Ex­per­ten-Ta­gung di­git­al | Uni­versität Pader­born | 22. & 23. März 2021

TEXTPROZEDUREN DISKUSSION, FRAGEN, PERSPEKTIVEN

Das Konzept der Textprozeduren bzw. der Ansatz der prozedurenorientierten Schreibdidaktik (vgl. u.a. Feilke/Bachmann 2014; Feilke 2017) hat sich in den letzten Jahren nicht nur in der deutschdidaktischen (Schreib-)Forschung etabliert, sondern auch Eingang in den Deutschunterricht und den sprachsensiblen Fachunterricht gefunden. Forschungsergebnisse zum Thema und Rückmeldungen aus der Praxis zeugen vom Potential des Konzepts, werfen aber auch offene Fragen auf. Ziel der Tagung ist es, drei Spannungsfelder, in denen Textprozeduren stehen, genauer in den Blick zu nehmen und auf diese Weise das Konzept aus unterschiedlichen (linguistischen) Perspektiven zu schärfen.

Mit Blick auf das Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit ist u.a. zu diskutieren, inwiefern das Konzept auch für die Analyse und Didaktik mündlicher Praktiken geeignet ist und wo Grenzen bzw. Modifikationen des Konzepts bezogen auf Praktiken des Mündlichen bestehen.

Inwiefern berührt das Konzept der Textprozeduren, das bislang stark textpragmatisch ausgerichtet ist, auch die semantische und syntaktische Ebene von Texten? Ist es sinnvoll, verschiedene Typen von Prozeduren zu unterscheiden, je nachdem, ob sie stärker die semantische, die syntaktische oder die textpragmatische Ebene von Texten betreffen? Dies sind Fragen, die das Spannungsfeld von Semantik, Syntaktik und Pragmatik betreffen. Ein drittes Spannungsfeld betrifft das Verhältnis von Textprozeduren, Texthandlungstypen und Textsorten. Wie das Verhältnis von Texthandlungstypen und Textsorten aus der Perspektive des Textprozedurenkonzepts zu fassen ist und welche Konsequenzen sich daraus für eine sinnvollen Vermittlung von Textsorten in unterrichtlichen Kontexten ergeben, ist zu klären.

Wir freuen uns darauf, mit interessierten Kollegen und Kolleginnen diese Spannungsfelder zu diskutieren.

Textprozeduren in Spannungsfeldern

Digitale Expertentagung, Universität Paderborn, 22.3./23.3.2021

Für die digitale Durchführung der Tagung möchten wir die Präsenzzeiten auf eine überschaubare und erträgliche Zeitspanne reduzieren. Damit geht ein Tagungskonzept einher, das zum einen aus Screencast-Vorträgen und zum anderen aus Diskussionsslots in Zoom besteht.

Die Screencastvorträge können zu individuellen Zeitpunkten im Vorfeld angeschaut werden und werden allen TagungsteilnehmerInnen über eine Plattform der Universität Paderborn zur Verfügung gestellt. Die festen Diskussionszeiten mit den Impulsreferaten der DiskutantInnen finden am Montag, 22. März, und Dienstag, 23. März, jeweils nachmittags statt.

 

Diskussionsslot I: Semantik – Syntaktik – Pragmatik

Montag, 22.3.21, 15.00 Uhr – 17.30 Uhr

15.00 – 15.20 Uhr

Helmuth Feilke
Man sieht nur, was man (er-)kennt!
Zur linguistischen und didaktischen Salienz von Textprozeduren.

15.20 – 15.40 Uhr

Michael Rödel
Zwischen Pragmatik und Praxis: Überlegungen zum Unterrichten mit Textprozeduren

15.40 – 16.00 Uhr

Irene Pieper/Dorothee Wieser
Potenziale des Prozedurenansatzes für die didaktische Modellierung der Interpretation literarischer Texte

16.00 – 16.15 Uhr

Kaffeepause

16.15 – 17.30 Uhr

Übergreifende Diskussionsrunde
Textprozeduren im Spannungsfeld von Semantik, Syntaktik und Pragmatik
Diskutantin: Sarah Brommer

 

Diskussionsslot II: Mündlichkeit – Schriftlichkeit 

Dienstag, 23.3.20, 14.00 Uhr – 15.45 Uhr

14.00– 14.20 Uhr

Stephan Stein
Textprozeduren als Teil des Textmusterwissens für die Produktion konzeptionell mündlicher und schriftlicher Texte im Vergleich

14.20 – 14.40Uhr

Elke Grundler/Sara Rezat/Sabine Schmölzer-Eibinger
Positionierungen in argumentativen Gesprächen und Briefen der Schule – ein medialer Vergleich von Positionierungsverfahrenund Positionierungsprozeduren

14.45 Uhr – 15.45 Uhr

Übergreifende Diskussionsrunde
Textprozeduren im Spannungsfeld von Mündlichkeit – Schriftlichkeit
Diskutant: Benjamin Uhl

 

Diskussionsslot III: Texthandlungstypen - Textsorten

Dienstag, 23.3.20, 16.00 Uhr – 17.45 Uhr

16.00 – 16.20 Uhr

Stefan Emmersberger
Die Textsorte journalistischer Zeitungskommentar. Domänenspezifische Texthandlungstypen und Textprozeduren

16.20 – 16.40 Uhr

Torsten Steinhoff
Textsorten, Lernarrangements und Textprozeduren in Interventionsstudien

16.45 Uhr – 17.45 Uhr

Übergreifende Diskussionsrunde
Textprozeduren im Spannungsfeld von Texthandlungstypen – Textsorten
Diskutantin: Nadine Anskeit

STEFAN EMMERSBERGER | Universität Augsburg

Die Textsorte journalistischer Zeitungskommentar.
Domänenspezifische Texthandlungstypen und Textprozeduren

Auf der Basis einer explorativen Korpusstudie fragt der Beitrag, wie Journalist*innen verschiedene Texthandlungstypen und entsprechende Textprozeduren zur Textorganisation einsetzen. Dabei zeigt sich, dass sich für die Textsorte journalistischer Zeitungskommentar prototypische Bausteine zur Lösung einschlägiger kommunikativer Aufgaben auf globaler und lokaler Ebene identifizieren lassen­.
Anschließend wird eine schreibdidaktische Perspektive eingenommen und das Ergebnis mit Schülerkommentaren aus Oberstufen- und Abiturklausuren kontrastiert. Dieser Korpusvergleich ermöglicht Rückschlüsse auf die Frage, wie Textprozeduren und Texthandlungstypen erworben werden und wie sie zu einer kompetenzorientierten Vermittlung von komplexen Textsorten wie dem Kommentar beitragen können.

HELMUTH FEILKE | Justus-Liebig-Universität Gießen

Man sieht nur, was man (er-) kennt!
Zur linguistischen und didaktischen Salienz von Textprozeduren

Die Frage, wie Textprozeduren erkannt werden können, stellt sich linguistisch-methodisch, sie stellt sich für die didaktische Interventionsforschung und nicht zuletzt für den Unterricht selbst, in dem es darauf ankommt, dass sie für Lehrpersonen wie für Schüler greifbar sind. Zentral für das Erkennen ist die „Salienz“, die epistemische Hervorgehobenheit oder semiotische Signifikanz der Prozeduren. Der Vortrag macht (1) einen Vorschlag für eine linguistische Systematisierung der Bedingungen (z.B. Frequenz, Rekurrenz, Kookkurrenz, Typizität, Schemabezug, Signalreliabilität) und kommt von hier aus auch auf die Frage einer möglichen Erweiterung des Konzepts der Textprozeduren in Richtung einer Einbeziehung semantischer und syntaktischer Prozeduralisierungen zu sprechen. (2) Der Versuch zur linguistischen Fassung von Salienzbedingungen ist notwendig, aber didaktisch unzureichend. Hier geht es um Punkte wie Relevanz, Herstellung geteilter Aufmerksamkeit, Exemplarität, didaktische Artifizialität und Modellierbarkeit von Textprozeduren als Lerngegenständen. Der Vortrag geht abschließend auf damit verbundene Herausforderungen ein.

IRENE PIEPER / DOROTHEE WIESER | Universität Hildesheim / Technische Universität Dresden

Potenziale des Prozedurenansatzes für die didaktische Modellierung der Interpretation literarischer Texte

Ausgangspunkt unserer Überlegungen sind die auf der Basis von (mündlichen) Lautes-Denken-Protokollen rekonstruierten Prozeduren des Interpretierens poetischer Metaphorik. Von diesen Beobachtungen ausgehend möchten wir folgenden Fragehorizont abstecken und im Workshop erste Klärungen versuchen:

  • Welche weiteren Handlungsschemata auch des schriftlichen Interpretierens (nicht nur poetischer Metaphorik) lassen sich bestimmen?
  • Welche Prozedurausdrücke gehören dazu?
  • Inwiefern sind die Ausdrücke in schriftlichen Experteninterpretationen auszumachen?
  • Ist es sinnvoll, Prozedurausdrücke transitorisch zu fassen und was sind potenzielle Erwerbskontexte?
  • Sind die Handlungsschemata stets vorgängig zu denken oder ist von zwei Richtungen des Erwerbs auszugehen?
  • Wie spezifisch sind Prozedurausdruck und Handlungsschemata jeweils? Welche Handlungsschemata und Prozedurenausdrücke können auch anderen Handlungstypen zugeordnet werden?

MICHAEL RÖDEL | Ludwig-Maximilians-Universität München

Zwischen Pragmatik und Praxis: Überlegungen zum Unterrichten mit Textprozeduren

Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Frage, ob eine Unterscheidung verschiedener Typen von Prozeduren sinnvoll ist, je nachdem, ob sie stärker die semantische, die syntaktische oder die textpragmatische Ebene von Texten betreffen. Die Suche nach einer Antwort kann sich am Gegenstand („Wie sind Prozeduren in Texten am besten zu kategorisieren?“) und an der Anwendung orientieren („Wie gehe ich mit Prozeduren im Unterricht um und welche Kategorien sind dafür notwendig?“). Der Vortrag unternimmt den Versuch, anwendungsorientierte Argumente aufzuspüren, indem er sich mit methodischen Aspekten des Unterrichtens mit Textprozeduren auseinandersetzt. 

TORSTEN STEINHOFF | Universität Siegen

Textsorten, Lernarrangements und Textprozeduren in Interventionsstudien

Wenn man Interventionsstudien plant, in denen Textsorten, Lernarrangements und Textprozeduren eine wichtige Rolle spielen, steht man vor schwierigen Herausforderungen. Dies betrifft u.a. die Zusammenstellung textsorten- und arrangementrelevanter Textprozeduren und die Auswertung der für diese Textprozeduren relevanten Daten. Welche Textprozeduren etwa sind für bestimmte Lernarrangements zum Argumentieren, Beschreiben oder Erklären einschlägig? Und wie geht man damit um, dass Lernende in der 4., 6. oder 8. Klasse Textprozedurenausdrücke und -schemata in ganz unterschiedlichen, auch unkonventionellen Varianten verwenden? Solche Fragen bedürfen valider, objektiver und reliabler Antworten – und führen am Ende zum theoretischen Ursprung zurück: Was ist eine Textprozedur?­

Literatur
Anskeit, Nadine (2019): Schreibarrangements für die Primarstufe. Eine empirische Untersuchung zum Einfluss der Schreibaufgabe und des Schreibmediums auf argumentative und deskriptive Texte und Schreibprozesse in der 4. Klasse. Münster/New York: Waxmann.

Rüßmann, Lars (2017): Schreibförderung durch Sprachförderung. Eine Interventionsstudie zur Wirksamkeit sprachlich profilierter Schreibarrangements in der mehrsprachigen Sekundarstufe I. Münster/New York: Waxmann.
Steinhoff, Torsten/Borgmeier, Hendrik/Brosowski, Tim/Marx, Nicole (2019): Förderung des mündlichen bildungssprachlichen Handelns in den Sachfächern der Sekundarstufe I. In: Titz, Cora/Geyer, Sabrina/Weber, Susanne/Hasselhorn, Marcus (Hrsg.): Sprach- und Schriftsprachförderung wirksam gestalten: Innovative Konzepte und Forschungsimpulse. Stuttgart: Kohlhammer.

STEPHAN STEIN | Universität Trier

Textprozeduren als Teil des Textmusterwissens für die Produktion konzeptionell mündlicher und schriftlicher Texte im Vergleich

Text folgt!

ELKE GRUNDLER / SARA REZAT / SABINE SCHMÖLZER-EIBINGER | PH Ludwigsburg / Universität Paderborn / Karl-Franzens-Universität Graz

Positionierungen in argumentativen Gesprächen und Briefen der Schule – ein medialer Vergleich von Positionierungsverfahren und Positionierungsprozeduren

Text folgt!

Michael Stork
E-Mail: michael.stork(a)uni-paderborn(dot)de

 
Anmeldefrist: 15. Januar 2020
ORT

Universität Paderborn
Raum Q 0.101
Warburger Straße 100
33098 Paderborn

ANFAHRT Link zur Anfahrtsbeschreibung
LAGEPLAN Download (790 KB)