Am 5. September 2017 ist unser Emeritus Prof. em. Dr. Johannes Assheuer im Alter von 87 Jahren verstorben.
Mit Johannes Assheuer ist ein Kollege der Germanistik gestorben, der als Vertreter der Lehrerbildung einen professionellen schulpraktischen Bezug hatte. Dazu gehörte, dass er als Sprachwissenschaftler und Sprachdidaktiker vor seiner akademischen Laufbahn ein Lehramtsstudium absolviert hat (an der damaligen "Pädagogischen Akademie" Paderborn) und dass er selbst als (Volksschul-)Lehrer tätig war. Aufgrund weitergehender wissenschaftlicher Qualifikationen wurde er 1966 an der Universität Bonn zum Dr. phil promoviert. Nach wissenschaftlichen Beschäftigungen an den Pädagogischen Hochschulen Essen und Paderborn wurde er schließlich 1972 von der inzwischen neu gegründeten Gesamthochschule und späteren Universität Paderborn auf eine Professur für Deutsche Sprache und ihre Didaktik berufen, die er bis zu seiner Emeritierung im SoSe 1995 inne hatte.
Zu Assheuers Forschungsschwerpunkten zählen neben der Stilistik insbesondere die Grammatik und die Orthographie. Dabei spiegeln seine Forschungsaktivitäten das wechselseitige Verhältnis zwischen Wissenschaft und (Schul-)Praxis deutlich wider. So werden viele seiner Themen, wie z.B. die sprachstatistische Analyse grammatischer Strukturmerkmale in Schüleraufsätzen, der quantitativen Linguistik zugeordnet und haben als solche einen genuinen Praxisbezug. Auch als mehrfacher Schulbuchautor (Konzeption einer Schulgrammatik, Mitarbeit an Sprachbüchern) stellte der Wissenschaftler Assheuer unter Beweis, dass er die selbst erfahrene Schulpraxis nicht etwa vergessen hatte, sondern mit Hilfe der theoretischen Perspektive zur Optimierung derselben beitragen konnte.
Assheuers vielfältige Mitgliedschaften, so in der Gesellschaft für Angewandte Linguistik und - an der Universität Paderborn - vor allem im PLAZ (dem jetzigen Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung), in der Universitätsgesellschaft und später als aktives Alumni-Mitglied, zeugen von einer engagierten Mitwirkung am wissenschaftlichen und hochschulpolitischen Leben. Ähnliches gilt für seine Aktivitäten in der universitären Selbstverwaltung (u.a. 1973/74, 1978/79 und 1987-89 als Dekan des ehemaligen Fachbereichs 3) und für seinen langjährigen Kontakt mit der Universität für Fremdsprachen und Außenhandel in Guangdong in China, den er auch nach seiner Emeritierung erfolgreich fortgesetzt hat. So nennt ihn die deutsche Nationalbibliothek als Mitherausgeber des 2004 erschienenen modernen deutsch-chinesischen Wörterbuches des chinesischen Germanisten Ma Guiqi.
Alle, die ihn auch persönlich näher kannten, werden mit Wehmut und Dankbarkeit an ihn zurückdenken, denn der Wissenschaftler Johannes Assheuer war vor allem eins: ein ungemein freundlicher, humorvoller und sozialer Mensch. Insbesondere auch seine Studierenden dürften ihn als jemanden in Erinnerung haben, der selbst unter den Bedingungen des Massenstudiums jederzeit hilfsbereit war, immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen hatte und sich Zeit für sie nahm.