DFG Wissenschaftliches Netzwerk: Kognitive Kommunikationsstörungen bei Schädel-Hirn-Trauma Sprache Kognition Verhalten
Das Netzwerk 'Kognitive Kommunikationsstörungen - Sprache Kognition Verhalten' ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter Zusammenschluss von insgesamt 19 Wissenschaftler*innen aus 13 Standorten in Deutschland und in der Schweiz. Das Netzwerk fördert die strategische Vernetzung von experimentellen Forschungsarbeiten der Netzwerkmitglieder und bereitet damit den Weg für die fachübergreifende Diskussion zur Interaktion von Sprache, Kognition und Verhalten bei Schädel-Hirn-Trauma (SHT).
Die DFG fördert das Netzwerk ab Mai 2022 für die Dauer von drei Jahren. Insgesamt sind 12 Netzwerktreffen in Präsenz und Online geplant, zu denen auch (inter-)nationale Fachexpert*innen eingeladen werden.
Das Netzwerk wurde eingeworben und wird koordiniert von Dr. Julia Büttner-Kunert (LMU, Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, Dt. Philologie/ Studiengang Sprachtherapie). Co-Koordinatorin ist Prof. Dr. Kristina Jonas von der Universität Paderborn.
Aktuelle Informationen zum Netzwerk finden Sie unter: www.netzwerk-kokos.germanistik.uni-muenchen.de/index.html
Digitale Teilhabe
„Digitale Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen im Bereich der Sprache und Kommunikation in schulischen und außerschulischen Bereichen“
Unter dem Titel „Digitale Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen im Bereich der Sprache und Kommunikation in schulischen und außerschulischen Bereichen“ existieren im Arbeitsbereich Inklusion mit dem Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation verschiedene Forschungsprojekte. Sie setzen sich mit unterschiedlichen Aspekten digitaler Teilhabe im Kontext von Beeinträchtigungen der Sprache, des Sprechens und der Kommunikation auseinander. Gemeinsames Ziel der Projekte ist dabei Barrieren und Ungleichheitsfragen im Kontext der digitalen Teilhabe aufzudecken und die Umsetzung digitaler Inklusion in Forschung und Praxis voranzutreiben.
a) „Digitale Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen im Bereich der Sprache und Kommunikation“
Personen: Prof. Dr. Kristina Jonas, Dennis Thorndahl (M. Sc.)
Laufzeit: seit 2023
Unser berufliches, soziales und öffentliches Leben ist ein zunehmend vernetztes Leben. Die Digitalisierung verändert in den unterschiedlichsten Lebensbereichen auf vielfältige Art und Weise wie Menschen z. B. miteinander kommunizieren, soziale Kontakte pflegen, Informationen beschaffen, an öffentlichem Diskurs teilhaben, konsumieren, ihren Alltag organisieren oder arbeiten (Berner et al., 2020). Digitale Teilhabe bezieht sich dabei einerseits auf die Möglichkeit des Zugangs zu digitalen Medien wie z. B. Smartphones, Computern oder dem Internet. Zum anderen bezieht sie sich aber auch auf die Kompetenz der Nutzung von Anwendungen, deren Verwendung zunehmend die Voraussetzung für Teilhabe am (sozialen) Leben in der Gesellschaft sind. Wenn die digitale Teilhabe Barrieren unterliegt, sind Menschen folglich auch an ihrer sozialen Teilhabe gehindert (Steiner, 2023). „Soziale Teilhabe ist digitale Teilhabe“ (Calmbach et al., 2020, S. 325).
In diesem Projekt wird der Fokus auf Personen mit verschiedenen Beeinträchtigungen im Bereich der Sprache und Kommunikation, sowie deren spezifischen Barrieren und Bedürfnisse im Kontext der digitalen Teilhabe gelegt. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle sprachtherapeutischer Angebote als potenziell unterstützende Maßnahme mit in den Blick genommen.
b) Digitale Teilhabe und Intersektionalität - Teilhabe und Ungleichheit im Kontext digitaler Inklusion in Forschung und Praxis
Laufzeit: beendet
Aktuelle Informationen zum Abschluss des Projektes finden sich hier:
www.grimme-forschungskolleg.de/portfolio/digitale-teilhabe-und-intersektionalitaet-2023/
Die Arbeitsbereiche "Soziale Arbeit und Erziehungshilfe“ (Prof.'in Dr. Nadia Kutscher), "Pädagogik und Rehabilitation lautsprachlich kommunizierender Menschen mit Hörschädigung“ (Jun.-Prof.'in Dr. Karolin Schäfer), "Assistive Technologien in inklusiven Kontexten“ (Jun.-Prof.'in Dr. Liane Bächler) und "Sprachbehindertenpädagogik in schulischen und außerschulischen Bereichen“ (Vertr.-Prof.'in Dr. Kristina Jonas) haben unter Mitarbeit von Michi S. Fujii, Christin Kupitz und Jakob Sponholz im Rahmen der Ausschreibung "Medien und Gesellschaft" des Grimme-Forschungskollegs die Förderung eines Forschungsvorhabens eingeworben (Laufzeit: Januar bis Dezember 2023).
Das Vorhaben mit dem Titel "Digitale Teilhabe und Intersektionalität. Teilhabe und Ungleichheit im Kontext digitaler Inklusion in Forschung und Praxis" zielt in Zusammenarbeit mit dem Grimme-Institut (Monika Elias) darauf ab, im Kontext von Inklusion die komplexen Relationen von Potenzialitäten und Grenzen von Digitalität sowie sozialen Ungleichheitsfragen zu diskutieren. Daran anknüpfend werden bezüglich Digitalisierungsdebatten die Dimensionierungen der (zu klärenden und zu gestaltenden) Ebenen von Inklusion und Teilhabe schärfer konturiert und für eine differenzierte Umsetzung von teilhabeförderlichen Digitalisierungsentwicklungen konkretisiert.
In digitalen Fachveranstaltungen wurden dazu mit Expert*innen verschiedene Aspekte digitaler Teilhabe beleuchtet, um in internen Workshops daran anknüpfend eine Systematik für eine intersektional ausgerichtete Forschung sowie eine Handreichung für die praktische Gestaltung digitaler Teilhabe zu entwickeln.
koliPENs: Kognitive, linguistische und personenbezogene Einflussfaktoren auf das Schreiben
Projektbeschreibung:
Beeinträchtigungen im Lesen oder Schreiben (etwa Alexie, Agraphie, Analphabetismus) können die soziale Interaktion, Teilhabe und ganz allgemein die Alltagsbewältigung und (kommunikationsbezogene) Lebensqualität stark einschränken. Obwohl Beeinträchtigungen des Schreibens erhebliche negative Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen haben können, existieren derzeit nur sehr wenige normierte Diagnostikverfahren um diese Beeinträchtigungen zuverlässig erfassen zu können. Das langfristige Ziel des Projekts koliPENs besteht darin, ein Diagnostikverfahren für den Bereich der Schriftsprache bei neurologisch bedingten Schreibstörungen zu entwickeln, welches die Ebenen der ICF (Funktion, Aktivität, Partizipation) abdeckt, analoge sowie digitale Schreibkompetenzen berücksichtigt und insbesondere schriftsprachliche Diskursfähigkeiten umfasst.
Gefördert durch den Bundesverband Klinische Linguistik e.V.
Projektlaufzeit: seit 01/2022
Projektleiterinnen:
Dr. Katharina Albrecht (Universität zu Köln)
Dr. Petra Jaecks (Universität Bielefeld)
Prof. Dr. Kristina Jonas (Universität Paderborn)
Dr. Maja Stegenwallner-Schütz (HU-Berlin)
Dr. Friederike von Lehmden, Klinische Linguistin
Projektteam: Nora Hartmann
Kooperationspartner: PD. Dr. Ernst de Langen, Klinischer Linguist (BKL), Klinikum Passau
Clinical Skills Lab Language Communication Interaction [CSLLCI]
Siehe auch: https://www.dh.nrw/kooperationen/Digi-Fellows-2
Einen Zugang zur Lernresource finden Sie aktuell hier: https://www.edulabs.uni-koeln.de/goto_iliasedulabs_root_1.html
Das Clinical Skills Lab Language Communication Interaction ist ein digitales, semi-supervidiertes Selbstlernmodul, welches zukünftig im Rahmen eines hybriden Lern-/Lehrkonzeptes im Lehramt Förderschwerpunkt Sprache sowie in angrenzenden Studiengängen und Disziplinen (insbesondere der Sprachtherapie sowie anderen Förderschwerpunkten und allgemein im Rahmen der Lehrer:innenbildung) eingesetzt werden kann. Ziel des Skills Lab ist die Schärfung allgemeiner sowie professionsspezifischer Kernkompetenzen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die einen besonderen Unterstützungsbedarf im Bereich der Sprache und Kommunikation haben.
Das Clinical Skills Lab fokussiert u.a. Sprachentwicklungsstörungen (SES) im Kindesalter als Störungsbild mit hohem Stellenwert im schulischen Kontext. Eine klare Modulstruktur (Basis-/Aufbaumodule) führt die Lernenden dabei durch die Lerninhalte. Im Rahmen der Basismodule wird interdisziplinäres Grundlagenwissen zu Sprachentwicklungsstörungen auf den einzelnen linguistischen Ebenen vermittelt. Dabei werden u.a. interaktive Lehr-/Lernvideos mit dem Tool H5P eingesetzt, die die Möglichkeit zur direkten, automatisierten Rückmeldung bieten.
In den Aufbaumodulen werden durch Branching Scenarios praxisnahe Kontexte generiert, indem in einem virtuellen schulischen Kontext Aspekte der sprachförderlichen Lehrer:innensprache erprobt und reflektiert werden können. Die Lernenden bewerten dazu das Verhalten einer sonderpädagogischen Lehrkraft während einer Unterrichtsstunde und wählen geeignete sprachförderliche Verhaltensweisen aus. Durch die filmische Darstellung der gewählten Handlungsoption und die Rückmeldungen der Schüler:innen mit Sprachförderbedarf wird die gewählte Antwort direkt visualisiert und kann von den Lernenden reflektiert werden. Neben den allgemeinen, verbalen und nonverbalen Aspekten einer sprachförderlichen Lehrer:innensprache werden auch Modellierungs-, Impuls- und Fragetechniken sowie der Einsatz sprachunterstützender Elemente integriert.
Das Clinical Skills Lab Language Communication Interaction wird in Kürze als kostenfreie Open Educational Resource (OER) für die Lehre im Förderschwerpunkt Sprache und angrenzende Disziplinen zur Verfügung stehen.
Hier geht es zum aktuellen E-Learning-Kurs: https://www.edulabs.uni-koeln.de/goto_iliasedulabs_crs_2010.html
Projektleitung: Prof. Dr. Kristina Jonas (Universität Paderborn), Dr. Jana Quinting (Universität zu Köln), Prof. Dr. Prisca Stenneken (Universität zu Köln)
Projektteam (Universität zu Köln): Joanna Bodynek (B. A.), Mareike Naber (M. Sc.), Dr. Ilona Rubi-Fessen, Dr. Stephanie Riehemann, Dr. Lisa Gerhards, Carolin Kölbel, Anne Hüsgen, Dennis Thorndahl, Miriam Abel, Monika Merten
Kooperationsprojekt: Erfolgreich kommunizieren nach Schädel-Hirn-Trauma – Das Social Brain Toolkit
Kooperationsprojekt: Erfolgreich kommunizieren nach Schädel-Hirn-Trauma
– Das Social Brain Toolkit
Projektbeschreibung:
Kommunikative Auffälligkeiten sind eine gravierende Folge eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT). Sie lassen sich weniger auf eine Beeinträchtigung des sprachlichen Wissens (im Sinne einer Aphasie) zurückführen, sondern werden als Folge von nicht-sprachlichen kognitiven Beeinträchtigungen (etwa Soziale Kognition, Exekutivfunktionen) beschrieben und daher als Kognitive Kommunikationsstörungen (cognitive communication disorders; CCDs) bezeichnet. Beeinträchtigungen zeigen sich im Schwerpunkt in der sozial adäquaten interpersonellen Kommunikation. Bei den häufig relativ jungen Betroffenen im berufsfähigen Alter stellen diese kommunikativen Einschränkungen ein großes Hindernis für die gesellschaftliche und berufliche Reintegration dar; mit negativen Konsequenzen für psychosoziales Wohlbefinden und Lebensqualität. Zwar sind hinsichtlich der Diagnostik von CCDs im deutschsprachigen Raum erste positive Entwicklungen zu verzeichnen, bisher stehen jedoch kaum spezifische, alltagsrelevante Therapieansätze zur Verfügung.
Als Therapiemethode wird das Kommunikationspartnertraining (KPT) – auch in der internationalen Leitlinie zu CCDs nach SHT – als ein essentieller Baustein der Neurorehabilitation empfohlen. Hier werden Personen mit CCD und ihre Angehörigen hinsichtlich gelingender kommunikativer Interaktion geschult. Das an der University of Sydney entwickelte Social Brain Toolkit stellt als international einzigartige innovative und evidenzbasierte Online-Ressource ein entsprechendes KPT zur Verfügung.
Ziel des hier beantragten Projekts ist es, das Social Brain Toolkit, eine Online-Ressource zur Therapie von Kommunikationsstörungen nach erworbener Hirnschädigungen, unter Berücksichtigung kulturspezifischer Aspekte für den deutschen Sprachraum zu adaptieren und zu pilotieren. Um kulturspezifische Bedürfnisse/Aspekte umfassend zu berücksichtigen und die klinische Relevanz zu sichern, verfolgt das vorliegende Projekt zur Übersetzung, Adaptation und Pilotierung einen Mixed-Methods-Ansatz. So werden in einem für den deutschsprachigen Raum neuartigen Co-Design Prozess verschiedene Stakeholder (Betroffene, Angehörige, Sprachtherapie, Neuropsychologie) in den Adaptationsprozess eingebunden.
Projektteam: Dr. Jana Quinting (Prinicipal Investigator, Universität zu Köln), Dr. Rachael Rietdijk (Prinicipal Investigator, University of Sydney), Prof. Dr. Prisca Stenneken und Dr. Ilona Rubi-Fessen (Universität zu Köln), Prof. Dr. Leanne Togher, Dr. Sophie Brassel, Dr. Petra Avramvoic, Dr. Melissa Brunner (University of Sydney); Prof. Dr. Kristina Jonas (Universität Paderborn)