Veranstaltungen
Auf dieser Seite können Sie sich über wissenschaftliche Veranstaltungen unseres Fachbereichs informieren. Sie finden hier zunächst Hinweise auf unsere jeweils aktuellsten Veranstaltungen innerhalb und außerhalb Paderborns, Informationen zu zurückliegenden Veranstaltungen haben wir in unserem Archiv aufbereitet.
In gesonderter Form möchten wir auf zwei besondere Veranstaltungsformate der Paderborner Komparatistik hinweisen: auf unsere regelmäßig organisierten Ringvorlesungen zu aktuellen Themen der Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft und unsere alle zwei Jahre stattfindenden studentischen Workshops.
Veranstaltungen in Paderborn
Prof. Dr. Claudia Öhlschläger hat in Kooperation mit Dr. des. Tillmann Heise (Paderborn) und Prof. Dr. Marcel Lepper (Leipzig) bei der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS finanzielle Mittel eingeworben für die Durchführung der Tagung "Kulturkonservatismus, Geistesaristokratie, Ressentiment: Kritische Perspektiven auf literarische Intellektuellendiskurse seit 1918 und ihre gegenwärtige Aktualität", die vom 4.–7. Juni 2024 an der Universität Paderborn stattfinden wird. Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS fördert u.a. geistes- und sozialwissenschaftliche Projekte mit politischer Ausrichtung.
Eine Anschlusstagung zu diesem hochaktuellen und auch über die akademischen Grenzen hinaus relevanten Themenfeld wird unter dem Titel "Rückkehr des Ressentiments? Stereotype in Kulturphilosophie und Literatur seit 1918" vom 26.–29. September 2024 in der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf stattfinden, dem ehemaligen Wohnsitz der Romantiker Bettina und Achim von Arnim. Dem Veranstalter*innen-Team um Prof. Dr. Claudia Öhlschläger wurde ein Gruppenstipendium der Kulturstiftung Wiepersdorf/Land Brandenburg zur Durchführung dieses Tagungsprojekts gewährt.
Dr. Björn Burkert spricht am 24.01.2024 im Rahmen des Seminars "Eleganz. Eine kleine Kulturgeschichte von Baldassare Castiglione bis Giorgio Armani" (Leitung Prof. Dr. Jörn Steigerwald) zum Thema "'Angewandte Ästhetik'. Eleganz aus Sicht der medizinischen Praxis".
Prof. Dr. Ulrich Pfisterer (LMU München) spricht am 19.01.2024 im Rahmen des Seminars "Aby Warburg oder die Geburt der Kulturwissenschaft in Florenz. Exkursionsseminar nach Florenz" (Leitung Prof. Dr. Jörn Steigerwald) zum Thema "Aby Warburg in / und Florenz".
PD. Dr. Erik Schilling (LMU München / Universität Bielefeld) spricht im Rahmen der Vorlesung "Europäische Literaturgeschichte III: 1800-Gegenwart" (Leitung: Prof. Dr. Jörn Steigerwald) zum Thema "Erzählte Literaturtheorie. Formen, Funktionen, Folgen".
Prof. Dr. Karin Westerwelle (Universität Münster) spricht am 10.01.2024 im Rahmen des Seminars "Ehebruch und Geschlecht bei Flaubert und Fontane" (Leitung: Jun.-Prof. Dr. Hendrik Schlieper) zum Thema "Gustave Flaubert, Voyage en Orient. Körpererfahrungen und Körperbilder".
Prof. Dr. Barbara Vinken (LMU München) spricht im Rahmen des Seminars "Eleganz. Eine kleine Kulturgeschichte von Baldassare Castiglione bis Giorgio Armani" zum Thema "Erlesen".
Das Schrifttum der europäischen Expansion – d.h. jene Texte, die im Zusammenhang mit der frühneuzeitlichen Vereinnahmung der beiden Amerikas, des Fernen Ostens und des Mittelmeerraumes entstehen – umfasst ein breites Spektrum an Textsorten, so etwa Bordbücher, Briefe, Reise-, Schiffbruch- und Gefangenenberichte sowie verschiedene Formen der Historiographie und Kosmographie. Aufbauend auf den wegweisenden Studien von Todorov (La conquête de l’Amérique, 1982) und Greenblatt (Marvelous Possessions, 1991) zur Imagologie der ‚Eroberungen‘, hat sich die Forschung diesem Textkorpus bislang unter recht heterogenen Gesichtspunkten genähert. Zunächst sind die historische Fiktionstheorie (vgl. grundlegend Hempfer 2002, weiterführend und am Beispiel der Conquista Mexikos Carman 2006) und Studien zur Narrativierung von Geschichte (im Sinne Hayden Whites) zu nennen, die die fließenden Grenzen zwischen Fakt und Fiktion ebenso thematisieren wie die Nicht-Abgrenzbarkeit der genannten Textsorten zu im modernen Sinne literarischen Texten, wie sich dies paradigmatisch an Cabeza de Vacas Naufragios aufzeigen lässt. Besonderes Interesse gilt außerdem der Dynamisierung von Diskurstraditionen und Gattungsgrenzen, die im Dienst komplexer Legitimationsverfahren stehen kann, wie etwa in Cortés’ Cartas de relación (vgl. hier auch Frömmer 2018 zu Kolumbus und Vespucci). Darüber hinaus werden Fragen des autobiographischen Erzählens und der Emergenz frühneuzeitlicher Subjektivität diskutiert (vgl. Penzkofer 2016 resp. Gumbrecht 1987 und Folger 2011), wie sie sich beispielhaft in Jean de Lérys Histoire d’un voyage faict en la terre du Brésil und den Comentarios reales des Inca Garcilaso darstellen.
Das Forschungskolloquium setzt an diesem Punkt an, um das Schrifttum der europäischen Expansion auf den gemeinsamen Einsatz von Affekten hin zu befragen. Hierbei kann von der leitenden Beobachtung ausgegangen werden, dass den Momenten der Alteritätserfahrung, auf die die genannten und zahlreiche weitere einschlägige Texte des hier betrachteten Zeitraums gründen, ein spezifisches Affektpotenzial eigen ist: Die dargestellte Begegnung mit dem Anderen steht konstitutiv – und ganz im Sinne der zitierten Definition aus Covarrubias’ Tesoro (1611) – im Zeichen des instantanen, starken und nicht steuerbaren ‚Ergreifens‘. Den komplexen Verfahren der Verschriftlichung und Darstellung, aber auch der bewussten Ausklammerung ebendieses Affektpotenzials nachzugehen, lohnt nun aus drei Gründen: Die hier interessierenden Texte sind erstens Dokumente der Zeitgeschichte, die zwar vordergründig Anspruch auf Referenzialität erheben, in die aber zugleich die jeweils individuelle Erfahrung (mit) der Alterität eingeschrieben ist. Es handelt sich zweitens um dezidiert adressatenorientierte und handlungspragmatisch ausgerichtete Texte, in denen Affekte strategisch mit Blick auf Publikations-, Gebrauchs- und Rezeptionskontexte zum Einsatz kommen. Schließlich und drittens ist aus literaturwissenschaftlicher Perspektive in Betracht zu ziehen, dass sich der jeweilige dokumentarische Anspruch eben auch an dezidiert poetischen Mitteln und Formen bemisst, die vor dem Hintergrund der frühneuzeitlichen Diskussion und Neubewertung der Affekte (vgl. hierzu grundlegend Steiger 2005 sowie jüngst Matzat 2020) auch im Schrifttum der Expansionszeit eine ganz eigene Prägung erhalten.
Das vollständige Programm kann hier heruntergeladen werden: Programm (PDF-Format)
Leitung: Prof. Dr. Jörn Steigerwald und Jun.-Prof. Dr. Hendrik Schlieper
Die Sektion fokussiert mit der Tragödie die Erneuerung einer einzigen, aber exemplarischen Gattung im 16. und 17. Jahrhundert in Italien, Frankreich und Spanien, um allgemein die Frage zu diskutieren, wie die Tragödie von ausgewählten AutorInnen in den verschiedenen romanischen Kulturräumen sowohl im Rahmen von Gattungstheorien als auch bzw. besonders im Rahmen der dichterischen Praxis erneuert wird. Hierzu werden zwei leitenden Überlegungen vorangestellt: 1. Die frühneuzeitliche Tragödiendichtung stellt eine in hohem Maße transnational vernetzte Literatur dar, so dass die jeweiligen, kulturell und/oder national auf je eigene Weise geprägten Tragödien stets in Konkurrenz zu anderen Modellierungen dieser Gattung gefasst werden. 2. Die latente Hybridität der frühneuzeitlichen Tragödie lässt sich produktiv wenden, insofern die bewusst weitgefasste Gattungsbezeichnung der spanischen comedia nach Lope de Vega oder die un- scharfe Trennung zwischen tragédie und tragi-comédie im Französischen als Kennzeichen für die kritischen Reflexionen über eine Erneuerung der Tragödie angesehen werden.
Die Sektion zielt darauf ab, die Erneuerung der Tragödie prozessual zu denken und danach zu fragen, welche spezifischen Modellierungen der Tragödie in einem Kulturraum - durchaus in Konkurrenz zu anderen Modellierungen des gleichen Raumes - ausgebildet werden. Zudem ist die Transnationalität der Tragödiendichtungen zu diskutieren, mithin der Frage nachzugehen, welche Konkurrenzen zwischen den kulturell spezifischen Modellierungen der Tragödien auszumachen sind und wie diese jeweils produktiv für die Erneuerungen der Gattung genutzt werden. Schließlich soll nach dem kulturell je charakteristischen Verhältnis von Gattungstheorie und -praxis sowie deren damit einhergehenden innerromanischen Dynamiken gefragt werden, die gerade vor dem Hintergrund der Reaktualisierung der antiken Dichtungstheorien seit der Renaissance von grundlegender Bedeutung sind. Damit verbunden sind die Fragen, wie sich die Tragödie zu anderen Gattungen verhält - etwa zum Epos -, und wie ebendieses Analogieverhältnis produktiv gewendet wird, um eine Erneuerung der Tragödie zu leisten.
Leitung: Prof. Dr. Claudia Öhlschläger und Dr. Antonio Roselli
In der neueren kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung lässt sich ein zunehmendes Interesse an verschiedenen Ausprägungen von Passivität beobachten. Mit ihnen artikuliert sich eine Skepsis gegenüber konventionellen Formen des Aktivseins (Können, Vermögen, Willenskraft, Handeln etc.), wobei die Bedeutungen "von der Passivität als Unterlassung oder Aussetzung des Handelns über die Passivität im Sinne von Rezeptivität und Sinnlichkeit, einschließlich ihrer gesteigerten Formen des Leidens oder der Leidenschaft, bis hin zu Unvermögen und Unmöglichkeit" reichen. (Busch 2013: 15) Zu den Effekten und Themen, die der Habitus der Passivität nach sich zieht, gehören "Müdigkeit", "Langeweile", "Zaudern", "Faulheit", "Willensschwäche", "Sensibilität" und "Affizierung" (ebd.). Diese und ähnliche Facetten der Passivität wurden in den letzten Jahren auch in den Literaturwissenschaften verstärkt diskutiert (vgl. u.a. Wellbery 2003; Gumbrecht 2011; Vogl 2008; von Koppenfels/Zumbusch 2016). Solche Phänomene verändern unser Nachdenken über 'Zeit', da sie deren zweckrationale Nutzung und Ökonomisierung - beides Effekte des Paradigmas der Aktivität - außer Kraft setzen. Diese Ein- bzw. Ausklammerung der ökonomischen Dimension ermöglich nicht nur ein anderes Verhältnis zur Zeit (Zeit als Gegenstand von Erfahrung), sondern auch eine andere Wahrnehmung von Welt (Zeit als Medium der Erfahrung).
Die vier Vorträge des Panels analysieren und diskutieren literarische Texte, die das Phänomen der Widerfahrnis von Zeit im beschriebenen Sinne sowohl ästhetisch wie formal figurieren - bis hin zur selbstreflexiven Wendung, bei der die spezifisch unökonomische Form der Zeitwahrnehmung als Bedingung für das Schreiben mitreflektiert und wiederum selbst beschrieben wird. Der einführende Vortrag von Antonio Roselli (Magdeburg) (Ohn-)Mächtige Subjekte: Bemerkungen zum Verhältnis von Passivität und Zeit untersucht die Zustände Ergriffenheit, Nachdenklichkeit und Müdigkeit, in denen das Subjekt von einer aktiven in eine passive Position rückt, um davon ausgehend den Gegensatz zwischen anti-ökonomischen und zweckrationalen Formen der Zeitwahrnehmung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu reflektieren. Der Vortrag von Claudia Öhlschläger (Paderborn) Die Un-Zeit der Wiederholung in feuilletonistischen Städtebildern der Weimarer Republik wird Städtefeuilletons von Siegfried Kracauer hinsichtlich des Verhältnisses von Erinnerung und passiv erfahrener Temporalität untersuchen, wobei die Wiederholung als eine anökonomische Figur der raumzeitlichen Repräsentation von Vergangenem und Vergessenem im Kontext journalliterarischer Publikationsbedingungen profiliert werden wird. Doren Wohlleben (Marburg) skizziert in ihrem Vortrag Hieronymus im Gehäus. Sanduhrstimmung bei Dichter- und Denkerfiguren des 20. Jahrhunderts die (post-)moderne philosophische und literarische Rezeption von Albrecht Dürers - zeitgleich mit seiner "Melencolia" - entstandenem Kupferstich "Der heilige Hieronymus im Gehäus" (1514) bei Karl Jaspers, Ernst Jünger, Hans Blumenberg und Sibylle Lewitscharoff. Die existentialphilosophische Chiffer des Gehäuses als ein sich moderner Beschleunigung und Aktivität widersetzender Zeit-Raum soll zu dem literarischen Symbol der - stets halb abgelaufenen - Sanduhr in Bezug gesetzt werden, um die "Sanduhrstimmung" (E. Jünger) als eine ästhetische Eigenzeit produktiver Passivität zu konturieren. Iulia-Karin Patrut (Flensburg) untersucht in ihrem Beitrag Wi(e)der-Fahrnis im Zeitgehöft. Zur Temporalität in der späten Lyrik Paul Celans das 'Durchzittert-Sein' von der Zeit als Grunderfahrung in Paul Celans posthum erschienenem Zyklus "Zeitgehöft" und weiterer später Lyrik. Dabei zeichnet sie einen Bogen von dem 'Nirgend' und seiner opaken Temporalität über das 'Warten-Gelassen-Sein-Worden' bis zum 'Stein hinterm Aug', den sie als ambivalente Figur der Wiederholung und Widerständigkeit im Kontext passiver Erinnerung und Präfiguration zukünftiger Zeitlichkeit diskutiert.
Die Vorträge des Panels werden in einer der nächsten Ausgaben der Zeitschrift für Deutsche Philologie als Sonderheft zum Thema Zeit und Passivität erscheinen.
Vom 27. bis zum 29. Juni 2019 findet in Kassel die 16. Tagung des Nachwuchsforums der Gesellschaft für Kanada-Studien unter dem Thema "Intersections of Gender and Myth in Canadian Culture and Media" statt.
Organisiert wird die Veranstaltung von Ronja Hannebohm und Anda-Lisa Harmening der Universität Paderborn sowie von Maike Baumgärtner, Tamara Schmitt und Svenja Tregel der Universität Kassel. Unterstützt wird die Tagung durch die Gesellschaft und die Stiftung für Kanada-Studien, die Botschaft von Kanada in Deutschland, die Universität Kassel und die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Kassel, die Universität Paderborn und die Universitätsgesellschaft Paderborn.
Genauere Informationen zu den Inhalten der Nachwuchstagung sind dem Call for Papers zu entnehmen: Call for Papers (PDF-Format)
Das vollständige Programm kann hier heruntergeladen werden: Programm (PDF-Format)
Veranstaltungen außerhalb Paderborns
Vom 9.-11. Mai 2024 findet in Sonthofen die Tagung der Deutschen Sebald Gesellschaft und der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft anlässlich von W.G. Sebalds 80. Geburtstag statt. Der Titel der interdisziplinären und internationalen Veranstaltung lautet "Natur, Verantwortung, Zerstörung. Facetten des Nature Writing bei Thomas Bernhard und W.G. Sebald".