Kunst und Kulinarik
Kunst und Essen haben als Kulturthema und als Teil der Erlebniskultur aktuell Konjunktur, wenngleich eine reflektiertere Auseinandersetzung mit Essen seit 1970, als Daniel Spoerri die Bezeichnung „Eat Art“ für eine Kunst mit und aus Essen prägte, bislang nicht erfolgt ist. Dies bezieht sich u. a. auch für eine aktuelle Richtung innerhalb dieser Kulinarik: der Molekularküche. Aufgrund seiner anthropologischen Bedeutung war die Darstellung von Essen und Essbarem stets ein wichtiges Motiv in der Kunst, wie es in Genredarstellungen oder in der Stilllebenmalerei des 16. und 17. Jahrhunderts, als Vanitasmotiv oder in religiösen Symbolen nachzuvollziehen ist. Neu für das 20. Jahrhundert ist der Realeinsatz von Essen in Werken von Daniel Spoerri, Joseph Beuys oder Dieter Roth, was eine radikale Erweiterung des Kunstbegriffs zur Folge hatte. Inwieweit greifen Künstlerinnen und Künstler auf diese historischen Ansätze zurück? Welche Beziehung zwischen Kochen und Kunst lässt sich z. B. am Beispiel der Molekularküche herstellen? Diese und weitere Fragen bestimmen die Perspektive des Projekts, in dem zeitgenössische Arbeiten im kunsthistorischen Kontext befragt und auf ihre existenzielle, sozial-kommunikative und metaphorische Dimension hin befragt werden.