden affiziert die eigene Identität und kann eine sich aus der Anfechtung entwickelnde Identitäts- und Wahrheitssuche als Stärke entdecken. Indem Literatur als Metadiskurs zu gesellschaftlichen Fragen fungiert, wurde sie in diesem Fall zu einem privilegierten Ort der Reflexion über Diskurse des Eigenen und des Fremden, die auch die Diskussion um die deutsche und die christliche Identität beeinflussen. Die moderne türkische Literatur und die deutsch-türkische Literatur können mit einem Islam-Verständnis, das sich den Traditionen gegenüber nicht abstrakt negierend, sondern nach dem Modell des ‚Patchworks’ wohlwollend auswählend verhält, das Verhältnis der deutschen Kultur zu ihren eigenen religiösen Traditionen beeinflussen und auch Impulse geben, das Verhältnis der Kulturen und Religionen untereinander in friedliche Bahnen zu lenken. Als Dokumentation unserer Arbeit ist erschienen: Michael Hofmann/ Klaus von Stosch (Hg.), Islam in der deutschen und türkischen Literatur, Paderborn u.a. 2012 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 4). Außerdem wurde ein Buch über Navid Kermani veröffentlicht: Michael Hofmann/ Klaus von Stosch/ Swen Schulte Eickholt, Navid Kermani, Würzburg 2019 (Profile der Gegenwartsliteratur; 1).

Bearbeiter:

Prof. Dr. Klaus von Stosch in Kooperation mit Prof. Dr. Michael Hofmann