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Ges­tEn­Tal­ker

Ziel des Projektes ist es, die Verwendung von Zeigegesten in verschiedenen Kontexten als Vorläuferfähigkeit der Sprachentwicklung eingehend zu untersuchen, und dabei Kinder mit unterschiedlichen Sprachentwicklungsverläufen zu berücksichtigen.

In der ersten Projektphase wurde in einer Längsschnittstudie an den Universitäten Bielefeld und Dortmund das kommunikative Verhalten von 80 Kindern zwischen ihrem 12. und 30. Lebensmonat beobachtet, und unter Berücksichtigung des Sprachentwicklungsstandes im Alter von zwei Jahren analysiert. Die Kinder wurden zum einen in experimentellen Versuchsbedingungen, zum anderen zusammen mit einem Elternteil in einer semi-naturalistische Situation beobachtet. Zu mehreren Zeitpunkten innerhalb von zwei Monaten schauten sie sich dabei verschiedene Objekte an, die in einem Raum ausgestellt waren. Hier wurde untersucht, wie sich Kinder und ihre Bezugspersonen in einer wiederholten Situation und damit auch gegenüber Objekten, die mehrmals präsentiert werden, im Vergleich zu jeweils neuen Objekten gestisch und lautsprachlich äußern.

Ergebnisse

Die Analysen ergaben u.a., dass die Handform der Zeigegeste (nämlich das Zeigen mit dem Zeigefinger) ein wichtiger Prädiktor für spätere sprachliche Fähigkeiten ist (siehe Lüke, Grimminger, Rohlfing, Liszkowski & Ritterfeld, 2016).

Weiter zeigte sich in den Analysen des kommunikativen Verhaltens in der semi-naturalistischen Beobachtungssituation, dass die Kinder im Alter von 14–16 Monaten ihre Zeigegesten eher nutzten, um sich über neue Objekte mit einer Bezugsperson auszutauschen (siehe Grimminger, Lüke, Ritterfeld, Liszkowski, & Rohlfing, 2016). Diese Veränderungen ergaben sich jedoch nur für die Kinder, deren sprachliche Entwicklung im Alter von 24 Monaten typisch ist. Außerdem unterschieden sich die Kinder mit verschiedenen Sprachentwicklungsverläufen darin, wie sie Zeigegesten mit sprachlichen Äußerungen im Verlauf der wiederholten Situation kombinierten: Die Kinder, die im Alter von 24 Monaten sprachlich typisch entwickelt waren, nutzten bereits zu einem früheren Zeitpunkt Zeigegesten eher in Verbindung mit sprachlichen Äußerungen als die Kinder, die im Alter von 24 Monaten sprachlich verzögert waren.

In der seit 2016 laufenden Fortsetzungsphase wird zum einen ein Teil der Kinder hinsichtlich ihrer sprachlichen, gestischen und schulbildungsrelevanten Kompetenzen bis zum Alter von 6;0 Jahren weiter untersucht, die mit der frühen gestischen Kommunikation in Zusammenhang gebracht werden sollen. Zudem wird auch bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern der Gebrauch der Zeigegeste als Prädiktor sprachlicher Fähigkeiten untersucht.

In unserer Arbeitsgruppe an der Universität Paderborn werden auf der Grundlage der Ergebnisse der ersten Projektlaufzeit die bereits erhobenen Daten hinsichtlich weiterer Aspekte analysiert; im Fokus steht die Frage, wie sich der sprachliche Input der Bezugspersonen gestaltet, und wie die Bezugspersonen verschiedene sprachliche und gestische Mittel ihrer Kinder aufgreifen.

Monographien

Grimminger, A. (2017). Gestische und sprachliche Kommunikation von 12 - 16 Monate alten Kindern und ihren Bezugspersonen in wiederkehrenden, semi-naturalistischen Interaktionen und individuelle Unterschiede in der späteren Sprachentwicklung. Paderborn: Universität Paderborn. [Dissertation]

Lüke, C. (2015). Gestische Kommunikation als Vorläufer von Sprache. Frankfurt: Peter Lang.

Zeitschriftenartikel

Rohlfing, K. J., Grimminger, A. & Lüke, C. (2017). An Interactive View on the Development of Deictic Pointing in Infancy. Frontiers in Psychology 8, 1319. doi: 10.3389/fpsyg.2017.01319.

Lüke, C., Ritterfeld, U., Grimminger, A., Liszkowski, U. & Rohlfing, K. J. (2017). Development of Pointing Gestures in Children With Typical and Delayed Language Acquisition. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 60, 3185-3197.

Lüke, C., Grimminger, A., Rohlfing, K. J., Liszkowski, U., & Ritterfeld, U. (2017). In Infants’ Hands: Identification of Preverbal Infants at Risk for Primary Language Delay. Child Development, 88, 484–492.

Grimminger, A., Lüke, C., Ritterfeld, U., Liszkowski, U. & Rohlfing, K. J. (2016). Effekte von Objekte-Familiarisierung auf die frühe gestische Kommunikation: Individuelle Unterschiede in Hinblick auf den späteren Wortschatz. Frühe Bildung, 5, 91-98.

Beiträge auf Konferenzen (Poster und Vorträge)

Grimminger, A. Lüke, C., Ritterfeld, U., Liszkowski, U. & Rohlfing, K. J. (2017). Individual differences in the early use of pointing-speech combinations in 14-­ to 16‐month-­olds. International Conference on Infant and Early Child Development (LCICD), Lancaster, UK, 23.-25. August.

Lüke, C., Ritterfeld, U., Grimminger, A., Rohlfing, K. J. & Liszkowski, U. (2017). Index-finger pointing predics language skills until the age of 4 years. 14th International Congress for the Study of Child Language (IASCL), Lyon, Frankreich, 17.-21. Juli.

Lüke, C., Ritterfeld, U., Liszkowski, U., Grimminger, A. & Rohlfing, K. J. (2016). Motiv oder Handform – welcher Aspekt gestischer Kommunikation ist prädiktiv für die Sprachentwicklung? Vortrag auf dem 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Leipzig, September.

Lüke, C., Liszkowski, U., Rohlfing, K. J., Grimminger, A. & Ritterfeld, U. (2016). Infants' pointing: Identification of children at risk for primary language delay at 12 months. Vortrag auf dem 30th World Congress of the International Association of Logopedics and Phoniatrics (IALP), Dublin, Ireland, August.

Lüke, C., Ritterfeld, U., Grimminger, A., Rohlfing, K. & Liszkowski, U. (2015). Development of pointing gestures in children with and without primary language delay. Child Language Symposium (CLS), Warwick, UK, 21.-22. Juli.

Grimminger, A., Lüke, C., Ritterfeld, U., Liszkowski, U. & Rohlfing, K. (2015). Handshape versus handedness of pointing and language development. Workshop: Gesture in Language Development, Warwick, UK, 20. Juli.

Grimminger, A., Lüke, C., Ritterfeld, U., Liszkowski, U. & Rohlfing, K. (2015). Children’s gestural behavior changes as a function of vocabulary size and familiarization. Workshop on Infant Language Development (WILD), Stockholm, Schweden, 10.-12. Juni.

Lüke, C., Grimminger, A., Rohlfing, K. J., Liszkowski, U. & Ritterfeld, U. (2014). Can children at risk for language delay be identified by analyzing their deictic gesture usage at infant age? International Conference on Infant Studies (ICIS), Berlin, 3.-5. Juli.

Grimminger, A., Rohlfing, K. J., Lüke, C., Liszkowski, U. & Ritterfeld, U. (2014). Do declarative gestures reflect a general motivation for communication? 13th International Congress for the Study of Child Language (IASCL), Amsterdam, Niederlande, 14.-18. Juli.

Rohlfing, K. J., Grimminger, A., Lüke, C., Liszkowski, U. & Ritterfeld, U. (2014, September). Familiarity with situation frees children´s cognitive resources. Jagiellonian University, Kraków, Polen.

Lüke, C., Grimminger, A., Rohlfing, K. J., Liszkowski, U. & Ritterfeld, U. (2014, Juni). Predictive value of index-finger pointing for language delay. Posterpräsentation auf dem 35th Symposium on Research in Child Language Disorders, Madison, Wisconsin, USA.

Lüke, C., Grimminger, A., Rohlfing, K. J., Liszkowski, U. & Ritterfeld, U. (2013, Juni). Are different types of infant pointing gestures at 12 months related to their verbal skills? Posterpräsentation auf dem Child Language Seminar 2013, Manchester, Großbritannien.

Abschlussarbeiten

Im Rahmen des Projektes sind zudem an den Universitäten Bielefeld und Dortmund bisher 12 Bachelor- und 11 Masterarbeiten angefertigt worden.

Prof. Dr. Katharina J. Rohlfing (Universität Paderborn),
Prof. Dr. Ute Ritterfeld (Technische Universität Dortmund),
Prof. Dr. Ulf Liszkowski (Universität Hamburg),
Dr. Carina Lüke (Technische Universität Dortmund),
Dr. Angela Grimminger (Universität Paderborn)