Ar­gu­men­ta­ti­ve Text­pro­ze­du­ren – ei­ne kor­pus­ba­sier­te Ana­ly­se zum Zu­sam­men­hang von Schrei­b­auf­ga­ben, Pro­ze­du­re­n­aus­drü­cken und Ni­ve­au­stu­fen

Das schriftliche Argumentieren stellt eine komplexe kommunikative Praktik dar, wodurch Lernende lernen, unterschiedliche Perspektiven systematisch zu erfassen, gegeneinander abzuwägen, einen begründeten Standpunkt zu entwickeln und diesen angemessen zu stützen (vgl. Miskovic 2020: 27, Kunze 2023: 4, Grundler/Rezat 2016: 149). Dabei wird das Ziel verfolgt, etwas Strittiges in etwas Unstrittiges zu überführen (vgl. Winkler 2017: 76, Rezat 2014: 6). Der Erwerb schriftlichen Argumentierens lässt sich in Phasen modellieren (z.B. Augst/Faigel 1986). Im Erwerb sowie in Bezug auf die Förderung stellt das konzessive Argumentieren und damit die Herstellung einer virtuellen Dialogizität eine besondere Herausforderung für Lernende dar (vgl. Pohl 2014: 298, Rezat 2023: 60). Empirischen Untersuchungen zufolge ist in Texten von Grundschüler:innen bereits eine Form der Leser:innenanpassung und -involvierung vorzufinden (vgl. u. a. Brassard 1990, Feilke 1995, Augst et al. 2007, Rezat 2011). Das konzessive Argumentieren wird als eine altersübergreifende kritische Fähigkeit definiert (vgl. u. a. Stein et al. 1999, Flower et al. 2000, Ferretti 2000, Steinhoff 2007, Langlotz 2014). Schreibende nutzen beim schriftlichen Argumentieren etablierte sprachliche Muster, d.h. Textprozeduren (vgl. Lindauer 2021: 74, Feilke 2014: 14). Mittlerweile liegen zahlreiche empirische Forschungsergebnisse zum Erwerb ausgewählter argumentativer Textprozeduren – insbesondere zum Positionieren und Konzedieren – und zu der Frage, welchen Einfluss dieser Ansatz auf die Förderung der Schreibkompetenzen von Lernenden hat, vor. Obwohl es bereits einige Untersuchungen zu ausgewählten Textprozeduren des Argumentierens gibt (vgl. u.a. Feilke 2021, Rezat 2021, Grundler et al. 2020, Anskeit 2019, Emmersberger 2019, Rüßmann 2019, Bushati et al. 2018, Gätje et al. 2012, Steinhoff 2007), fehlen allerdings korpusbasierte und statistisch ausgerichtete Studien, die den Zusammenhang von Schreibaufgaben und der Realisierung argumentativer Textprozeduren bezogen auf Niveaustufen in den Blick nehmen. 

 

Zentrale Literatur:

  • Feilke, Helmuth (2021): Vom Satz zum Text. – Der „schriftliche Ausdruck“ im Werden. In: Die Sprache in den Schulen – Eine Sprache im Werden. Dritter Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Berlin, S. 91-124.
  • Rezat, Sara (2021): Zur makrostrukturellen Prägung argumentierender Textprozeduren. In: Schicker, Stephan/Schmölzer-Eibinger, Sabine (Hrsg.): ar|gu|men|tie|ren – eine zentrale Sprachhandlung im Sprach- und Fachunterricht, Weinheim: Beltz, S. 28-47.
  • Lindauer, Nadja (2021): Textproduktion von schwach schreibenden Jugendlichen: Eine empirische Untersuchung zur Entwicklung schriftlicher Argumentationskompetenz. Klinkhardt.