Am Dienstag, den 13.06.2023, 16:15 Uhr (Raum L 2.201) stellt Daniel Kramps aus Paderborn im Rahmen des gemeinsamen Kolloquiums der Neueren/Neuesten und der Zeitgeschichte seine Bachelorarbeit vor.
Beinahe 60 Jahre lang (1957–2013) gab es die sogenannten Landser-Hefte, die unter dem Label „Erlebnisberichte zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs“ beschönigende und exkulpierende Narrative über die Wehrmacht und ihre Rolle im NS-Vernichtungskrieg in der Sowjetunion verbreiteten (Mythos der sauberen Wehrmacht). Damit erreichten sie, von offiziellen Stellen lange unbeachtet, wöchentlich geschätzte 100.000 vor allem männliche Jugendliche. Das wirft Fragen auf nach Entstehung, Langlebigkeit und (fehlender) Kritik an dieser „Einstiegsdroge in den Rechtsradikalismus“ (Ernst Antoni). Der Vortrag thematisiert neben historischen und mediensoziologischen Aspekten vor allem die geschichtskulturelle Dimension: Welche Rolle spielt der historische Mythos saubere Wehrmacht in den Landser-Heften und wie trugen diese wiederum zum Fortbestand des Mythos bei? Das stellt nicht nur einen Beitrag zur (west-)deutschen Erinnerungsgeschichte dar, sondern zugleich eine Fallstudie zur theoriegeleiteten Erforschung historischer Mythen.
Interessierte sind herzlich eingeladen!