Neues Cen­ter für Ko-kon­strukt­ive Künst­liche In­tel­li­genz

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Zukünftige Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) und insbesondere KI-basierte Roboter müssen nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Handeln anderer verstehen und einschätzen können. Wissenschaftler*innen der Universitäten Bielefeld, Bremen und Paderborn werden ihre Forschung hierzu ab jetzt dauerhaft an einem standortübergreifenden Center bündeln. Im „Joint Research Center on Cooperative and Cognition-enabled AI” (CoAI JRC) wird die Expertise der drei starken Forschungspartner neue Wege in der Interaktion und Lernfähigkeit zwischen Mensch und Maschine ermöglichen. Mit dem in Deutschland bisher beispiellosen Zentrum für „Ko-konstruktive KI“ soll auch ein Beitrag zur Ausbildung der nächsten Generation von Forschungs- und Technologieführer*innen geleistet werden, die in Wissenschaft und Gesellschaft eine neue Perspektive auf KI vertritt. Das CoAI JRC plant zu diesem Zweck ein gemeinsames Curriculum, um junge Forschende für das Thema zu begeistern und zu befähigen.

Am CoAI JRC arbeiten Spitzenforscher*innen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Robotik, Mensch-Computer-Interaktion, Medizinische Assistenz, Linguistik, Psychologie und Philosophie, um unter anderem die Grundlagen für Roboter mit völlig neuen Fähigkeiten zu entwickeln. Die hier entwickelten KI-Systeme verfügen über die kognitive Fähigkeit, zu verstehen, wie und warum sie etwas tun. Eigene Wissenslücken erkennen sie selbstständig. Die KI-Systeme verfügen aber auch über eine interaktive Fähigkeit, um sich dann in der Interaktion mit Menschen neue Fähigkeiten anzueignen. Dazu erforschen die Wissenschaftler*innen einen neuartigen konzeptionellen Rahmen für intelligentes Handeln: Das Konzept der sogenannten Ko-Konstruktion nimmt Bezug auf kognitive und interaktive Mechanismen, mit deren Hilfe Aufgaben von Mensch und Maschine gemeinsam bewältigt werden. Damit bündelt sich die Expertise zu ko-konstruktiver KI von gleich drei Wissenschaftsstandorten in einem Verbund.

Integraler Bestandteil der Forschung am CoAI JRC ist das sogenannte Virtual Research & Training Building (ViB) – ein digitales Labor, das im Sinne der offenen, transparenten und auf Partizipation angelegten Forschung der internationalen Wissenschaftscommunity zugänglich sein wird. Roboter, Umgebungen und Software können hier so genutzt werden, als ob sich die Forschenden in Präsenz im Labor befänden. Forschungsdaten und -ergebnisse stehen so für eine breite Öffentlichkeit, für die universitäre Lehre und weitere Forschung zur Verfügung.

Für die Universitäten Bielefeld, Bremen und Paderborn bedeutet das standortübergreifende Center eine gesteigerte Sichtbarkeit für ihre jeweiligen und gemeinsamen Forschungs- und Ausbildungsaktivitäten zur Künstlichen Intelligenz. Die Universitätsleitungen begrüßen und unterstützen diese Kompetenzbündelung. Diese Zusammenarbeit sei ein strategischer und nachhaltiger Beitrag zur Profilbildung der drei Kooperationspartnerinnen. Sie danken den beteiligten Wissenschaftler*innen für ihr Engagement.

Professor Dr. Michael Beetz, Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz (IAI) an der Universität Bremen, beschreibt die Besonderheit der am CoAI JRC durchgeführten KI-Forschung: „Die flexibelsten, leistungsstärksten und verlässlichsten lernenden Systeme sind weder ChatGPT noch eines der anderen maschinellen Lernsysteme, die derzeit so viel Aufsehen erregen. Es sind vielmehr wir Menschen: Durch die Interaktion mit anderen lernen wir schon von Geburt an, wie die Welt um uns herum funktioniert und wie wir erfolgreich in ihr agieren können. Ko-konstruktive KI nimmt diese Fähigkeiten als Inspiration, um KI-Systeme zu erforschen, die nicht nur Aufgaben erledigen, sondern auch anderen helfen können. Dafür müssen diese ko-konstruktiven KI-Systeme verstehen, was ihre menschlichen Partnerinnen und Partner wollen und können, um sie in ihren Kompetenzen gezielt zu ergänzen.“ Am Bremer Standort bildet die vielfältige und international ausgezeichnete Grundlagenforschung zu Intelligenz und Kognition in autonomen Agenten und Agenten-Teams im Wissenschaftsschwerpunkt „Minds, Media, Machines“ eine hervorragende Ausgangslage, um im Verbund mit den Universitäten Bielefeld und Paderborn die gesetzten Forschungsziele des CoAI JRC zu erreichen.

Professor Dr. Philipp Cimiano, Leiter der Arbeitsgruppe Semantische Datenbanken und Koordinator vom Center for Cognitive Interaction Technology (CITEC) an der Universität Bielefeld, sieht dabei ein enormes Potenzial: „Mit dem neuen Zentrum CoAI JRC schaffen wir einen exzellenten und einzigartigen Rahmen für neue Durchbrüche in der KI-Forschung, die nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich sind. CoAI wird auf der bisherigen Forschung im Cognitive Interaction Technology Center (CITEC) aufbauen und ein neues Paradigma der KI erforschen. Im Gegensatz zu aktuellen Sprachmodellen wie ChatGPT wird dieses Paradigma den Systemen ein Verständnis von den Folgen ihrer Vorschläge ermöglichen und eine Vorstellung davon verleihen, was es bedeutet, mit einem Menschen gemeinsam zu handeln. Ohne diese Fähigkeit können wir langfristig keine KI Systeme schaffen, die mit uns verlässlich zusammenarbeiten und denen wir vertrauen können.“

Professorin Dr. Katharina Rohlfing, Leiterin der Arbeitsgruppe Psycholinguistik und des SprachSpielLabors an der Universität Paderborn, erklärt: „Durch das gemeinsame Center schaffen wir Synergien zwischen den Partneruniversitäten und können uns den der Ko-Konstruktion zugrundeliegenden Mechanismen widmen. Auf diese Weise erreichen wir eine bestmögliche Fokussierung und Vernetzung unserer vorhandenen und zukünftigen Forschungsaktivitäten.“ In Paderborn liegt der Fokus auf der Erforschung intelligenter sozio-technischer Systeme und der Rolle der Ko-Konstruktion im Rahmen von Erklärprozessen. Dieses Konzept untersuchen Wissenschaftler*innen der Universitäten Paderborn und Bielefeld seit 2021 außerdem im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs/Transregios 318 „Constructing Explainability, der sich dem Thema „Erklärbarkeit von Künstlicher Intelligenz (KI)“ widmet und dessen Sprecherin Rohlfing ist.

Weitere Informationen gibt es unter: https://coai-jrc.de/

Foto (Patrick Pollmeier, Universität Bremen).

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