Stu­dien­tag „A­bleis­mus und Re­li­gi­on“ am 13. Ja­nu­ar 2023

Was genau ist eigentlich Ableismus? Wie äußert er sich in Universität, Schule, Alltag und religiösen Settings? Wie wird Dis/Ability theologisch gedacht? Und inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen individuellen und gesellschaftlichen Behinderungsbildern und der (Re-)Produktion von Ableismus? Diesen Fragen widmet sich der Studientag mit Vorträgen und Workshops zu inklusiven christlichen Menschenbildern, zur Reflexion eigener Vorstellungen von (Menschen mit) Behinderung sowie zu Ableismus in Theologie, Kirche und diakonischen Einrichtungen. Der Studientag will für die Differenzlinie Dis/Ability sensibilisieren und den Umgang mit Ableismus kritisch hinterfragen.

Ableismus wird dabei ganz grob als sozialwissenschaftliches Konzept verstanden, durch das Menschen, ihre Körper und Fähigkeiten kategorisiert und beurteilt werden. Werden sie als von der Norm abweichend markiert, zeigt sich Ableismus in Form von Abwertung, Diskriminierung und Marginalisierung von Menschen mit Behinderung und/oder chronischer Krankheit.

Wei­te­re In­for­ma­ti­o­nen

Das Programm des Studientages finden Sie hier.

Nach aktuellem Stand findet der Studientag in Präsenz statt (Raum: Q0.101). Eine digitale Teilnahme an Vorträgen mit anschließender Diskussion ist ebenfalls möglich. Die Teilnahmezahlen für Workshops (in Präsenz geplant) sind aus didaktischen Gründen begrenzt.

In Kooperation mit der Servicestelle Studium mit Beeinträchtigung wird die Veranstaltung barrierearm gestaltet. Falls Sie einen konkreten Bedarf anmelden möchten, den wir in der Planung berücksichtigen können, teilen Sie diesen gerne frühzeitig mit.

Anmeldung (auch zu einzelnen Programmpunkten) bis zum 06.01.2023 bitte an anna.neumann@upb.de

Bereits in den biblischen Texten ist das Bild von Behinderung vielfältiger als zunächst gedacht. Neben negativen, wertenden Darstellungen finden sich auch empowernde Berufungsgeschichten. Wie sieht es heute aus? Wie inklusiv ist unsere Theologie und unser Menschenbild? Wie können wir Heilung und Nächstenliebe inklusiv denken? Was ist Christlicher Ableismus? Wie können wir konkret daran arbeiten, Kirche inklusiver zu gestalten?

Julia Schönbeck studiert Evangelische Theologie in Göttingen. Sie arbeitet als studentische Mitarbeiterin beim Hildegardis-Verein im Bereich Inklusion und Öffentlichkeitsarbeit. In ihrem Blog lauterleise.de und auf Social Media schreibt sie über inklusive Kirche und christlichen Ableismus. Seit 2022 ist sie Mitglied im Expert*innenbeirat Inklusion der EKD.

„Each decision teachers make, each action they take, is simultaneously a consequence of past action and present context and a condition shaping the context for further action“ (Lasky 2005, S. 900).

Aus den biografischen Erfahrungen und Erlebnissen, die wir machen, entwickeln sich Überzeugungen und Vorstellungen, die unser Wissen, Denken und Handeln beeinflussen. Was bedeutet das für eine angehende Lehrkraft? Welche Rolle spielen Vorannahmen gegenüber Behinderung? Oder Erfahrungen mit inklusivem Lernen?

Im Workshop stellen wir uns diesen Fragen und versuchen, herauszufinden, welche Bedeutung diese für den Professionalisierungsprozess angehender Lehrkräfte haben können. Neben einem kurzen theoretisch-empirischen Einblick in die Thematik von Überzeugungen, professioneller Haltung und der biografischen Bedeutsamkeit dieser sollen sich die Workshopteilnehmenden vor allem selbst auf eine reflexive Spurensuche begeben, um ihrem professionellen Selbstverständnis näher zu kommen. 

Dr. phil. Alice Junge, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover, studierte Sonderpädagogik mit den Förderschwerpunkten Lernen und Geistige Entwicklung an den Universitäten Hannover und Oldenburg. Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind u.a. Professionalisierungsprozesse von Lehrkräften, insbesondere im Bereich der inklusionsorientierten Lehrer*innenbildung, sowie das Lernen an Eigen- und Fremdbiografien.

Ziele des Trainings:

  • Definitionen von Diskriminierungsformen kennenlernen und den Umgang damit einüben
  • Eigenwahrnehmung stärken: wo sehe / erlebe ich Diskriminierung und bin Teil davon bzw. verhindere es nicht?
  • Für strukturelle Diskriminierung und Diskriminierungsmatrix sensibilisieren

Thomas Jakubowski ist Pfarrer, Coach, Vertrauensperson der schwerbehinderten Pfarrer*innen, Inklusionsbeauftragter der Landeskirche nach SGB IX und ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter des Rheinpfalz Kreises. Bis 2021 war er Mitglied im Arbeitskreis Orientierungsrahmen Aktionsplan in der EKD (siehe EKD Texte 141 „Inklusion gestalten“). Außerdem promoviert er zu Theologie und Be- und Enthinderung und Theologie (Teilnehmer am Doktorandenkolloquium an der JGU Mainz, Fachbereich Ev. Theologie – Missionswissenschaft und Gast im Doktorandenkolloquium an der Uni Heidelberg, Fachbereich DWI, Prof. Eurich).

Christliche Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sind für manche der Ausdruck christlicher Nächstenliebe schlechthin. Für andere, besonders für behinderte Menschen können sie aber auch zu Orten persönlicher physischer und psychischer Traumatisierung werden. Wie kommt es zu dem einen und wie zu dem anderen? In ihrem Vortrag rekonstruiert Dr. phil. Ramona Jelinek-Menke einerseits die Geschichte der Einrichtungen für Menschen mit sog. geistiger Behinderung in Deutschland. Andererseits verweist sie auf die persönlichen Geschichten behinderter Menschen und ihre traumatischen Erfahrungen mit religiösen Kontexten. Außerdem möchte sie eine Diskussion unter den Teilnehmenden des Studientags darüber anregen, inwiefern Sondereinrichtungen für behinderte Menschen Ergebnis eines gesellschaftlichen Zwangs zur Segregation sind und gleichzeitig die Ausübung dieses Zwangs ermöglichen.

Dr. phil. Ramona Jelinek-Menke ist Stipendiatin der Fritz Thyssen Stiftung und arbeitet am Institut für Sozialanthropologie und Religionswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Im Herbstsemester 2022 ist sie Visiting Scholar im Disability Studies Program der Georgetown University in Washington DC. 2020 wurde sie an der Universität Zürich promoviert. Ihre Dissertation „Religion und Disability: Behinderung und Befähigung in religiösen Kontexten“ wurde mit dem Fritz Stolz-Preis der Schweizerischen Gesellschaft für Religionswissenschaft ausgezeichnet und ist 2021 open access im transcript Verlag erschienen. Ramona Jelinek-Menke hat zwei Kinder, eines von ihnen hat Trisomie 21.