Veranstaltungen
Auf dieser Seite können Sie sich über wissenschaftliche Veranstaltungen unseres Fachbereichs informieren. Sie finden hier zunächst Hinweise auf unsere jeweils aktuellsten Veranstaltungen innerhalb und außerhalb Paderborns, Informationen zu zurückliegenden Veranstaltungen haben wir in unserem Archiv aufbereitet.
In gesonderter Form möchten wir auf zwei besondere Veranstaltungsformate der Paderborner Komparatistik hinweisen: auf unsere regelmäßig organisierten Ringvorlesungen zu aktuellen Themen der Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft und unsere alle zwei Jahre stattfindenden studentischen Workshops.
Veranstaltungen in Paderborn
- 09.02./10.02.2023: Journée d'études: "Johann Elias Schlegel und das Theater. Zwischen Revision und Reform"
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Der Schriftsteller Johann Elias Schlegel wird heutzutage wahlweise aufgrund seiner Mittlerstelle zwischen den beiden vermeintlichen Antipoden Johann Christoph Gottsched und Gotthold Ephraim Lessing in den Blick genommen oder als potenzieller Vorläufer des Theaters des Sturm und Drang gewürdigt. Begründet wird diese besondere Übergangsposition Schlegels vorzugsweise mit zwei Werken, nämlich der Vergleichung Shakespeares und Andreas Gryphs (1741), die als Beginn des deutschen Shakespeare-Kults im 18. Jahrhundert angesehen wird, und der Tragödie Canut, die aufgrund der Konzeption des Bösewichts Ulfo als wegweisend für den Sturm und Drang begriffen wird. Dabei wird seine Verortung in Kopenhagen am Hof des Königs von Dänemark einerseits positiv hervorgehoben, insofern diese nicht zuletzt sinnbildlich ist für seine Loslösung vom Gottsched’schen Literaturprojekt, andererseits aber auch als Indikator für seine nachgeordnete Bedeutung in der Literatur der Frühaufklärung, da er auf diese Weise nur eine exzentrische Position einnehmen konnte.
Gleichwohl ist zu bedenken, dass diese gegenwärtige Perspektive auf Johann Elias Schlegel und dessen Theater sich nicht nur auf eine relativ schmale Basis von dessen Werk stützt, sondern auch, und wichtiger, im deutlichen Kontrast steht zu dessen Rezeption im zeitgenössischen Kontext. Moses Mendelssohn würdigt etwa im 21. Brief die neueste Literatur betreffend noch 1765 Schlegels Tragödie Die Trojanerinnen (1745) als das beste Werk, das jemals auf die deutsche Bühne gebracht worden sei und führt weiter aus, dass dieser als deutscher Racine anzusehen sei, was sich darin zeige, dass er, wie jener, Nachahmungen der Alten vorlege, die mehr seien als mittelmäßige Originalarbeiten. Ähnliches gilt für sein Tragödien-Fragment Die Braut in Trauer (1748), das noch um 1800, insbesondere von Johann Wolfgang Goethe, als vorbildliches Werk des Klassizismus gepriesen wurde. Hinzu kommt, dass Schlegel nicht nur als Tragödien-, sondern ferner als Komödiendichter, aber auch als Autor von Einaktern gleichermaßen reüssierte, was sich etwa am Erfolg seiner Komödie Der Triumph der guten Frauen (1747) oder dem Einakter Die stumme Schönheit (1747/48) ablesen lässt. Zudem wirkte er als Literaturkritiker in hohem Maße produktiv, was seine Schriften zur Nachahmung genauso verdeutlichen wie diejenigen zu den verschiedenen Gattungen oder zum Theater allgemein.
Vor diesem Hintergrund lädt die geplante Journée d’étude dazu ein, sich erneut Johann Elias Schlegel und dessen Theater zuzuwenden und dessen Positionierung innerhalb der europäi-schen Theaterkulturen seiner Zeit herauszuarbeiten. Als leitende Überlegung wird hierfür zugrunde gelegt, dass sich Schlegels Theater durch einen mehrfachen Theatertransfer auszeichnet, der sowohl die Konzeption seiner Dramen als auch sein Verständnis des Theaters kennzeichnet. Denn seine bereits angeführte Nachahmung der Alten baut, wie Mendelsohns Verweis auf Racine nahelegt, nicht auf einer schlichten Umsetzung des Prinzips von imitatio und aemulatio auf, sondern auf der produktiven Verbindung, um nicht zu sagen: Überlagerung unterschiedlicher Traditionen und Genres. Schlegels Tragödie Die Trojanerinnen rekurrieren bei-spielsweise auf zwei Rache-Dramen des Euripides, die Hekuba sowie die Troerinnen, reaktualisieren diese aber nicht einfach, sondern überlagern diese durch die Inszenierung als elegische Liebestragödie, indem sie die Liebesklage der Heroides strukturbildend in die Tragödie einführen.
Die im Rahmen der Journée d’études zu diskutierende These lautet, dass das Theater Schlegels – die dramatischen und theoretischen Schriften gleichermaßen – durch das Zusammenspiel von Revision und Reform geprägt ist. Im Gegensatz zur Reaktualisierung, die vorzugsweise nach der Aneignung vorausliegender Werke in der und für die jeweils eigene Kultur fragt, fokussiert die Revision die kritische Auseinandersetzung mit den vermeintlichen oder faktischen Idealen vorgängiger Literaturen. Hierfür baut Schlegel zum einen auf den Diskussionen im Rahmen der Querelle des Anciens et des Modernes auf und zum anderen auf seiner Mitarbeit an der Deut-schen Schaubühne Gottscheds, die eine mehrfache Differenzierung ermöglicht. Zu fragen ist dann, welche Alten und welche Modernen als vorbildlich anzusehen sind und inwiefern diese Vorbildlichkeit durch den Wechsel eines Kulturraumes oder durch die Veränderung der Zeit notwendigerweise neu zu überdenken ist. Augenfällig wird die damit verbundene Produktivität des Zugangs in der Tragödie Herrmann (1741, publiziert 1743 in Gottscheds Deutscher Schaubühne), die erstmals den zuvor vor allem im französischen Theater erfolgreichen Arminius-Stoff in eine dezidiert deutsche Tragödie überführt und dabei die zuvor in Szene gesetzten Ideale der Galanterie revidiert und durch eine neue Konzeption ersetzt. Damit verbunden ist eine Reform des Theaters, die poetologisch in den Dramen umgesetzt sowie in den dramentheoreti-schen Schriften reflektiert wird. Evident zeigt sich dies in der Vergleichung Shakespeares und Andreas Gryphs, da diese als erste positive Bewertung des Theaters von Shakespeare im deutschsprachigen Kulturraum anzusehen ist, aber auch als neuerliche Aufwertung des Theaters von Gryphius zu verstehen ist. Doch auch die Schriften zur Nachahmung und vor allem zur Gründung des dänischen Theaters zeugen in hohem Maße von diesen Bestrebungen. - Gattung und Geschlecht I & II: 25.-28.09.2022: 27. Deutscher Germanistentag 2022 (Universität Paderborn)
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Im Rahmen des 27. Deutschen Germanistentages, der vom 25.09. - 28.09.2022 an der Universität Paderborn stattfand, war der Fachbereich der Komparatistik mit dem Doppelpanel Gattung und Geschlecht I & II (Organisation und Leitung: Prof. Dr. Jörn Steigerwald & Dr. Leonie Süwolto) vertreten:
Die Mehrdeutigkeit des lateinischen Begriffes genus zur Bezeichnung von Gattung und Geschlecht zugleich, die im Französischen als genre wiederbegegnet und in der englischen Sprache zumindest im identischen Wortstamm der Begriffe gender und genre sichtbar ist, verweist auf der Ebene des Sprachgebrauchs auf eine untrennbare Zusammengehörigkeit der Begriffe, die in der deutschen Sprache mit der terminologischen Differenzierung von Gattung und Geschlecht zunächst verborgen bleibt. Betrachtet man die Begriffe indes aus literaturtheoretischer und -historischer Perspektive ist ihr konstitutiver Zusammenhang bereits der antiken Gattungslehre zu entnehmen. Aristoteles’ um 335 v. Chr. entstandene Poetik als gattungstheoretischer Gründungstext setzt ein über verschiedene Regulative modelliertes Verhältnis von Gattung und Figur bzw. Figurenhandeln in Kraft, das dieses immer schon als gegendert begreift und auf dieser Basis Frauen als Protagonistinnen weitestgehend ausschließt. Auch
Horaz’ um Christi Geburt entstandene und an der antiken Rhetorik geschulte Gattungssystematik in der Ars Poetica (Epistula ad Pisonis) als weiterer zentraler Referenztext der
klassizistischen Tragödie um und nach 1700 prädisponiert die Figurenzeichnung, ihr Handeln und ihre Rede über ihre jeweilige Gattungsrahmung. Über den Zusammenhang von Gattung und Figur ist die Kategorie Geschlecht in der antiken Poetik folglich stets impliziert. Die sich daraus ergebende leitende Überlegung lautet, dass die beiden Begriffe seit den antiken Poetiken und Gattungslehren in einem genauso konstitutiven wie konstruktiven Zusammenhang stehen, der indes im Laufe der Zeit, den jeweiligen kulturellen Kontexten und historischen Rahmungen entsprechend, immer wieder neu durchdacht und diskutiert wird, so dass das Zusammenspiel von Gattung und Geschlecht als kulturhistorisch je spezifischer Indikator verstanden werden kann, der Transformationsprozesse beschreibbar werden lässt.
Im Rahmen des ersten Panels wird vor diesem Hintergrund die These diskutiert, dass das Zusammenspiel von Gattung und Geschlecht besonders seit den Reaktualisierungen
der aristotelischen und horaz’schen Poetiken in der Frühmoderne sowohl in den zeitgenössischen Gattungstheorien als auch – weitaus differenzierter – in den theoriegeleiteten Reflexionen in den Dramen besprochen wird, so dass genauerhin von Geschlechterpoetiken gesprochen werden kann. Diese Geschlechterpoetiken fokussieren gleichermaßen Fragen des weiblichen Heroismus, des Verhältnisses von ‚privat‘ und ‚öffentlich‘ im bürgerlichen Trauerspiel oder Fragen nach dem notwendigerweise ‚männlichen‘ Handeln in den Helden- und Staatsaktionen der Tragödien.
Ziel des zweiten Panels ist es, anhand der gleichermaßen rhetorischen wie poetologischen Kategorie der Angemessenheit die These zu diskutieren, dass in den frühmodernen, klassizistisch geprägten Tragödien die Konfiguration von Gattung und Geschlecht regelrecht durchgespielt wird, um eine gleichermaßen theoriegeleitete und praktische Reaktualisierung der antiken Modellierungen in den Tragödien zu leisten, die selbst im Rahmen grundlegender kultureller Veränderungen stattfinden, die insbesondere seit der Zeit um 1700 als Krise des europäischen Geistes (Hazard) beschreibbar werden. Die Kategorie der Angemessenheit fungiert dabei als Tertium, das zum einen das Zusammenspiel von Gattung und Geschlecht plastisch vor Augen führt und zum anderen den präzisen Vergleich zwischen differenten Modellierungen eben dieses Nexus‘ in den Tragödien ermöglicht.
Programm I — Geschlechterpoetiken (in) der Tragödie der Frühmoderne | Di, 27.09.2022 | 10:30 - 12:30h
Dr. Leonie Süwolto (Paderborn): Geschlechterpoetik – Zum Potential eines methodologischen Begriffs für die dramenhistorische Forschung
Prof. Dr. Michael Multhammer (Siegen): Respondenz
Prof. Dr. Jörg Wesche (Göttingen): Konversion und Geschlecht im Barockdrama
Dr. Astrid Dröse (Tübingen): Geschlechterpoetik und Journal – Caroline von Wolzogens
Dramenfragment Der Leukadische Fels in Schillers Thalia
Prof. Dr. Frauke Berndt (Zürich): Respondenz
Jun.-Prof. Dr. Hendrik Schlieper (Paderborn), Dr. Leonie Süwolto (Paderborn): Moderation
Programm II — Die Angemessenheit (in) der Tragödie der Frühmoderne | Di, 27.09.2022 | 14:00 - 16:00h
Prof. Dr. Jörn Steigerwald (Paderborn): Ein Probierstein der Angemessenheit: Corneilles
Rodogune und ihre Leser
Prof. Dr. Cornelia Zumbusch (Hamburg): Respondenz
Prof. Dr. Johannes F. Lehmann (Bonn): Männlichkeit/Weiblichkeit in Goethes Götz von
Berlichingen
Dr. Carolin Rocks (Hamburg): „Allzu straff gespannt zerspringt der Bogen“. Gattungstransgressionen im Held*innendrama um 1800
Prof. Dr. Jörg Robert (Tübingen): Respondenz
Prof. Dr. Andrea Allerkamp (Frankfurt/Oder), Dr. Lily Tonger-Erk (Tübingen): Moderation - Semantiken der Ambiguität in literarisch-politischen Essays der Zwischenkriegszeit: 25.-28.09.2022: 27. Deutscher Germanistentag (Universität Paderborn)
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Prof. Dr. Claudia Öhlschläger und Dr. Antonio Roselli organisierten und leiteten im Rahmen des 27. Deutschen Germanistentages, der vom 25.-28.09.2022 an der Universität Paderborn stattfand, das Panel Semantiken der Ambiguität in literarisch-politischen Essays der Zwischenkriegszeit:
Die jüngste Forschung zum Essay hat dessen Reflexionspotenzial stark gemacht und vorgeschlagen, diesen nicht nur als Gattung, Textsorte oder Schreibweise, sondern als Vertextungsverfahren zu betrachten (vgl. u. a. Nübel 2006; 2016). Schon Theodor W. Adorno verwies in seiner essayistischen Abhandlung über den „Essay als Form“ (1958) auf den hybriden Status des Essays: Dieser bewegt sich zwischen Fiktion und Fakt, zwischen wissenschaftlicher Expertise und Narration, er ist eine Möglichkeitsform und deshalb genuin mehrdeutig. Gleichzeitig bringt der Essay die Mehrdeutigkeit des jeweiligen
Gegenstands zur Geltung, denn er ist nicht auf Vereindeutigung, sondern auf Offenheit hin ausgelegt. Die vier Vorträge des Panels möchten an paradigmatischen Fallbeispielen literarischpolitischer Essayistik der Zwischenkriegszeit mit ihren fragilen Demokratien (Erste demokratische Republik Deutsch-Österreich, Weimarer Republik) nach Semantiken der Ambiguität bzw. nach Narrativierungs- und Darstellungsstrategien der Ambiguisierung fragen. Die Popularität des literarischen Essays in der Zeit zwischen 1918 und 1933 ist nicht zu verstehen ohne das zeitgenössisch-historische Bewusstsein der Krise, das einerseits Entscheidungsnotwendigkeiten herstellt und andererseits Ambivalenzen, Mehrdeutigkeiten und Ambiguitäten generiert: Vernunft und Irrationalität, Humanismus und Barbarei/Dämonie, Nationalismus und Europäertum, historische Notwendigkeit und Schicksal/Zufall erweisen sich als eng miteinander verwobene Konstellationen einer literarisch-politischen Standortbestimmung. Vor dem Hintergrund einer krisenbedingten Suche nach Eindeutigkeiten widersteht der Essay als Möglichkeitsform der Vereindeutigung und ringt um die Geltung alternativer Denk- und Handlungsoptionen (vgl. Bauer
2018). Angesichts gegenwärtiger politischer Problemlagen erweisen sich Semantiken der Ambiguität und ihre Selbstreflexivität gerade in der Kurzform des literarischpolitischen Essays als hochaktuell.Programm | Di., 27.09.2022 | 14:00-16:00h
Dr. Mandy Dröscher-Teille (Hannover): Heinrich Manns unpolitische Betrachtungen
eines Politischen: Die Ambiguität des Politischen in Heinrich Manns Essays oder:
Europa als geistige Idee
Dr. Antonio Roselli (Magdeburg): „In Nöten und Krisen des Überganges“: Thomas Manns
Weimarer Goethe-Essays als Zeitdiagnosen
Prof. Dr. Claudia Öhlschläger (Paderborn): Die Totenmaske als Medium des Essays: Zur
Mehrdeutigkeit von Ahnenkult und Historie im frühen 20. Jahrhundert
Prof. Dr. Birgit Nübel (Hannover): Mit dem linken Auge zwinkern und mit der rechten
Hand schwören – Bi- und multipolare Ambivalenzen in Robert Musils Essayistik - 27.-30.09.2021: Internationale Tagung "Narrative des Humanismus in der Weimarer Republik und im Exil: Zur Aktualität einer kulturpolitischen Herausforderung für Europa "
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Organistion: Prof. Dr. Claudia Öhlschläger (Paderborn), Prof. Dr. Isolde Schiffermüller (Verona), Prof. Dr. Lucia Perrone Capano (Foggia) und Prof. Dr. Arturo Larcati (Verona)
In Zeiten sich verhärtender politischer Fronten, eines wachsenden Rechtspopulismus, der Herausforderungen eines angemessenen Umgangs mit geflüchteten und flüchtenden Menschen, der weltweiten Pandemie und der Diskussion um eine europäische Wertegemeinschaft sind Fragen nach Menschlichkeit, Empathie und gegenseitiger Verständigung brisanter denn je. Die in Kooperation mit den italienischen Partneruniversitäten Verona und Foggia stattfindende, vom DAAD geförderte Paderborner Tagung "Narrative des Humanismus in der Weimarer Republik und im Exil: Zur Aktualität einer kulturpolitischen Herausforderung für Europa" setzt hier an: Wie dachten Intellektuelle und Schriftsteller*innen in historischen Krisenzeiten über Humanismus? In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geriet der Humanismus nach dem Vorbild der Antike und der Renaissance in eine Krise. Wie würde seine Neubestimmung nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und unter dem Eindruck demokratischer und pazifistischer Vorhaben, aber auch angesichts des sich formierenden italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus aussehen können? Das Spektrum der Antworten ist denkbar facettenreich und heterogen.
In Beiträgen über Thomas Mann, Heinrich Mann, Klaus Mann, Ernst Cassirer, Ernst Robert Curtius, Stefan Zweig, Erika Mann, Helen Wolff, Joseph Roth u.a. werden Wissenschaftler*innen aus Italien, Österreich und Deutschland in eine Diskussion über humanistische Konzepte der Weimarer Republik, des Exils und ihre narrative Gestaltung sowie Rahmung in interkultureller Perspektive eintreten. Die Organisator*innen Prof. Dr. Claudia Öhlschläger (Paderborn), Prof. Dr. Isolde Schiffermüller (Verona), Prof. Dr. Lucia Perrone Capano (Foggia) und Prof. Dr. Arturo Larcati (Verona) sind davon überzeugt, dass eine internationale Zusammenarbeit und Verständigung über dieses aktuelle Thema den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn befördern kann. Was können wir über Humanismus-Konzepte in einer vergangenen historischen Krisenzeit lernen, wie können wir sie für gegenwärtige Problemlagen fruchtbar machen?
Das detaillierte Programm steht hier zum Download zur Verfügung.
Alle Interessierten sind herzlich zu den Vorträgen und Diskussionen im Jenny-Aloni-Haus eingeladen! Aufgrund der weiterhin unsicheren Gefährdungslage durch die Covid-19-Pandemie bitten wir um vorherige Anmeldungen per E-Mail an Prof. Dr. Claudia Öhlschläger unter claudia.oehlschlaeger[at]uni.paderborn[dot].de.
- 16./17.09.2021: Studentischer Workshop "Biopolitik(en) in Literatur, Film und Serie: Aushandlungs- und Reflexionsräume vom 18. Jahrhundert bis heute"
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Organisation: Studierende der Universität Paderborn gemeinsam mit Ronja Hannebohm, M.A. und Dr. Anda-Lisa Harmening
Nachdem der vierte studentische Workshop der Paderborner Komparatistik aufgrund der Corona-Pandemie zunächst verschoben worden war, wird das Format im September 2021 erstmals in digitaler Form realisiert: Am 16. und 17.09.2021 beschäftigt sich die studentische Konferenz mit dem Thema "Biopolitik(en) in Literatur, Film und Serie: Aushandlungs- und Reflexionsräume vom 18. Jahrhundert bis heute".
Alle Informationen sind auf unserer Seite "Studentische Workshops" zu finden.
Das detaillierte Programm steht hier zum Download zur Verfügung.
Alle Interessierten sind herzlich zu den Vorträgen und Diskussionen via Zoom eingeladen!
- 16./17.01.2020: Journée d'études "Theater-Transfers. Akkulturationen des europäischen Dramas in Johann Christoph Gottscheds Deutscher Schaubühne"
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Organisation: Dr. Leonie Süwolto
Das detaillierte Programm steht hier zum Download zur Verfügung.
Alle Interessierten sind herzlich zu den Vorträgen und Diskussionen in Raum B3.321 eingeladen!
Veranstaltungen außerhalb Paderborns
- 30.03.2022-01.04.2022: Forschungskolloquium "Einsatz der Affekte: Momente der Alteritätserfahrung im Schrifttum der europäischen Expansion 1460-1700" (an der Ruhr-Universität Bochum)
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Das Schrifttum der europäischen Expansion – d.h. jene Texte, die im Zusammenhang mit der frühneuzeitlichen Vereinnahmung der beiden Amerikas, des Fernen Ostens und des Mittelmeerraumes entstehen – umfasst ein breites Spektrum an Textsorten, so etwa Bordbücher, Briefe, Reise-, Schiffbruch- und Gefangenenberichte sowie verschiedene Formen der Historiographie und Kosmographie. Aufbauend auf den wegweisenden Studien von Todorov (La conquête de l’Amérique, 1982) und Greenblatt (Marvelous Possessions, 1991) zur Imagologie der ‚Eroberungen‘, hat sich die Forschung diesem Textkorpus bislang unter recht heterogenen Gesichtspunkten genähert. Zunächst sind die historische Fiktionstheorie (vgl. grundlegend Hempfer 2002, weiterführend und am Beispiel der Conquista Mexikos Carman 2006) und Studien zur Narrativierung von Geschichte (im Sinne Hayden Whites) zu nennen, die die fließenden Grenzen zwischen Fakt und Fiktion ebenso thematisieren wie die Nicht-Abgrenzbarkeit der genannten Textsorten zu im modernen Sinne literarischen Texten, wie sich dies paradigmatisch an Cabeza de Vacas Naufragios aufzeigen lässt. Besonderes Interesse gilt außerdem der Dynamisierung von Diskurstraditionen und Gattungsgrenzen, die im Dienst komplexer Legitimationsverfahren stehen kann, wie etwa in Cortés’ Cartas de relación (vgl. hier auch Frömmer 2018 zu Kolumbus und Vespucci). Darüber hinaus werden Fragen des autobiographischen Erzählens und der Emergenz frühneuzeitlicher Subjektivität diskutiert (vgl. Penzkofer 2016 resp. Gumbrecht 1987 und Folger 2011), wie sie sich beispielhaft in Jean de Lérys Histoire d’un voyage faict en la terre du Brésil und den Comentarios reales des Inca Garcilaso darstellen.
Das Forschungskolloquium setzt an diesem Punkt an, um das Schrifttum der europäischen Expansion auf den gemeinsamen Einsatz von Affekten hin zu befragen. Hierbei kann von der leitenden Beobachtung ausgegangen werden, dass den Momenten der Alteritätserfahrung, auf die die genannten und zahlreiche weitere einschlägige Texte des hier betrachteten Zeitraums gründen, ein spezifisches Affektpotenzial eigen ist: Die dargestellte Begegnung mit dem Anderen steht konstitutiv – und ganz im Sinne der zitierten Definition aus Covarrubias’ Tesoro (1611) – im Zeichen des instantanen, starken und nicht steuerbaren ‚Ergreifens‘. Den komplexen Verfahren der Verschriftlichung und Darstellung, aber auch der bewussten Ausklammerung ebendieses Affektpotenzials nachzugehen, lohnt nun aus drei Gründen: Die hier interessierenden Texte sind erstens Dokumente der Zeitgeschichte, die zwar vordergründig Anspruch auf Referenzialität erheben, in die aber zugleich die jeweils individuelle Erfahrung (mit) der Alterität eingeschrieben ist. Es handelt sich zweitens um dezidiert adressatenorientierte und handlungspragmatisch ausgerichtete Texte, in denen Affekte strategisch mit Blick auf Publikations-, Gebrauchs- und Rezeptionskontexte zum Einsatz kommen. Schließlich und drittens ist aus literaturwissenschaftlicher Perspektive in Betracht zu ziehen, dass sich der jeweilige dokumentarische Anspruch eben auch an dezidiert poetischen Mitteln und Formen bemisst, die vor dem Hintergrund der frühneuzeitlichen Diskussion und Neubewertung der Affekte (vgl. hierzu grundlegend Steiger 2005 sowie jüngst Matzat 2020) auch im Schrifttum der Expansionszeit eine ganz eigene Prägung erhalten.
Das vollständige Programm kann hier heruntergeladen werden: Programm (PDF-Format)
- 29.09.-02.10.2019: Sektion "Die Erneuerungen der Tragödie in der Frühen Neuzeit, 1500-1700 (Frankreich, Italien, Spanien)" beim 36. Romanistentag (in Kassel)
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Leitung: Prof. Dr. Jörn Steigerwald und Jun.-Prof. Dr. Hendrik Schlieper
Die Sektion fokussiert mit der Tragödie die Erneuerung einer einzigen, aber exemplarischen Gattung im 16. und 17. Jahrhundert in Italien, Frankreich und Spanien, um allgemein die Frage zu diskutieren, wie die Tragödie von ausgewählten AutorInnen in den verschiedenen romanischen Kulturräumen sowohl im Rahmen von Gattungstheorien als auch bzw. besonders im Rahmen der dichterischen Praxis erneuert wird. Hierzu werden zwei leitenden Überlegungen vorangestellt: 1. Die frühneuzeitliche Tragödiendichtung stellt eine in hohem Maße transnational vernetzte Literatur dar, so dass die jeweiligen, kulturell und/oder national auf je eigene Weise geprägten Tragödien stets in Konkurrenz zu anderen Modellierungen dieser Gattung gefasst werden. 2. Die latente Hybridität der frühneuzeitlichen Tragödie lässt sich produktiv wenden, insofern die bewusst weitgefasste Gattungsbezeichnung der spanischen comedia nach Lope de Vega oder die un- scharfe Trennung zwischen tragédie und tragi-comédie im Französischen als Kennzeichen für die kritischen Reflexionen über eine Erneuerung der Tragödie angesehen werden.
Die Sektion zielt darauf ab, die Erneuerung der Tragödie prozessual zu denken und danach zu fragen, welche spezifischen Modellierungen der Tragödie in einem Kulturraum - durchaus in Konkurrenz zu anderen Modellierungen des gleichen Raumes - ausgebildet werden. Zudem ist die Transnationalität der Tragödiendichtungen zu diskutieren, mithin der Frage nachzugehen, welche Konkurrenzen zwischen den kulturell spezifischen Modellierungen der Tragödien auszumachen sind und wie diese jeweils produktiv für die Erneuerungen der Gattung genutzt werden. Schließlich soll nach dem kulturell je charakteristischen Verhältnis von Gattungstheorie und -praxis sowie deren damit einhergehenden innerromanischen Dynamiken gefragt werden, die gerade vor dem Hintergrund der Reaktualisierung der antiken Dichtungstheorien seit der Renaissance von grundlegender Bedeutung sind. Damit verbunden sind die Fragen, wie sich die Tragödie zu anderen Gattungen verhält - etwa zum Epos -, und wie ebendieses Analogieverhältnis produktiv gewendet wird, um eine Erneuerung der Tragödie zu leisten.
- 22.-25.09.2019: Sektion "Zeit als Widerfahrnis: Ästhetik und Figuration passiv erfahrener Temporalität" beim 26. Germanistentag (in Saarbrücken)
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Leitung: Prof. Dr. Claudia Öhlschläger und Dr. Antonio Roselli
In der neueren kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung lässt sich ein zunehmendes Interesse an verschiedenen Ausprägungen von Passivität beobachten. Mit ihnen artikuliert sich eine Skepsis gegenüber konventionellen Formen des Aktivseins (Können, Vermögen, Willenskraft, Handeln etc.), wobei die Bedeutungen "von der Passivität als Unterlassung oder Aussetzung des Handelns über die Passivität im Sinne von Rezeptivität und Sinnlichkeit, einschließlich ihrer gesteigerten Formen des Leidens oder der Leidenschaft, bis hin zu Unvermögen und Unmöglichkeit" reichen. (Busch 2013: 15) Zu den Effekten und Themen, die der Habitus der Passivität nach sich zieht, gehören "Müdigkeit", "Langeweile", "Zaudern", "Faulheit", "Willensschwäche", "Sensibilität" und "Affizierung" (ebd.). Diese und ähnliche Facetten der Passivität wurden in den letzten Jahren auch in den Literaturwissenschaften verstärkt diskutiert (vgl. u.a. Wellbery 2003; Gumbrecht 2011; Vogl 2008; von Koppenfels/Zumbusch 2016). Solche Phänomene verändern unser Nachdenken über 'Zeit', da sie deren zweckrationale Nutzung und Ökonomisierung - beides Effekte des Paradigmas der Aktivität - außer Kraft setzen. Diese Ein- bzw. Ausklammerung der ökonomischen Dimension ermöglich nicht nur ein anderes Verhältnis zur Zeit (Zeit als Gegenstand von Erfahrung), sondern auch eine andere Wahrnehmung von Welt (Zeit als Medium der Erfahrung).
Die vier Vorträge des Panels analysieren und diskutieren literarische Texte, die das Phänomen der Widerfahrnis von Zeit im beschriebenen Sinne sowohl ästhetisch wie formal figurieren - bis hin zur selbstreflexiven Wendung, bei der die spezifisch unökonomische Form der Zeitwahrnehmung als Bedingung für das Schreiben mitreflektiert und wiederum selbst beschrieben wird. Der einführende Vortrag von Antonio Roselli (Magdeburg) (Ohn-)Mächtige Subjekte: Bemerkungen zum Verhältnis von Passivität und Zeit untersucht die Zustände Ergriffenheit, Nachdenklichkeit und Müdigkeit, in denen das Subjekt von einer aktiven in eine passive Position rückt, um davon ausgehend den Gegensatz zwischen anti-ökonomischen und zweckrationalen Formen der Zeitwahrnehmung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu reflektieren. Der Vortrag von Claudia Öhlschläger (Paderborn) Die Un-Zeit der Wiederholung in feuilletonistischen Städtebildern der Weimarer Republik wird Städtefeuilletons von Siegfried Kracauer hinsichtlich des Verhältnisses von Erinnerung und passiv erfahrener Temporalität untersuchen, wobei die Wiederholung als eine anökonomische Figur der raumzeitlichen Repräsentation von Vergangenem und Vergessenem im Kontext journalliterarischer Publikationsbedingungen profiliert werden wird. Doren Wohlleben (Marburg) skizziert in ihrem Vortrag Hieronymus im Gehäus. Sanduhrstimmung bei Dichter- und Denkerfiguren des 20. Jahrhunderts die (post-)moderne philosophische und literarische Rezeption von Albrecht Dürers - zeitgleich mit seiner "Melencolia" - entstandenem Kupferstich "Der heilige Hieronymus im Gehäus" (1514) bei Karl Jaspers, Ernst Jünger, Hans Blumenberg und Sibylle Lewitscharoff. Die existentialphilosophische Chiffer des Gehäuses als ein sich moderner Beschleunigung und Aktivität widersetzender Zeit-Raum soll zu dem literarischen Symbol der - stets halb abgelaufenen - Sanduhr in Bezug gesetzt werden, um die "Sanduhrstimmung" (E. Jünger) als eine ästhetische Eigenzeit produktiver Passivität zu konturieren. Iulia-Karin Patrut (Flensburg) untersucht in ihrem Beitrag Wi(e)der-Fahrnis im Zeitgehöft. Zur Temporalität in der späten Lyrik Paul Celans das 'Durchzittert-Sein' von der Zeit als Grunderfahrung in Paul Celans posthum erschienenem Zyklus "Zeitgehöft" und weiterer später Lyrik. Dabei zeichnet sie einen Bogen von dem 'Nirgend' und seiner opaken Temporalität über das 'Warten-Gelassen-Sein-Worden' bis zum 'Stein hinterm Aug', den sie als ambivalente Figur der Wiederholung und Widerständigkeit im Kontext passiver Erinnerung und Präfiguration zukünftiger Zeitlichkeit diskutiert.
Die Vorträge des Panels werden in einer der nächsten Ausgaben der Zeitschrift für Deutsche Philologie als Sonderheft zum Thema Zeit und Passivität erscheinen.
- 27.-29.06.2019: Internationale Nachwuchstagung "Intersections of Gender and Myth in Canadian Culture and Media" (in Kassel)
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Vom 27. bis zum 29. Juni 2019 findet in Kassel die 16. Tagung des Nachwuchsforums der Gesellschaft für Kanada-Studien unter dem Thema "Intersections of Gender and Myth in Canadian Culture and Media" statt.
Organisiert wird die Veranstaltung von Ronja Hannebohm und Anda-Lisa Harmening der Universität Paderborn sowie von Maike Baumgärtner, Tamara Schmitt und Svenja Tregel der Universität Kassel. Unterstützt wird die Tagung durch die Gesellschaft und die Stiftung für Kanada-Studien, die Botschaft von Kanada in Deutschland, die Universität Kassel und die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Kassel, die Universität Paderborn und die Universitätsgesellschaft Paderborn.
Genauere Informationen zu den Inhalten der Nachwuchstagung sind dem Call for Papers zu entnehmen: Call for Papers (PDF-Format)
Das vollständige Programm kann hier heruntergeladen werden: Programm (PDF-Format)