Hart­mann von Aue 1230 - 1400 - 1517. Kul­tur­ge­schicht­li­che Per­spek­ti­ven der hand­schrift­li­chen Über­lie­fe­rung

Prof. Dr. Margreth Egidi (Universität Paderborn)

Dr. Markus Greulich (Universität Paderborn)

Dr. Marie-Sophie Winter (Université de Picardie Jules Verne - Amiens)

Hartmann von Aue 1230 – 1400 – 1517. Kulturgeschichtliche Perspektiven der handschriftlichen Überlieferung. Internationale Tagung, Paderborn, 18.03.2015 – 21.03.2015

Prof. Dr. Margreth Egidi, Dr. Markus Greulich und Dr. Marie-Sophie Winter (Univ. Amiens)

Die Bedeutung Hartmanns von Aue als einer der zentralen Gestalten der weltlichen Literatur des Mittelalters kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, wie auch das ungebrochene Interesse der literaturwissenschaftlichen Forschung an seinem Werk zeigt.
Die internationale, mediävistische Tagung, die im März 2015 in Paderborn stattfand, ist aus der engen Zusammenarbeit zwischen Prof. Dr. Margreth Egidi, Dr. Markus Greulich (beide Univ. Paderborn) und Dr. Marie-Sophie Winter (Univ. Amiens) entstanden. Sie war nicht nur die erste Fachtagung seit über zwanzig Jahren zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Epiker des Hochmittelalters, sondern hatte darüber hinaus die Etablierung eines innovativen Zugriffs auf mittelalterliche Literatur zum Ziel: die Zusammenführung zweier Bereiche, die sich in der germanistischen Forschung der letzten Jahre zunehmend etabliert und zugleich voneinander entfernt haben – der Handschriftenkunde und der kulturwissenschaftlichen Mediävistik. Im Zentrum des Interesses stand daher die Frage, inwieweit die handschriftliche Überlieferung uns einen erweiterten Blick auf Hartmanns Œuvre aus kulturwissenschaftlicher Perspektive ermöglicht.
Als Vortragende bzw. Moderator_innen konnten international ausgewiesene Wissenschaftler_innen gewonnen werden. Für das Tagungsprogramm erschien die Einteilung in drei Überlieferungszeit­räume als sinnvoll: Die Jahreszahl 1230 bezog sich auf die Entstehungszeit der ersten Überlieferungszeugnisse der Werke Hartmanns von Aue im Kontext der Selbstbehauptung volkssprachlicher Literatur als Teil höfischer Kultur. Mit dem Annäherungswert 1400 waren das 14. und 15. Jh. angesprochen und damit nicht nur die stärkste Phase der Überlieferung der Werke Hartmanns, sondern in Bezug auf die Materialität der handschriftlichen Überlieferung sowie auf Produktionsorte und Rezipientenkreise eine Phase komplexer und multipler Übergänge. Schließlich markierte die Jahreszahl 1517 den Abschluss der Anfertigung des Ambraser Heldenbuchs, jener im Auftrag von Maximilian I. entstandenen Sammelhandschrift, welche zu den spätesten Überlieferungsträgern der Werke Hartmanns zählt und als einzige Handschrift neben anderer seiner Werke auch unikal die Klage und den Erec überliefert.

Insgesamt erbrachte die Paderborner Tagung nicht nur reiche Zukunftsperspektiven für die Erforschung der Werke Hartmanns von Aue, sondern auch einen innovativen Zugriff auf mittelalterliche Literatur, der aktuelle Paradigmen der Handschriftenkunde wie der Literatur- und Kulturtheorie produktiv zusammenführt. Die Beiträge verwirklichten die Verschränkung von überlieferungs­geschichtlicher und kodikologischer Perspektive mit literarischen, poetologischen, intertextuellen, medialen oder soziokulturellen Ansätzen, womit die Fragestellung der Tagung sowie deren integrativer Ansatz (auch in den perspektivenreichen, ausführlichen Diskussionen) in viel­fältiger Weise vertieft und erweitert wurden.

Die Tagung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt. Die Publikation ist für 2017 projektiert und wird in den Beiheften der Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur erscheinen.