Grand Tour - Reisefotografie
Schon lange gehen Menschen auf Reisen. Geschwindigkeit, Komfort und Funktion des Reisens haben sich in den letzten Jahrhunderten rapide verändert. Mit der Grand Tour entwickelte sich ein spezieller Reisetypus: die Bildungsreise. Sie führte zu antiken Stätten, besonderen Bauwerken oder Sammlungen in Florenz, Venedig, Rom, Neapel und repräsentierten eine spezifische Form der Wissensaneignung. Die Grand Tour sollte dazu beitragen, den Horizont zu erweitern, Kompetenzen zu erwerben und die soziale und symbolische Identität zu festigen. Bebilderte Reiseberichte und später auch die Reisefotografie sind zentrale Quellen, die Auskunft über Welterfahrung und Realitätskonstruktion geben.
2017 finden drei Großkunstausstellungen statt: Die Biennale in Venedig, die Documenta in Kassel und die Skulptur Projekte in Münster. Wir begeben uns auf eine fotografische Grand Tour zur Documenta 14 nach Kassel und nehmen insbesondere die Ausstellungsbesucher in den Blick: Beim Schlange stehen oder Flanieren im Museum Fridericianum, beim Pausieren in der Aue oder gemeinsamen Diskutieren vor den Werken. Was erzählen die Fotonotizen oder Momentaufnahmen über die Besucher auf der Documenta 2017 z. B. im Vergleich zu Hans Haackes Documenta-Fotografien von 1959? Gibt es einen zeitspezifischen Ausstellungshabitus? In welchem Zusammenhang stehen Kunstrezeption und Fotografie, Dokumentation und Inszenierung? Inwiefern kann die Begegnung mit Gegenwartskunst bildenden Charakter haben, der zugleich abbildend ist?